Soda

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Soda, (Soda, Baril­la, Natron impurum). Die­ses stein­ähn­li­che Aschen­salz, aus eini­gen ver­brann­ten Pflan­zen an den süd­li­chen Meer­u­fern fabri­cirt, ist von ver­schied­ner Güte.

Die ori­en­ta­li­sche hält man für die bes­te. Unter die­sen Sor­ten wird die ägyp­ti­sche oder alex­an­dri­ni­sche (Soda aegyp­ti­a­ca s. alex­an­dri­na) aus der Sali­cor­nia ara­bica, dem Mes­em­bryan­the­mum nodi­florum, und der Plant­ago squar­ro­sa;in Syri­en aus der Sals­o­la Kaliund der Ana­ba­sis aphyl­la;die um Astra­chan aus dem Cheno­po­di­um mari­ti­mum, und der Sals­o­la fru­ti-cosavor­züg­lich berei­tet. So sehr man sie immer vor­zog, so kam sie doch nicht in den Han­del; nur nach Vene­dig in die Glasfabriken.

Die bes­te, zu uns gelan­gen­de, ist die ali­kan­ti­sche, oder spa­ni­sche, (Soda his­pa­ni­ca, alo­nen­sis, s. ali-can­ti­na) vor­züg­lich die unter dem Nah­men Sou­de de Baril­le, oder la Bari­glia, Baril­la. Sie kömmt über Ali­kan­te, und wird in Valen­cia in der Men­ge von wenigs­tens 150000 Zent­nern jähr­lich berei­tet. Die bes­te Sor­te wird von der eigends dazu gebau­ten Sals­o­la sa-tiva, L. [Jus­sieu, Mem. de l’Acad. 1717 tab. 2]mit ver­brei­te­ten Sten­geln, glat­ten, läng­licht­run­den Blät­tern und zusam­men­ge­ball­ten Blu­men, einem nied­ri­gen Som­mer­ge­wäch­se der­ge­stalt gezo­gen, daß man das rei­fe, wel­ken­de Kraut, zu Heu dür­re getrock­net, in Bün­deln auf Ros­ten ver­brennt, wovon die Asche in der Hit­ze schmilzt und her­ab in die dar­un­ter befind­li­che Erd­gru­be tröp­felt, und har­te Mas­sen dar­in bil­det, die man nach dem Erkal­ten zer­schlägt. Nach andern sol­len die Bün­del in den Gru­ben selbst ver­brannt und die glü­hen­de Asche so lan­ge umge­krükt wer­den, bis sie ver­här­tet. In der bes­ten Güte kömmt sie in bläu­lich dun­kel­grau­en, schwe­ren, har­ten, trock­nen, klin­gen­den Stü­cken, mit vie­len Löcher­chen durch­webt, und, wenn man sie benetzt, nicht von Koth­ge­ru­che. Die in klei­nen Stü­cken, wie Kie­sel­stei­ne (Cail­lo­tis genannt) zieht man vor.

Die car­tha­ge­ni­sche (Soda car­tha­ge­nen­sis) kömmt von Mur­cia aus Spa­ni­en, wird für gerin­ger gehal­ten, ist weni­ger blau und mehr grau, mit klei­nern Löcher­chen und kömmt in grö­ßern Bal­len. Sie scheint die Sou­de de Bour­de, oder de Bour­di­nezu seyn, und aus der Sals­o­la Tra­gusberei­tet zu werden.

Nicht weni­ger gut ist die fran­zö­si­sche oder lan­gue-doki­sche (Soda gal­li­ca), wel­che dun­kel­schwärz­lich-blau und klin­gend ist, vor­züg­lich aus der Sals­o­la Sodaberei­tet, und über Mar­seil­le aus­ge­führt wird.

Dage­gen ver­dient nicht den Nah­men der Soda das Pro­dukt aus eini­gen ver­brann­ten, im Mee­re selbst wach­sen­den Vege­ta­bi­li­en, beson­ders dem Bla­sen­tang, w.s. wel­ches unter dem Nah­men Sou­de de Varec vor­züg­lich von Cher­burg (Sou­de de Cher­bourg) in der Nor­man­die ver­führt wird, und größ­tent­heils zum Behu­fe der Sei­fen­sie­der dient. Sie ist weiß­lich, nicht hart, feuch­tet an der Luft, stinkt in Was­ser auf­gelößt, schmeckt nur nach Koch­salz und Schwe­fel­le­ber, braußt nicht merk­lich mit Säu­ren, und ist mit Stei­nen ver­mischt. Ein ganz ähn­li­ches Pro­dukt berei­tet man aus der­sel­ben Pflan­ze, unter dem Nah­men Kelp auf eini­gen Küs­ten von Eng­land, Irland und Schott­land, vor­züg­lich aber auf den Scillyinseln.

Aus der bes­ten spa­ni­schen Soda zieht man, wenn sie gepül­vert und durch Kochen mit Was­ser aus­ge­laugt wird, mit­telst Durch­sei­hen, Abdamp­fen und sorg­fäl­ti­gem Krystal­li­si­ren, mine­ra­li­sches Lau­gen­salz (Sodal­au­gen­salz), aus 32 Unzen Soda etwa 13 Unzen Krystallen.

Zuwei­len ist es nöthig, durch Glü­hen, Wie­der­auf­lö­sen, Abdamp­fen der durch­ge­sei­he­ten Auf­lö­sung, und Krystal­li­si­ren sie noch­mahls zu rei­ni­gen (Sal. Sodae depur­a­tum). Dann ist es gleich­för­mig mit dem aus Glau­ber­salz oder Koch­salz gezo­ge­nen; Sodal­au­gen­salz.

Aus­ser dem Sodal­au­gen­sal­ze ent­hält auch die bes­te Soda noch Pota­schen­lau­gen­salz, Glau­ber­salz, Koch­salz, Schwe­fel­le­ber, eini­ge Erden- und Eisen-Sub­stan­zen, wovon das aus­zu­zie­hen­de Sodal­au­gen­salz nur mit Mühe völ­lig abge­son­dert wer­den kann.

Die Soda wird größ­tent­heils nur noch von Glas­ma­chern, Fär­bern und Blei­chern gebraucht, doch von den bes­ten unter ihnen nicht in roher Gestalt, son­dern nur das dar­aus gezo­ge­ne gerei­nig­te Lau­gen­salz. Der Bedarf des mine­ra­li­schen Lau­gen­sal­zes für Apo­the­ken wird jezt weni­ger aus der Soda, häu­fi­ger durch Zer­set­zung des Koch­sal­zes und Glau­ber­sal­zes gewon­nen; Sodal­au­gen­salz.