Zunderlöcherschwamm

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Zun­der­lö­cher­schwamm, Bole­tus ignia­ri­us, L. [Flor. dan. tab. 953] ein strunk­lo­ser, kis­sen­för­mi­ger, glat­ter, mit den feins­ten Löchern besetz­ter Schwamm, wel­cher an den, vor­züg­lich fau­len Stamm­stö­cken der Lohei­che, Roth­bü­chen­käs­te, Som­mer­lin­de, Weiß­bir­ke und Königs­wall­nuß sitzt, und tief in ihre Sub­stanz eindringt.

Die Zube­rei­tung die­ses Schwam­mes bestehet dar­in, daß man die har­te obe­re Rin­de und den löche­richt­hol-zigen untern Theil des­sel­ben abschnei­det, und den mitt­lern schwam­mi­gen, wei­chern Theil ent­we­der, um ihn in öko­no­mi­scher Absicht zum Feu­er­fan­gen mit Stahl und Stein geschickt zu machen, mit Holz­aschen­lau­ge meh­re­re Tage mazer­irt, ihn dann aus­wäscht, trock­net und durch Ham­mer­schlä­ge erweicht (Feu­er­schwamm, Zun­der­schwamm) oder, zu chir­ur­gi­scher Absicht, blos frisch, (sei­ner obern und untern Haut ent­blößt) in Stü­cken geschnit­ten trock­net, und dann durch Schlä­ge mit dem Ham­mer mög­lichst erweicht (Blut­schwamm, Aga­ri­cus chir­ur­gorum, und, weil er hie­zu beson­ders von Eichen gewählt wird, Aga­ri­cus, Fun­gus quer­nus prae­pa­ra­tus genannt). Die­sen lez­tern hat man, in wei­che wol­li­ge Stü­cken geris­sen, auf Ver­wun­dun­gen gelegt, um das Blut zu stil­len; ein Gebrauch, der lan­ge vor dem Wund­arzt Bros­sard (nach wel­chem er also unrecht Bros­sar­di­scher Schwamm genannt wird) üblich war. Sei­ne Kraft Blut zu stil­len, beruht nicht auf einer styp­ti­schen, adstrin-giren­den Eigen­schaft, da der Auf­guß des fri­schen Schwam­mes den Eisen­vi­tri­ol nicht schwärzt, und das Dekokt blos etwas schäu­mig wird, son­dern auf der allen wei­chen, wol­li­gen Sub­stan­zen (der Baum­wol­le, dem Spinn­ge­we­be, dem Bade­schwam­me, den Lein­wand­fa­sern) eig­nen Kraft, haa­r­öhr­ar­tig Feuch­tig­kei­ten ein­zu­sau­gen. Er dient noch zuwei­len selbst bei Ampu­ta­tio­nen, die Oef­nun­gen der feins­ten Schlag­adern zu ver­stop­fen, wenn man den wol­lig­ten, weichs­ten Theil davon auf­legt und einen gehö­ri­gen Druck anbringt; den Blut­fluß aus den grö­ßern Arte­ri­en­mün­dun­gen aber, vor­züg­lich wo wegen der unter­lie­gen­den wei­chen Fleischt­hei­le kein fes­ter Druck ange­bracht wer­den kann, ist er zu hem­men unfähig.

Die Lapp­län­der zün­den klei­ne Stü­cken Feu­er­schwamm an und las­sen sie auf Haut­stel­len ver­glim­men, wo sie (wie die Ost­in­dia­ner mit den Mora­zy­lin-dern, unter Buk­ten­bei­fuß und unter Som­mer­baum­wol­le) eine Revul­si­on zu machen gedenken.