Oefen

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Oefen (Fur­ni, For­naces). Vor­rich­tun­gen, das Feu­er zu ver­wah­ren, sei­ne Gra­de zu regie­ren, und sei­ne Hit­ze mög­lichst zur Bear­bei­tung arz­nei­li­cher Sub­stan­zen zu ver­wen­den, nennt man gute phar­ma­zeu­ti­sche Ofen. Fast für jede durch Hit­ze zu voll­füh­ren­de Arbeit in der Offi­zin läßt sich ein besond­rer, vor­züg­lich ange­mes­se­ner Ofen den­ken. Aber meh­re­re Rück­sich­ten gebie­ten, die Zahl der phar­ma­zeu­ti­schen Oefen der­ge­stalt ein­zu­schrän­ken, daß die vor­räthi­gen zu jeder gewöhn­li­chen Arbeit so eben hin­rei­chen, dabei aber nur mäßi­gen Raum ein­neh­men, zur Anschaf­fung nur mäßi­ge Kos­ten erfor­dern, und doch dau­er­haft, bequem, leicht regier­bar, und so ein­ge­rich­tet sind, daß Auf­sicht und Feu­er­ma­te­ri­al mög­lichst erspart wer­de. Mit einem Wor­te, es wird nöthig, sol­che Oefen im Labo­ra­to­ri­um zu haben, wel­che zu gleich zu meh­rern ver­schied­nen Arbei­ten die­nen oder doch leicht dazu ein­ge­rich­tet wer­den können.

Doch auch hier gie­bt es einen Abweg, den man zu ver­mei­den hat. Ich mei­ne jene künst­lich aus­ge­son­ne­nen Spar­öfen, in denen man alle Arten sehr abwei­chen­der Arbei­ten (von der Diges­ti­on an bis zum Glas­schmel­zen) zugleich voll­füh­ren und kei­nen Hauch von Wär­me, den das Feu­er­ma­te­ri­al von sich gie­bt, unbe­nutzt vor­über gehen las­sen will. Wer hat aber täg­lich Arbei­ten in jedem Wär­me­gra­de? Wie leicht geräth ein so künst­li­ches Wesen ins Sto­cken, in Ver­fall? Wie kost­bar ist die Anla­ge, und die Unter­hal­tung in gutem Stan­de? Wer rech­nen kann, wird sol­che Unter­neh­mun­gen nicht all­ge­mein empfehlen.

Unter phar­ma­zeu­ti­schen Oefen im engern Ver­stan­de kann ich auch nicht jene beson­dern Vor­rich­tun­gen zur fabrik­mä­ßi­gen Berei­tung eini­ger ein­zel­nen Arti­kel mit­neh­men, wel­che gewöhn­lich vom Apo­the­ker nicht berei­tet, son­dern gekauft wer­den. Z.B. Schei­de­was­ser­bren­ne­rei, Kam­pher­raf­fi­ne­rie, Berei­tung des blau­en Vitri­ols, des Sub­li­mats, des Sal­mi­aks, des Zin­no­bers, der Men­ni­ge, u.s.w. Hier­über fin­det man in andern Schrif­ten Aus­kunft; m.s. Labo­rant im Großen.

Man pflegt die Arbeits­öfen gewöhn­lich in drei Thei­le, so zu sagen, in drei Stock­wer­ke abzut­hei­len, in das unters­te, den Aschen­herd (Cinera­ri­um, Coni-ste­ri­um) den Sam­mel­platz der durch den Rost (Cra­tes, cra­ti­cu­la) fal­len­den Asche – in das mitt­le­re, den Feu­er­herd (focus) wel­cher das über dem Ros­te lie­gen­de Feu­er­ma­te­ri­al auf­nimmt – und in den obern Theil, den Arbeits­ort (Ergas­tu­lum, Ope­ra­ri­um) über dem Feu­er­her­de, um da die zu bear­bei­ten­de Mate­rie in ihrem Gefä­ße hin­zu­stel­len, in Destil­lir­ge­fä­ßen, in Kapel­len, u.s.w. Die­se Unter­schie­de las­sen sich aber nicht über­all anwen­den, und oft fal­len zwei die­ser Thei­le in eins zusam­men, so wie die Umstän­de es bes­ser hei­ßen. Ehe­dem pfleg­te man auch in allen phar­ma­zeu­ti­schen Oefen drei Thü­ren anzu­brin­gen, in den Aschen­herd eine, in den Feu­er­herd eine und in den Arbeits­ort eine. Aber auch hier­an kann man sich nicht genau binden.

Die Aschent­hü­re soll (außer der Bequem­lich­keit, die Asche dadurch aus­lee­ren zu kön­nen) auch zum Ein­drin­gen der frei­en Luft zur Unter­hal­tung des Feu­ers die­nen. Die­se ein­zel­ne Oef­nung gie­bt aber gewöhn­lich einen nur ein­sei­ti­gen Zug, wel­cher nur in einer gera­den Linie (von der Aschent­hü­re bis zur obern Rauch­röh­re gezo­gen) die meis­ten Koh­len zer­stört und was in die­ser Linie liegt mehr erhitzt, als die außer die­ser Linie ste­hen­den Thei­le des Arbeits­ge­fä­ßes. Soll es ja eine ein­zel­ne Oef­nung seyn, so ist ein Schie­ber vor­züg­li­cher, durch den man die Gra­de des Feu­ers bes­ser regie­ren kann.

Die Thü­re zum Feu­er­or­te suche man ja eben­falls zu erspa­ren, wo es sich nur thun läßt. Das Feu­er wirft sie schief; sie paßt dann nicht genau, und ver­kürzt dadurch mehr oder weni­ger den Zug, der am bes­ten allein unter dem Ros­te her­auf kom­men soll­te. Steht sie über­dieß hoch über dem Ros­te, so dringt bei jeder Oef­nung kal­te Luft an das Arbeits­ge­fäß, die es leicht zer­sprengt. Steht sie tie­fer, so kann man durch sie die Koh­len nicht wohl bis zu der nöthi­gen Höhe anhäu­fen, ohne daß sie durch die Thür­öf­nung wie­der her­aus­fie­len. Ein Schie­ber statt die­ser Thü­re gie­bt kei­ne Verbesserung.

Die Thü­re zum Arbeits­or­te soll­te bei phar­ma­zeu­ti­schen Arbei­ten fast alle­mal weg­fal­len. Bei wei­tem leich­ter, beque­mer und sich­rer arbei­tet sichs, wenn man sein Werk von oben ein­set­zen, von oben her­ab besich­ti­gen, und hand­ha­ben kann, und Arbei­ten, die die Lage seit­wärts durch­aus erfor­dern, wie die in der Muf­fel, das Pro­bi­ren und das Fein­bren­nen des Sil­bers in gro­ßen Mas­sen, kom­men ja eigent­lich in der Phar­ma­zie nicht vor.

Der Rost ist eine sehr wich­ti­ge Erfor­der­niß für die meis­ten phar­ma­zeu­ti­schen Oefen, selbst für die, wel­che mit Hol­ze geheit­zt wer­den. Er trägt das Feu­er­ma­te­ri­al so, daß es von unten­her über­all Zugang von der frei­en Luft haben und so völ­lig ver­bren­nen, nicht aber (wie bei denen ohne Rost) unver­brannt in die Asche ver­sin­ken kann, wel­che durch den Rost, wie durch ein Sieb durch eig­ne Schwe­re, abge­son­dert wird. Damit aber die Asche und die klei­nen Köhl­chen leicht durch­fal­len kön­nen und so der Luft­zug unge­hin­dert blei­be, dür­fen die Rost­stä­be nicht zu enge bei­sam­men ste­hen, aber auch nicht all­zu­weit von ein­an­der, daß nicht auch die grö­ßern Koh­len unge­nutzt in den Aschen­herd fal­len. Drei ach­tel Zoll bis einen hal­ben Zoll Ent­fer­nung bil­det den rech­ten Zwi­schen­raum. Das Durch­fal­len der Asche noch mehr zu erleich­tern, keh­ren die vier­ecki­gen Rost­stä­be sämmt­lich eine ihrer schar­fen Kan­ten in die Höhe.

Bei grö­ßern vier­ecki­gen Oefen, wel­che oben mit einer Kapel­le oder einem Destil­lir­ge­fäß bedeckt sind, pflegt man oben­her­um, vier Zug­lö­cher (Spi­ra­cu­la) anzu­brin­gen, die, wenn sie durch Schie­ber ver­en­get wer­den kön­nen, Regis­ter genannt wer­den. Bei klei­nern Oefen geht dieß nicht an, der Raum wird zwi­schen die­sen Zug­lö­chern zu enge, als daß man ohne Gefahr, sich zu ver­bren­nen, den Arbeits­ge­fä­ßen sich nahen kön­ne, und die Löcher blos an einer Sei­te anzu­brin­gen, gie­bt einen unvoll­komm­nen, blos ein­sei­ti­gen Zug.

Die Oefen, wel­che zu grö­ßern, oft vor­kom­men­den Arbei­ten gebraucht wer­den, müs­sen fest, von Stei­nen auf­ge­mau­ert wer­den (fur­ni sta­bi­les), indeß die zu klei­nern Arbei­ten beque­mer aus andern Mate­ri­en ver­fer­tigt, und trag­bar (fur­ni por­ta­ti­les) gemacht werden.

In Absicht des ver­schied­nen Zugs ent­we­der blos an oder über die zu bear­bei­ten­de Sub­stanz theilt man die Oefen auch ein in den ein­fa­chen (fur­nus sim­plex) (Taf. I, A) wo die Hit­ze des bren­nen­den Feu­er­ma­te­ri­als nur so eben die Gegend des Arbeits­ge­fä­ßes, ohne ver­stärk­ten Zug, errei­chen soll (man nennt ihn auch das Feu­er- oder Koh­len­be­cken) – in den Wind­ofen (fur­nus anemi­us) wo der Feu­er­zug über das Arbeits-gefäß hin­aus durch oben­an­ge­brach­te Zugröh­ren erhö­het und ver­stär­ket wird (Taf. I, A, mit dem Auf­sat­ze D) -und in den Rever­ber­i­rofen (fur­nus rever­be­rii), wo der Feu­er­zug nicht nur über den Kör­per des Ofens erhö­het, son­dern auch so gelei­tet wird, daß die Glut um das Arbeits­ge­fäß her­über spie­len muß durch eine dar­über gesetz­te Kup­pel (opercu­lum, tur­ris) dazu genö­thigt; m.s. Taf. I, G, F, A, H.

Zu den gebräuch­lichs­ten phar­ma­zeu­ti­schen Arbei­ten rei­chen fol­gen­de Oefen hin. Taf. I. A, ist der obe­re Theil eines ein­fa­chen Ofens von ova­lem Durch­schnit­te aus star­kem Eisen­ble­che ver­fer­tigt, und inwen­dig, in d, d, d, d, schief zu mit einem Tei­ge, aus Lehm, Ham­mer­schlag und Och­sen­blut zusam­men­ge­kne­tet, aus­ge­schla­gen, ein Beschlag, der von den an der in-nern Sei­te des Ofens ange­brach­ten eiser­nen gekrümm­ten Stif­ten noch fes­ter gehal­ten, und durch ein jäh­lin-ges Feu­er getrock­net wird. Die­ser Obert­heil Aist der Behäl­ter des Feu­er­ma­te­ri­als, und steht ein­ge­falzt auf dem Aschen­be­häl­ter H, wel­cher, um den Zutritt der frei­en Luft von allen Sei­ten nach innen zu ver­stat­ten, rings­um mit einer Rei­he Löcher a, a, a, u.s.w. besetzt ist, die (mehr oder weni­ger) mit thö­ner­nen Stöp­seln ver­schlos­sen wer­den, wenn man den Zug min­dern oder hem­men will. Wo der Auf- und Unter­satz zusam­men­paßt (in g, g) liegt quer­über der ova­le Rost B. Nimmt man den Auf­satz Aab, und legt den Rost her­aus, so darf man den Untert­heil Hnur umstür­zen, um alle Asche aus­zu­lee­ren. So fällt denn die (in e) ange­deu­te­te Aschen­herdsthü­re als gänz­lich über­flüs­sig hinweg.

Was die Anwen­dung die­ses ein­fa­chen Ofens betrifft, so darf man blos, wenn der Ofen mit ange­zün­de­ten Koh­len gefül­let ist, zwei eiser­ne Stä­be oben­her-über legen, um Geschir­re zu gewöhn­li­chen Dekok­ten, oder Pfan­nen dar­auf set­zen zu kön­nen, zu Abdamp­fun­gen, bei denen es nicht so genau auf einen bestimm­ten Hitz­grad, oder auf Abhal­tung der etwa hin­ein flie­gen­den Loderasche ankömmt. Eini­ge Arbei­ten im Schmelz­tie­gel, die nicht all­zu­hef­ti­ges Feu­er erfor­dern, voll­füh­ret man in die­sem Ofen, wenn man den Ring des aus Eisen­stä­ben ver­fer­tig­ten Ein­satz­ge­stells (C) oben auf den Rand des ein­fa­chen Ofen pas­set, so daß der Schmelz­tie­gel (x) auf der klei­nen eiser­nen Plat­te (i) tief genug in dem Ofen zu ste­hen kömmt, um ihn um und um in glü­hen­den Koh­len erhal­ten zu können.

Zu Arbei­ten, wel­che bestimm­te­re, auch wohl erhö­he­te­re Hit­ze, und sorg­fäl­ti­ge­re Rein­lich­keit ver­lan­gen, nimmt man den Auf­satz D, eine in der Mit­ten­faus­ge­schnit­te­ne Plat­te von gegos­se­nem Eisen, an bei­den Sei­ten mit einer mehr oder weni­ger lan­gen ble­cher­nen Röh­re von zwei Zoll im Durch­schnit­te, besetzt, durch wel­che der Zug ver­stär­ket und die nöthi­gen Koh­len ein­ge­tra­gen wer­den. Ist nun der ein­fa­che Ofen (A, H) mit die­ser Plat­te (D) bedeckt und in der Fuge mit Lehm ver­stri­chen, so wird er zu einer Art Wind­ofen. In die­sen zir­kel­för­mi­gen Aus­schnitt (f) der Plat­te (D) setzt man nun genau pas­sen­de Geschir­re zu Abdamp­fun­gen, frei­es Feu­er erfor­dern­de Sub­limir­ge­fä­ße, und Retor­ten (indeß die übrig blei­ben­den Räu­me mit Scher­ben und Lehm ver­dich­tet wer­den), vor­züg­lich aber die eiser­ne Kapel­le (Cati­nus. Taf. I. E) die man ent­we­der mit Was­ser oder mit gesieb­tem, und geglü-hetem San­de anfüllt, um so ent­we­der aus dem Was­ser­ba­de oder aus dem Sand­ba­de destil­li­ren, oder dar­in diger­i­ren zu können.

Will man aber im Rever­ber­ir­feu­er destil­li­ren, so stellt man auf den ein­fa­chen Ofen (A, H) noch den eiser­nen Reif mit sei­nem Aus­schnit­te (m) wor­in der Schna­bel der Retor­te liegt, wel­che in dem obbe-schrieb­nen eiser­nen Hang­ge­stel­le (C) ruht, und setzt die Kup­pel (G) dar­über mit ihrer, noch durch meh­re­re Auf­sät­ze zu erhö­hen­den Zugröh­re (n), wodurch die nöthi­gen Koh­len von Zeit zu Zeit nach­ge­schüt­tet wer­den. So ent­steht aus dem ein­fa­chen Ofen (A, H) der Rever­ber­i­rofen G, F, A, H.

Zu gro­ßen, gang­ba­ren Destil­la­tio­nen bedarf man eines eig­nen Bla­sen­ofens (fur­nus vesi­cae) Taf. II. des­sen bes­te und ein­träg­lichs­te Bau­art, wie man gezeich­net fin­det, in dem schlan­gen­för­mig um die Bla­se sich win­den­den Feu­er­zu­ge besteht. Die­ser Feu­er­zug wird von Back­stei­nen (P, P, P) gebil­det, die aus dem Ofen­ge­mäu­er in spi­ral­för­mi­gen Win­dun­gen her­vor­ra­gen und so die Bla­se (N) umfas­sen. Oben endigt sich die­ser Feu­er­zug (bei y) in eine gemau­er­te Rauch­röh­re (Q). So von allen Sei­ten mit Glut umspühlt, kann die Bla­se bei gerin­ger Feue­rung weit mehr leis­ten, als sie bei vie­lem Feu­er­ma­te­ri­al thun könn­te, wenn sie so frei in einem hoh­len Gemäu­er steht, wo die Glut des Feu­ers schnell die Rauch­röh­re unge­nutzt erreicht, ohne der Bla­se viel Hit­ze mit­zut­hei­len und doch nur ein­sei­tig, da wo die Flam­me in der gera­des­ten Linie nach der Rauch­röh­re zueilt. Um die­se Spi­ral­gän­ge von Zeit zu Zeit von Ruß zu rei­ni­gen, sind äußer­lich auf drei Sei­ten des Ofen­ge­mäu­ers leicht ver­stri­che­ne Ein­setz­stei­ne mit Rin­gen ange­bracht, die man nur her­aus­neh­men darf, um zu den Gän­gen gelan­gen zu können.

Eben so bedarf man, wo häu­fi­ge und anhal­ten­de Diges­ti­ons­ar­bei­ten vor­kom­men, eines eig­nen Ofens dazu, des Digesto­ri­ums (Tafel. III). Ist der Thurm I. ein­mal mit Koh­len ange­füllt und sei­ne obe­re Mün­dung (o) luft­dicht ver­deckt, so ver­zeh­ren sich letz­te­re, je nach­dem man den Zug durch den Aschen­herds­schie­ber (s) gestellt hat, in so abge­mes­se­ner Art und wenn man will, so all­mäh­lich, daß man zwei und mehr­tä­gi­ge Diges­tio­nen ohne son­der­li­che Auf­sicht been­di­gen kann. Vom Ros­te (r, r, r, r, r, r,) aus, geht der Feu­er­zug obei t, t, t, t, hin und zum Schlot­te q her­aus. Am wohl­feils­ten wird der Sand­kas­ten an den Wän­den p, pvon Back­stei­nen auf­ge­mau­ert, die Plat­te von gegos­se­nem Eisen dient zum Boden des Kas­tens, und gie­bt von unten­her erhitzt dem San­de im Kas­ten die nöthi­ge Wär­me; oder der gan­ze Kas­ten p, p, u, uist von gegos­se­nem Eisen.

Wird der Sand aus dem Kas­ten genom­men, so kön­nen sei­ne aro­ma­ti­sche Kräu­ter oder and­re Gewächs­sub­stan­zen dar­in getrock­net wer­den, wel­che an der Luft nicht wohl trock­nen, und leicht in Ver­derb­niß über­ge­hen. Da aber über­haupt alle arz­nei­li­chen Gewächs­sub­stan­zen, deren Kraft in einem geruch­vol­len oder sonst flüch­ti­gen Wesen liegt, alle­mal viel lei­den, wenn sie zum Auf­be­wah­ren lang­wei­lig an der Luft, oder zum Pül­vern schäd­li­cher­wei­se in oder auf Bäck­er­öfen getrock­net wer­den, wo die Hit­ze bald zu schwach bald zu stark, über­haupt aber unbe­stimmt ist, so thun wohl­ein­ge­rich­te­te Offi­zi­nen gut, sich eine ähn­li­che Vor­rich­tung zum Trock­nen nach Art des Di-gesto­ri­ums anzu­le­gen, nur so daß die eiser­ne Plat­te u, umög­lichst groß und nicht mit San­de beschüt­tet sei. Woll­te man die Vor­rich­tung auf der andern Sei­te des Digesto­ri­ums anle­gen, so könn­te der Thurm des Digesto­ri­ums damit ver­bun­den und die Tro­cken­plat­te dann geheit­zet wer­den, wenn man die Diges­tio­nen bei­sei­te set­zen kann. Dann käme ein Schie­ber zwi­schen uund r, um die Feu­er­flucht t, t, t, tso lan­ge zu schlie­ßen, als man die Hit­ze unter der Tro­cken­plat­te braucht.

Ein für fei­ne Arbei­ten, z.B. die Destil­la­ti­on und Rek­ti­fi­ka­ti­on des Vitriol­äthers, des Wein­geis­t­al­ko­hols, des Sal­pe­ter­äthers, des ver­süß­ten Sal­pe­ter­geis­tes, und in der Stu­be vor­zu­neh­men­de Diges­tio­nen u.s.w. unge­mein beque­mer Ofen, ist der Lam­pen­ofen (Taf. III. L, M);ein hoh­ler Zylin­der (L) von Eisen­blech, gegos­se­nem Eisen, oder, am bes­ten, von gebrann­tem Tho­ne, wel­cher unten in yeinen, das Drit­tel des Umkrei­ses betra­gen­den Aus­schnitt hat, das Lam­pen­näpf­chen wauf­zu­neh­men, oben aber offen ist, um die Sand­ka­pel­le von Eisen­blech zein­zu­las­sen, wel­che an der Sei­te einen Aus­schnitt hat, für die Auf­nah­me eines Retor­ten­hal­ses. Je nach­dem man mehr oder weni­ger Hit­ze nöthig hat, zün­det man mehr oder weni­ger Doch­te im Näpf­chen wan, deren jeder, wie man sieht, aus einem klei­nen beweg­li­chen Trich­ter von Zinn her­vor­ragt, um nach Gefal­len ihrer mehr oder weni­ger in das Näpf­chen set­zen zu kön­nen, wel­ches so wie der gan­ze Lam­pen­ap­pa­rat x, v, wvon rei­nem Zin­ne ist; die in xumge­stürz­te mit Baum­öl gefüll­te glä­ser­ne Fla­sche Maus­ge­nom­men. Letz­te­re läßt immer nur so viel Oel aus­flie­ßen und durch den Kanal v in wüber­ge­hen, als eben zur Benet­zung der Doch­te zureicht.

In die­ser Vor­rich­tung kann man zwölf- und sechs­zehn­stün­di­ge Destil­la­tio­nen und Diges­tio­nen vor­neh­men, ohne für eine Min­de­rung der Hit­ze besorgt zu seyn, da völ­lig rei­nes hel­les Baum­öl (von dem dickern, leicht gerinn­ba­ren untern Thei­le aus gro­ßen Stand­fla­schen abge­gos­sen) die Flam­me eines Doch­tes von fei­ner Baum­wol­le recht wohl zwölf bis sechs­zehn Stun­den unter­hal­ten kann, ohne daß man die Schnup­pe indeß hin­weg zu neh­men nöthig hät­te. Dieß ist aber auch die ein­zi­ge Oel­art, wel­che die­se For­de­rung zu leis­ten ver­mö­gend ist; man müß­te denn den weit kost­ba­rern Wein­geist bren­nen wollen.

Der Aus­schnitt yim Ofen­kör­per List völ­lig hin­rei­chend, die nöthi­ge Luft zur Unter­hal­tung der Flam­me dar­zu­rei­chen; es bedarf kei­nes Aus­gangs­zugs oben-her.

© Tab. I

© Tab. II und III