Johanniskraut: Rotöl selber machen

Johan­nis­kraut-Strauch (Hpe­ri­cum per­fo­ra­tum)

Das Johan­nis­kraut (Hyperi­cum per­fo­ra­tum) blüht von Juni bis August. Die Heil­pflan­ze wächst als Strauch und wird zwi­schen 20 cm bis zu einem Meter hoch. Die Laub­blät­ter sind ellip­tisch-eiför­mig oder läng­lich. Die Laub­blät­ter sind durch­schei­nend punk­tiert, wenn sie gegen das Licht gehal­ten wer­den. Daher stammt der Name per­fo­ra­tum – es scheint, als sei­en die Blät­ter punk­tiert. Gegen das Licht gehal­ten haben sie hel­le Pünkt­chen. Es sind Öldrü­sen, die im Licht durch­sich­tig erscheinen.

Die Blü­ten sind son­nen­gelb und haben eine auf­fal­len­de, typi­sche Form beim genau­en Hin­se­hen. Das Johan­nes­kraut wächst auf tro­cke­nen, kar­gen Böden. Die­se gibt es noch auf dem Land oder in der Stadt. Am Dorf­rand in den Stra­ßen­grä­ben, an Wald­lich­tun­gen ist sie zu ent­de­cken. Wer sie sich ein­mal genau ange­schaut hat, wird sie über­all sofort wie­der­erken­nen. Es lohnt sich beim Spa­zier­gang sich die Johan­nis­kraut-Gegen­den zu mer­ken. Die aus­dau­ern­de Pflan­ze wird dann auch in nächs­ten Jahr dort wach­sen. Wenn es viel­leicht in die­sem Jahr nichts mit der Blü­ten-Ern­te wird, so im nächs­ten Jahr.

Johan­nis­kraut-Blü­ten

Die Blü­ten der Heil­pflan­ze sind unver­wech­sel­bar. Ihr leuch­ten­des Gelb ist weit­hin sicht­bar. Ihre fünf Kron­blät­ter sind am Ende gesägt. Sie ent­hal­ten das blut­ro­te Hyperi­cin, den Wirk­stoff, der beim Anfas­sen und zer­rei­ben, einen roten Farb­stoff an den Fin­gern hin­ter­lässt. Um die­sen Wirk­stoff geht es bei der Her­stel­lung des Rot­öls. 50–100 Staub­blät­ter ragen her­vor und bil­den einen “Strah­len­kranz”. Die Staub­blät­ter haben am Ende eine klei­ne Ver­di­ckung, einen “Tüp­fel”, wes­halb das Ech­te Johan­nes­kraut unter ande­rem auch Tüp­fel-Johan­nist­kraut genannt wird.

Gepflückt wer­den nur die voll erblüh­ten, auf­ge­schlos­se­nen Blü­ten. Nicht die Knos­pen. Sie wer­den vor­sich­tig abge­zupft und in ein Glas oder in eine Papier­tü­te gege­ben. Die Blü­ten sind rela­tiv emp­find­lich, des­halb lohnt sich vor­sich­ti­ges Vor­ge­hen. Auf kei­nen Fall wird die Pflan­ze her­aus­ge­ris­sen oder sons­tig beschä­digt. Ande­re wol­len sich an der schö­nen Pflan­ze auch noch erfreu­en – wie Insek­ten bei­spiels­wei­se. Oft­mals wach­sen an einem Stand­ort meh­re­re Stau­den, so dass gar nicht lan­ge gesucht wer­den muss. Ein Mar­me­la­den­glas ist des­halb leicht mit Johan­nis­kraut-Blü­ten gefüllt. Wer zum ers­ten Mal Rot­öl her­stellt, soll­te auch zum Aus­pro­bie­ren nur ein Glas ver­wen­den und nicht gleich sämt­li­che Pflan­zen abern­ten – ande­re wol­len auch noch etwas!

Tier­chen entfernen

Zuhau­se wer­den die Blü­ten vor­sich­tig wie­der aus dem Glas oder aus der Tüte genom­men und auf ein sau­be­res Lei­nen­tuch oder Küchen­pa­pier gelegt. Denn Auch beim noch so vor­sich­ti­gen Abzup­fen kön­nen klei­ne Tie­re mit ins Glas gelan­gen. Des­halb wird der “Blü­ten­berg” aus dem Glas vor­sich­tig mit dem Fin­ger aus­ein­an­der gezo­gen, und die Blü­ten genau­er ange­schaut. Die klei­nen Tier­chen wie Raps­kä­fer, die das schö­ne Gelb auch sehr zu schät­zen wis­sen, oder klei­ne Spinn­chen neh­men von selbst ihre Bei­ne in die Hand. Die Blü­ten wer­den dann in ein sau­be­res zum Bei­spiel Mar­me­la­den-Glas gegeben.

Mit gutem Öl auffüllen

Die Blü­ten wer­den mit einem Löf­fel an die Glas­wand gedrückt oder vor­her mit einem Mör­ser zer­quetscht. Sie sol­len des­halb zer­quetscht wer­den, damit sie leich­ter ihren Wir­stoff in das Öl abge­ben. Danach wird ein gutes Öl hin­zu gegos­sen. Es soll­te kein bil­li­ges Öl sein, son­dern ger­ne Bio-Qua­li­tät haben. Ent­we­der Oli­ven- oder Son­nen­blu­men­öl ist mög­lich. In die­sem Fall wur­de Son­nen­blu­men­öl gewählt, weil es geschmacks­neu­tral ist.

Es wird soviel Öl in das Glas gegos­sen bis alle Blü­ten gut bedeckt sind.

Gärungs­pro­zess abwarten

Das Glas wird offen an einen son­ni­gen Ort gestellt. Nach etwa fünf Tagen ist die Gärungs­pro­zess abge­schlos­sen, das Glas wird ver­schlos­sen und steht wei­ter an einem son­ni­gen Platz.

Dort bleibt es acht Wochen lang ste­hen. Das Glas, des­sen Deckel gut ver­schlos­sen ist, wird zwei­mal in der Woche zwei­mal kräf­tig hin und her bewegt. Inner­halb die­ser acht Wochen wer­den die Blü­ten den Wirk­stoff Hyperi­cin an das Öl abge­ben. Lang­sam wird sich das Öl rot fär­ben. Je mehr Blü­ten in dem Glas sind, des­to röter wird das Öl. Die­ser Vor­gang wird Mazer­a­ti­on genannt.

Fer­ti­ges Rotöl

Nach acht Wochen wer­den die Blü­ten durch ein Tee- oder Kaf­fee­sieb abge­gos­sen. Das fer­ti­ge Rot­öl bekommt ein Schild­chen mit einem Hin­weis, wenn es erstellt wur­de. Es soll­te ab sofort licht­ge­schützt ste­hen (im Schrank; außer­dem kann es kann zusätz­lich noch in ein dunk­les Glas gegos­sen werden).

Das Rot­öl soll­te inner­halb eines Jah­res auf­ge­braucht werden.

Das fer­ti­ge Rot­öl wird unver­dünnt ange­wen­det zum Bei­spiel bei:

  • Mus­kel­ka­ter (Myal­gi­en): Es wird auf die schmer­zen­den Berei­che dünn verstrichen;
  • schar­fe oder stump­fe, klein­flä­chi­ge Ver­let­zun­gen: dünn aufgetragen;
  • volks­heil­kund­lich: Rheu­ma oder Hexen­schuss: dünn auf­tra­gen und verreiben

Bei län­gern Rot­öl-Anwen­dun­gen ist zu beach­ten, dass Rot­öl die Haut licht­emp­find­li­cher macht. Es muss dann mehr Son­nen­schutz­creme in höhe­ren Fak­to­ren (ab 40) ver­wen­det werden.

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