Ginseng im Sport (Leistungssteigerung)

Gin­seng ist eines der belieb­tes­ten pflanz­li­chen Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel und ist wahr­schein­lich die am häu­figs­ten unter­such­te Heil­pflan­ze in Bezug auf die kör­per­li­che Leis­tungs­fä­hig­keit. Gin­seng besteht aus zahl­rei­chen Arten aus der Fami­lie der Ara­li­aceae. Es gibt meh­re­re Gin­seng-Arten wie asia­ti­schen Gin­seng, korea­ni­schen Gin­seng, chi­ne­si­schen Gin­seng (Panax gin­seng), ame­ri­ka­ni­schen Gin­seng, kana­di­schen Gin­seng (Panax quin­que­fo­li­us) und sibi­ri­schen Gin­seng (Eleu­thero­coc­cus sen­ti­co­sus). Zahl­rei­che asia­ti­sche Län­der, ins­be­son­de­re Chi­na und Korea, ver­wen­den Gin­seng im Ernäh­rungs- und Arz­nei­mit­tel­be­reich. Panax-Gin­seng-Prä­pa­ra­te wur­den in kli­ni­schen Stu­di­en am Men­schen unter­sucht, z. B. ihre Wir­kun­gen als Ent­zün­dungs­hem­mer, Anti­oxi­dans, Sti­mu­lans der Gehirn­funk­ti­on, Ana­bo­li­kum und Immun­sti­mu­lans sowie als Aus­dau­er­leis­tungs-Ver­stär­ker. Die Gin­seng-Spe­zi­es ent­hält zahl­rei­che wich­ti­ge Ver­bin­dun­gen wie die Vit­ami­ne (A, B, C und E), Mine­ra­li­en (Eisen, Magne­si­um, Kali­um und Phos­phor), Fasern, Pro­te­ine, Sapo­nine und Gin­se­no­si­de, die wich­tigs­ten akti­ven Bestand­tei­le der Panax-Heil­pflan­zen. Die­se Kom­po­nen­te redu­ziert nach­weis­lich psy­chi­schen Stress, ver­bes­sert die Immun­funk­ti­on und sta­bi­li­siert den Blut­druck.

Panax ginseng: Ergogene Wirkungen

Sibi­ri­scher Gin­seng ent­hält ein­zig­ar­ti­ge ste­ro­ida­le Sapo­nine namens Eleu­thero­si­de, die struk­tu­rell den Panax-Gin­se­no­si­den ähn­lich zu sein schei­nen und Phe­no­le und Polys­ac­cha­ri­de ent­hal­ten. Es wur­de nach­ge­wie­sen, dass Panax ergo­ge­ne Wir­kun­gen hat. Klei­ne Men­ge ≤ 200 mg/​Tag Panax-Gin­seng (Wur­zel­pul­ver oder Wur­zel­ex­trakt mit stan­dar­di­sier­tem Gin­se­no­sid-Gehalt), ermög­licht grö­ße­re Ver­bes­se­run­gen der kogni­ti­ven Leis­tung und der anae­ro­ben Leis­tung bei untrai­nier­ten jun­gen oder älte­ren Pro­ban­den.

Antioxidative Eigenschaften von Ginseng

Dar­über hin­aus besitzt Gin­seng wich­ti­ge anti­oxi­da­tive Eigen­schaf­ten, die die Hydro­xyl­ra­di­kal- und Lipidper­oxi­da­ti­on hem­men und die mito­chon­dria­le Akti­vi­tät wäh­rend des Trai­nings erleich­tern. Es wird als ein adap­to­ge­ner Wirk­stoff mit Gin­se­no­si­den, Eleu­thero­si­den und Ciwu­ji­a­no­si­den ange­se­hen, von denen man annimmt, dass sie für die ergo­ge­ne Wir­kung von Gin­seng ver­ant­wort­lich sind. Dar­über hin­aus ver­bes­ser­te die chro­ni­sche Anwen­dung von Gin­seng die kar­dio­re­spi­ra­to­ri­sche Funk­tio­nen und senk­te die Blut­lak­tat-Kon­zen­tra­ti­on, zusätz­lich zur Ver­bes­se­rung der kör­per­li­chen Leis­tungs­fä­hig­keit. Die ergo­ge­ne Wir­kung von Gin­seng wur­de mit der kör­per­li­chen Ver­fas­sung in Ver­bin­dung gebracht (sie­he Tabel­le). Tat­säch­lich fan­den Bahr­ke und Mor­gan höhe­re Leis­tun­gen bei sit­zen­den und akti­ven Per­so­nen im Ver­gleich zu trai­nier­ten Grup­pen. Dar­über hin­aus beob­ach­te­ten Tal­bott und Hug­hes , dass Gin­seng posi­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf das zen­tra­le Ner­ven­sys­tem (ZNS), die Neben­nie­ren- und die Sexu­al­funk­ti­on hat­te und bei mäßig trai­nier­ten Per­so­nen ermü­dungs­hem­men­de Eigen­schaf­ten hat­te. Ande­re Stu­di­en berich­te­ten, dass Gin­seng die Wach­sam­keit und die Ermü­dungs­re­sis­tenz durch Cor­ti­sol-Sti­mu­la­ti­on ver­bes­sert .

Tabel­le:

Ausgewählte Studien zu Auswirkungen von Ginseng bei Bewegung und Sport

Stu­dyPopu­la­ti­onDosePeri­odResults
For­go and Kirch­do­fer [Quel­le]30 éli­te young athletes200 mg/​day of stan­dar­di­zed gin­seng extra­ct, 4% or 7% gin­se­no­si­de content9 weeks↑ Aero­bic capacity
↓ Lac­ta­te pro­duc­tion, heart rate
McN­augh­ton et al. [Quel­le]30 sub­jects (15 fema­les, 15 males)1 g/​day Chi­ne­se gin­seng, Sibe­ri­an gin­seng or placebo6 weeks↑ Maxi­mal oxy­gen upt­ake (VO2max)
↑ pec­to­ral and quad­ri­ceps strength
Van Schep­da­el [Quel­le]3 fema­le tri­ath­le­tes aged 24 to 36 years old400 mg/​day gin­seng extract20 weeks↑↑ Run­ning time
Kim et al. [Quel­le]7 healt­hy male adults untrained6 g of Panax gin­seng extra­ct or pla­ce­bo (3 time per day)8 weeks↑ Car­dio respi­ra­to­ry function
↓ Lactate
↑ Phy­si­cal performance
Liang et al. [Quel­le]29 untrai­ned adults (age 20 to 30 years old)1.35 mg/​day Panax gin­seng or placebo30 days↓ Endu­rance run­ning time
Ooiet al. [Quel­le]8 male cyclists0.1 mg of Euryco­ma per 100 ml of drink or pla­ce­bo drinkDuring exer­ciseØ Cycling endu­rance performance
Ham­zah and Yusof [Quel­le]14 healt­hy men150 mg of Eurycoma5 weeks↑ Mus­cle strength
Muha­mad et al. [Quel­le]12 recrea­tio­nal male ath­le­tes (ages 23.3 ± 3.7 years old)2 cap­su­les per day con­tai­ning 75 mg of Euryco­ma or pla­ce­bo 2 capsules7 days befo­re exer­cise trial
1 h befo­re exer­cise trial
Ø Run­ning distance
Ø Phy­sio­lo­gi­cal Repon­ses bet­ween trials
Ping et al. [Quel­le]9 recrea­tio­nal run­ners (ages 25.4 ± 6.9 years old)200 mg of Panax ginseng1 h befo­re the exer­cise testØ Endu­rance run­ning time
Engels and Wirth [Quel­le]36 healt­hy men200 and 400 mg/​day Panax gin­seng or placebo8 weeksØ Sub­ma­xi­mal and maxi­mal exer­cise permormance
↑ aug­ment, ↓ redu­ce, Ø no changes

Leistung von Radfahrern

Neue Daten deu­ten dar­auf hin, dass Euryco­ma lon­gi­fo­lia Jack (malay­si­scher Gin­seng) oder Tong­kat Ali zu den popu­lä­ren Kräu­tern gehört, die zur Stei­ge­rung der Bewe­gungs- und Sport­leis­tung und zur Behand­lung ver­schie­de­ner Krank­hei­ten und Gesund­heits­pro­ble­me ver­wen­det wer­den und plas­mo­dia­le Eigen­schaf­ten besit­zen. Es feh­len jedoch ver­öf­fent­lich­te wis­sen­schaft­li­che Daten über die Aus­wir­kun­gen die­ser Pflan­ze auf die Leis­tungs­fä­hig­keit bei kör­per­li­cher Betä­ti­gung. Nur weni­ge Stu­di­en fan­den her­aus, dass eine Sup­ple­men­ta­ti­on mit Euryco­ma (Extrakt: 150 mg/​Tag für 5 Wochen) die Mus­kel­kraft erhö­hen kann, wäh­rend ande­re Stu­di­en nahe­leg­ten, dass ein Euryco­ma-hal­ti­ges Heil­pflan­zen­ge­tränk (0,1 mg pro 100 ml Getränk) die Lauf­leis­tung von Rad­fah­rern ver­bes­sert.

Keine Wirkung ohne Nebenwirkungen

Wie die meis­ten Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel hat Gin­seng Neben­wir­kun­gen, von denen eini­ge – abhän­gig von der Dosis und dem eige­nen Stoff­wech­sel – wich­tig sind. Die Ein­nah­me von Gin­seng führt nach­weis­lich zu Durch­fall, Schlaf­lo­sig­keit, Kopf­schmer­zen, Herz­ra­sen, Blut­druck­schwan­kun­gen und kann Ver­dau­ungs­stö­run­gen ver­ur­sa­chen. Bei Frau­en kön­nen zusätz­li­che Neben­wir­kun­gen auf­tre­ten, wie z. B. vagi­na­le Blu­tun­gen und Brust­span­nen. Die meis­ten die­ser Neben­wir­kun­gen sind schwer­wie­gend genug, um bei Brust­krebs­pa­ti­en­tin­nen ein Abset­zen der Gin­seng-Ein­nah­me zu recht­fer­ti­gen. Gin­seng kann mit ver­schie­de­nen Medi­ka­men­ten wie Insu­lin, Digoxin, Anti­ko­agu­lan­ti­en und Monoa­min­oxi­da­se-Hem­mern inter­fe­rie­ren. Aus­ser­dem kann er bei Pati­en­tin­nen mit Blut­hoch­druck kon­tra­in­di­ziert sein. Als sol­ches hat Gin­seng in der gesun­den Bevöl­ke­rung eine gro­ße Ein­schrän­kung. Noce­ri­no et al. stell­ten fest, dass Gin­seng von den ener­gi­schen, ner­vö­sen, ange­spann­ten, hys­te­ri­schen oder schi­zo­phre­nen Per­so­nen ver­mie­den wer­den soll­te und nicht in Kom­bi­na­ti­on mit ande­ren Sti­mu­lan­zi­en, Medi­ka­men­ten oder wäh­rend der Hor­mon­be­hand­lung ein­ge­nom­men wer­den soll­te. Daher sind wei­te­re For­schun­gen erfor­der­lich, um die Aus­wir­kun­gen der wich­tigs­ten Gin­seng­ver­bin­dun­gen beim Men­schen zu klären.

Schlüsselwort(e): Alka­lo­ide, ergo­ge­ne Leis­tungs­stei­ge­rung, Heil­pflan­ze, kör­per­li­che Akti­vi­tät, Polyphenole.

Quellen

Maha Sel­la­mi1,2,3, Olfa Slime­ni2, Andrzej Pokryw­ka3, Goran Kuvačić4, Law­rence D Hayes5, Mir­ja­na Milic6, John­ny Padu­lo1, 6.
1Facul­ty of Kine­sio­lo­gy, Uni­ver­si­ty of Split, Tes­li­na 6, 21000 Split, Croatia.
2Facul­ty of Medi­ci­ne and Health Sci­en­ces, Uni­ver­si­ty of Zie­lo­na Gora, Zie­lo­na Gora, Poland.
3Acti­ve Age­ing Rese­arch Group, Depart­ment of Medi­cal and Sport Sci­en­ces, Uni­ver­si­ty of Cum­bria, Bower­ham Road, Lan­cas­ter, UK.
4Facul­ty of Kine­sio­lo­gy, Uni­ver­si­ty of Split, Tes­li­na 6, 21000 Split, Croatia.
5Acti­ve Age­ing Rese­arch Group, Depart­ment of Medi­cal and Sport Sci­en­ces, Uni­ver­si­ty of Cum­bria, Bower­ham Road, Lan­cas­ter, UK.
6Facul­ty of Kine­sio­lo­gy, Uni­ver­si­ty of Split, Tes­li­na 6, 21000 Split, Croatia.

Aus­zug aus: Sel­la­mi M, Slime­ni O, Pokryw­ka A, Kuvačić G, D Hayes L, Milic M, Padu­lo J: Her­bal medi­ci­ne for sports: a review. J Int Soc Sports Nutr. 2018;15:14 (Kurzfassung(en): PMID, DOI).

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