Sandbad

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Sand­bad (Bal­ne­um are­nae) ist eine Vor­rich­tung, wo zu erhit­zen­de Gefä­ße, die dem frei­en Feu­er nicht blos­ge­stellt wer­den sol­len, in einem Gefä­ße mit San­de (Sand­ka­pel­le, Cati­nus, Cati­num) ste­hen, wel­ches die Gestalt eines Kes­sels mit oben umge­bo­ge­nem Ran­de hat, von Thon, von Eisen­blech, oder am dau­er­haf­tes­ten, von gegos­se­nem Eisen ist, und oben in die Feu-eröf­nung eines Ofens ein­ge­mau­ert, oder sonst fest und dicht ein­ge­setzt wird. M. unter Oefen und Destil­la­ti­on. In den getrock­ne­ten und gesieb­ten, auch wohl vor­her geglü­he­ten Sand die­ser Kapel­le wird der glä­ser­ne Kol­ben, die Retor­te, die Abdampf­scha­le, u.s.w. höher oder tie­fer ein­ge­setzt, je nach­dem dem Gefä­ße eine nied­ri­ge­re oder höhe­re, eine lang­sa­me­re oder schnel­le­re Hit­ze bei­gebracht wer­den soll und nach Maas­ga­be ande­rer Rück­sich­ten. Sie haben nicht sel­ten auf der einen Sei­te einen Aus­schnitt zur Auf­nah­me eines Retor­ten­hal­ses; aber auch die­ser ist mit einem her­vor­sprin­gen­den Ran­de ver­se­hen, wel­cher nebst dem übri­gen Ran­de der Kapel­le die Oef­nung des Ofens völ­lig ver­de­cken muß, damit kein Feu­er­zug dazwi­schen durch­ge­hen und die Arbeits­ge­fä­ße beschä­di­gen könne.

Arbei­ten, die kei­ne deli­ka­te Bestim­mung des Feu­er­gra­des (z.B. anhal­tend fort­ge­setz­te Wär­me gleich unter dem Punk­te des sie­den­den Was­sers) ver­lan­gen, kön­nen im Sand­ba­de nach Will­kühr mit min­de­rer und grö­ße­rer, ja selbst mit dunk­ler Glüh­hit­ze behan­delt wer­den. Roth­glüh­hit­ze und Weiß­glüh­hit­ze ver­langt frei­es Feu­er, und eine anhal­ten­de Tem­pe­ra­tur unter dem Sie­de­punk­te des Was­sers ver­langt Was­ser­bad, soviel man uns auch zu letz­term Behu­fe von der Dien­lich­keit eines in den Sand der Kapel­le zu stel­len­den Wär­me­mes­sers vor­ge­spie­gelt hat. Er kann uns den Feh­ler wohl zei­gen, aber ver­hü­ten kann er ihn nicht, so wenig der geschick­tes­te, sorg­fäl­tigs­te Arbei­ter bei den man­cher­lei not­hwen­di­gen Vor­fäl­len im mensch­li­chen Leben, die ihn hin­dern oder abru­fen, für eine sol­che unun­ter­bro­chen genaue Regie­rung des Feu­ers aus frey­er Hand sich ver­bür­gen kann.

Sind die Kapel­len sehr räum­lich, und zu meh­rern Gefä­ßen für gelin­de Wär­me ein­ge­rich­tet, so nennt man sie Digesto­ri­um, w.s. unter Oefen.