Salmiak

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Sal­mi­ak, (Sal. ammo­nia­cum) ist ein in Feu­er völ­lig flüch­ti­ges Salz von 1, 420 spe­zi­fi­schem Gewich­te aus 52 Thei­len Koch­salz­säu­re, 40 Thei­len flüch­ti­gem Alka­li und 8 Thei­len Was­ser zusam­men­ge­setzt, wel­ches beim Frost­punk­te sich in einer Men­ge Was­ser wie 112 zu 480, bei einer Wär­me von 50° Reaum. in einem Ver­hält­nis­se wie 127 zu 240, bei der Sie­de­hit­ze in glei­chen Thei­len Was­ser und wie 17 zu 240 in kochen­dem Wein­geis­te auf­lößt, auf nas­sem und trock-nem Wege Zink, Eisen und Kup­fer unter Abson­de­rung sei­nes Ammo­ni­aks auf­lößt und bei der Sub­li­ma­ti­on in klei­nen Ver­hält­nis­sen mit sich auf­treibt. Sein Geschmack ist durch­drin­gend, sal­zig bei­ßend. Es schießt in feder­ar­ti­gen, leich­ten, bieg­sa­men Krystal­len an.

Der ers­te Sal­mi­ak kam aus Egyp­ten, und kömmt noch jezt daher (der neu­er­lich hie und da in Euro­pa errich­te­ten Fabri­ken unge­ach­tet), in run­den, ein Paar Dau­men dicken, fes­ten Kuchen (Bro­den), deren kon­ve­xe Sei­te schmut­zig und rußig ist, wor­auf der fes­te, sehr durch­sich­ti­ge, aus Spie­ßen zusam­men­ge­füg­te, reins­te Theil folgt. Er soll aus dem Ruße des Kameel-mis­tes, viel­leicht mit koch­sal­zi­gen Zusät­zen, sub­li-mirt werden.

Rei­ner ist der in deut­schen, eng­li­schen und andern euro­päi­schen Fabri­ken sub­li­mir­te, in dün­nern, klei­nern, aber durch­schei­nend wei­ßen Kuchen.

Der in Braun­schweig berei­te­te besteht, aus wei­ßen, undurch­sich­ti­gen, nicht all­zu fes­ten Bro­den von der Grö­ße klei­ner Zucker­hü­te. Er wird durch Krystal­li­si-ren berei­tet, wahr­schein­lich indem der künst­lich aus Kup­fer und Schwe­fel berei­te­te blaue Vitri­ol auf­ge-lößt, durch mil­den ammo­ni­ak­lau­gen­sal­zi­gen Geist (aus ver­faul­tem Harne) nie­der­ge­schla­gen, (der Nie­der­schlag als Braun­schwei­ger Grün ver­käuf­lich) der ent-stand­ne Vitri­ol­sal­mi­ak aber mit Koch­salz durch Kry-stal­li­sa­ti­on in der Käl­te in zwei Sal­ze getrennt wird, deren eines das so häu­fig aus die­ser Fabrik ver­kauf­te Glau­ber­salz, das and­re der genann­te braun­schwei­ger krystal­li­sir­te Sal­mi­ak ist.

And­re Fabri­ken zer­set­zen Gyps oder gemei­nen Vitri­ol mit Harn­geist und sub­li­mi­ren den ent­stand­nen Vitri­ol­sal­mi­ak mit Koch­sal­ze. Ob in Eng­land bloß Stein­koh­len­ruß und Koch­salz genom­men und zusam­men auf­ge­trie­ben wer­de, ist noch unausgemacht.

Den ägyp­ti­schen aus­ge­nom­men, sind die andern sub­li­mir­ten Sor­ten so rein, daß man sie ohne fer­ne­re Rei­ni­gung anwen­den könn­te. Man ver­ord­net aber immer noch den gerei­nig­ten Sal­mi­ak oder die Sal­mi-akblu­men (flo­res salis ammo­nia­ci sim­pli­ces, Sal ammo­nia­cum depur­a­tum). Die­se ehe­dem durch eine sehr gelin­de Wie­der­auf­trei­bung des käuf­li­chen Sal­mi­aks müh­sam berei­te­ten lockern Sal­mi­ak­blu­men erhält man jezt leich­ter, vor­züg­lich im Win­ter, indem man gepül­ver­ten Sal­mi­ak mit glei­chen Thei­len Was­ser bis zur Auf­lö­sung sie­det, die Lau­ge durch Papier sei­het und in der Frost­käl­te meh­re­re Stun­den ste­hen läßt. Doch bleibt auf die­se Wei­se (bei Gefrier­käl­te) etwa der vier­te Theil des ange­wen­de­ten Sal­mi­aks noch in der Lau­ge, den man aber voll­ends dar­aus in Blu­men abson­dern kann, wenn man die Lau­ge wie­der bis zum vier­ten Thei­le ein­sie­det und die Lau­ge aber­mahls in die Frost­käl­te hinstellt.

Die posi­ti­ven Kräf­te des Sal­mi­aks im mensch­li­chen Kör­per sind zuver­läs­sig sehr ansehn­lich, aber noch gänz­lich unbe­kannt; ob man ihm gleich sehr will­kühr­lich aus Muth­ma­ßung, alter­i­ren­de, auf­lö­sen­de, Schleim zert­hei­len­de, und Gott weiß, wel­che unbe­stä­tig­te Eigen­schaf­ten sonst noch bei­leg­te. In Wech­sel­fie­bern hat man ihn vor­züg­lich gelobt; eini­ge von ihnen hat er schnell geho­ben, and­re nicht, und wie­der and­re ver­schlim­mert. Wor­in aber die­se Fie­ber von ein­an­der ver­schie­den waren, ist eben so unbe­kannt, als wie die­je­ni­gen Fie­ber gear­tet waren, in denen er half. Aeu­ßer­lich soll er, auf­gelößt, ange­wandt, zert­hei­len­de Kräf­te bewie­sen haben; man misch­te aber gewöhn­lich Essig dar­un­ter, daher man nicht weiß, wel­ches von bei­den Diens­te that, wo ja die Mischung zu hel­fen schien.

Man bedient sich des Sal­mi­aks häu­fig, um das flüch­ti­ge Lau­gen­salz dar­aus abzu­son­dern. Um das trock­ne, mit Luft­säu­re gesät­tig­te Ammo­ni­ak­lau­gen­salz (flüch­ti­ges Sal­mi­ak­salz, Sal vola­ti­lis salis am-monia­ci, Alca­li ammo­nia­cum, s. ammo­nia­ca­le, Am-monia prae­pa­ra­ta) zu erhal­ten, ver­mischt man Einen Theil fein gepül­ver­ten Sal­mi­ak mit zwei Thei­len fein gepül­ver­ter, alter Pota­sche, trägt die Mischung in die unter Destil­la­ti­on gezeich­ne­te Retor­te, ver­dich­tet die Fugen wohl mit ange­feuch­te­ter Bla­se und gie­bt gelin­des Feu­er, wel­ches man so lan­ge erhält, bis man kein Salz sich mehr anle­gen sieht, wor­auf man es eine hal­be Stun­de lang ver­stärkt. Man erhält drei­zehn bis vier­zehn Unzen rei­nes Ammo­ni­ak­lau­gen­salz. Weni­ger davon erhält man, wenn man Krei­de statt der Pota­sche (etwa in dem Ver­hält­nis­se von fünf Thei­len getrock­ne­ter Krei­de gegen vier Thei­le Sal­mi­ak) nimmt, und es gehört etwas stär­ke­re Hit­ze zum Austreiben.

Wenn zu jenen zwei Thei­len Pota­sche und einem Thei­le Sal­mi­ak noch sechs Thei­le Was­ser in die Retor­te gegos­sen wer­den, so steigt eben­falls das flüch­ti­ge Lau­gen­salz zuerst tro­cken auf, es wird aber von dem nach­gän­gig über­de­stil­li­ren­dem Was­ser auf­ge­löst, und man fin­det in der Vor­la­ge den gemei­nen Sal­mi­ak­geist (Spi­ri­tus salis ammo­nia­ci vul­ga­ris, s. aquo­sus, Alca­li ammo­nia­cum aquo­sum, Lixi­vi­um ammo­nia­ca­le com­mu­ne, Aqua Ammo­niae), wel­cher folg­lich nichts anders als eine Auf­lö­sung des rei­nen Ammo­ni­ak­lau­gen­sal­zes im Was­ser ist.

Da die Aus­trei­bung der Pro­duk­te aus den Hör­nern eig­ne, gro­ße Vor­rich­tun­gen, und viel Feue­rung erfor­dert, die nicht in jedem Labo­ra­to­ri­um mög­lich ist, so läßt sich mit leich­te­rer Mühe das Hirsch­horn­salz (unter Hirsch) künst­lich ver­fer­ti­gen, wenn man bei der Aus­trei­bung des flüch­ti­gen Sal­mi­ak­sal­zes, z.B. zu 16 Unzen Sal­mi­ak und 32 Unzen Pota­sche noch eine Unze Hirsch­horn­öl in die Retor­te thut, da dann das Ueber­ge­trie­be­ne von wah­rem Hirsch­horn­sal­ze auf kei­ne Wei­se ver­schie­den befun­den wer­den wird.

Das sub­li­mir­te Ammo­ni­ak­lau­gen­salz ent­hält in hun­dert Thei­len sei­nes Gewichts 40 bis 43 Thei­le rei­nes Lau­gen­salz, 53 bis 45 Thei­le Luft­säu­re, und 7 bis 12 Thei­le Was­ser, je nach­dem es bloß sub­li­mirt oder krystal­li­sirt ist; es schießt in Krystal­len an, die undeut­lich acht­sei­tig sind, mit vier abge­stumpf­ten Ecken, löset sich in Was­ser bei 59° Fahr. nach einem Ver­hält­nis­se von 360 zu 480, bei 50° Fahr. aber wie 240 zu 480 auf, und sub­li­mirt sich bei einer Wär­me, die noch unter 180° Fahr. ist. Es ist von flüch­ti­gem Geru­che und bei­ßend ste­chen­dem, lau­gen­haf­tem Geschma­cke, und scheint gro­ße Heil­kräf­te zu besit­zen, in eini­gen Arten von Wech­sel­fie­bern, Gicht, Rachi­tis, Was­ser­sucht und schlei­mi­gen Brust­krank­hei­ten, als ein mäch­ti­ges Reiz­mit­tel zu wir­ken, wel­ches zugleich Säu­re dämpft; ver­muth­lich auch in eini­gen Arten von Typhus dien­lich. Es wird zu 6 bis 30 Gran auf die Gabe auf­ge­löst, genom­men, am bes­ten in Flüs­sig­kei­ten, wel­che Luft­säu­re ent­hal­ten, in schaumen­dem Bie­re, oder in mit Luft­säu­re gesät­tig­tem Wasser.

Ver­mischt man eine gesät­tig­te Auf­lö­sung des flüch­ti­gen Sal­mi­ak­sal­zes in Was­ser mit star­kem Wein­geis­te, so ver­dich­tet sich die­ses Salz zu einer wei­chen, wei­ßen Mas­se (offa Hel­mon­tii, w.s.) die man fälsch­lich für etwas Sei­fen­ar­ti­ges (Sapo che­mi-cus) aus­ge­ge­ben hat, da sie nichts als das in Wein­geist unauf­lös­li­che Ammo­ni­ak­lau­gen­salz ist.

Trei­bet man aber das Ammo­ni­ak­lau­gen­salz aus dem Sal­mi­a­ke mit kaus­ti­schem Gewächs­lau­gen­sal­ze oder gebrann­tem Kal­ke aus, so kömmt es nicht in fes­ter krystal­li­ni­scher, son­dern in flüs­si­ger, Gestalt, das ist, ätzend zum Vor­schei­ne. Zu die­ser Absicht löscht man acht Unzen gebrann­ten Kalk, rührt ihn mit sechs und drei­ßig Unzen Was­ser zum dün­nen Brei an, den man in die (unter dem Arti­kel Destil­la­ti­on gezeich­ne­te) Retor­te füllt, schüt­tet dann vier Unzen fein gepül­ver­ten Sal­mi­ak dazu, mischt es durch Schüt­teln der Retor­te unter ein­an­der, legt das wei­ter unten gezeich­ne­te Vor­la­ge­ge­räth an, ver­dich­tet die Fugen mit nas­ser Bla­se und zieht bei gelin­dem Feu­er zwölf Unzen ätzen­des Ammo­ni­ak (kaus­ti­schen Sal­mi­ak­geist, ätzen­des flüch­ti­ges Lau­gen­salz, Alka­li flu­or, Spi­ri­tus Sai­is ammo­nia­ci cau­st­i­cus s. cal­careus, s. cum Cal­ce viva, s. ad extra, Alca­li ammo­nia­cum cau­st­ic-um, ammo­nia­cum purum, Lixi­vi­um ammo­nia­ca­le cau­st­i­cum) oder wenn er gehö­rig stark wer­den soll, nur acht Unzen über. (Wenn man zu dem Gemisch noch so viel Koch­salz setzt, als der Sal­mi­ak betrug, so kann der Rück­stand beim Erkal­ten die Retor­te nicht so leicht zer­rei­ßen, läßt sich auch leich­ter mit Was­ser aus­spüh­len). In der größ­ten Stär­ke ist er beträcht­lich leich­ter als destil­lir­tes Was­ser, so daß ein hal­bes Unzen­maaß nur 224 bis 220 Gran davon faßt. Sein Geruch ist ersti­ckend ste­chend, sein Geschmack uner­träg­lich fres­send und beit­zend. Er ver­fliegt sehr schnell. Aus der Atmo­sphä­re nimmt er sehr leicht Luft­säu­re an, und sät­tigt sich damit zu mil­dem, aber schwa­chem Sal­mi­ak­geis­te, wes­halb er in Glä­sern mit ein­ge­rie­be­nen Glas­stöp­seln, die vor­her in wei­ßes Wachs (mit etwas Oel gemischt) getaucht wor­den, auf­be­wahrt und nur zu klei­nen Vor­räthen ver­fer­tigt wer­den muß. Von sei­ner völ­li­gen Kau­sti­ci­tät über­zeugt man sich durch Ein­tröp­fe­lung von etwas salz­saurer Kalk­er­de (Kal­k­öl) in eine Pro­be des­sel­ben. Ganz luft­säu­re­frei­es, ätzen­des Ammo­ni­ak trübt die­sel­be nicht.

Da das ätzen­de Ammo­ni­ak­lau­gen­salz sich in Wein­geist auf­löst, so darf man nur zu acht Unzen gelösch­tem Kal­ke sechs und drei­ßig Unzen Brann­te­wein mischen, ehe man in der Retor­te vier Unzen gepül­ver­ten Sal­mi­ak dar­un­ter rührt, und bei gelin­dem Feu­er zwölf Unzen über­zie­hen, um den bes­ten geis­ti­gen Sal­mi­ak­spi­ri­tus (ver­süß­ten Sal­mi­ak­geist, Spi­ri­tus salis ammo­nia­ci vino­sus, s. dul­cis, Alca­li ammo­nia­cum vino-sum, Lixi­vi­um ammo­nia­ca­le vino­sum) zu erhal­ten. Wenn man hier Pota­sche statt des gebrann­ten Kal­kes nimmt, so kann kein kräf­ti­ger Geist erfol­gen, da hier bloß das weni­ge kaus­ti­sche Ammo­ni­ak­lau­gen­salz durch das weni­ge ätzen­de Lau­gen­salz in der Pott­asche ent­bun­den, in die Ver­bin­dung des Wein­geis­tes ein­ge­hen kann.

Wer­den zu dem wein­geis­ti­gen Ein­sat­ze in der Retor­te noch Sub­stan­zen gesetzt, wel­che äthe­ri­sches Oel bei der Destil­la­ti­on von sich geben, Anies oder Fen­chel­sa­men, so geht der Anies oder Fen­chel­sal­mi­ak­geist (Spi­ri­tus Salis ammo­nia­ci anisa­tus, foe­ni­cu­la­tus) über, oder wird Stin­ka­sant zuge­setzt, der stin­ken­de Sal­mi­ak­geist (Spi­ri­tus vola­ti­lis foet­idus).

Wie der ätzen­de geis­ti­ge Sal­mi­ak­spi­ri­tus mit Bern­stein­öl und Sei­fe das berühm­te Eau de Luce bil­de, sehe man unter Luci­us­was­ser nach.

Ueber­haupt ist der ätzen­de Sal­mi­ak­geist eins der stärks­ten Reiz­mit­tel zum Rie­chen bei Ohn­mach­ten. Aeu­ßer­lich und (mit vie­lem Was­ser ver­dünnt) inner­lich ist es gegen den Biß gif­ti­ger Schlan­gen und and­rer zor­ni­gen Thie­re, und, auf bei­der­lei Art ange­wandt, in eini­gen hart­nä­cki­gen Geschwü­ren, auch vor sich äußer­lich mit Was­ser ver­dünnt zur Stil­lung der Blu­tun­gen und zur Zert­hei­lung der Milch­sto­ckun­gen in den Brüs­ten gerühmt wor­den. Zum inner­li­chen Gebrauch zieht man den geis­ti­gen Ammo­ni­ak vor.

So viel vom ätzen­den Sal­mi­ak­geis­te unter Baum­öl gerie­ben, bis die Mischung wie Milch­rahm wird, ent­steht das sei­fen­ar­ti­ge flüch­ti­ge Lini­ment (Lini­men­tum vola­ti­le, Unguen­tum album resol­vens), wel­ches zur Zert­hei­lung in kal­te Geschwüls­te und auf schmerz­haf­te, ent­zün­dungs­lo­se Stel­len ein­ge­rie­ben wird.

Ver­mischt man mit einem aus sechs Thei­len frisch gelösch­ten Kal­ke und hin­läng­lich viel Was­ser ange­rühr­ten, dün­nen Breie zwei Thei­le Sal­mi­ak und einen Theil Schwe­fel, (bei­des fein gepül­vert) in einer Retor­te, und destil­lirt bei gelin­der Hit­ze so viel her­über, als der Sal­mi­ak wog, so erhält man Boy­lens oder Begu­ins flüch­ti­gen Schwe­fel­le­ber­geist (Spi­ri­tus salis ammo­nia­ci sulp­hu­reus, spi­ri­tus fumans Begui­ni s. Boy­lei, Hepar sulp­hu­ris vola­ti­le, sulp­hur ammo­nia­cum) wel­cher roth­gelb­lich von Far­be, an frei­er Luft wei­ße Dämp­fe aus­stößt, wel­che einen ste­chend und ersti­ckend hepa­ti­schen Geruch ver­brei­ten. Eine wah­re Schwe­fel­le­ber mit ammo­ni­ak­lau­gen­sal­zi­gem Grund-thei­le. Er ist in ältern Zei­ten mit drei Thei­len Wein­geist gemischt (Liqu­or anti­po­dag­ri­cus Fr. Hoff­man-ni) zu drei­ßig bis vier­zig Trop­fen inner­lich gege­ben, und mit Kam­pher ver­bun­den äußer­lich auf­ge­legt wor­den beim Podagra.

Bei allen die­sen Destil­la­tio­nen geht das Ammo­ni­ak­lau­gen­salz größ­tent­heils nur in Gas­ge­stalt über, und löset sich erst in der Vor­la­ge zur tropf­ba­ren Flüs­sig­keit in der über­ge­trie­be­nen Feuch­tig­keit auf. Um nun die Zer­rei­ßung der Gefä­ße durch die Luft­ar­ten zu ver­mei­den, und zugleich den Ver­lust des flüch­ti­gen Pro­dukts zu ver­hü­ten, muß die unter dem Arti­kel Destil­la­ti­on gezeich­ne­te Geräth­schaft ange­wen­det wer­den, die man doch um Vie­les ver­ein­facht, wenn man nach der hie­ne­ben gezeich­ne­ten Vor­rich­tung an der abge­kehr­ten Sei­te der Vor­la­ge (in a) ein Loch bohrt, hier eine win­kel­ar­tig gebo­gne, tief her­ab­stei­gen­de, etwas wei­te (C) Röh­re ankit­tet und in eine halb mit Was­ser (oder Wein­geist) ange­füll­te, off­ne klei­ne Arz­nei­fla­sche (B) stellt, etwas ent­fernt vom Boden. Der Flüs­sig­keit muß aber nur so viel, und die Röh­re muß so lang und weit seyn, daß letz­te­re von ers­te­rer nicht ganz ange­füllt wer­den, folg­lich nichts von die­ser Flüs­sig­keit in die Vor­la­ge wie­der zurück­tre­ten kann, wenn die Retor­te zu Ende der Destil­la­ti­on erkaltet.

Der Rück­stand in der Retor­te, wenn Pota­sche zum Zer­set­zungs­mit­tel des Sal­mi­aks ange­wen­det ward, ist Potasch­koch­salz (Diges­tiv­salz), wenn aber Kalk­er­de dazu gebraucht ward, Kalk­koch­salz (Kal­k­öl).

Wenn gepül­ver­ter Sal­mi­ak mit Feil­spä­nen von Eisen oder Kup­fer, oder mit ihren Kal­ken gemischt, über­ge­trie­ben wird, so sind die auf­sub­li­mir­ten Sal­mi­ak­blu­men mit einem salz­sauren Eisen- oder Kup­fer­sal­ze ver­mischt (Flo­res Salis ammo­nia­ci mar­tia­les, vene­rei) unter Eisen und Kup­fer. Die in flüch­ti­gem Sal­mi­ak­sal­ze auf­ge­lös­ten Kup­fer­kal­ke geben Kup­fer­sal­mi­ak, w.s. unter Kupfer.

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