Rheuma: Beweglichkeit herstellen ist am wichtigsten

Brennhaare Brennnessel
Brenn­haa­re der Brenn­nes­sel – äuße­re Anwen­dung bei Rheu­ma
© M. Kaden, Ber­lin, 2011.

„Schmer­zen an stän­dig wech­seln­den Loka­li­tä­ten des Kör­pers“, ein so genann­tes „Flie­ßen der Schmer­zen“, stan­den Pate bei der Namens­ge­bung Rheu­ma. Der grie­chi­sche Aus­druck „rheo“ = „ich flie­ße“ oder „ich strö­me“ weist über den grie­chi­schen Sinn­spruch „pan­ta rhei“ = „alles fließt“ in Rich­tung der natur­me­di­zi­ni­schen Behand­lung: Denn sobald alles im Fluss ist, fin­det die Krank­heit nicht mehr statt. Rheu­ma gehört zu den ältes­ten bekann­ten Erkran­kun­gen des Men­schen; schon bei vor­ge­schicht­li­chen Fun­den aus dem Erd­mit­tel­al­ter wur­den Wir­bel­säu­len von Dino­sau­ri­ern mit dege­ne­ra­ti­vem Ver­än­de­run­gen nach­ge­wie­sen, genau wie bei 5000 Jah­re alten ägyp­ti­schen Ske­let­ten krank­haf­ter Gelenk­ver­schleiß. Im Fol­gen­den fin­den sich Hin­wei­se auf natur­me­di­zi­ni­sche Behand­lungs­op­tio­nen beim „rheu­ma­ti­schen For­men­kreis“, der aus heu­ti­ger Sicht rund 200 ver­schie­de­ne Erkran­kun­gen der Bewe­gungs- und Stütz­ap­pa­ra­tes (Mus­keln, Knor­pel, Kno­chen, Wir­bel­säu­le, Seh­nen, Seh­nen­schei­den und Bän­der) umfasst, die sich durch Schmer­zen, Schwel­lun­gen und Bewe­gungs­ein­schrän­kun­gen äußern.

Naturheilkunde bei Rheuma

Bewe­gung Neben der schul­me­di­zi­ni­schen The­ra­pie kön­nen Rheu­ma­pa­ti­en­ten eine Rei­he von natur­heil­kund­li­chen Maß­nah­men selbst ergrei­fen. Als das Wich­tigs­te wird eine täg­li­che Bewe­gungs­the­ra­pie ange­se­hen: Die Gelen­ke sind dabei zu belas­ten, aber nicht zu über­las­ten. Das Gute dabei: Jeder Mensch kann sich die Bewe­gungs­art aus­su­chen, die indi­vi­du­ell am pas­sends­ten ist: Nor­dic Wal­king, Spa­zie­ren­ge­hen im Grü­nen, Schwim­men (Ther­mal­bad!), Fahr­rad­fah­ren, täg­li­che Gym­nas­tik, Tai Chi, Qigong oder Yoga bie­ten sich bei­spiels­wei­se an.

Ernäh­rung Eini­ge rheu­ma­ti­sche Erkran­kun­gen ste­hen im engen Zusam­men­hang mit der Ernäh­rung, zum Bei­spiel Gicht. Wie bei jeder chro­ni­schen Erkran­kung ist des­halb eine natur­me­di­zi­nisch ori­en­tier­te Ernäh­rungs­be­ra­tung not­wen­dig. Die­se zielt oft auf die Nor­ma­li­sie­rung des Säu­re-Basen-Haus­hal­tes und kur­mä­ßi­ge Ent­schla­ckungs­maß­nah­men. Auch Art und Men­ge von Geträn­ken ist dabei drin­gend zu berück­sich­ti­gen. Denn wie soll „wie­der alles in Fluss kom­men“, wenn nicht genü­gend Was­ser zum Aus­schei­den über Nie­ren und Darm getrun­ken wird …!?

Gicht – meist eine Funktionsstörung der Nieren

Stö­run­gen des Harn­säu­re­stoff­wech­sels füh­ren dazu, dass bei Gicht-Pati­en­­ten Harn­säu­re­kris­tal­le in das Bin­de­ge­we­be des Kör­pers ein­ge­la­gert wer­den. Der Grund dafür: Ent­we­der wird zu viel Harn­säu­re gebil­det oder zu wenig aus­ge­schie­den. Zu den beson­ders betrof­fe­nen Ein­la­ge­rungs­stel­len zäh­len Knor­pel, Kno­chen, Gelenk­kap­seln, Bän­der, Seh­nen, Schleim­beu­tel und die Haut. Gicht­an­fäl­le sind extrem schmerz­haft. Betrof­fe­ne Gelen­ke röten sich dann, schwel­len an und wer­den heiß.

Das Haupt­mit­tel ist das Gicht- und Rheu­ma­tis­mus­mit­tel (JSO Bicom­plex Nr. 9), das die harn­sauren Abla­ge­run­gen im Kör­per löst und aus­schei­den hilft. Außer­dem beugt es erneu­ten Abla­ge­run­gen vor. Im Akut-Sta­­di­um kön­nen alle zehn Minu­ten ein bis zwei Tablet­ten ein­ge­nom­men wer­den. Für Gicht-Pati­en­­ten emp­fiehlt sich aber auch eine lang­fris­ti­ge The­ra­pie über vier bis sechs Mona­te mit ein- bis zwei­mal täg­lich zwei bis vier Tablet­ten, je nach Krankheitsbild.

Im aku­ten Gicht-Anfall kann das Fie­ber­mit­tel (JSO Bicom­plex Nr. 6), auch beglei­tend zur schul­me­di­zi­ni­schen The­ra­pie, ein­ge­setzt wer­den. Bei aku­ten Schmer­zen kön­nen alle zehn Minu­ten ein bis zwei Tablet­ten bis zum Ein­tritt einer Bes­se­rung ein­ge­nom­men werden.

Phy­si­ka­li­sche Maß­nah­men Bei rheu­ma­ti­schen Beschwer­den ist Wär­me ein A und O. Des­halb gilt zu jeder Zeit: Käl­te oder Zug­luft zu ver­mei­den. Die schmer­zen­den Mus­kel- oder Gelenk­par­tien sind (auch im Som­mer) warm zu hal­ten. Gelenk­wär­mer in allen Far­ben oder Mate­ria­li­en (Wol­le, Baum­wol­le) kön­nen prak­tisch zu jeder Jah­res­zeit ange­zo­gen wer­den. Als wohl­tu­end wer­den von Rheu­ma­kran­ken auch war­me Bäder emp­fun­den. Spe­zi­el­le Zusät­ze sor­gen dafür, dass ver­här­te­te Mus­kel­par­tien ent­spannt und gut durch­blu­tet wer­den. Auch täg­li­che Kom­pres­sen oder wär­me­the­ra­peu­ti­sche Umschlä­ge kön­nen hel­fen. Doch auch Käl­te­an­wen­dun­gen kön­nen wegen ihren schmerz­lin­dern­den und anti-ent­zünd­li­chen Effek­ten ange­nehm und heil­sam sein.

Bei­spiel Anwen­dun­gen Anwen­dun­gen (Bäder, Packun­gen, Kom­pres­sen) mit heil­pflanz­li­chen Zusät­zen haben schmerz­stil­len­de Eigen­schaf­ten auch wegen ihrer äthe­ri­schen Öle und ande­ren pflanz­li­chen Wirkstoffen.
→ Für ein Voll­bad wer­den 500 Gramm Heu­blu­men (Flo­res gra­mi­nis, Apo­the­ke) in einen Topf gege­ben. Sie wer­den mit 4 Litern hei­ßem Was­ser über­gos­sen und 3 Minu­ten bro­delnd gekocht. Danach wird der Heu­blu­men-Sud 30 Minu­ten lang mit einem Deckel abge­deckt und zie­hen gelas­sen. Danach wer­den die Heu­blu­men abge­seiht und dem Voll­bad hin­zu­ge­gos­sen. Ein medi­zi­ni­sches Bad soll­te nicht län­ger als 10–15 Minu­ten dau­ern. Eine Ruhe­pha­se ist danach wich­tig. Ein Bad kann am Abend, als Vor­be­rei­tung für den Schlaf oder wäh­rend des Tages durch­ge­führt wer­den. Am Tage ist eine min­des­tens eine hal­be Stun­de Ruhe­pau­se ein­zu­pla­nen. Ach­tung: Das Heu­blu­men-Bad soll­te nicht bei ent­zünd­li­chen oder offe­nen Haut­er­kran­kun­gen ange­wandt wer­den, auch nicht bei Herz­schwä­che, aus­ge­präg­tem Blut­hoch­druck oder fie­ber­haf­ten Infekten.
→ Für eine Kom­pres­se wer­den 250 Gramm Heu­blu­men in einen Topf gege­ben und mit 1 Liter über­gos­sen, 3 Minu­ten lang bro­delnd gekocht. Der Sud wird 30 Minu­ten lang zie­hen gelas­sen, anschlie­ßend abge­seiht und in eine Scha­le gege­ben. Ein Lei­nen­tuch wird im maxi­mal kör­per­war­men Sud getränkt, dann aus­ge­wrun­gen und um die schmer­zen­den Gelen­ke gelegt. Anschlie­ßend wird ein Frot­tee­hand­tuch dar­um gewi­ckelt. Feucht-war­me Kom­pres­sen soll­ten nicht wär­mer als 42 Grad. Sie ver­blei­ben etwa 10–20 Minu­ten auf den Gelen­ken. Danach wer­den sie abge­nom­men. Die Anwen­dung kann 2–3‑mal täg­lich wie­der­holt wer­den. Dazu kann der Sud immer wie­der ange­wärmt wer­den. Alle 2 Tage soll­te er jedoch erneu­ert werden.
Umschlag mit wei­ßem Senf­sa­men (Sina­pis albae semen): Tages­do­sis 60 für einen Umschlag. 60 Gramm pul­ve­ri­sier­tes Senf­mehl (Apo­the­ke) wird mit 3–4 Ess­löf­feln war­mem Was­ser zu einem Brei gerührt auf ein Lei­nen­tuch ver­teilt. Danach auf das schmer­zen­de Gelenk gelegt. Ein Frot­tee­hand­tuch wird anschlie­ßend noch dar­um gewi­ckelt. Der Umschlag darf nur 10 Minu­ten auf der Haut ver­blei­ben. Danach die Haut gut abwa­schen. Die Anwen­dung darf zwei Mal pro Tag wie­der­holt wer­den. Vor­sicht: Ben­zyl-Senf­öl im Senf­sa­men kann Haut- und Ner­ven­rei­zun­gen her­vor­ru­fen und zu uner­wünsch­ten Nie­ren­rei­zun­gen. Wer schon beim ers­ten Mal Unbe­ha­gen wegen der Rei­zun­gen ver­spürt, soll­te die Anwen­dung abbre­chen und nicht wiederholen.

Schüs­s­­ler-Bicom­­plex-The­ra­pie Das JSO Bicom­plex­mit­tel 9 („Gicht- und Rheu­ma­tis­mus­mit­tel“, PZN 00544906, in jeder Apo­the­ke) ist das Haupt­mit­tel bei aku­ten Ent­zün­dun­gen von Gelen­ken. Es ent­hält vier Mine­ral­sal­ze: Fer­rum phos­pho­ri­cum D12, Natri­um phos­pho­ri­cum D6, Natri­um sul­fu­ricum D6 und Sili­cea D12. Die Bedeu­tun­gen der vier Schüss­ler­sal­ze: Fer­rum phos­pho­ri­cum hilft im ers­ten Sta­di­um der Gelenk­ent­zün­dung: Bei Schwel­lun­gen des Gelenks mit Über­wär­mung und Rötung. Natri­um phos­pho­ri­cum neu­tra­li­siert Harn­säu­ren und unter­stützt die Aus­schei­dungs­or­ga­ne (wich­tig vor allem auch bei Gicht). Natri­um sul­fu­ricum hilft bei der rei­bungs­lo­sen Aus­lei­tung und Aus­schei­dung von Stoff­wech­sel­pro­duk­ten und ande­ren belas­ten­den Stof­fen. Sili­cea löst die Harn­säu­re aus den Gewe­ben und för­dert die Ent­gif­tung des Bindegewebes.

Heil­pflan­zen Die Zahl der bei den ver­schie­de­nen Rheu­ma-Erkran­kun­gen wirk­sa­men Heil­pflan­zen ist sehr groß. Hier nur eini­ge Bei­spie­le: Acker­minz­öl (Men­tha arven­sis), Afri­ka­ni­sche Teu­fels­kral­le (Har­pag­o­phy­tum pro­cum­bens), Arni­ka (Arni­ca mon­ta­na), Bein­well (Sym­phy­tum offi­ci­na­le), Bir­ke (Betu­la pen­du­la /​ pur­be­s­cenz), Bit­ter­sü­ßer Nacht­schat­ten (Sola­n­um dul­ca­ma­ra), Cayenne­pfef­fer, schar­fer Papri­ka (Cap­si­cum fru­te­s­cens), Euka­lyp­tus (Euca­lyp­tus glo­bu­lus), Fich­te (Picea abies), Giersch, Geiß­fuß (Aego­po­di­um podagra­ria), Gold­ru­te (Soli­da­ga vir­gau­reo), Gun­der­mann (Gle­cho­ma hederacea), Herbst­zeit­lo­se (Col­chi­cum autum­na­le), Kir­schen (Pru­nus avi­um), Mäde­süß (Fili­pen­du­la ulma­ria), Nacht­ker­ze (Oeno­the­ra bien­nis), Pock­holz, Gua­jak­holz (Guaiacum offi­ci­na­le), Son­nen­hut (Echinacea pur­pu­rea), Wei­de (Salix alba), Weih­rauch (Bos­wel­lia ser­ra­ta), Yuc­ca, Palm­li­lie (Yuc­ca schi­di­ge­ra). Eine wirk­sa­me Rheu­ma­the­ra­pie mit Heil­pflan­zen soll­te durch einen sehr erfah­re­nen The­ra­peu­ten durch­ge­führt wer­den, wobei vor allem eine aus­rei­chen­de Dosie­rung der Phy­to­the­ra­peu­ti­ka und eine zunächst eng­ma­schi­ge ärzt­li­che Über­wa­chung rat­sam ist.

Bei­spiel Lokal­the­ra­pie Ört­li­che Brenn­nes­sel-Anwen­dun­gen (Urti­ca dioica und Urti­ca urens) nut­zen vie­le Rheu­ma-Kran­ken tra­di­tio­nell. Ein­fach mit­tels Haut­rei­zung durch die Brenn­här­chen die­ser wich­ti­gen Heil­pflan­ze. Bei rheu­ma­ti­schen Beschwer­den von Füßen oder Knien gehen sie – nach eini­ger Selbst­über­win­dung – bar­fü­ßig durch Brenn­nes­seln. Dies regt nicht nur die Durch­blu­tung der Haut mas­siv an, son­dern auch – reflek­to­risch – die Durch­blu­tung von Blut­ge­fä­ßen, Bin­de­ge­we­be, Mus­keln oder Gelen­ken. Die­se etwas raue Behand­lung kann auch bei dege­ne­ra­tiv-ent­zünd­li­chen Erkran­kun­gen wie Arthro­se oder chro­ni­sche Poly­ar­thri­tis ein­ge­setzt wer­den (Schla­gen oder Auf­la­ge mit fri­schem Brenn­nes­sel­kraut über den schmer­zen­den Gelen­ken, 30 Sekun­den lang, ein­mal täg­lich). Falls Ihnen all dies zu schmerz­haft erscheint: Es gibt auch wirk­star­ke Brenn­nes­sel-Fer­tig­prä­pa­ra­te oder Brenn­nes­sel-Frisch­pflan­zen-Press­saft, die sogar in der Schul­me­di­zin ergän­zend zur Basis­the­ra­pie ein­ge­setzt werden.

Schulmedizinische Schmerztherapie: Vorsicht Magenblutungen

Arthro­se, Arthri­tis, Fibro­my­al­gie, Mor­bus Bech­te­rew, Gicht, Osteo­po­ro­se oder Kol­la­ge­no­sen gehö­ren zu den bekann­tes­ten und häu­figs­ten Rheu­­ma-Erkran­­kun­­gen. Je nach Art und Schwe­re der dia­gnos­ti­zier­ten Erkran­kung gibt es ver­schie­de­ne The­ra­pie­an­sät­ze, zum Bei­spiel mit krank­heits­spe­zi­fi­schen Basis­me­di­ka­men­ten oder Immun­the­ra­pie. Egal um wel­che Rheu­maer­kan­kung es sich jedoch han­delt, wer­den häu­fig Schmerz­mit­tel ver­ord­net oder selbst gekauft und ver­wen­det. Vor allem aus der Grup­pe der „nicht-ste­ro­i­da­­len Anti­rheu­ma­ti­ka“ (NSAR). Die­se wir­ken näm­lich nicht nur schmerz­lin­dernd (anal­ge­tisch), son­dern auch ent­zün­dungs­hem­mend (anti­phlo­gis­tisch) und fie­ber­sen­kend (anti­py­re­tisch). Damit erlau­ben sie Pati­en­ten wie­der Bewe­gung ohne star­ke Schmer­zen, was zu einer kör­per­li­chen Akti­vie­rung bzw. Reak­ti­vie­rung der Pati­en­ten führt. Und genau die­se kör­per­li­che Bewe­gung wie­der in Gang zu bekom­men („in den Fluss …“), ist mit die wich­tigs­te Grund­la­ge zur Kon­trol­le der Erkran­kung, glau­ben Schul­me­di­zi­ner und Natur­heil­kund­ler glei­cher­ma­ßen. Sei es, dass mit geziel­ten, indi­vi­du­el­len Bewe­gungs­pro­gram­men das Fort­schrei­ten auf­ge­hal­ten wer­den kann. Sei es, dass bestimm­te rheu­ma­ti­sche Ver­än­de­run­gen und Funk­ti­ons­ver­lus­te sogar wie­der rück­gän­gig gemacht wer­den kön­nen. Die vor­teil­haf­ten Wir­kun­gen beim schmerz­hem­men­den Dau­er­ein­satz von NSAR bei chro­ni­schem Rheu­ma wer­den jedoch mit erheb­li­chen Neben­wir­kun­gen erkauft: Den Pati­en­ten dro­hen Magen­blu­tun­gen, Magen­ge­schwü­re (Ulzer­a­tio­nen), lebens­be­droh­li­che Durch­brü­che der Magen­wand (Per­fo­ra­tio­nen) oder auch Stö­run­gen ihres Blut­bil­des (→ Natur­me­di­zi­ni­sche Optio­nen bei Magen- und Zwölf­fin­ger­darm­ge­schwü­ren).

Geteiltes Leid ist halbes Leid

Men­schen, die an chro­nisch ent­zünd­li­chen oder dege­ne­ra­ti­ven Erkran­kun­gen der Bewe­gungs­or­ga­ne lei­den, sind meist ihr gan­zes Leben lang betrof­fen. Gegen­wär­tig ist eine Hei­lung von Rheu­ma nicht mög­lich. Wegen der Schwe­re und häu­fig star­ken Beein­träch­ti­gun­gen emp­feh­len Exper­ten den Betrof­fe­nen, auch Pati­en­ten­schu­lun­gen zu besu­chen. Dabei ler­nen Pati­en­ten mit ihrer Erkran­kung bes­ser umzu­ge­hen. Gesprächs­the­ra­pien oder das Ein­üben von Ent­span­nungs­ver­fah­ren (Auto­ge­nes Trai­ning, pro­gres­si­ve Mus­kel­re­la­xa­ti­on nach Jacob­son, Yoga) gehö­ren zu den all­ge­mei­nen Maß­nah­men. Vie­le Pati­en­ten ent­schei­den sich auch dafür, regel­mä­ßig an spe­zi­el­len Selbst­hil­fe­grup­pen teil­zu­neh­men. Das Mot­to die­ser Grup­pen ist „Geteil­tes Leid ist hal­bes Leid“. Die Pati­en­ten erfah­ren in Gesprä­chen von Ande­ren, wie sie mit ihrer Erkran­kung oder den Krank­heits­schü­ben umge­hen. Da jeder Mensch unter­schied­li­che Her­an­ge­hens­wei­sen oder Stra­te­gien ent­wi­ckelt, wird der Aus­tausch hier­über häu­fig als hilf­reich emp­fun­den. Außer­dem stärkt der Gedan­ke „ich bin nicht allein“. Nicht zuletzt kön­nen unter den Selbst­hil­fe­grup­pen-Mit­glie­dern neue Freund­schaf­ten ent­ste­hen. Wäh­rend sie bei Nicht­be­trof­fe­nen häu­fig auf Unver­ständ­nis tref­fen („Reiß dich doch mal zusam­men!“) wis­sen Betrof­fe­ne sehr wohl, was der ande­re gera­de bei Krank­heits­schü­ben durch­macht und kann des­halb trös­ten oder Mut zusprechen.

Autorin
• Mari­on Kaden (MA), Ber­lin, 11. Juli 2011 (Heilpflanze.org)