4. Gartenfreuden im Frühsommer

Juni – die Jah­res­zeit des üppi­gen Blü­hens, Wach­sens und Gedei­hens. Wie­der­keh­ren­de Pfle­ge­ar­bei­ten beschäf­ti­gen Gar­ten­freun­de: Neben Unkraut jäten und wäs­sern, ist es sinn­voll, die Pflan­zen regel­mä­ßig nach Schäd­lin­gen abzusuchen.

Rat­schlä­ge und Tipps für den Früh­som­mer von Ste­fan Rust, Gar­ten­kus­tos vom Bota­ni­schen Gar­ten in Hamburg.

Lebenselixier Wasser

Auch wenn vie­le Kräu­ter aus dem Mit­tel­meer­raum mage­re Böden schät­zen und sehr anspruchs­los sind, “so heißt dies nicht, dass sie kei­ne Pfle­ge benö­ti­gen”, so Ste­fan Rust. “Wind und Son­ne trock­nen Böden aus, vor allem wenn kei­ne Mulch­schicht vor­han­den ist”. Bei beson­ders son­nig gele­ge­nen Rabat­ten und Bee­ten ist Was­ser Man­gel­wa­re. Hier ist regel­mä­ßi­ges Gie­ßen für die Pflan­zen über­le­bens­wich­tig. Die güns­tigs­te Zeit für die­se Tätig­keit sind Mor­gen- und Abend­stun­den. Da kann das Was­ser am bes­ten ein­si­ckern. In der Mit­tags­hit­ze hin­ge­gen wird ein Teil ver­duns­ten. Außer­dem kommt es bei direk­ter Son­nen­ein­strah­lung durch die Was­ser­trop­fen auf den Blät­tern zu uner­wünsch­ten Brenn­glas­ef­fek­ten: Blät­ter und Blü­ten ver­bren­nen und bekom­men häss­li­che brau­ne Fle­cken. “Gene­rell soll­te beim Gie­ßen ver­mie­den wer­den, die ober­ir­di­schen Pflan­zen­tei­le zu benet­zen”, sagt Rust, “so wer­den Pilz­in­fek­tio­nen ver­mie­den”. Aus­ser­dem ist es wich­tig, die Pflan­zen aus­gie­big zu wäs­sern, so dringt das Was­ser in die tie­fe­ren Erd­schich­ten und die Pflan­zen wur­zeln eben­falls in die Tie­fe. “Ober­fläch­li­ches Wäs­sern bewirkt hin­ge­gen, dass die Pflan­zen nur an der Erd­ober­flä­che wur­zeln, dies kann bei gro­ßer Hit­ze schnel­ler zum Ver­dor­ren füh­ren”, so Rust.

Beeinflussung von Pflanzen

Salat, Zuc­chi­nis, Bohnen

Eine wei­te­re wich­ti­ge Auf­ga­be ist, den Lebens­zy­klus der Pflan­zen zu beob­ach­ten, “das macht nicht nur Spass, son­dern birgt auch die Mög­lich­keit, Ent­wick­lung und Lebens­dau­er der Pflan­zen zu beein­flus­sen”, sagt Rust. Das gilt für Blü­ten­bil­dung, Befruch­tung oder Fruch­t­ent­wick­lung. Nach dem Blü­hen kön­nen die Blü­ten z.B. beim Basi­li­kum ent­fernt oder tro­cke­ne Pflan­zen­tei­le her­aus­ge­schnit­ten wer­den. Zu lan­ge Trie­be, die Pflan­zen eben­falls schwä­chen, wer­den auch zurück­ge­schnit­ten. Beim Schnitt­lauch ver­län­gert ein Abknip­sen der Blü­ten­stän­de die Lebens­dau­er und zögert die kräf­te­zeh­ren­de Samen­bil­dung hin­aus. Die­ses Vor­ge­hen hat bei schnell wach­sen­den Kräu­tern wie Ker­bel, Dill kei­nen Sinn. “Beim Dill wer­den z.B. die Blät­ter sehr schnell hart und gelb. Dann eig­nen sich eigent­lich nur noch die Frucht­stän­de zum Gur­ken ein­le­gen”, sagt Rust. Die­se Pflan­zen wol­len immer schnell zur Blü­te auf­schie­ßen. Beim Basi­li­kum kann zwar eine Zeit­lang ver­sucht wer­den, die Blü­ten zu ent­fer­nen, doch die Pflan­zen wer­den wie­der Sei­ten­trie­be und Blü­ten ent­wi­ckeln. “Bei die­sen Kräu­tern lohnt sich alle drei Wochen eine Fol­ge­saat – mög­lichst an ande­rer Stel­le im Gar­ten”, emp­fiehlt Rust. “Sie geht schnell auf und wächst eben­so her­an”. Damit sind immer fri­sche, kräf­ti­ge Kräu­ter für den täg­li­chen Gebrauch im Gar­ten. Boh­nen­kraut oder Majo­ran soll­ten beson­ders beob­ach­tet wer­den: Die­se ver­brei­ten sich fast wie Unkraut und müs­sen des­halb nur auf bestimm­te Stand­or­te beschränkt wer­den”, sagt Rust.

Vermehrung und Schädlinge

Der Juni eig­net sich bes­tens dazu, zwei­jäh­ri­ge Kräu­ter zu säen. Küm­mel oder Fen­chel bei­spiels­wei­se bil­den im ers­ten Jahr eine Rosette und wer­den dann erst im zwei­ten Jahr Samen ent­wi­ckeln. Auch die Kräu­ter-Ver­meh­rung wird ange­gan­gen: Der buschi­ge Thy­mi­an kann ohne Wei­te­res geteilt wer­den. Bei strauch­ar­ti­ge Kräu­tern wie Sal­bei, Ros­ma­rin und Laven­del, die mit dem Alter anfan­gen zu ver­hol­zen oder Wuchs­freu­dig­keit ver­lie­ren, gibt es eine ein­fa­che, wirk­sa­me Ver­meh­rungs­me­tho­de: Kräf­ti­ge, außen­ste­hen­de Trie­be wer­den vor­sich­tig nach unten gebo­gen, mit Erde über­häu­felt und regel­mä­ßig bewässert.

Ab August kön­nen die bewur­zel­ten Trie­be von der Mut­ter­pflan­ze abge­trennt, ent­we­der in Töp­fe oder an ande­re Plät­ze gesetzt wer­den. “Ein Stand­ort­wech­sel ist auch für Kräu­ter und Gewür­ze wich­tig”, sagt Rust. Wie Nutz­pflan­zen ent­zie­hen Kräu­ter dem Boden bestimm­te Nähr­stof­fe, der nur durch soge­nann­ten Frucht­wech­sel aus­ge­gli­chen wer­den kann.

Auf die­se Wei­se wird auch die Aus­brei­tung von Schäd­lin­gen ver­hin­dert. Schäd­lin­ge tre­ten in jedem Gar­ten auf, denn sie gehö­ren wie alle Lebe­we­sen in das öko­lo­gi­sche Sys­tem. “Doch wenn sie mas­sen­haft auf­tre­ten, kann es ein Anzei­chen dafür sein, dass irgend­et­was nicht stimmt”, sagt Rust. “Wenn Pflan­zen aus irgend­ei­nem Grund geschwächt sind, sie nicht genü­gend oder fal­sche Nähr­stof­fe bekom­men oder ein­fach einen fal­sche Stand­or­te haben (zu schat­tig, zu son­nig, zu feucht), ist ihre Gesund­heit gefähr­det. “Schä­den durch Schäd­lin­ge kön­nen durch genau­es Beob­ach­ten begrenzt wer­den”, sagt Rust. “Dazu gehört auch, das Umdre­hen von Blät­tern und Anse­hen der Unter­sei­te. Das Auf­tre­ten eines Schäd­lings muss noch nicht zum sofor­ti­gen Ein­grei­fen füh­ren”, so Rust. Beim ver­mehr­ten Auf­tre­ten aller­dings müs­sen die betrof­fe­nen Blät­ter und Schäd­lin­ge ent­fernt wer­den. Ker­bel wird leicht von Blatt­läu­sen und Schnitt­lauch ger­ne von Zwie­bel­flie­gen befal­len. “Hier nützt oft nur noch ein rigo­ro­ses Ent­fer­nen der Pflan­zen”, so Rust.

Das gilt eben­falls beim Pflan­zen-Befall in Käs­ten oder Kübeln: Wich­tig sind dann Hygie­ne-Maß­nah­men wie gründ­li­ches Aus­wa­schen und Bepflan­zen mit neu­er Erde. Vom Ver­such dem Schäd­lings­be­fall bei Kräu­tern und Gewür­zen mit Insek­ti­zi­den auf den Leib zu rücken, rät Rust drin­gend ab: “Insek­ti­zi­de sind auch für Men­schen schäd­lich”, so Rust. Auch das Besprü­hen von Kräu­tern mit Sei­fen­lau­ge hält er für kei­ne gute Idee, “die schmeckt über­all durch!”.

Autorin
• Mari­on Kaden, Heil­pflan­­zen-Welt (2004).
Quel­len
Cle­ver­ley Andi: Küchen- und Kräu­ter­gar­ten, Chris­ti­an Ver­lag 1996, Mün­chen, S. 114
Bisch­ke, Mathi­as, Heim­­ber­­ger-Preis­­ler: Der gro­ße ADAC-Rat­­ge­­ber Gar­ten, VS Ver­lags­haus Stutt­gart GmbH, 1997, S. 81
Inter­view: Ste­fan Rust, Gar­ten­kus­tos, Bota­ni­scher Gar­ten Hamburg
wei­te­re Infos
1. Vor­be­rei­tun­gen für Kräu­ter­gar­ten und ‑Bal­kon
2. Früh­ling: Gewür­ze auf dem Fensterbrett
3. Aus­saat und Jungpflanzen
5. Hoch­som­mer: Erntezeit
6. Herbst­zeit
7. Zeit des Rückzugs

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