1. Vorbereitungen für Kräutergarten und ‑balkon

Der Früh­ling ist nun wirk­lich da. Zahl­rei­che Früh­blü­her trot­zen der noch vor­han­de­nen Käl­te und dem Boden­frost. Die zar­ten Blü­ten und Far­ben erfreu­en Men­schen, die des Win­ters über­drüs­sig sind. End­lich kann mit den Vor­be­rei­tun­gen im Gar­ten oder auf dem Bal­kon begon­nen wer­den. Pla­nung und Boden­vor­be­rei­tung sind The­ma in die­sem Monat mit Ste­fan Rust, Gar­ten­kus­tos Bota­ni­scher Gar­ten, Hamburg.

“Die Aus­wahl der geplan­ten Küchen­kräu­ter und Heil­pflan­zen hängt von den eige­nen Vor­lie­ben und Bedürf­nis­sen ab”, so Rust. “Die­je­ni­gen, die die ein­hei­mi­sche Küche bevor­zu­gen, wer­den eher an Pflan­zen wie Dill, Peter­si­lie, Lieb­stö­ckel oder Zwie­beln den­ken. Ande­re mögen es medi­ter­ran und wer­den mit Thy­mi­an, Majo­ran, Ros­ma­rin mehr anfan­gen kön­nen”. Wie die Wahl auch immer aus­fällt, bei Pla­nung und Boden­vor­be­rei­tung sind fol­gen­de Fra­gen nütz­lich, um sich Mühen, Geld und Ver­druss zu sparen:

  • wel­che Boden­be­schaf­fen­heit liegt im Gar­ten vor oder wel­che Erde wird für die Bepflan­zung des Bal­kons benötigt?
  • ist eine beson­de­re Boden­be­schaf­fen­heit, Dün­gung etc. nötig?
  • pas­sen die geplan­ten Pflan­zen zu den vor­han­de­nen Standorten?
  • benö­ti­gen die Pflan­zen wei­te­re Beson­der­hei­ten, an die gedacht wer­den muss (Licht, Feuchtigkeit)?

Exkurs: Intuition und Hingabe – alles Hokuspokus?

War­um die­se Fra­gen von Bedeu­tung sind? “Nicht jeder Mensch hat einen grü­nen Dau­men und schafft intui­tiv für Pflan­zen die rich­ti­gen Bedin­gun­gen”, so Rust. Gutes Wachs­tum und Gedei­hen im Som­mer hängt von den ver­schie­dens­ten Bedin­gun­gen ab. “Wenn Sie also Lieb­ha­ber der Mit­tel­meer-Regi­on sind und Thy­mi­an anbau­en wol­len, dann ver­setz­ten Sie sich ruhig an Ihren Lieb­lings­ort”, sagt Rust. Das Spü­ren der Hit­ze, der Duft der Gewür­ze, der am Ende des Tages in der Luft hängt, wird ein Bild ent­ste­hen las­sen, was die Mit­tel­meer­pflan­ze braucht – sicher­lich den Stand­ort im Gar­ten (oder auf dem Bal­kon), wohin die Son­ne wäh­rend des Tages am längs­ten hin­ge­langt. Und wenn dann noch bedacht wird, dass Thy­mi­an san­di­gen, durch­läs­si­gen Boden benö­tigt, wird beim Anbau sicher­lich weder schwe­rer Lehm­bo­den im Gar­ten oder Torf­mulch im Blu­men­topf ver­wandt. Ein wei­te­rer Aspekt ist min­des­tens genau­so wich­tig. Die­ser wird aller­dings einer wis­sen­schafts­gläu­bi­gen Welt, in der nur Mes­sun­gen und labor­tech­ni­sche Unter­su­chun­gen zäh­len, wenig erwähnt: “Pflan­zen sind Lebe­we­sen. Sie gedei­hen beson­ders gut, wenn sie mit Hin­ga­be und Zuwen­dung bedacht wer­den”, sagt Rust.

Für Heil­pflan­zen und Gewür­ze, die eine beson­de­re Funk­ti­on im Leben von Men­schen über­neh­men kön­nen, mit ihrer hei­len­den Wir­kung, gilt das beson­ders. Schon immer haben For­scher ver­sucht, die­ser Bezie­hung auf den Grund zu kom­men. Bücher wie in den 80iger Jah­ren “Das gehei­me Leben der Pflan­zen”, oder jün­ge­re For­schun­gen suchen nach Erklä­run­gen, war­um Pflan­zen unter bestimm­ten Bezie­hun­gen zu Men­schen beson­ders gut wach­sen. In einer Arbeit bei­spiels­wei­se an einer Uni­ver­si­tät in Fair­banks, Alas­ka wur­de ver­sucht, mit Hil­fe von elek­tro­ma­gne­ti­schen Strö­mun­gen den soge­nann­ten psy­cho­ki­ne­ti­schen Effekt von the­ra­peu­ti­schen Berüh­run­gen zu mes­sen. Die Berüh­run­gen einer Hand und die elek­tro­ma­gne­ti­schen Aus­wir­kun­gen auf ein kei­men­des Korn wur­den gemes­sen – mit nega­ti­vem Ergeb­nis. Das die Wis­sen­schaft nicht immer Erklä­run­gen für offen­sicht­li­che Phä­no­me­ne parat hat, ist schon län­ger klar. Homöo­pa­thi­sche Arz­nei­mit­tel zum Bei­spiel ent­hal­ten in einer Poten­zie­rung (ab D30) kei­ner­lei Wirk­stof­fe mehr, hei­len trotz­dem Erkran­kun­gen – und zwar auch dort, wo die Schul­me­di­zin längst ver­sagt hat. Über­tra­gen auf die Arbeit mit Pflan­zen: Hin­wen­dung zu Pflan­zen, dem Auf­spü­ren ihrer Geheim­nis­se und Bedürf­nis­se wird Sie zum Erfolg füh­ren, Ihnen auch durch Aus­pro­bie­ren erstaun­li­che Erkennt­nis­se verschaffen.

Bodenbeurteilung und ‑beschaffenheit

Die Erde, ob im Gar­ten, Kübeln oder Bal­kon­käs­ten muss vor Aus­saat und Bepflan­zung über­prüft wer­den. Dafür sind kei­ne beson­de­ren Fach­kennt­nis­se nötig. Beim soge­nann­ten Mut­ter­bo­den im Gar­ten han­delt es sich um die obe­re Erd­schicht, die bis zu 20 cm dick ist. Wird die­se unbe­ar­bei­tet, unge­schützt der Wit­te­rung aus­ge­setzt kann, Ver­här­tung oder Ver­dich­tung zur wesent­li­chen Ver­schlech­te­rung des Bodens bei­tra­gen. Der Mut­ter­bo­den will geschützt und gepflegt wer­den. Am ein­fachs­ten wird die Erde durch Füh­len mit der Hand beur­teilt. Der idea­le Boden für nor­ma­le Bepflan­zung besteht aus einer Mischung aus Lehm, Sand und Humus. San­di­ge Erde rinnt bei Tro­cken­heit leicht durch die Fin­ger. Moor­bö­den füh­len sich feucht schwam­mig und fas­rig an und tro­cken leicht und wie Torf.

Mulchen – Eine sinnvolle Bodenkur

Eigent­lich ist die Natur der bes­te Lehr­meis­ter: Die Erde ist immer mit Blät­tern oder Rin­de bedeckt. In soge­nann­ten “natur­na­hen” Gär­ten wird die­ses Prin­zip über­nom­men. Eine Mulch­de­cke sorgt für eine aus­ge­gli­che­ne Boden­tem­pe­ra­tur, ver­hin­dert Aus­trock­nung und Ver­krus­tung und unter­drückt Unkraut­wuchs. Mulch­ma­te­ri­al kann aus Stroh bestehen oder aus einem Gemisch aus rei­ner Pini­en­rin­de und fein gemah­le­nem Rin­den­hu­mus. Die gro­be Pini­en­rin­de ist deko­ra­tiv, ver­sorgt die Pflan­zen mit zusätz­li­chem Nähr­stoff. Sie wird zwei bis drei Zen­ti­me­ter auf­ge­tra­gen, nach­dem sorg­fäl­tig das Unkraut gejä­tet wur­de. Im Win­ter wärmt sie den Boden und schützt so die mehr­jäh­ri­gen Kräuter.

Vie­le Heil­pflan­zen, Kräu­ter und Gewür­ze sind gar nicht so anspruchs­voll, son­dern mögen sogar leich­te, mage­re Böden. Ein Sand­bo­den ist des­halb eine gute Grund­la­ge. Es wird kein Kom­post zur Boden­ver­bes­se­rung gebraucht. “Die Pflan­zen sind im Som­mer mit einer ein­ma­li­gen Flüs­sig­dün­gung (nach Packungs­an­ga­be) voll­kom­men zufrie­den”, so Rust. Die meis­ten Heil­pflan­zen aus den medi­te­ra­nen Gebie­ten kom­men sogar mit nur einer Erd­schicht von fünf Zen­ti­me­tern aus und eig­nen sich des­halb auch gut als Dach­be­grü­nung. Bei der Bal­kon­be­pflan­zung gilt das Glei­che: Weni­ger ist mehr! Bei den Töp­fen und aus­ge­leg­ten Kör­ben mit Foli­en (immer an genü­gend Löcher zum Abflie­ßen des Was­sers den­ken!), die sich zur deko­ra­ti­ven Bepflan­zung von Bal­kons durch­aus eig­nen, muss fol­gen­des beach­tet wer­den: Zuerst wird eine Drai­na­ge mit klein­ge­hack­ter Holz­koh­le oder Ton­scher­ben auf den Boden gelegt. Die­se sorgt dafür, dass kei­ne Stau­näs­se ent­steht und ver­bes­sert die Durch­lüf­tung. Dann wer­den 2/​3 san­di­ger Gar­ten­er­de und einem Drit­tel Blu­men­er­de zusam­men­ge­mischt. Sie erge­ben eine gute, durch­läs­si­ge Grund­la­ge für Kräu­ter und Heilpflanzen.

Ein­hei­mi­sche Kräu­ter wie Schnitt­lauch, Dill, Fen­chel brau­chen kei­ne beson­de­ren Stand­or­te. Schnitt­lauch ist sehr robust und gedeiht über­all. Die Peter­si­lie ist hin­ge­gen emp­find­lich. Sie braucht jedes Jahr einen neu­en Stand­ort, weil sie sonst leicht krank wird. “Peter­si­lie muss durch den Gar­ten zie­hen und soll­te durch­aus auch mal im Blu­men­beet Platz fin­den”, emp­fiehlt Rust. Fen­chel und Küm­mel sind mehr­jäh­ri­ge Pflan­zen, die erst im zwei­ten Jahr Früch­te tra­gen. Das glei­che gilt für Kor­ri­an­der und Anis, die­se bei­den Pflan­zen bil­den im Herbst Samen. “Sie kön­nen gesam­melt wer­den oder säen sich selbst aus”, sagt Rust.

Kräuter für leichte, trockene Böden:

Anis, Boh­nen­kraut, Fen­chel, Kori­an­der, Laven­del, Majo­ran, Schnitt­lauch, Thy­mi­an, Zitro­nen­me­lis­se, Bor­retsch, Estra­gon, Ker­bel, Ros­ma­rin, Ysop

Kräuter für Kalkböden:

Laven­del, Ros­ma­rin, Thy­mi­an, Wachol­der, Zicho­rie, Sal­bei, Pimpernelle

Autorin
• Mari­on Kaden , Heil­pflan­­zen-Welt (2004).
Quel­len
Bush AM, Geist CR: Geo­phy­si­cal varia­bles and beha­vi­or: LXX. Test­ing elec­tro­ma­gne­tic expl­ana­ti­ons for a pos­si­ble psy­cho­ki­ne­tic effect of the­ra­peu­tic touch on ger­mi­na­ting corn seed. Psy­chol Rep. 1992 Jun;70(3 Pt 1):891–6 (Med­li­ne).
Stein Bri­git­te, Sieg­fried: Der gro­ße ADAC-Rat­­ge­­ber Gar­ten, ADAC-Ver­­lag GmbH, Mün­chen, 1995, S. 43.
Cleve­ly, Andi: Dumont’s gro­ßes Kräu­ter­buch, Dumont Buch­ver­lag, Köln, 1994, S. 48/​​49.
Tomp­kins, Peter: Das gehei­me Leben der Pflan­zen, Fischer Taschen­buch Ver­lag, Frankfurt/​​Main, 1977.
wei­te­re Infos
2. Früh­ling: Gewür­ze auf dem Fensterbrett
3. Aus­saat und Jungpflanzen
4. Gar­ten­freu­den im Frühsommer
5. Hoch­som­mer: Erntezeit
6. Herbst­zeit
7. Zeit des Rückzugs

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