Pülvern

Hahnemanns Apothekerlexikon
vorheriges KapitelZurückInhaltsverzeichnisWeiternächstes Kapitel

Pül­vern (Pul­ve­ri­sa­tio) ist die Zer­klei­ne­rung der Kör­per durch Sto­ßen (Tun­de­re, Con­tun­de­re) oder Rei­ben (Tere­re, Con­te­re­re). Das ers­te­re geschie­het gewöhn­lich in metal­le­nen Mör­seln mit der Keu­le, wodurch sich alle har­te zer­brech­li­che Sub­stan­zen klein machen las­sen, das letz­te­re in ser­pen­ti­nenen oder glä­ser­nen Rei­be­scha­len mit ähn­li­chen Keu­len. M. Mör­sel, Rei­be­scha­le.

Indes­sen bedür­fen vie­le Sub­stan­zen zum Pül­vern eini­ger Vor­be­rei­tung. 1) Daß man die här­tes­ten unter ihnen vor­her aus dem Gröbs­ten zer­kleint, die har­ten Wur­zeln, Höl­zer, Kno­chen, Hör­ner, die Ignatz­boh­nen, die Krä­hen­au­gen u.s.w. ras­pelt oder auf dem Reib­ei­sen klein reibt, das Eisen feilt, die zähern Wur­zeln und Sten­gel klein hackt, die Blät­ter mit der Schee­re zer­schnei­det, u.s.w. auch wohl von eini­gen die fase­ri­ge, hol­zi­ge Scha­le vor­her abschält, z.B. von der Alant­wur­zel, der Süß­holz­wur­zel, der Altheewurzel.

2) Daß man die vege­ta­bi­li­schen Sub­stan­zen vor­her wohl trock­net. Alle zar­ten, fein­aro­ma­ti­schen Dro­guen, und die­je­ni­gen, deren Arz­nei­kraft auf einem flüch­ti­gen Bestandt­hei­le beru­het, die Blu­men z.B. Safran u.s.w., die Gewür­ze z.B. Zimmt u.s.w., die mit einem äthe­ri­schen Wesen ver­seh­nen Gum­mi­har­ze, z.B. der Stin­ka­sant u.s.w. die Gewäch­se mit flüch­ti­gen Grundt­hei­len, z.B. das Kraut des Fle­cken­schier­lings u.s.w. die Ipe­ka­ku­an­ha u.s.w. müs­sen in dop­pel­tes Papier gewi­ckelt bei einer Wär­me, die den Sie­de­punkt des Was­sers noch nicht erreicht, (eine hal­be Stun­de, und, wo nöthig, meh­re­re Stun­den) getrock­net wer­den; Digesto­ri­um und Tro­cken­ofen unter Oefen. Da aber die medi­zi­ni­sche Kraft fast aller vege­ta­bi­li­schen Arz­nei­en auf einem Wesen beru­het, wel­ches bei einer Hit­ze, wel­che die des sie­den­den Was­sers beträcht­lich über­steigt, ent­we­der sich ver­flüch­tigt, oder sonst sich zer­setzt und eine frem­de Natur annimmt, so dür­fen auch die übri­gen Vege­ta­bi­li­en bei kei­ner andern Hit­ze als höchs­tens der des sie­den­den Was­sers zum Pül­vern gedör­ret wer­den. Der unglei­chen, gewöhn­lich all­zu star­ken Hit­ze wegen, dür­fen daher kei­ne Vege­ta­bi­li­en in Bäck­er­öfen zum Pül­vern getrock­net werden.

Das Trock­nen ist eine kräf­ti­ge, und das behut­sa­me Trock­nen bei gehö­ri­gem Hitz­gra­de eine so unschul­di­ge und über­haupt in den meis­ten Fäl­len so unum­gäng­li­che Vor­be­rei­tung, daß wir durch des­sen Hül­fe jetzt Sub­stan­zen fein pül­vern kön­nen, die die Alten nicht kann­ten. Den Ler­chen­lö­cher­schwamm, die Kolo­quin-ten­früch­te und die Squil­le wuß­te man sonst nicht anders fein zu pül­vern, als daß man sie zer­schnitt, oder ras­pel­te, dann mit Tra­ganth­schlei­me zum Tei­ge kne­te­te, die­sen hart trock­ne­te und dann erst pül­ver­te (aga­ri­cus tro­chis­ca­tus, Colo­cyn­th. tro­chisc. Squil­la troch.) unter Küchel­chen.

Indes­sen bedür­fen die­se Sub­stan­zen jetzt kei­ner sol­chen Vor­be­rei­tung, die ihre Arz­nei­kraft min­dert und umän­dert; sie bedür­fen blos fein zer­schnit­ten, und bei der Hit­ze des bei­na­he sie­den­den Was­sers (unmit­tel­bar vor dem Pül­vern) so lan­ge getrock­net und ihrer Feuch­tig­keit beraubt zu wer­den, daß sie in dem etwas erwärm­ten Mör­sel sich wohl zer­klei­nen las­sen. Eben so wird der Safran behan­delt. Eben so, nur nach weit län­ger anhal­ten­dem Trock­nen in gedach­ter Wär­me, die geras­pel­te Ignatz­boh­ne und die auf dem Reib­ei­sen gerie­be­nen Krä­hen­au­gen, wel­che bei­de dann zum feins­ten Pul­ver wer­den, wel­ches man ehe­dem beson­ders bei ers­te­rer fast für unmög­lich hielt.

Was auf die­se Art sich im Mör­sel nicht fein sto­ßen läßt, war nicht gehö­rig tro­cken, und muß deß­halb nach der Schei­dung durch das Sieb, aber­mals dem Trock­nen bei gedach­ter Wär­me, und dann erst der erwärm­ten Mör­sel­keu­le unter­wor­fen werden.

Ohne gedach­tes Ver­fah­ren las­sen sich auch die thie­r­i­schen Sub­stanz z.B. das Bie­ber­geil, u.s.w. nicht zu fei­nem Pul­ver machen.

Die rei­nen Gum­men, das ara­bi­sche Gum­mi, der Tra­ganth, das Kirsch­gum­mi bedür­fen einer anhal­ten­den, das ist, hin­läng­li­chen Trock­nung bei der Hit­ze des sie­den­den Was­sers, trock­ne Wit­te­rung und einen von Zeit zu Zeit erwärm­ten Mör­sel zur Pülverung.

Das zuerst ent­ste­hen­de Pul­ver wird als das unrei­ne­re beson­ders auf­ge­ho­ben; das nach­gän­gi­ge ist das wei-ßeste.

Selbst die (recht dünn­ge­klopf­te, fein­zer­schnit­te­ne, und) hin­läng­lich lan­ge im Was­ser­ba­de getrock­ne­te, und so noch warm dem Sto­ßen im war­men Mör­sel unter­wor­fe­ne Hau­sen­bla­se läßt sich fein pülvern.

Die gewöhn­lich immer zähen Gum­mi­har­ze, das Gal­ban, Bdel­li­um, Opo­pa­nax, Skam­mo­ni­um, Saga­pen, den Stin­ka­sant, den Mohn­saft, den Aka­zi­en- und Hypo­zis­ten­saft zu pül­vern, ist aller­dings die strengs­te Win­ter­käl­te ein gutes und unent­behr­li­ches Hülfs­mit-tel; aber nicht das ein­zi­ge. Man erreicht sei­nen Zweck gewis­ser, voll­kom­me­ner und in kür­ze­rer Zeit, wenn man die­se Säf­te klein­ge­schnit­ten vor­her der Hit­ze des Was­ser­ba­des meh­re­re Stun­den lang aus­setzt, um ihnen die hin­der­li­che Feuch­tig­keit zu beneh­men. Sind sie so (lie­ber län­ge­re als zu kur­ze Zeit) getrock­net, und wer­den sie dann, damit sie nicht wie­der Feuch­tig­keit anzie­hen, all­so­gleich der Keu­le unter­wor­fen bei Win­ter­fros­te; dann kann man des Erfolgs gewiß seyn, vor­züg­lich wenn man vor­her den Mör­sel und den Un-tert­heil der Keu­le mit etwas wenig Oel, am bes­ten Be-hen­öl, bestrei­chet, wel­ches das Anba­cken und Wie­der­zu­sam­men­kle­ben verhindert.

(Die so gepül­ver­ten Gum­mi­har­ze wer­den am bes­ten in Pul­ver­glä­sern mit Kork­stöp­seln ver­wahrt und in kal­ten Gewöl­ben oder im Kel­ler auf­ge­ho­ben, damit sie so wenig als mög­lich wie­der zusammenfließen.)

Ein ähn­li­ches Aus­strei­chen mit (Behen-) Oele hat man auch bei Pül­ver­ung der Kolo­quin­ten und des Ler­chen­schwamms für dien­lich gefunden.

Die rei­nen Har­ze z.B. das Dra­chen­blut, den Weih­rauch, den Mastix, das Sand­arach­harz fein zu pül­vern, dient die Zusprit­zung von eini­gen Trop­fen Was­ser, und die kreis­för­mi­ge Her­um­füh­rung der Keu­le, ohne Stamp­fen. Die­se Har­ze nebst der Ben­zoe, dem Taka­ma­hak, dem Schwe­fel und der Holz­koh­le haben den Nacht­heil, daß sie beim Sto­ßen bald elek­trisch wer­den, da sich dann das Pul­ver in Men­ge an die Wän­de des Mör­sels anhängt und statt sich abkeh­ren zu las­sen immer wie­der an eine freie Stel­le des Mör­sels anfliegt. Der Zusatz von etwas Was­ser beim Sto­ßen hin­dert dieß größtentheils.

Auch die Pül­ver­ung der all­zu trock­nen, har­ten Dro-guen, der Chi­na­rin­de, der Win­ters­rin­de, der Kas­ka­ril-le, des Rosen­hol­zes, des San­del­hol­zes, des Zimm­tes, u.s.w. ver­stat­tet mit Gewinn etwas weni­ges von Zeit zu Zeit zuge­spritz­tes Was­ser; es gehen dann nicht so viel riech­ba­re Thei­le davon, und das Ver­stie­ben des feins­ten Pul­vers wird merk­lich dadurch gehin­dert. Die­se klei­ne Men­ge Wäs­se­rig­keit ist unbe­deu­tend und unschäd­lich und geht theils schon beim Pül­vern, theils beim Sie­ben völ­lig davon.

Daß die Pül­ver­ung des Kam­phers einen klei­nen Zusatz Wein­geist, oder Oel, und die des Wall­raths etwas Oel, bedür­fe, sehe man bei Kam­pher (unter Kam­pher­lor­ber) und bei Wall­rath (unter Pott­fisch­ka-che­lot) nach.

Das Euphor­ben­harz und die Kant­ha­ri­den pflegt man, damit der Staub den Stö­ßer nicht beläs­ti­ge, mit etwas Essig zu besprengen.

Die Vanil­le, und die Gewürz­nel­ken las­sen sich allein nicht zu fei­nem Pul­ver machen, blos mit Zusatz des tro­ckens­ten gepül­ver­ten Zuckers kön­nen sie gepül­vert wer­den. Die Mus­ka­ten­nuß ver­trägt noch eher die Pül­ver­ung vor sich, wenn sie auf einem fei­nen Reib­ei­sen klein gerie­ben, und gleich vor­her im Was­ser­ba­de getrock­net wor­den, doch gelingt die Pül­ver­ung voll­kom­me­ner mit Zusatz etwas Zuckers.

Eben so wenig erlau­ben die ölich­ten Samen ohne den Zusatz eines trock­nen Zwi­schen­kör­pers eine Pül­ver­ung; es ent­ste­het gewöhn­lich nur ein Teig dar­aus. Doch ent­ste­het ein erträg­li­ches Pul­ver aus den behut­sam getrock­ne­ten Samen des Senfs, des Haufs, der Ste­phans­kör­ner; nur kann das Pul­ver wenigs­tens der letz­tern nicht lan­ge Zeit auf­be­wahrt wer­den, ohne Ranzigkeit.

Eini­ge Sub­stan­zen z.B. Phos­phor und Zinn müs­sen vor­her geschmol­zen, und in dem Zeit­punk­te, wo sie gesie­hen wol­len, durch Schüt­teln zu Pul­ver gemacht wer­den; ers­te­rer unter Zusatz von Wasser.

Glas­ar­ti­ge und eini­ge mine­ra­li­sche Kör­per, Glas, Berg­krystall, Schwer­spath, u.s.w. müs­sen, um zum Pül­vern mür­be genug zu wer­den, ein oder meh­re­re Mah­le nach Erfor­der­niß geglü­het, und in Was­ser ab-gelö­schet wer­den; der Gal­mei drei­mal. Die Eisen­fei­le ver­liert nicht durch Glü­hen und Ablö­schen, sie wird dadurch sprö­der und daher leich­ter im Mör­sel zu pül­vern, nur muß sie vor dem Sto­ßen schnell vom Was­ser geschie­den und getrock­net seyn, den Rost zu verhüten.

Eini­ge Sal­ze, wel­che viel Krystal­li­sa­ti­ons­was­ser ent­hal­ten, las­sen sich zwar unter von Zeit zu Zeit wie-der­hohl­tem Trock­nen pül­vern, doch las­sen sie sich leich­ter zu Pul­ver machen, wenn man eine Auf­lö­sung der­sel­ben beim Abdamp­fen über dem Feu­er unun­ter­bro­chen bis zur völ­li­gen Ins­pis­sa­ti­on umrührt. Glau­ber­salz und Soda­salz aber darf man nur in Sie­ben, die mit Papier bedeckt sind, an einen war­men Ort, etwa in eini­ger Ent­fer­nung über einem geheit­z­ten Ofen, ste­hen las­sen; da dann bei­de bald zu dem feins­ten Pul­ver zer­fal­len, nach Ver­duns­tung ihres Krystallisationswas-sers.

Wenn man ein­ge­dick­te Säf­te fri­scher Pflan­zen in Pul­ver wünscht, so müs­sen sie gänz­lich an frei­er Luft, ohne die min­des­te künst­li­che Wär­me ins­pis­sirt seyn; nur weni­ge, (etwa nur der Dick­saft von Stech­ap­fel) las­sen sich auch nach der Ein­di­ckung über Feu­er zu Pul­ver berei­ten. Doch müs­sen die blos an frei­er Luft ins­pis­sir­ten Dick­säf­te, so völ­lig im Was­ser­ba­de getrock­net und zu Pul­ver gerie­ben, in erwärm­ten Fla­schen, wohl mit Kork ver­stopf­et, auf­be­wah­ret wer­den, weil sie sonst leicht schim­meln, z.B. die von in Gär­ten erziel­ter Bel­la­don­na, von Schwarz­nacht­schat­ten und andern in gei­len Gär­ten gewach­se­nen Pflanzen.

Als Vor­be­rei­tung zur Pül­ver­ung ist auch die Vor­sor­ge zu erwäh­nen, alle unnüt­zen Thei­le von der zu pül­vern­den Sub­stanz vor­her zu ent­fer­nen, z.B. die Sten­gel­res­te von Wur­zeln, die all­zu har­ten Rib­ben von den Blät­tern, die Ker­ne von den Früch­ten, die Samen von den Kolo­quint­äp­feln und den Sen­net­bäl-gen. Von den Ipe­ka­ku­an­he­wur­zeln ent­fernt man die inne­re (obschon nicht ganz unkräf­ti­ge) hol­zi­ge Faser, Ipe­ka­ku­an­he.

Die Abson­de­rung der äußern Rin­de der Krä­hen­au­gen ist unnütz. Eben so uner­laubt ist es, von eini­gen Pul­vern den ers­ten Abgang (z.B. bei der Chi­na­rin­de) oder den letz­tern (z.B. bei eini­gen Blät­tern) unter dem Wahne der Unkräf­tig­keit weg­zu­wer­fen. Sol­che Sub­ti-litä­ten sind bei aus­ge­such­ten Waa­ren unnütz, und machen den Arzt, der von dem Ver­fah­ren nicht unter­rich­tet ist, in der Dosis irrig.

Eben so uner­laubt ist es für den Stö­ßer, die Rema­nenz oder das letz­te schwer zu pül­vern­de nach Gut­dün­ken weg­zu­wer­fen. Zuwei­len sind es die kräf­tigs­ten, har­zi­gen Thei­le. Nur die rück­stän­di­gen, unkräf­ti­gen Holz­fa­sern ist erlaubt, wegzuschütten.

Wie man die Nacht­hei­le vom Stau­be eini­ger hef­ti­gen Sub­stan­zen für die Gesund­heit des Stö­ßers und der Umste­hen­den zu ver­mei­den habe, wird man bei Ein­rich­tung des Mör­sel­de­ckels (Mör­sel) und im Arti­kel Gift ange­führt fin­den. Hier erin­ne­re ich blos, daß außer dem Ver­bin­den des Mun­des mit einem feuch­ten Tuche, auch die Ver­stop­fung der Nasen­lö­cher mit Flöck­chen Baum­wol­le, die mit Man­del­öl benetzt sind, zu emp­feh­len sei, vor­züg­lich aber der Stand des Stö­ßers an einem Luft­zu­ge, wo die von sei­nem Rücken her­kom­men­de Luft den Staub von ihm wegweht.

Die Ein­rich­tung (Mör­sel), wodurch der Spiel­raum zwi­schen der Oef­nung des Mör­sel­de­ckels und der Keu­le ver­schlos­sen wird, dient zugleich, die Ver-stie­bung der theu­ern Pul­ver von Zimmt, u.s.w. mög­lichst zu hindern.

Die vege­ta­bi­li­schen und thie­r­i­schen Sub­stan­zen zu inne­rer Arz­nei dür­fen blos in eiser­nen Mör­seln gepül­vert wer­den; zu äußer­li­chen Behu­fen bestimm­te Sub­stan­zen lei­den auch zuwei­len die Pül­ver­ung in Mör­seln von Glo­cken­me­tall; die Sal­ze aber grei­fen theils die­se Metal­le an und wer­den dadurch unrein und schäd­lich, theils glit­schen sie zu sehr dar­in aus, ein höl­zer­ner Mör­sel mit höl­zer­ner Keu­le ist ihnen ange­mes­se­ner. Für ätzen­de Sub­stan­zen und metal­li­sche Sal­ze die­nen blos die glä­ser­nen oder por­zel­lai­ne­nen Reibeschalen.

Blos ganz trock­ne, sprö­de, leicht zer­reib­li­che, und kei­nes Keu­len­sto­ßes bedür­fen­de Sub­stan­zen las­sen sich bequem in Rei­be­scha­len durch zir­kel­för­mi­ges Her­um­be­we­gen der Keu­le pül­vern, und gewöhn­lich sehr fein pülvern.

An das Pül­vern in der Rei­be­scha­le schließt sich die fer­ne­re Ver­fei­ne­rung der erdi­gen und mine­ra­li­schen Pul­ver durch Prä­pa­ri­ren (w.s.) an, um ihnen den höchs­ten Grad der Zart­heit zu geben.

Was bei dem Prä­pa­ri­ren das Schlem­men ist, ist das Sie­ben und Durch­beu­teln bei trock­nen Pul­vern, näm­lich eine Abson­de­rung der fei­nern Thei­le von den grö-bern.

Blos um den unnüt­zen Staub, den Unrath und die Abgän­ge und klei­nen Bro­cken von einer rohen Waa­re abzu­son­dern, bedient man sich der gro­ben, aus Me-tall­d­rat ver­fer­tig­ten Sie­be; zum Schei­den der fei­nen Arz­nei­pul­ver von den noch gro­ben Thei­len hin­ge­gen, bedient man sich in guten Offi­zi­nen kei­ner metal­le­nen Sie­be, wenigs­tens kei­ner von Mes­sing­drat. Die metal­le­nen und weit­lö­che­ri­gen wer­den vor­züg­lich cri­bra genannt.

Die Sie­be, von Pfer­de­haa­ren gewebt (Incer­ni­cu­la, Sub­cer­ni­cu­la, Seta­cea) sind gewöhn­lich die grö­bern; die mit andern Zeu­gen bezo­gnen aber (Tami­sia), näm­lich die von Taf­fent und die von zwei­fa­cher fei­ner Lein­wand las­sen nur die feins­ten Pul­ver durch.

Die grö­be­re Pul­ver­form (Tri­sen­et, Tra­gea) wird durch die pfer­de­haar­nen Sie­be geschlagen.

Die fei­nern Sie­be haben einen abzu­neh­men­den Deckel und Boden, bei­de mit glat­tem Schaf­fell oder Per­ga­ment bezo­gen, um die Ver­stie­bung der theu­ern Pul­ver und die Ver­brei­tung des Stau­bes von schäd­li­chen Sub­stan­zen zu hindern.

Daß zu letz­tern eig­ne Sie­be gehal­ten wer­den müs­sen, die zu andern Arz­nei­en nicht in Gebrauch kom­men, sehe man im Arti­kel Gift.

Bei einer leich­ten Hin- und Her­be­we­gung der Sie­be in frei­er Hand fal­len die feins­ten Pul­ver durch, bei dem Auf­sto­ßen an har­te Kör­per (z.B. auf den Tisch) aber, fal­len auch etwas gröbere.

Die Pul­ver von vege­ta­bi­li­schen und eini­gen thie­ri-schen Sub­stan­zen zu innerm Gebrau­che müs­sen in wohl mit Kork ver­stopf­ten glä­ser­nen Fla­schen auf­be­wah­ret wer­den. Dann hal­ten sie sich (so all­ge­mein auch die meis­ten Schrift­stel­ler das Gegen­t­heil ver­si­chern) Jah­re lang in ihrer gan­zen Kraft. In höl­zer­nen oder metal­le­nen Büch­sen auf­be­wahr­te vege­ta­bi­li­sche Pul­ver ver­lie­ren gar bald ihre gan­ze Kraft, die sich in die Luft ver­streut, und geben kei­nen guten Begriff von den Ein­sich­ten des Apo­the­kers. Salz­haf­te Pul­ver wer­den in fay­en­cenen, ble­cher­nen oder zin­ner­nen Büch­sen metal­lisch und schäd­lich, blos glä­ser­ne und in eini­gen Fäl­len höl­zer­ne tau­gen für sie.

Eini­ge Gewächs­pul­ver bedür­fen einer noch­ma­li­gen sorg­fäl­ti­gen Trock­nung ehe man sie auf­hebt, und eine stark erwärm­te glä­ser­ne Fla­sche zur Auf­be­wah­rung, um sie vor Schim­mel und der Zer­fres­sung der Mil­ben zu ver­wah­ren, z.B. das Pul­ver von Weiß­nieß­wur­zel, und der Rhabarber.