Digestor

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Diges­tor, ist ursprüng­lich ein von dem Eng­län­der Dion. Papin vor etwas mehr als einem Jahr­hun­der­te erfun­de­nes wal­zen­för­mi­ges star­kes kup­fer­nes und ver­zinn­tes Gefäs (Diges­tor, Olla, Machi­na Papi­ni) mit einem brei­ten Ran­de, wor­auf ein run­der Deckel mit­telst zwi­schen geleg­ten Papiers luft­dicht paßt, und mit einer star­ken eiser­nen Schrau­be dar­auf befes­tigt wird. In die­sem Gefä­se kön­nen vie­le der här­tes­ten Sub­stan­zen bin­nen kur­zer Zeit in Was­ser auf­ge­lö­set, z.B. Kno­chen in Gal­ler­te ver­wan­delt wer­den, wenn man dieß, am bes­ten von star­kem getrie­be­nem Kup­fer berei­te­te, Koch­ge­schirr in ein hin­rei­chen­des Feu­er bringt, wodurch dem inwen­dig in Düns­te auf­ge­lös­ten Was­ser zuwei­len eine Hit­ze von mehr als 520° Fahr, bei­gebracht wird, und das Was­ser die Fähig­keit erlangt, jene unge­heu­re Auf­lö­sungs­kraft aus­zu­üben. Wilke’s Ver­bes­se­rung bezieht sich vor­züg­lich dar­auf, daß die Mün­dung des Diges­tors oval gemacht, und mit dem eben­falls ova­len Deckel von inwen­dig her­aus ver­deckt, und so mit­telst einer leich­ten Schrau­be weit bes­ser ver­wahrt wer­den kann, als nach der alten Art. Die­se best­mög­li­che Ver­wah­rung war um so nöthi­ger, da ein sol­ches Gefäs von den inwen­di­gen Dämp­fen eine so gro­ße Gewalt zu erlei­den hat, daß wenn es ja platzt, selbst Mau­ern von den Trüm­mern des­sel­ben zer­ris­sen wer­den. Am bes­ten ist es von eiför­mi­ger Gestalt und in sei­nen Wän­den einen hal­ben Zoll stark, aus Einem Stück Kup­fer getrieben.

Es kom­men wohl wenig Fäl­le in der Phar­ma­zie vor, wo eine so gewalt­sa­me Auf­lö­sung har­ter Kör­per in Was­ser nöthig wäre, und wo ja etwas ähn­li­ches nö-thig ist, da ist es zuträg­li­cher, sich eines glä­ser­nen Gefä­ses statt der unge­sun­dern metal­li­schen zu bedie­nen. Cul­len bedien­te sich eines sol­chen Digestors.

Eine phio­len­ähn­li­che Fla­sche am bes­ten von grün­li­chem Gla­se, wor­ein ein etwa zwei Pfund Was­ser gehen, und wel­che in der Dicke ihrer Wän­de drei Vier­tel­zoll an Gla­se stark ist, wird wenn sie in war­mem zuletzt hei­ßem Was­ser gestan­den hat, zu 5/​6 mit der Flüs­sig­keit, wel­che aus der bei­gemisch­ten fes­tern Sub­stanz die wirk­sa­men Thei­le zie­hen soll, ange­füllt, und mit einem ein­ge­schmir­gel­ten mit fei­nem Papier umkleb­ten glä­ser­nen Stöp­sel ver­stopft (den man noch mit star­kem Drathe an den Hals der Fla­sche befes­tigt). Die so ver­wahr­te, schon ziem­lich war­me Fla­sche setzt man auf einen klei­nen Stroh­kranz in ein mit hei­ßem Was­ser ange­füll­tes Gefäs, wor­aus der Hals der Fla­sche kaum her­vor­ragt, und läßt das Was­ser durch unter­ge­leg­tes Feu­er all­mäh­lig ins Kochen kom­men. Man setzt das Kochen fort (etwa eine hal­be bis gan­ze Stun­de lang), bis der Diges­ti­ons­auf­guß in der Fla­sche (wor­in die Hit­ze nie bis zum Koch­punk­te des Was­sers steigt) sei­ne gehö­ri­ge Kräf­tig­keit erreicht hat.

Schnell zu berei­ten­de geis­ti­ge Tink­tu­ren und wäs­se­ri­ge Auf­güs­se von geruch­vol­len trock­nen Sub­stan­zen, vor­züg­lich sol­chen, wel­che in offe­nen Koch­ge­schir­ren ihre Kräf­te ver­lie­ren, las­sen sich in einem sol­chen ver­schlos­se­nen Gefä­se bin­nen einer kur­zen Zeit sehr kräf­tig ausziehen.

© Ver­bes­ser­ter Papi­ni­scher Diges­tor mit ova­ler Mündung.

© Cul­lens glä­ser­ner Digestor.