Lesetipp: Heilkräuter. Überliefertes Wissen für die Hausapotheke und Küche

Buch­ti­tel
© Man­kau Ver­lag GmbH

Bücher über Heil­kräu­ter und Heil­pflan­zen gibt es wie Sand am Meer. Kun­di­ge oder weni­ger Kun­di­ge füh­len sich beru­fen, etwas dazu zusam­men zu tra­gen. Lei­der wie­der­ho­len sich die Tipps in den besag­ten Büchern, wes­halb sie nicht wirk­lich eine Buch­be­spre­chung wert sind. Oft sind die Tipps zudem unnach­ge­dacht oder ein­fach nur ärger­lich, weil sie nicht stim­men kön­nen – dies zu erken­nen, ist wie­der­um nur Men­schen mit einem Grund­wis­sen vor­be­hal­ten. Häu­fig wird auch ein­fach nur abge­schrie­ben und unge­prüft über­nom­men. Was dazu füh­ren kann, dass Men­schen mit wenig oder ohne Heil­pflan­zen­wis­sen nega­ti­ve Erfah­run­gen machen kön­nen. Das kann nicht nur die Freu­de an Heil­kräu­tern ver­lei­den, son­dern im schlech­tes­ten Fall auch krank machen. Schließ­lich wir­ken Heil­kräu­ter. Da sich in Deutsch­land die Situa­ti­on der Heil­pflan­zen, ‑Kräu­ter und Wild­pflan­zen zudem ste­tig ver­schlech­tert, kön­nen man­che unnach­ge­dach­te Tipps schä­di­gend für man­che Bäu­me oder Pflan­zen-Arten sein.

In dem obig genann­ten Heil­kräu­ter-Buch ist spür­bar, dass die Autorin eige­ne Erfah­run­gen mit­bringt und sich zudem der Heil­pflan­zen-Situa­ti­on in unse­rem Lan­de bewusst ist. Dies ist ange­nehm, denn Elfie Cour­ten­ay hat in ihr Buch nur Heil­kräu­ter auf­ge­nom­men, die häu­fig genug vor­kom­men, so dass ihr Sam­meln nicht die Heil­pflan­zen-Arten gefähr­det. In ihrer Ein­lei­tung fin­det sich des­halb unter “Wich­ti­ges vor­ab” der Hin­weis, auf geschütz­te Pflan­zen zu ach­ten, und dass es Unter­schie­de bei den Schutz­be­stim­mun­gen in den jewei­li­gen Bun­des­län­dern geben kann. Brauch­bar und eher unge­wöhn­lich für Heil­pflan­zen­bü­cher ist der Hin­weis, dass alte Rezept- oder Heil­kräu­ter­bü­cher längst über­holt sein kön­nen und die moder­ne Pflan­zen-Situa­ti­on nicht wider­spie­geln. Ein wei­te­rer Plus­punkt: Am Buch­rand befin­det sich bei jedem vor­ge­stell­ten Heil­kraut ein Kas­ten, der im Über­blick alles zusam­men­stellt. Wel­che Pflan­zen­tei­le gesam­melt wer­den, wel­che Wirk­stof­fe maß­geb­lich sein sol­len, oder wel­che Fer­tig­prä­pa­ra­te es zu kau­fen gibt. Letz­te­res ist für Heil­kräu­ter-Unkun­di­ge nütz­lich, wenn sie die Wirk­stof­fe der Heil­pflan­ze ger­ne nut­zen wol­len, sich aber nicht die Arbeit des Sel­ber­sam­melns, Trock­nens usw. machen wol­len. So eine Rubrik habe ich sel­ten in einem Heil­kräu­ter-Buch gefun­den. In die­sem Kas­ten ist häu­fig der Hin­weis zu lesen “Indi­ka­tor­pflan­ze: Ver­trägt kei­ne Gül­le”. Für Heil­pflan­zen­kun­di­ge ist dies eben­falls ein nach­ge­dach­ter Hin­weis: Denn die inten­siv betrie­be­ne Land­wirt­schaft mit ihren ge- oder bes­ser über­düng­ten Flä­chen, lässt oft­mals wegen der hohen Nitrat­kon­zen­tra­ti­on nur noch das Wachs­tum von Löwen­zahn zu (Indi­ka­tor­pflan­ze für nitrat­hal­ti­ge Böden). Men­schen, die also das Glück haben, in Regio­nen mit mage­ren Unter­grün­den zu leben – vie­le Heil­pflan­zen mögen nähr­stoff­ar­me Böden – wer­den die­ses Buch gut ein­set­zen können.

In ihrer Ein­lei­tung beschäf­tigt sich die Autorin mit ver­schie­de­nen The­men rund um Heil­kräu­ter, wie z.B. mit der Volks­me­di­zin oder den Bräu­chen, den heil­kräu­ter­kun­di­gen Frau­en, denen wir häu­fig unser Wis­sen ver­dan­ken. Eini­ge Bräu­che sind bei­spiel­haft auf­ge­nom­men, wie das Räu­chern oder das Bin­den von Kräu­ter­bü­schen. Im Haupt­teil wer­den dann die häu­fi­gen Heil­kräu­ter vor­ge­stellt. Das Sche­ma: Ein Foto zeigt die Heil­pflan­ze. Dann kommt die Pflan­zen­be­schrei­bung, ihre Ver­wen­dungs­mög­lich­kei­ten (und jeweils der schon bespro­che­ne Über­sichts­kas­ten), wie der Rezept­teil. Die­ser vari­iert von Heil­pflan­ze zu Heil­pflan­ze, je nach dem wel­che Pflan­zen­tei­le ver­wen­det wer­den. Die Autorin räu­chert anschei­nend sel­ber ger­ne, denn zum Räu­chern kom­men immer wie­der sehr prak­ti­sche und brauch­ba­re Hin­wei­se. Bei­spiel Alant: “Gutes für die See­le. Die Blü­ten des Alant wir­ken wie klei­ne Son­nen, und es heisst, dass sie das Son­nen­licht auf­neh­men und in ihre Wur­zeln lei­ten, von wo aus es beim Räu­chern in der dunk­len Ruh­nachts­zeit wie­der frei wird, um die Her­zen der Men­schen zu erhellen.”

Die Autorin nimmt eben­falls Heil­pflan­zen auf, die bei uns in Ver­ges­sen­heit gera­ten sie wie z.B. die Ber­be­ri­ze oder Ziest. Manch­mal fin­den sich am Ende der Pflan­zen­por­traits die Rubrik “His­to­ri­sches”. Dort hat Cour­ten­ay Bemer­kens­wer­tes zusam­men getra­gen. Bei der Bir­ke beschreibt die Autorin das Anste­chen des Bau­mes, um den Bir­ken­saft zu erhal­ten und weist ein­deu­tig auf die Ver­wen­dung von Fer­tig­prä­pa­ra­ten hin (sie­he Kri­tik zur Eigen­ge­win­nung von Bir­ken­saft). Auch hier zeigt sich der ver­ant­wor­tungs­vol­le Umgang der Autorin mit den Heilpflanzen-Ressourcen.

Der Rezept­teil ist prak­tisch und gut nach­ahm­ba­rer. Und wie gesagt, wenn es Fer­tig­prä­pa­ra­te gibt, sind die­se auf­ge­führt. Somit ist das Buch auch gut geeig­net für Heil­pflan­zen­freun­de, die ger­ne lesen, schmö­kern, wis­sen wol­len, sich aber lie­ber Fer­tig­prä­pa­ra­te kaufen.

Fazit: Ein gelun­ge­nes Buch. Es steht außer­halb der übli­chen Heil­kräu­ter-Bücher wegen sei­nes hohen Nutzwerts.

Cour­ten­ay, Elfie: Heil­kräu­ter. Über­lie­fer­tes Wis­sen für Haus­apo­the­ke und Küche. Man­kau Ver­lag GmbH, Mur­nau am Staf­fel­see, 2017. (Ama­zon­link)

Autorin
• Mari­on Kaden, Heil­pflan­­zen-Welt (2017).
wei­te­re Infos
Situa­ti­on der Heil­pflan­zen vor 100 Jahren
Han­dels­wa­re Arzneipflanzen
Geschich­te und Bedeu­tung der Monographien

Bitte Ihre Frage, Anmerkung, Kommentar im folgenden Feld eingeben