Geschichte und Bedeutung der Monographien

Ein High­light auf unse­rer Web­site sind die kom­plett ver­öf­fent­lich­ten Arz­nei­pflan­zen-Mono­gra­phien der Kom­mis­si­on E des ehe­ma­li­gen Bun­des­ge­sund­heits­am­tes – BGA (Vor­läu­fer des heu­ti­gen Bun­des­in­sti­tu­tes für Arz­nei­mit­tel und Medi­zin­pro­duk­te – BfArM). Die­se Mono­gra­phien sind Basis vie­ler moder­ner phy­to­the­ra­peu­ti­scher Ver­öf­fent­li­chun­gen und wis­sen­schaft­li­cher Stu­di­en in Deutsch­land, aber auch dem Aus­land. Die Mono­gra­phien, alle­samt von Exper­ten der Natur­heil­kun­de und erfah­re­nen Wis­sen­schaft­lern zusam­men­ge­stellt, kön­nen Ihnen als Nach­schla­ge­werk die­nen. Viel­leicht wer­den Sie zum Stö­bern und Lesen ange­regt? Dann tau­chen mög­li­cher­wei­se Fra­gen auf, wie zum Bei­spiel: War­um wur­den gera­de die­se Arz­nei­pflan­zen aus­ge­wählt oder was bedeu­tet eigent­lich ’nega­tiv mono­gra­phiert’? Im Fol­gen­den wol­len wir ver­su­chen, sol­che Fra­gen zu beant­wor­ten, indem wir als Über­sicht Geschich­te, Zweck und Kon­se­quen­zen der Mono­gra­phien darstellen.

Entstehung eines neuen Europäischen Wirtschaftsraumes

Die Ein­füh­rung des ‘Euro’, der gemein­sa­men Wäh­rung der Euro­pä­er, ist noch nicht lan­ge her. Den Meis­ten ist nicht bewusst, welch’ ein gro­ßer Schritt auf dem Weg zum gemein­sa­men Markt die­se neue Wäh­rung ist. Die ‘Väter’ der Idee der ‘Euro­päi­schen Wirt­schafts­ge­mein­schaft’ (EWG) sind hin­ge­gen zufrie­den. Sie hat­ten 1956 begon­nen, ein Ver­trags­werk zu ent­wi­ckeln, wel­ches das Zusam­men­wir­ken des neu­en Wirt­schafts­rau­mes regeln soll­te. Das Zusam­men­wach­sen begann 1957 mit der Unter­zeich­nung des ers­ten Ver­tra­ges zwi­schen den dama­li­gen Mit­glieds­län­dern: Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, Frank­reich, Ita­li­en, Luxem­burg und die Nie­der­lan­de. Um Kon­trol­le, Sicher­heit und Durch­füh­rung der euro­päi­schen Richt­li­ni­en zu gewähr­leis­ten, muss­ten die Bei­tritts­län­der die­se schritt­wei­se in natio­na­les Recht umset­zen. Es war ein lang­jäh­ri­ger, müh­sa­mer Pro­zess, weil die ein­zel­nen Län­der ver­such­ten, ihre natio­na­len Inter­es­sen zu wah­ren. Die gemein­sa­men Richt­li­ni­en betra­fen sämt­li­che Berei­che wie bei­spiels­wei­se Wirt­schaft oder Recht.

Besonderer Schutz für Verbraucher

Den Ver­fas­sern der Richt­li­ni­en war der Schutz der Ver­brau­cher ein beson­de­res Anlie­gen. Der Schock, den der Con­ter­gan-Skan­dal in den 70iger Jah­ren her­vor­ge­ru­fen hat­te, saß tief. Nur in Ame­ri­ka war die Anzahl der Con­ter­gan-Fäl­le wegen stren­ger Arz­nei­mit­tel­ge­set­ze klein gewe­sen. Also ent­schlos­sen sich die Euro­pä­er dazu, die Arz­nei­mit­tel-Risi­ken eben­falls mög­lichst klein zu hal­ten und über­nah­men im wesent­li­chen die stren­gen ame­ri­ka­ni­schen Geset­ze der ame­ri­ka­ni­schen Arz­nei­mit­tel­be­hör­de FDA (“Food and Drug Admi­nis­tra­ti­on”). Bei der Umset­zung der Arz­nei­mit­tel­ge­set­ze gab es zwei Unterscheidungen:

a. Bei der Neu­ein­füh­rung von Medi­ka­men­ten wur­den die Her­stel­ler per Gesetz dazu ver­pflich­tet, vor Ein­füh­rung die Unbe­denk­lich­keit des neu­en Prä­pa­rats durch Stu­di­en sowie des­sen Qua­li­tät und Wirk­sam­keit zu belegen.

b. Die bereits auf dem Markt ver­trie­be­nen Arz­nei­mit­tel soll­ten durch eine “Nach­zu­las­sung” eben­falls ihre Unbe­denk­lich­keit bewei­sen. Für die­sen Pro­zess wur­den etli­che Jah­re vorgesehen.

Überprüfung der pflanzlichen Arzneimittel schafft große Probleme

Mit dem Inkraft­tre­ten des 2. Arz­nei­mit­tel­ge­setz (AMG) 1978, wur­den die euro­päi­schen Richt­li­ni­en in Deutsch­land über­nom­men. Ein­füh­run­gen neu­er Arz­nei­mit­tel hat­ten wegen der ein­deu­ti­gen Geset­zes­la­ge kei­ne Schwie­rig­kei­ten. Bei den Über­gangs­re­ge­lun­gen für die sich im Markt befind­li­chen ca. 140.000 Arz­nei­mit­tel stell­ten sich hin­ge­gen erheb­li­che Pro­ble­me ein. Beson­ders die Her­stel­ler von pflanz­li­chen Arz­nei­mit­teln hat­ten gro­ße Schwie­rig­kei­ten, die gefor­der­ten Bedin­gun­gen zu erfül­len. Die zur Grund­la­ge geleg­te Richt­li­nie 65/​65/​EWG beinhal­te­te Anglei­chung unter­schied­li­cher Stan­dards, Ver­bes­se­rung der Sicher­heit und eine ein­heit­li­che Defi­ni­ti­on des Arz­nei­mit­tel­be­griffs. Nur für che­misch-syn­the­tisch her­ge­stell­te waren der­ar­ti­ge Arz­nei­mit­tel-Anfor­de­run­gen leicht zu erfül­len. War­um? Che­misch-syn­the­tisch her­ge­stell­te Arz­nei­mit­tel konn­ten leicht mit labor­tech­ni­schen, wis­sen­schaft­lich ent­wi­ckel­ten Metho­den über­prüft und nach­voll­zieh­bar wie­der­holt wer­den (wich­tig für Stu­di­en). Die glei­che Vor­ge­hens­wei­se hät­te bei der Unter­su­chung der Heil­pflan­zen nur Beur­tei­lun­gen wie “unbe­wie­sen und unwirk­sam” erge­ben. Der Grund lag und liegt in den Heil­pflan­zen selbst: Sie bestehen fast nie nur aus einem ein­zi­gen, iso­lier­ten Wirk­stoff, son­dern meis­tens aus Wirk­stoff-Kom­bi­na­tio­nen. Vie­le von den Viel­stoff­ge­mi­schen las­sen sich (noch) nicht durch Labor­un­ter­su­chun­gen im Ein­zel­nen nach­wei­sen. Auch die Wirk­wei­se ein­zel­ner oder von Gesamt­kom­po­si­tio­nen las­sen sich nicht labor­tech­nisch auf­schlüs­seln. Die Wir­kung vie­ler Arzei­mit­tel­pflan­zen bleibt also wei­ter ein Geheim­nis und ent­zieht sich den For­de­run­gen der Schul­me­di­zin alles zer­le­gend genau in che­mi­schen Struk­tur­for­meln bele­gen zu müssen.

Das Verschwinden vieler Präparate

Die befürch­te­te Kon­se­quenz aus die­ser wis­sen­schaft­lich-ana­ly­ti­schen Über­prü­fung von Phy­to­phar­ma­ka war das sofor­ti­ge Ver­schwin­den vie­ler Pflan­zen­heil­mit­tel vom bun­des­deut­schen Phar­ma­markt. Damals ging ein Auf­schrei durch die Repu­blik. Schlag­ar­tig wur­de die gro­ße Bedeu­tung klar, die Natur­heil­kun­de in Deutsch­land hat­te: Die jahr­hun­der­te lan­ge Tra­di­ti­on, die mit vie­len pflanz­li­chen Arz­nei­mit­teln ver­knüpft wur­de, war plötz­lich in Gefahr. Ver­brau­cher, die damals durch Medi­en­kam­pa­gnen auf­ge­klärt wur­den, woll­ten ihre bewähr­ten Pflan­zen­heil­mit­tel behal­ten. Die Ver­wen­dung von pflanz­li­chen Heil­mit­teln war damals wie heu­te in der Bevöl­ke­rung sehr gebräuch­lich (auch heu­te zie­hen 80% der Deut­schen pflanz­li­che Prä­pa­ra­te den che­mi­schen vor). In kei­nem ande­ren euro­päi­schen Land ist die Natur­heil­kun­de so beliebt. Die Ver­tre­ter Deutsch­lands hat­ten bei der Umset­zung des AMG nicht genü­gend auf die natio­na­len Inter­es­sen geach­tet. Zu spät wur­de deut­lich, dass die Umset­zung ohne Kom­pro­mis­se auch einen erheb­li­chen wirt­schaft­li­chen Scha­den ange­rich­tet hät­te: Das Ver­schwin­den vie­ler mit­tel­stän­di­scher Unter­neh­men, die Phy­to­pharm­ka her­stell­ten, wäre sicher gewe­sen. Der dama­li­ge Gesetz­ge­ber ent­schloss sich zu einer Ände­rung des AMG: Den Her­stel­lern der unge­fähr 140.000 Arz­nei­mit­tel (pflanz­li­cher und che­mi­scher) wur­de eine Über­gangs­frist von zwölf Jah­ren ein­ge­räumt, um die Unbe­denk­lich­keit ihrer Prä­pa­ra­te zu belegen.

Kommissionen und ihre Arbeitsweise

Als Kon­troll- und Koor­di­na­ti­ons­in­stan­zen wur­den vier ver­schie­de­ne Kom­mis­sio­nen ins Leben geru­fen, die in Zusam­men­ar­beit mit dem Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um bald nach 1978 ihre Arbeit aufnahmen:

  • Kom­mis­si­on B, befass­te sich mit che­misch defi­nier­ten Substanzen
  • Kom­mis­si­on C mit anthro­po­so­phi­schen Arzneimitteln
  • Kom­mis­si­on D beschäf­tig­te sich mit homöo­pa­thi­schen Arzneimitteln
  • Kom­mis­si­on E (genaue Bezeich­nung: Zulas­sungs- und Auf­be­rei­tungs­kom­mis­si­on, Phy­to­the­ra­peu­ti­sche The­ra­pie­rich­tung und Stoff­grup­pe) war für phy­to­the­ra­peu­ti­schen Prä­pa­ra­te zuständig

Um den gewal­ti­gen büro­kra­ti­schen Auf­wand zu bewäl­ti­gen, war die Vor­ge­hens­wei­se der Kom­mis­sio­nen genau fest­ge­legt. Im fol­gen­den geht es nur um die Kom­mis­si­on E, da die­se für die pflanz­li­chen Prä­pa­ra­te zustän­dig war:

  • Zunächst wur­den Her­stel­ler dazu auf­ge­for­dert, Unter­la­gen – wie z.B. even­tu­ell durch­ge­führ­te kli­ni­sche Stu­di­en, Anwen­dungs­be­ob­ach­tun­gen etc. – über die Prä­pa­ra­te an das Bun­des­ge­sund­heits­amt zu schicken.
  • Gleich­zei­tig begann die Kom­mis­si­on E des BGA Mono­gra­phie-Ent­wür­fe zu erar­bei­ten (Mono­gra­phie = wis­sen­schaft­li­che Unter­su­chung eines ein­zel­nen Gegen­stan­des): Inhalt­stof­fe, Wir­kun­gen, Neben­wir­kun­gen ein­zel­ner Wirk­stof­fe (Mono­prä­pa­ra­te) wur­den gesam­melt und aufbereitet.
  • Es kam zu einer ers­ten Vor-Publi­ka­ti­on in der Fach­pres­se. Alle Betei­lig­ten – Fach­leu­te, Unter­neh­men, Ärz­te, Wis­sen­schaft­ler konn­ten Stel­lung neh­men, Kom­men­ta­re oder Ein­sprü­che zu den jewei­li­gen Prä­pa­ra­ten verfassen.
  • Zusätz­li­che Sicher­heit soll­te durch eige­ne Recher­chen des Bun­des­ge­sund­heits­am­tes (BGA) gewähr­leis­tet sein, damit die Mono­gra­phien über Dro­gen und deren Wirk­wei­se kom­plett erfasst wer­den konnten.
  • Zuletzt erfolg­te die Ver­öf­fent­li­chung der Mono­gra­phien im Bundesanzeiger.

Monographien – Grundlage weiterer Arzneibeurteilungen

In den Jah­ren 1978–1995 erar­bei­te­te die Kom­mis­si­on E 330 Mono­gra­phien von den wich­tigs­ten Arz­nei­mit­tel­pflan­zen. Es han­del­te sich um die ein­zel­nen (Mono) Wirk­stof­fe, nicht um Wirk­stoff-Kom­bi­na­tio­nen. Die Kom­mis­si­on bestand aus vier­und­zwan­zig Sach­ver­stän­di­gen, die alle drei Jah­re neu vom Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um beru­fen wur­den. Die Exper­ten wur­den von Fach­ge­sell­schaf­ten vor­ge­schla­gen und hat­ten die Auf­ga­be, das wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nis­ma­te­ri­al zu bewer­ten. Sie dis­ku­tier­ten mit ande­ren Fach­leu­ten z.B. von Fir­men, Wis­sen­schaft­lern und Ärz­ten und muss­ten zum Schluss zu einer gemein­sa­men Bewer­tung kom­men. Es gab nur zwei Mög­lich­kei­ten: Die posi­ti­ve Bewer­tung, d.h. die Dro­ge hat­te nach gemein­sa­mer Auf­fas­sung wirk­sa­me Inhalt­stof­fe und war gegen Erkran­kun­gen ein­setz­bar. Bei einer nega­ti­ven Bewer­tung kamen die Exper­ten über­ein, dass das wis­sen­schaft­li­che Mate­ri­al nicht aus­rei­chend, d.h. die Wir­kung nicht bewie­sen wer­den konn­te oder sogar ein grö­ße­res Risi­ko gegen­über dem Nut­zen vor­lag. Dies war bei 133 Dro­gen der Fall.

Auf­grund der schwie­ri­gen, arbeits­auf­wen­di­gen Zusam­men­stel­lung des wis­sen­schaft­li­chen Mate­ri­als zog sich die Bewer­tung in der Kom­mis­si­on E dahin. Bis 1994 wur­den nur Arz­nei­pflan­zen, aber kei­ne pflanz­li­chen Arzei­mit­tel­spe­zia­li­tä­ten d.h. Fer­tig­prä­pa­ra­te bear­bei­tet. Im glei­chen Jahr wur­de dann von der Bun­des­re­gie­rung mit der 5. AMG Novel­le die soge­nann­te Beweis­um­kehr­last ein­ge­führt. Die­se zwang phar­ma­zeu­ti­sche Unter­neh­men, nun Wirk­sam­keit und Unbe­denk­lich­keit ihrer Prä­pa­ra­te selbst nach­wei­sen zu müssen.

Sonderregelungen

Um noch einem ande­ren Teil der pflanz­li­chen Arz­nei­mit­tel vor dem Ver­schwin­den zu ret­ten, wur­den Son­der­re­ge­lun­gen ein­ge­führt. Die­se gal­ten für Prä­par­te, die zum Teil seit Jahr­hun­der­ten im Gebrauch waren und bei denen ‘Erfah­rungs­wer­te’ aner­kannt wur­den. Präpra­te, die als “tra­di­tio­nel­le Arzei­mit­tel” (§ 109a) gal­ten, und auf deren Packung ein Hin­weis mit eides­statt­li­cher Erklä­rung bezüg­lich Qua­li­tät und Unbe­denk­lich­keit gedruckt war, durf­ten wei­ter ver­kauft werden.

Her­stel­ler, die nicht auf Son­der­re­gel­lun­gen zurück­grei­fen konn­ten, müs­sen sich seit 1994 um eine Nach­zu­las­sung bemü­hen, d.h. nach­ar­bei­ten. Oft schei­tern klei­ne Phar­ma­un­ter­neh­men an den Kos­ten, die die Zusam­men­stel­lung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wei­ses erfor­der­lich machen. Meis­tens fällt die Ent­schei­dung gegen die Prä­pa­ra­te. Sie wer­den vom Markt genom­men. Auf die­se Wei­se sind zahl­lo­se natur­heil­kund­li­che Mit­tel ver­schwun­den. Prä­pa­ra­te, die erst vom Markt genom­men wor­den sind, haben so gut wie kei­ne Chan­ce, wie­der ein­ge­führt zu wer­den. Dann erhal­ten sie näm­lich den sel­ben Sta­tus wie neu ein­zu­füh­ren­de Arz­nei­mit­tel. Die Schät­zun­gen von Her­stel­lern über die Kos­ten von Wirk­sam­keits­nach­wei­sen, den not­wen­di­gen Stu­di­en beträgt min­des­tens 50 Mio € pro Prä­pa­rat. Es gibt kaum mit­tel­stän­di­sche Unter­neh­men, die die­se Kos­ten auf­brin­gen können.

Bürokratie, der Tod vieler Phytotherapeutika

Das viel­leicht größ­te Pro­blem für die Beur­tei­lung von Arz­nei­mit­tel­pflan­zen liegt in der deut­schen Büro­kra­tie. Vie­le Exper­ten, die sich wäh­rend des 103. Kon­gres­ses des Zen­tral­ver­ban­des der Ärz­te für Natur­heil­ver­fah­ren im Okto­ber 2002 in Freu­den­stadt zusam­men­fan­den, folg­ten die­ser Mei­nung. Prof. Dr. Dr. Die­ter Loew, lang­jäh­rig mit­wir­ken­der Sach­ver­stän­di­ger in der Kom­mis­si­on E beklag­te, “dass die büro­kra­ti­sche Beur­tei­lung von pflanz­li­chen Arz­nei­mit­teln durch das BfArM legis­la­tiv zwar ver­ständ­lich sei, doch wür­de oft der Sach­ver­stand der Exper­ten und Anwen­der der Kom­mis­si­on nicht genug berück­sich­tigt. Letzt­end­lich ent­schei­den Büro­kra­ten, ob Prä­pa­ra­te auf dem Markt blei­ben oder nicht”. Loew bedau­er­te auch, dass deut­sche Regie­rungs­ver­tre­ter in der Euro­päi­schen Gemein­schaft nicht von der Mög­lich­keit Gebrauch gemacht hat­ten, sich für die deut­sche Natur­heil­kun­de stark zu machen. “Damit wur­de eine gro­ße Chan­ce ver­tan, sich für die lan­ge deut­sche Tra­di­ti­on der Natur­heil­kun­de ein­zu­set­zen”, so Loew.

Die meis­ten Ver­brau­cher, aber auch ver­ord­nen­den Ärz­te haben den Weg­fall vie­ler Arz­nei­mit­tel nicht bemerkt. Die Auf­re­gun­gen um die Gesund­heits­re­form und damit ver­bun­de­nen Spar­mass­nah­men lenk­ten vom ‘lei­sen Ster­ben’ ab. Vie­le klei­ne Her­stel­ler von Pflan­zen­heil­mit­teln gaben auf. Es ist still gewor­den um die Phy­to­the­ra­pie in Deutsch­land, fast toten­still. Der pflanz­li­che Arz­nei­mit­tel­markt beschränkt sich heu­te auf Prä­pa­ra­te, die durch die Mono­gra­phien wis­sen­schaft­lich abge­si­chert sind. Es gibt nur noch wenig gro­ße Her­stel­ler, die auf dem phy­to­the­ra­peu­ti­schen Markt. Sie beschränk­ten sich meis­tens auf weni­ge Prä­pa­ra­te. Für die vie­len Pflan­zen­wirk­stof­fe und ihre sinn­vol­len Kom­bi­na­tio­nen, die sonst noch zu unter­su­chen wären, gibt es kei­ne Chan­ce mehr – die Kom­mis­si­on E hat ihre Arbeit ein­ge­stellt. Unge­fähr 197 Ein­zel-Arz­nei-Wirk­stof­fe, die posi­tiv mono­gra­phiert wur­den, sind von den tau­send mög­li­chen Pflan­zen-Kom­bi­na­tio­nen übrig geblie­ben – ein trau­ri­ges Über­bleib­sel von den viel­fäl­ti­gen phy­to­the­ra­peu­ti­schen Möglichkeiten.

Autorin
• Mari­on Kaden, Heil­pflan­­zen-Welt (2005).

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