Wehrhaft und majestätisch: Die Brennnessel

Jun­ge Brennnessel

Die Brenn­nes­sel ist eine Köni­gin unter den Heil­pflan­zen. Blät­ter, Stän­gel, Nüss­chen, Wur­zeln – alles ist heil­sam oder lässt sich viel­sei­tig ver­ar­bei­ten. Kein Wun­der also, dass die Pflan­ze sich vor Mensch und Tier zu schüt­zen versucht.

Alles an der Brenn­nes­sel ist wehr­haft. Schon die Blät­ter der aus­ge­wach­se­nen Pflan­ze sind säge­blatt­ar­tig gezahnt und war­nen: Laß mich in Ruhe! Wer ihr den­noch zu nahe kommt, ver­brennt sich. Denn die Pflan­ze beklei­det sich zu ihrem Schutz vor Fress­fein­den mit Brenn­haa­ren – spe­zi­el­len Drü­sen­zel­len. Unter dem Mikro­skop betrach­tet, bestehen die Brenn­haa­re aus Zel­len mit einer kugel­ar­ti­gen Basis, die haar­för­mig nach oben wach­sen. Die Zell­wän­de sind durch Ein­la­ge­rung von Sili­kat starr, abge­schlos­sen wer­den sie jeweils mit klei­nen Köpf­chen. Die Drü­sen­zel­len sit­zen an den Stän­geln wie auch Blät­tern und bevor­ra­ten eine wah­re Mix­tur an Reiz­stof­fen: Neben dem in der Haupt­sa­che wir­ken­den Nes­sel­gift­stoff Ace­tyl­cho­lin sind noch Hist­amin, Sero­to­nin und Spu­ren von Ameisen‑, Essig- und But­ter­säu­re ent­hal­ten. Bei der kleins­ten Berüh­rung bre­chen die Köpf­chen ab. Die Soll-Bruch­stel­len der ver­kie­sel­ten Zell­wän­de ver­wan­deln sich in sprit­zen­för­mi­ge Kanü­len. Bei einer Berüh­run­gen boh­ren sich also Tau­sen­de von mikro­sko­pisch klei­nen Sprit­zen in die Haut und ent­las­sen ihren Nes­sel­gift­stoff in die ver­letz­ten Haut­zel­len. Es ent­ste­hen schmer­zen­de, gerö­te­te Quad­deln auf der Haut, die beson­ders bei emp­find­li­chen Men­schen erst nach Stun­den wie­der nachlassen.

Medizinischer Einsatz des Gifts

Natur­heil­kund­lich Ori­en­tier­te nut­zen die­se Brenn­nes­sel-Waf­fen zu einer loka­len Reiz-The­ra­pie: Bei­spiels­wei­se Men­schen mit rheu­ma­ti­schen Gelenk­be­schwer­den an Füßen oder Knien gehen – nach eini­ger Selbst­über­win­dung – bar­fü­ßig durch Brenn­nes­seln. Die Haut­rei­zun­gen durch die Pflan­ze regen die Durch­blu­tung der Haut und reflek­to­risch auch in tie­fe­ren Gewe­be­schich­ten an. Das Ace­tyl­cho­lin wirkt über die Haut direkt auf das Ner­ven­sys­tem und regt so glat­te Mus­ku­la­tur zum Bei­spiel der Blut­ge­fä­ße an. Die­se mar­tia­li­sche Behand­lung kann auch bei dege­ne­ra­tiv-ent­zünd­li­chen Erkran­kun­gen wie Arthro­se oder chro­ni­sche Poly­ar­thri­tis ein­ge­setzt wer­den (Schla­gen oder Auf­la­ge (30 Sekun­den, 1x täg­lich) von fri­schem Brenn­nes­sel­kraut über den schmer­zen­den Gelenken).

Auch bei der Schup­pen­flech­te (Pso­ria­sis) oder Haut­er­kran­kun­gen mit nes­sel­ar­ti­gen Aus­schlä­gen kann eben­falls der natur­heil­kund­li­che Ver­such unter­nom­men wer­den, mit Hil­fe des Brenn­nes­sel-Gifts Heil­im­pul­se aus­zu­lö­sen. Die Idee: Chro­nisch erkrank­te Haut­re­gio­nen in eine “aku­te” Erkran­kungs­pha­se (zurück) zu ver­set­zen. Erkran­kun­gen in sol­chen Pha­sen, so die Natur­heil­kun­de, kön­nen dann nicht nur sym­pto­ma­tisch behan­delt wer­den, son­dern auch mit der Opti­on auf eine tat­säch­li­che Hei­lung der Krankheit.

Bewährtes Rheuma-Mittel

Unter dem Ober­be­griff Rheu­ma wer­den schmerz­haf­te Erkran­kun­gen des Bewe­gungs- und Stütz­ap­pa­ra­tes ver­schie­dens­ter Ursa­chen zusam­men­ge­fasst. Die Ent­ste­hung ist weit­ge­hend unge­klärt. Der­zei­ti­ge Vor­stel­lun­gen besa­gen, dass Brenn­nes­sel-Extrak­te Gelenk­ent­zün­dun­gen und die damit ver­bun­de­nen Schmer­zen und Ver­än­de­run­gen der Gelen­ke ver­hin­dern oder lin­dern kön­nen. In eini­gen Unter­su­chun­gen konn­te gezeigt wer­den, dass Wirk­stof­fe der Brenn­nes­sel-Extrak­te bei­spiels­wei­se die Bil­dung und Frei­set­zung von sol­chen Gewebs­hor­mo­nen ver­hin­dern, die Gelenk­ent­zün­dun­gen aus­lö­sen oder ver­schlim­mern kön­nen. Außer­dem blo­ckie­ren Brenn­nes­sel-Extrak­te das Fort­schrei­ten der Erkran­kung, weil sie die Anbin­dung knor­pel­ab­bau­en­der Enzy­me an den Gelenk­knor­pel stop­pen. Eine gro­ße Anwen­dungs­be­ob­ach­tung zeig­te, dass bei der Anwen­dung von Brenn­nes­sel-Extrak­ten nicht nur die rheu­ma­ti­schen Schmer­zen deut­lich zurück­gin­gen, son­dern auch die Beweg­lich­keit der Gelen­ke bes­ser wur­de. Des­halb set­zen auch man­che Schul­me­di­zi­ner Brenn­nes­sel-Extrak­te aus dem Kraut der Pflan­ze beglei­tend (“adju­vant”) zur Rheu­ma-The­ra­pie mit che­misch defi­nier­ten Wirk­stof­fen ein.

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit: “Blutreinigung” mit Brennnesseln

Brenn­haa­re

Dass die Brenn­nes­sel ver­sucht, sich zur Wehr zu set­zen, ist in Anbe­tracht der Lis­te ihrer hoch­be­gehr­ten Inhalt­stof­fe nicht ver­wun­der­lich. Schon im Alter­tum war die Heil­pflan­ze bekannt: Dio­s­ku­r­i­des (1. Jahrh. nach Chris­tus) ver­ord­ne­te sie zur Mens­trua­tions- oder Harn­för­de­rung und bei ver­schie­dens­ten Haut­krank­hei­ten. Im Ver­lau­fe der Jahr­hun­der­te wur­de die Brenn­nes­sel als bedeut­sa­me Pflan­ze in der tra­di­tio­nel­len Volks­heil­kun­de auf­ge­nom­men. Sie wur­de bei­spiels­wei­se gegen Rheu­ma, Gicht, Gal­le- und Leber­be­schwer­den oder chro­ni­sche Haut­er­kran­kun­gen ein­ge­setzt. Sie gehört auch zu den wich­ti­gen Mit­teln zur “Blut­rei­ni­gung” (ent­spre­chend der Säf­te­leh­re nach Hip­po­kra­tes). Dem­entspre­chend fand und fin­det die Brenn­nes­sel bis heu­te bei Früh­jahrs­ku­ren oder beim Fas­ten zur “Ent­schla­ckung” und “Ent­gif­tung” Ver­wen­dung. Beson­ders die letz­te­ren Eigen­schaf­ten lie­gen in der Fähig­keit der Brenn­nes­sel, die Aus­schwem­mung von Was­ser über die Nie­ren (“Diure­se”) zu fördern.

Die Nie­ren sind neben Aus­schei­dung (soge­nann­te harn­pflich­ti­ge Sub­stan­zen wie z. B. Harn­säu­re) und Hor­mon­bil­dung auch für die Regu­la­ti­on des Was­ser­haus­halts, des Säu­re-Basen-Gleich­ge­wich­tes oder des Blut­dru­ckes zustän­dig. Täg­lich wer­den die Orga­ne von Blut im Volu­men von rund 1.500 Litern durch­strömt. Dabei wer­den rund 170 Liter Pri­mär­harn in den Nie­ren­kör­per­chen gebil­det. Die­ser wird weit­ge­hend rück­re­sor­biert, sodass nur noch etwa 1 bis 1,5 Liter Harn übrig­blei­ben und über die Harn­bla­se als Urin aus­ge­schie­den wer­den. Wie zahl­rei­che ande­re Heil­pflan­zen und auch che­misch defi­nier­te Wirk­stof­fe behin­dern Inhalts­stof­fe der Brenn­nes­sel die­se Rück­re­sorp­ti­on (“salu­re­ti­sche Wir­kung”). Als Fol­ge wird mehr Urin aus­ge­schie­den, was für den Kör­per ins­ge­samt “ent­wäs­sernd” wirkt. Die­se medi­ka­men­tös beding­te erhöh­te Aus­schei­dung (“Diure­se”) kann unter ande­rem den Blut­druck von Pati­en­ten mit Hyper­to­nie sen­ken. In Deutsch­land berei­tet die Gesund­heits­ver­wal­tung gera­de neue Vor­schrif­ten vor, denen zufol­ge ent­wäs­sern­de Mit­tel (“Diure­ti­ka”) als ers­te Wahl bei Blut­hoch­druck ein­zu­set­zen und von den Kas­sen zu bezah­len sind. Dies wird auch für Heil­pflan­zen mit diure­ti­scher Wir­kung eine bemer­kens­wer­te Renais­sance bedeu­ten. Auch ande­re Pati­en­ten pro­fi­tie­ren von der erhöh­ten Diure­se: Die Gicht ist eine Stoff­wech­sel-Erkran­kung, bei der eine Abla­ge­rung von Harn­säu­re­kris­tal­len in Gelen­ken und ande­ren Gewe­ben zu Schmer­zen und Ent­zün­dun­gen führt. Spä­ter kommt es auch zu Ver­än­de­run­gen von Kno­chen oder Knor­peln, Hoch­druck oder Nie­ren­schä­den. Brenn­nes­sel-Inhalts­stof­fe bewir­ken eine ver­stärk­te Aus­schei­dung von Harn­säu­re über die Nie­ren und ver­hin­dern zudem die Bil­dung von Nie­ren­stei­nen, was ins­ge­samt zu einer Bes­se­rung von Gicht-Beschwer­den bes­sern hilft.

Viel besser als Spinat

Brenn­nes­sel-Blät­ter bie­ten auch eine inter­es­san­te Vari­an­te als Gemü­se in der Küche – und das nicht nur für Gour­mets, die gera­de Wild­pflan­zen salon­fä­hig machen. Brenn­nes­seln wach­sen vom April bis in den spä­ten Herbst. Jun­ge Pflan­zen, die noch kei­ne Brenn­haa­re ent­wi­ckelt haben, kön­nen ohne Hand­schu­he gepflückt wer­den, bei der Ern­te älte­rer Pflan­zen wer­den dann Hand­schu­he nötig. Vor­sich­tig wer­den jun­ge und unbe­schä­dig­te Blät­ter geern­tet. Danach wer­den sie auf Schne­cken und Rau­pen hin unter­sucht, gewa­schen und gehackt. Sie kön­nen zur Sup­pe, als Gemü­se­bei­la­gen oder grund­sätz­lich wie Spi­nat oder Man­gold ver­ar­bei­tet wer­den und sind außer­or­dent­lich nahr­haft. Brenn­nes­seln sind sogar gesün­der als Spi­nat! Ein Nähr­stoff-Ver­gleich gibt inter­es­san­te Auf­schlüs­se: 100 Gramm Brenn­nes­sel-Blät­ter enthalten

Brenn­nes­selSpi­nat
Ener­gie44 Kilo­ka­lo­rien15 Kilo­ka­lo­rien
Eiweiss7 Gramm2,5 Gramm
Koh­len­hy­dra­te1,3 Gramm0,6 Gramm
Natri­um18 Mil­li­gramm65 Mil­li­gramm
Kali­um320 Mil­li­gramm554 Mil­li­gramm
Cal­ci­um713 Mil­li­gramm117 Mil­li­gramm
Magne­si­um80 Mil­li­gramm40 Mil­li­gramm
Eisen4,1 Mil­li­gramm1,5 Mil­li­gramm
Vit­amin A800 Mikro­gramm549 Mikro­gramm
Vit­amin C300 Mil­li­gramm29 Mil­li­gramm

Die hohen Calcium‑, Eisen- und Vit­amin C‑Werte sind beson­ders auch für Kin­der im Wachs­tum gesund.

Gegen Miktionsbeschwerden

Auch die Wur­zeln der Brenn­nes­seln sind medi­zi­nisch bedeut­sam. Etli­che Stu­di­en zei­gen die Wirk­sam­keit von Brenn­nes­sel­wur­zel-Extrak­ten bei altern­den Män­nern mit gut­ar­ti­ger Pro­sta­ta-Ver­grö­ße­rung (benig­ne Pro­sta­ta­hy­per­pla­sie, BPH). Dabei bewir­ken Bren­nes­sel­wur­zel­ex­trak­te über Ein­flüs­se auf das männ­li­che Hor­mon­sys­tem eine Ver­klei­ne­rung der ver­grö­ßer­ten Vor­ste­her­drü­se. Dies erleich­tert die typi­schen Beschwer­den wie erschwer­tes Was­ser­las­sen, häu­fi­ger nächt­li­cher Harn­drang oder häu­fi­ger Harn­drang bei Ent­lee­rung von nur klei­nen Harn­men­gen. Auch die Men­ge des in der Bla­se zurück­blei­ben­den Harns (“Rest­harn­vo­lu­men”), pro­ble­ma­tisch hin­sicht­lich von Bla­sen­in­fek­tio­nen, ver­rin­gert sich.

“Königin der Heilpflanzen” – die Signatur

Älte­re Pflan­ze mit “Nüss­chen”

Wegen ihres umfas­sen­den und viel­sei­ti­gen Ein­sat­zes wird die Brenn­nes­sel ger­ne als “Köni­gin der Heil­pflan­zen” bezeich­net. Auch Betrach­tun­gen aus der Signa­tur­leh­re sind inter­es­sant. Die­se zieht Rück­schlüs­se vom Aus­se­hen und der Wesens­art einer Pflan­ze auf ihre Wir­kun­gen. Wegen der “könig­lich, stol­zen Unnah­bar­keit” oder auch “Unbeug­sam­keit” der Brenn­nes­sel wird die Ver­ab­rei­chung der Brenn­nes­sel in der Homöo­pa­thie zur Bil­dung von Wil­lens­stär­ke, Selbst­über­win­dung und Aggres­si­on ver­ord­net. Böse Zun­gen behaup­ten auch, dass sie beson­ders rück­grat­lo­sen Men­schen anzu­emp­feh­len sei, um die Cha­rak­ter­bil­dung zu unterstützen.

Eine Garten-Freundin

Gar­ten­be­sit­zer betrach­ten Brenn­nes­seln wegen ihrer wuchern­der Eigen­schaf­ten oft als Unkraut. Dabei ver­drängt die Pflan­ze sogar Unkraut, denn ihre kräf­ti­gen, ver­floch­te­nen Wur­zeln las­sen kei­ne ande­ren Pflan­zen zu. Und so wird ihr gern der Gar­aus berei­tet – sehr zum Leid­we­sen so man­cher öko­lo­gisch den­ken­der Men­schen. Sie sehen vor allem den Nut­zen der Pflan­ze: Zum einen sichert eine klei­ne, kon­trol­lier­te Flä­che im Gar­ten den Bedarf an unge­spritz­ten Blät­tern für den Eigen­be­darf (Gemü­se, Tee-Her­stel­lung). Zum ande­ren kann die gedul­de­te Brenn­nes­sel-Flä­che zur kos­ten­lo­sen Her­stel­lung von Dün­ger oder natür­li­chem Schäd­lings­be­kämp­fungs­mit­tel zum Bei­spiel gegen Blatt­läu­se und ande­re Pflan­zen­sau­ger die­nen. Wer jedoch in der Ver­wen­dung des “Unkrauts” kei­ne Vor­tei­le sieht, kann vie­len Schmet­ter­lings­ar­ten das Über­le­ben sichern hel­fen: Für das Tag­pfau­en­au­ge, den klei­nen Fuchs oder den Admi­ral ist die Brenn­nes­sel eine wich­ti­ge Futterpflanze.

Brennnesseltee

Tee-Her­s­tel­­lung: Wäh­rend der Blü­te­zeit (Juli bis Okto­ber) wer­den die Blät­ter von Brenn­nes­sel­pflan­zen gesam­melt. Wich­tig ist dabei, den Stand­ort zu beach­ten – also nur in abge­le­ge­nen Gebie­ten sam­meln, nicht an befah­re­nen Stra­ßen oder auf Indus­trie­ge­län­den. Die Blät­ter wer­den vor­sich­tig mit Hand­schu­hen vom Stän­gel abge­streift. Danach wer­den sie auf Schäd­lin­ge hin kon­trol­liert. Nur ein­wand­freie Blät­ter wer­den unge­wa­schen an der Luft so lan­ge getrock­net, bis die Blät­ter beim Anfas­sen leicht aus­ein­an­der­fal­len. In abge­dun­kel­ten Glä­sern hal­ten sich die Wirk­stof­fe über ein Jahr lang.

Tee-Zube­­rei­­tung: 4 Gramm getrock­ne­te Brenn­nes­sel­blät­ter wer­den mit 150 Mil­li­li­ter (mitt­le­re Tee­tas­se) kochen­dem Was­ser über­gos­sen, abge­deckt ste­hen gelas­sen und nach etwa 10 Minu­ten durch ein Tee­sieb gegeben.

Der Einsatz früher und heute

Das ober­ös­ter­rei­chi­sche Sprich­wort “Die Brenn­nes­sel beglei­tet den Men­schen über die Erde” zeigt die frü­he­re, hohe Wert­schät­zung der Brenn­nes­sel. Sie fand viel­sei­tigs­te Ver­wen­dung: Die Pflan­ze wur­de als nähr­rei­ches Vieh­fut­ter, samt der getrock­ne­ten Nüss­chen zur beson­de­ren Energiean¬reicherung an Vieh und Pfer­de ver­füt­tert. Die Pflan­ze lie­fer­te auch Tex­ti­li­en: In armen Gegen­den wur­de die Fasern der Gro­ßen Brenn­nes­sel, als bil­li­ger (min­der­wer­ti­ger) Ersatz für Lei­nen zu Nes­sel­garn oder Nes­sel­tuch ver­ar­bei­tet. Eben­so lässt sich Farb­stoff zum Ein­fär­ben von Wol­le oder Sei­de aus der Pflan­ze her­stel­len. Heu­te ist die Pflan­ze eine der gro­ßen Lie­fe­ran­ten für Lebens­mit­tel­far­ben. Sie wer­den aus dem Brenn­nes­sel-Chlo­ro­phyll her­ge­stellt und in vie­len Berei­chen der Lebens­mit­tel­in­dus­trie ver­ar­bei­tet – zum Bei­spiel um ein­ge­leg­te Gur­ken appe­tit­lich grün erschei­nen zu las­sen. Bei der Farb­stoff-Extrak­ti­on gelan­gen auch vie­le Wirk­stof­fe der Heil­pflan­ze in die Lebens­mit­tel­far­ben. Wie sich dies aus­wirkt, war bis­her noch nicht Gegen­stand von wis­sen­schaft­li­chen Unter­su­chun­gen. Scha­de – denn auf­grund der brei­ten Wirk­stoff-Palet­te der Heil­pflan­ze könn­ten inter­es­san­te Ergeb­nis­se dabei herauskommen.

Botanik:

Die Brenn­nes­sel gehört zur Fami­lie der Brenn­nes­sel­ge­wäch­se (Urti­ca) und ist in den gemäs­sig­ten Zonen welt­weit (40 Arten) anzu­tref­fen. Medi­zi­nisch sind die Gros­se Brenn­nes­sel (Urti­ca dioica L.) und die Klei­ne Brenn­nes­sel (Urti­ca urens L.) bedeu­tend. Bei­de mehr­jäh­ri­ge Arten sind in Mit­tel­eu­ro­pa (ins­ge­samt 12 Arten) sehr häu­fig anzu­tref­fen und besie­deln Gär­ten, Gra­ben­rän­der, Schutt- und Müll­plät­ze, Wei­der­än­der, feuch­te Wald­stel­len oder Ödland. Je nach Art und Stand­ort wird die Pflan­ze wird zwi­schen 60 bis 150 Zen­ti­me­ter hoch und hat einen win­ter­har­ten, krie­chen­den Wur­zel­stock. Ihre Stän­gel sind vier­kan­tig, die Blät­ter gegen­stän­dig, läng­lich-herz­för­mig und am Ran­de grob gezahnt. Die Blü­ten sind grün­lich-weiss­lich und hän­gen in geknäu­el­ten Ris­pen her­ab. Die Blü­ten sind zwei­häu­sig, die Frucht ein ein­sa­mi­ges Nüsschen.

Bren­n­­nes­­sel-Jau­che: Ein Kilo­gramm fri­sche Brenn­nes­seln in fünf Liter Was­ser etwa drei Wochen in einem ver­schlos­se­nen Topf ver­gä­ren las­sen. Ver­wen­dung: In der Ver­dün­nung 1:20 zur Akti­vie­rung des Pflan­zen­wachs­tums und Boden­le­bens; in der Ver­dün­nung 1:10 als Dün­gung über jun­ge, her­an­wach­sen­de Pflan­zen ver­sprit­zen. Hin­weis: Die “inten­si­ve” Geruchs­ent­wick­lung ist normal.

Jau­che gegen Blatt­läu­se: Ein Kilo­gramm fri­sche Brenn­nes­seln in fünf Liter Was­ser etwa fünf Tage in einem geschlos­se­nen Topf gären las­sen. Die Brenn­nes­seln aus­fil­tern und in einer Ver­dün­nung 1:10 verspritzen.

Autorin
• Mari­on Kaden, natür­lich leben (2008).
Quel­len
1. Ori­gi­nal book source: Prof. Dr. Otto Wil­helm Tho­mé Flo­ra von Deutsch­land, Öster­reich und der Schweiz 1885, Gera, Germany.
wei­te­re Infos
Mono­gra­phie
Tee­re­zept

3 Gedanken zu „Wehrhaft und majestätisch: Die Brennnessel“

    • Hal­lo,
      die Behand­lung der Zys­ten­nie­re und vor allem ihrer viel­fäl­ti­gen Kom­pli­ka­tio­nen ist her­aus­for­dernd und gehört in die Hän­de eines erfah­re­nen Arz­tes oder Heil­prak­ti­kers. Unter Umstän­den ver­ord­net die­ser auch Heil­pflan­zen oder ande­re Arzneimittel.
      Lie­be Grüße,
      Rainer

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