Schmelzen

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Schmel­zen (Fusio) nennt man das Flüs­sig­wer­den eini­ger Kör­per bei Glüh­hit­ze in feu­ri­gem Flus­se, der Metal­le, eini­ger Metall­kal­ke, zusam­men gemisch­ter Erden, und meh­re­rer feu­er­be­stän­di­ger Sal­ze. Das Schmel­zen ist eine wah­re dau­ern­de Auf­lö­sung der gedach­ten Kör­per in Wär­me­stof­fe, und unter­schei­det sich von dem Zer­ge­hen oder Zer­las­sen (Liqua­tio, Li-quefac­tio) dadurch, daß mit­telst des lez­tern eini­ge Sal­ze in ihrem eig­nen Krystal­li­sa­ti­ons­was­ser bei einer Wär­me sich auf­lö­sen, die den Sie­de­punkt des Was­sers wenig über­steigt. Dieß betrifft die Krystal­len des Glau­ber­sal­zes, des Alauns, des Vitri­ols, des Sil­ber­sal­pe­ters, u.s.w. wel­che bei mäsig ange­brach­ter Hit­ze zu flie­ßen schei­nen, in der That aber nur zer­ge­hen, da bei fort­ge­setz­ter Wär­me ihr Krystal­li­sa­ti­ons­was­ser ver­fliegt, und die so behan­del­ten Sub­stan­zen bei glei­chem Hitz­gra­de tro­cken wer­den; ein Umstand, der das Zer­ge­hen vom feu­ri­gen Flus­se leicht unterscheidet.

Das Flüs­sig­wer­den des Wach­ses, der Har­ze, des Schwe­fels und der har­ten Fet­te über dem Feu­er wird mit Unrecht Zer­las­sen und Zer­ge­hen genannt, da nichts als der Wär­me­stoff hier das Auf­lö­sungs­mit­tel ist, im Grun­de ein wah­res Schmelzen.

Zur Schmel­zung der Metal­le, wel­ches gewöhn­lich in Schmelz­tie­geln (w.s.) geschieht, wird ein sehr ver­schie­de­ner Hitz­grad erfor­dert, für das Zinn eine Hit­ze von 385° Fahr. den Wis­muth 462° Fahr. das Blei 563° Fahr. den Zink 667° Fahr. den Spieß­glanz­kö­nig 777° Fahr. das Sil­ber 968° Fahr. das Gold 1269° Fahr. das Kup­fer 1418° Fahr. das Eisen 1569° Fahr, die andern Metal­le unge­rech­net, die für die Apo­the­ke nicht gehören.

Der Fluß eini­ger Sub­stan­zen wird oft durch Zusät­ze erleich­tert, z.B. der des Sil­bers durch Blei, eini­ger Metall­kal­ke durch Borax, ein­zel­ner Erd­ar­ten durch Zusatz ande­rer oder des Blei­gla­ses, u.s.w.