Küchelchen

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Küchel­chen, sind zu har­ten, klei­nen, model­lir­ten Kör­pern ohne Anwen­dung des Feu­ers gebil­de­te Arz­nei­en. Man unter­schei­det 1) die Täfel­chen (Tabel­la, Tabu­la), wel­che größ­tent­heils nur aus Einem arz­nei­li­chen Pul­ver, zur Tabu­lat­kon­sis­tenz gekoch­tem, fei­nem, gepül­ver­tem Zucker und Tra­gant­sch­lei­me bestehen, die Form mes­ser­rü­cken­di­cker, klei­ner, run­der, zer­brech­li­cher Schei­ben, kaum die Schwe­re eines Quent­chens, und oben ein auf­ge­drück­tes Sie­gel haben. Der in der Käl­te fest gekne­te­te Teig des Gemi­sches wird mit einem Roll­hol­ze auf Papier, mit Stär­ke­mehl bestreu­et, dünn aus­ge­trie­ben, und die klei­nen Schei­ben mit einem hoh­len Eisen aus­ge­sto­chen, die man dann mit dem Sie­gel bezeich­net, und sie schnell auf einem Sie­be trock­net. Sie sol­len For­men seyn, in denen Arz­nei­en sich lan­ge gut erhal­ten, ohne Kraft­ver­lust bei sich geführt wer­den kön­nen, und beim Gebrau­che im Mun­de mit Süßig­keit zer­schmel­zen und so das Nie­der­schlin­gen einer sonst wid­ri­gen Arz­nei erleichtern.

Man unter­schei­det von ihnen als eine Abart die Pas­til­len (Pas­til­li), wel­che dadurch von den Täfel­chen abwei­chen, daß sie klei­ner, höchs­tens erb­sen­gros, ver­schie­dent­lich geformt, und mit größ­tent­heils für Gau­men und Geruch lieb­li­chen Arz­nei­en zusam­men gesetzt sind, ange­neh­men Gewürz­pul­vern, destil­lir­ten Oelen u.s.w. Ihre Ver­fer­ti­gung wird, mit Aus­nah­me weni­ger, den Zucker­bä­ckern überlassen.

Man unter­schei­det von bei­den 2) die Tro­chis­ken (Tro­chi­sci), wel­che zwar in der Form und Här­te mit den Täfel­chen über­ein­kom­men, in ihrer Zusam­men­set­zung aber gepül­ver­te Arz­nei­en ent­hal­ten, deren leich­te Ver­derb­lich­keit durch Ein­schlie­ßung in die­se fes­te Mas­se gehin­dert, ihre gewöhn­li­che Schär­fe aber durch das schlei­mi­ge Vehi­kel, wodurch man den Teig bil­det (wozu aber kein Zucker kömmt), gemil­dert wer­den soll­te. Ihre Kon­sis­tenz ist zer­reib­lich hart, nicht zähe, nicht brü­chig. Man nimmt dün­ne Schlei­me zu ihrer Form­irung. Die in ältern Zei­ten als Ingre­di­en­zi­en für den The­ri­ak öffent­lich zur Schau aus­ge­stell­ten Tro­chis­ken waren eben­falls besiegelt.

Mit eini­gen vor sich höchst schwer zu pül­vern­den Arz­nei­en, z.B. den Kolo­quin­ten, dem Ler­chen­schwam­me, der Squil­le u.s.w. nahm man die Tro­chis­ka­ti­on vor, um sie so trock­ner und zer­reib­li­cher zu machen, wenn sie mit einer nicht zäh­len Sub­stanz zum Tei­ge gebil­det und vert­heilt, und so zu einer Mas­se getrock­net und ver­här­tet wor­den waren.

Den Namen Tro­chis­cus dehn­ten die Alten auch auf die klei­nen Kegel aus, wel­che ent­ste­hen, wenn man die erdi­gen, prä­pa­rir­ten und geschlemm­ten Pul­ver wäh­rend ihrer noch wei­chen Kon­sis­tenz durch einen Trich­ter trop­fen­wei­se auf Fließ­pa­pier fal­len läßt, und dann schnell auf Sie­ben trocknet.