Sodalaugensalz

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Sodal­au­gen­salz (Mine­ral­al­ka­li, Alca­li mine­ra­le, Sal Sodae depur­a­tus, Natron, Natrum) ist ein sehr mild schme­cken­des Lau­gen­salz in acht­sei­ti­gen Säu­len, wel­ches mit zwei­sei­ti­gen, schrä­gen End­spit­zen anschießt, in Was­ser von 50° Fahr. in einem Ver­hält­nis­se wie 5 zu 12, bei 59° Fahr. wie 1 zu 2 und bei 65° Fahr. wie 21 zu 32 auf­lös­bar ist, und in stär­ke­rer Hit­ze in sei­nem eig­nen Krystal­li­sa­ti­ons­was­ser zer­geht, wovon es an trock­ner Luft 0, 64 ver­liert, und dadurch zu einem wei­ßen Pul­ver zer­fällt. Im Weiß­glü­hen schmilzt es und ver­glaßt Erden, u.s.w. Sei­ne größ­te Ver­schie­den­heit vom Pota­schlau­gen­salz zeigt es in der Bil­dung anders­ar­ti­ger Neu­tral­sal­ze mit Säu­ren, Glau­ber­salz; Seig­net­tes­alz unter Wein­stein; Sal­pe­ter, rhom­bo­ida­li­scher; Koch­salz; Sodaes­sig­s­alz, Soda­phos­phor­salz.

Da das Sodal­au­gen­salz ein inne­res Heil­mit­tel gewor­den und das käuf­li­che einer Men­ge Ver­fäl­schun­gen unter­wor­fen ist, deren Ent­de­ckung mehr Kunst als die Berei­tung die­ses Lau­gen­sal­zes selbst erfor­dert, so kann der gewis­sen­haf­te Apo­the­ker nicht umhin, es selbst zu ver­fer­ti­gen. Indem er aber nur für den Haus­be­darf zu sor­gen hat, und die fabrik­mä­si­ge Berei­tung des­sel­ben für Manu­fak­tu­ren und tech­ni­sche Gewer­be ihn als Apo­the­ker nicht berührt, so ist die Art, es aus dem Glau­ber­sal­ze zu berei­ten, für ihn vor­zu­zie­hen, eine Berei­tung, die er in klei­nen und mit­tel­mä­si­gen Quan­ti­tä­ten, selbst im Som­mer vor­neh­men kann, und wozu bei wei­tem die vie­le Hand­ar­beit nicht erfor­der­lich ist, die die Ver­fer­ti­gung aus Koch­salz nach gewöhn­li­cher Art erheischt, eine Erspar­niß, die die etwas grö­ße­re Aus­la­ge für Glau­ber­salz ziem­lich, wo nicht völ­lig, vergütet.

Man löse 16 Pfund wohl­krystal­li­sir­tes, (oder 9 Pfund zum trock­nen fei­nen Pul­ver zer­fal­le­nes) Glau­ber­salz in 32 Pfun­den kochen­dem Was­ser schnell auf, set­ze sogleich 5 Pfund gerei­nig­tes, trock­nes, gepül­ver­tes Pota­schlau­gen­salz wäh­rend dem Kochen hin­zu, rüh­re es ein Paar­mahl um, bis es zer­gan­gen ist, brin­ge die Lau­ge ohne Ver­zug in den Kel­ler, las­se sie 24 Stun­den ste­hen, gie­ße die Flüs­sig­keit von dem nie­der­ge­fal­le­nen Vitriol­wein­stei­ne ab, damp­fe sie bis zur Hälf­te ein, gie­ße die Lau­ge, sobald sie erkal­tet ist, aber­mahls von dem nie­der­ge­fal­le­nen Vitriol­wein­stei­ne rein in ein and­res Geschirr ab, wor­ein man einen Krystall schon fer­ti­ges Sodal­au­gen­salz gelegt hat, und las­se es im Kel­ler anschie­ßen. Die nach drei Tagen unan­ge­schos­se­ne Lau­ge, und das Aus­sü­ßungs­was­ser des abge­son­der­ten Vitriol­wein­steins damp­fe man zusam­men ein, und bear­bei­te sie wie die ers­te Lau­ge, um theils den noch rück­stän­di­gen Vitriol­wein­stein davon zu tren­nen theils das Sodal­au­gen­salz in voll­kom­me­nen Krystal­len voll­ends zu gewin­nen. Der Ertrag wird 131/​2 Pfund seyn.

Kennt man den Gehalt sei­ner rohen Pota­sche an rei­nem Lau­gen­salz­ge­hal­te, so kann man auch die rohe Pota­sche in einem Ver­hält­nis­se dazu neh­men, das der oben ange­ge­be­nen Men­ge Pota­schlau­gen­sal­ze ent­spricht; nur daß dann die zusam­men­ge­setz­te Salz­flüs­sig­keit fil­trirt wer­den muß.

Die Berei­tung des Sodal­au­gen­sal­zes aus Koch­salz gelingt nur bei gro­ßen Quan­ti­tä­ten und im Win­ter ohne gro­ße Schwie­rig­keit und Ver­lust. Um jedoch die­sen Pro­zeß abzu­kür­zen und ihn zum Theil auch au-sser dem Win­ter mit Vort­heil zu been­di­gen, löse man 9 Thei­le Koch­salz in 30 Thei­len Was­ser im Kochen auf, und las­se 11 Thei­le rohe gute, gepül­ver­te Pota­sche dar­in, unter Auf­wal­len der Mischung zer­ge­hen. Das erkal­te­te Gemisch fil­trirt man, und drückt den Rest aus. Die­se Lau­ge dampft man etwa bis zur Hälf­te oder so weit ab, daß das Diges­tiv­salz nebst dem Sodal­au­gen­sal­ze zusam­men in der Käl­te der­ge­stalt anschießt, daß wenig oder kei­ne Mut­ter­lau­ge übrig bleibt. Die­se gemisch­te Salz­mas­se läßt man in einem eiser­nen Kes­sel bei erhö­he­tem Feu­er von sich selbst zer­flie­ßen, und schöpft das Flüs­si­ge, so wie sich der­glei­chen zeigt, behut­sam her­aus in einen Fil­trir­sack, und fährt fort, abzu­schöp­fen, bis bei nun schnell erhö­he­tem Feu­er sich nichts Flüs­si­ges wei­ter zeigt. Die Mas­se im Kes­sel wird nun sogleich, noch heiß, aus­ge­preßt und das Flüs­si­ge durch den Fil­trir­sack gegos­sen. Das Durch­ge­lau­fe­ne ist, ein in sei­nem eig­nen Krystal­li­sa­ti­ons­was­ser auf­ge­lö­se­tes, ziem­lich rei­nes Sodal­au­gen­salz, wel­ches aber zum Klum­pen anschießt und die Auf­lö­sung in der Hälf­te sei­nes Gewichts kochen­dem Was­ser bedarf, um zu einer Lau­ge zu wer­den, die nach dem Erkal­ten und nach Ein­wer­fung einer Soda­salz­krystal­le zu wohl­ge­stal­te­ten Kry-stal­len anschießt. Den aus­ge­preß­ten Rest, der größ-tent­heils aus Diges­tiv­salz besteht, kann man bis zum Win­ter auf­he­ben, um dann das noch dar­in vor­han­de­ne Lau­gen­salz aus­zu­zie­hen, und zu reinigen.

Arz­nei­lich rei­nes Sodal­au­gen­salz darf mit destil­lir-tem Essig gesät­tigt von ein­ge­gos­se­nem Schwe­fel­le­ber­luft­was­ser sich nicht fär­ben oder einen dun­keln Boden­satz geben, und die­ses ein­ge­dick­te Sodaes­sig­s­alz muß sich in vier Thei­len ver­stärk­tem war­mem Wein­geis­te ohne beträcht­li­chen Rück­stand auf­lö­sen; soll es aber che­misch seyn, so darf sich das dar­aus mit destil­lir­tem Essig berei­te­te Sodaes­sig­s­alz auch weder von ein­ge­tröp­fel­ter Sil­ber­vi­trio­l­auf­lö­sung, noch von ein­ge­tröp­fel­ter Baryt­koch­salz­auf­lö­sung trü­ben, also weder Koch­salz­säu­re, noch Vitri­ol­säu­re ent­hal­ten, mit ein­ge­tröp­fel­ter Wein­stein­säu­re nicht als Wein­stein­rahm nie­der­fal­len, also kein Pota­schlau­gen­salz ent­hal­ten, und von kei­nem Lau­gen­sal­ze getrübt wer­den, also kei­ne Erde ent­hal­ten. Das aus wohl­krystal­li­sir­tem, in mög­lichst wenig Wein­geist auf­gelöß­tem Sodaes­sig­s­al­ze durch Kal­zi­ni­ren, Wie­der­auf­lö­sen in destil­lir­tem Was­ser, Durch­sei­hen, Abdamp­fen, und Kry-stal­li­si­ren berei­te­te Sodal­au­gen­salz wird die mög­lichs­te che­mi­sche Rei­nig­keit besitzen.

Es ist nicht aus­ge­macht, ob das luft­saure Sodal­au­gen­salz nicht eini­ge vom Pota­schlau­gen­sal­ze ver-schied­ne arz­nei­li­che Kräf­te besit­ze; ver­muth­lich weicht es weit weni­ger vom krystal­li­ni­schen, völ­lig luft­sauren Pota­schlau­gen­sal­ze, als vom gewöhn­li­chen ab. Als Säu­re til­gen­des Mit­tel hat das Sodal­au­gen­salz Vor­zü­ge, wenigs­tens vor dem lez­tern, sei­nes weit mil­dern Geschmacks wegen. Man hat es zer­fal­len und als Pul­ver zu Pil­len berei­tet mit Nut­zen gegen die Beschwer­den vom Bla­sen­stei­ne gege­ben; auch gegen krank­haf­te Magen­säu­re, Schleim­be­schwer­den in den ers­ten Wegen, Skro­pheln, und zur Hei­lung krebs­haf­ter Geschwü­re hat man es inner­lich gegeben.

Eini­ge Mine­ral­was­ser (w.s.) ent­hal­ten es zum Behuf der Arz­nei­kun­de in Menge.

So fin­det es sich auch häu­fig, wie­wohl unrein, auf dem Boden eini­ger aus­ge­trock­ne­ten Land­seen in Ungarn, Egyp­ten u.s.w. aus­blü­hend, so wie nicht sel­ten in feuch­ten Kel­lern, wo der Mau­er­kalk mit koch­salz­hal­ti­gem Was­ser zube­rei­tet gewe­sen war.