Osteoporose, Sport und das Knochenmittel

Um die fast unvor­stell­ba­re Geld­men­ge von 260 Mil­li­ar­den Euro jähr­lich in unse­rem deut­schen „Gesund­heits­we­sen“ aus­zu­ge­ben, braucht es vie­le kran­ke Men­schen. Am bes­ten immer mehr, immer krän­ke­re und zuneh­mend auch sol­che, die gar nicht krank sind. Deren Krank­heit also erst erfun­den wer­den muß, damit sie anschlie­ßend auf­wen­dig und teu­er behan­delt wer­den kann [1]. Auf eng­lisch wird das „dise­a­se mon­ge­ring“ genannt, auf deutsch „Krank­heits­er­fin­dung“ [2]. Sie wer­den es viel­leicht nicht glau­ben: Aber nach Mei­nung zahl­rei­cher Kri­ti­ker gehört auch die Osteo­po­ro­se zu der Grup­pe der erfun­de­nen Krank­hei­ten [3].

Alter als Krank­heit? Dabei passt doch im Elfen­bein­turm alles so gut zusam­men: Im Alter (angeb­lich auch eine Krank­heit für sich!) nimmt die Geschlechts­hor­mon-Bil­dung ab (Wech­sel­jah­re als Krank­heit!). Dadurch wer­den die Kno­chen­zel­len nicht mehr rich­tig sti­mu­liert. Und die Kno­chen „ent­kal­ken“ und bre­chen häu­fi­ger als in jun­gen Jah­ren – der alters­be­ding­te Kno­chen­schwund (Osteo­po­ro­se) ist da. Tat­säch­lich gibt es „Kno­chen­schwund“ im Alter, genau­so wie es zum Bei­spiel Haar­aus­fall gibt. Nur ist die Ursa­che weit­aus ein­fa­cher, als die hoch kom­pli­zier­ten und ver­kaufs­för­dern­den Theo­rien zur Ent­ste­hung der Osteo­po­ro­se ver­mu­ten lassen.

Use it or loo­se it Einer der welt­weit berühm­tes­ten Body­buil­der, der es fast sogar zum Prä­si­den­ten der USA gebracht hät­te, der Öster­rei­cher Arnold Schwar­zen­eg­ger, hat schon vor Jahr­zehn­ten auf das grund­le­gen­de Prin­zip hin­ge­wie­sen: „Use it or loo­se it“ – „Nut­ze es oder ver­lie­re es wie­der“. Er bezog sich damit natür­lich auf die Mus­ku­la­tur und sei­ne Auf­ga­ben. Heu­te ist klar, dass die Funk­tio­nen aller bio­lo­gi­schen Sys­te­me nur in engs­tem Zusam­men­hang mit ihrer Nut­zung exis­tie­ren. Bei­spiel: Bereits weni­ge Stun­den nach dem Anle­gen eines Unter­schen­kel-Gips­ver­ban­des schrumpft die Unter­schen­kel-Mus­ku­la­tur messbar.

Osteo­po­ro­se Was den Bewe­gungs­ap­pa­rat und sogar die Kno­chen bei älte­ren Men­schen schrump­fen lässt, erklär­te schon vor Jah­ren das Enfant ter­ri­ble der deut­schen Osteo­po­ro­se-Ärz­te, Dr. Mar­tin Run­ge, ärzt­li­cher Direk­tor der Aer­pah-Kli­nik in Ess­lin­gen-Ken­nen­burg: Vor allem die Nicht-Benut­zung der Mus­ku­la­tur ist die „Ursa­che“ der Osteo­po­ro­se [4]. Und die­se Nicht-Nut­zung – also immer weni­ger kör­per­li­che Akti­vi­tät – wird in zuneh­men­dem Alter immer häu­fi­ger, was heu­te auch vie­le Stu­di­en bestä­ti­gen [5]. Dass dabei der Bewe­gungs­ap­pa­rat zunächst funk­tio­nell immer schlech­ter wird, weiß schon der Volks­mund: „Wer ras­tet, der ros­tet“. Dass auch Kon­se­quen­zen wie die Osteo­po­ro­se dro­hen, war bis­lang jedoch unbekannt.

The­ra­pie­pro­ble­me Alle gän­gi­gen Osteo­po­ro­se-The­ra­pien sind medikamentös:
– Hor­mo­ne gegen den angeb­li­chen „Hor­mon­man­gel“ im Alter
– Cal­ci­um gegen die Aus­schwem­mung des Kno­chen­mine­rals Calcium
– Vit­amin D zur För­de­rung des Knochenaufbaus
– Bis­phos­pho­na­te zum „Fes­ti­gen der Kno­chen“, die Kno­chen künst­lich stein­hart wer­den lassen
Alle die­se Behand­lun­gen sind nicht nur neben­wir­kungs­reich, son­dern haben teil­wei­se fata­le oder gegen­tei­li­ge, teil­wei­se völ­lig feh­len­de medi­zi­ni­sche Aus­wir­kun­gen. Die Ein­nah­me von Cal­ci­um-Ergän­zungs­prä­pa­ra­ten erhöht bei Män­nern bei­spiels­wei­se das Risi­ko eines vor­zei­ti­gen Herz­kreis­lauf-Todes [6]. Die lang­fris­ti­ge Kom­bi­na­ti­ons­ga­be aus Cal­ci­um und Vit­amin D redu­ziert – trotz mil­lio­nen­fa­cher Ver­wen­dung – die Häu­fig­keit von Kno­chen­brü­chen nicht [7]. Die Hor­mon-Ersatz­the­ra­pie führt zu Brust­krebs und erhöht das Ster­be­ri­si­ko [8]. Bis­phos­pho­na­te füh­ren schließ­lich zu gefähr­li­chen Kie­fer­zer­stö­run­gen oder völ­lig unty­pi­schen Kno­chen­brü­chen [9].

Sport Die Abhil­fe ist ein­deu­tig: „Use it!“, wie der Body­buil­ding-Papst beton­te, oder auch Run­ge und ande­re, „Nut­ze Dei­nen Bewe­gungs­ap­pa­rat!“. Genau die­se Nut­zung – und zwar nicht zu wenig! – ruft den Kör­per zu regel­rech­ter Kno­chen­bil­dung und dyna­mi­schen Belas­tungs-Anpas­sun­gen der Kno­chen auf. Run­ge zum Bei­spiel akti­viert alle sei­ne Osteo­po­ro­se-Pati­en­ten ab dem ers­ten Behand­lungs­tag mit soge­nann­ten Vibra­ti­ons­trai­ning [10]. Die­ses sti­mu­liert – auch bei älte­ren Men­schen ‑die Mus­keln inten­siv, baut zügig ver­lo­ren­ge­gan­ge­ne Mus­kel­kraft wie­der auf und ver­rin­gert die für Kno­chen­brü­che gefähr­li­che Sturz­nei­gung älte­rer Men­schen [11]. Inten­si­ves Kraft- und Aus­dau­er­trai­ning ist also Vor­beu­gung und The­ra­pie von Osteo­po­ro­se gleich­zei­tig [12]. In Form von Vibra­ti­ons­trai­ning führt Sport zu medi­zi­nisch bis­lang uner­reich­ten Erfol­gen: Näm­lich dem Stop von Kno­chen­ab­bau sowie neu­er Kno­chen­bil­dung [13].

Selbst­hei­lung kos­ten­los? Inten­si­ve­res sport­li­ches Trai­ning ist ange­wand­te Natur­heil­kun­de in ihrer reins­ten Form: Es regt die kör­per­li­chen Selbst­hei­lungs­kräf­te an – sti­mu­liert also den Kör­per, sich selbst zu hei­len. Genau­so tun dies auch ande­re natur­heil­kund­li­che Behand­lungs­ver­fah­ren. Bei­spiels­wei­se der kur­mä­ßi­ge Ein­satz von JSO-Bicom­plex Nr. 13 („Kno­chen­mit­tel“ – ein Kom­bi­na­ti­ons­prä­pa­rat aus ver­schie­de­nen Schüß­ler-Sal­zen). Die Anre­gung der Selbst­hei­lungs­kraft und die nach­fol­gen­de Hei­lungs­ar­beit unse­res Orga­nis­mus, dies zeigt das Bei­spiel Osteo­po­ro­se über­aus deut­lich, ist aber nicht zum Null­ta­rif zu haben. Die betrof­fe­nen Men­schen müs­sen erheb­li­che Eigen­leis­tun­gen erbrin­gen. Im Fall von Vor­beu­gung oder Behand­lung von Osteo­po­ro­se vor allem eben eine deut­lich gestei­ger­te, indi­vi­du­ell ange­pass­te, dau­er­haf­te sport­li­che Akti­vi­tät. Oder die Opti­mie­rung ihrer Ernäh­rung, um den beim Gesund­wer­den /​ bei Hei­lungs­vor­gän­gen gestei­ger­ten Nähr­stoff­be­darf zu decken. Das gilt auch, wenn die von der Evo­lu­ti­on ange­leg­te Selbst­hei­lungs­kraft mit ande­ren Mit­tel ange­regt wird. Zum Bei­spiel mit dem JSO-Kno­chen­mit­tel: Immer müs­sen zusätz­lich güns­ti­ge Hei­lungs-Bedin­gun­gen geschaf­fen wer­den (unter ande­rem ange­mes­sen Nähr­stoff-Ver­sor­gung, reich­hal­ti­ge Bewe­gungs­pro­gram­me und dazu gehö­ren­de Ruhe- und Auf­bau­pha­sen, aus­rei­chend Schlaf und Erholung).

Autor
• Rai­ner H. Buben­zer, Gesund­heits­be­ra­ter, Ber­lin, Novem­ber 2013.
Quel­len
[1] Moy­ni­han R, Heath I, Hen­ry D: Sel­ling sick­ness: the phar­maceu­ti­cal indus­try and dise­a­se mon­ge­ring. BMJ. 2002 Apr 13;324(7342):886–91 (DOI | PMID).
[2] Jörg Blech: Die Krank­heits­er­fin­der – Wie wir zu Pati­en­ten gemacht wer­den. Fischer Ver­lag, Frank­furt, 2003 (bei Ama­zon kau­fen).
[3] Wright J: Mar­ke­ting dise­a­se: is osteo­po­ro­sis an exam­p­le of ‘dise­a­se mon­ge­ring’? Br J Nurs. 2009 Sep 24-Oct 7;18(17):1064–7 (DOI | PMID).
[4] Run­ge M: Osteo­po­ro­se – Dog­men hin­ter­fragt. Der Haus­arzt. 2001; 2:26–32.
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