Potaschessigsalz

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Potasch­essig­s­alz. Läßt man gerei­nig­tes Pota­schlau-gen­salz im Schmelz­tie­gel noch­mals glü­hen und sät­tigt es dann mit der ver­stärk­tes­ten, (man sagt, am bes­ten über Koh­len­staub) destil­lir­ten Essig­säu­re (Essig­säu­re) bis zu eini­gem Ueber­schus­se an Säu­re, läßt die Lau­ge Tag und Nacht ste­hen, fil­trirt sie dann, und läßt sie in einem glä­ser­nen, por­zel­lai­ne­nen oder zin­ner­nen fla­chen Geschir­re (mit Mousse­lin auf einen Reif gezo­gen bedeckt) im Digesto­ri­um (Oefen) oder sonst in einer Wär­me, die die Sie­de­hit­ze des Was­sers nicht über­steigt, ein­trock­nen, so erhält man ein ziem­lich wei­ßes Neu­tral­salz, das Potasch­essig­s­alz (alka­li vege­ta­bi­le ace­ta­tum) sonst auch unei­gent­lich Blät­ter­er­de, (ter­ra foli­a­ta tar­ta­ri, arca­num tar­ta­ri, oxytar­ta­rus, tar­ta­rus rege­ne­ra­tus, u.s.w. genannt), wel­ches, mög­lichst tro­cken, in ver­kork­ten Fla­schen mit wei­ter Mün­dung auf­be­wahrt wer­den muß, weil es sonst an frei­er Luft Feuch­tig­keit anzieht, und zu einer Salz­flüs­sig­keit wird, die man ehe­dem unter dem Namen liqu­or ter­rae foli­a­tae tar­ta­riin Offi­zi­nen auf­zu­be­wah­ren pfleg­te, die aber immer von unglei­chem, nie zu bestim­men­dem Salz­ge­hal­te war.

Wenn man mit destil­lirter Essig­säu­re gesät­tig­te Kalk­er­de solan­ge zu der bei Berei­tung der wesent­li­chen Wein­stein­säu­re übri­gen, tar­ta­ri­sir­ten Wein­stein ent­hal­ten­den Mut­ter­lau­ge hin­zu­setzt, bis kein Kalk­wein­stein mehr zu Boden fällt, so ent­steht eben­falls nach dem Abdamp­fen der Lau­ge ein Potasch­essig­s­alz, obgleich gewöhn­lich nicht von so wei­ßer Farbe.

So oft die­ses Salz nicht von erträg­li­cher Wei­ße aus­ge­fal­len ist, bedarf es eini­ger Rei­ni­gung. Zu die­ser Absicht läßt man das bräun­li­che Potasch­essig­s­alz so jäh­ling als mög­lich über leb­haf­tem Koh­len­feu­er flie­ßen, nimmt das nun schwarz gewor­de­ne Mag­ma schnell hin­weg, läßt es erkal­ten, löset es in destil­lir-tem Was­ser auf, setzt so viel destil­lir­ten star­ken Essig hin­zu, als etwa ver­lo­ren gegan­gen ist, und etwas drü­ber bis zum säu­er­li­chen Geru­che, schei­det das Ver­brann­te durch das Fil­t­rum ab, und läßt die nun was­ser­hel­le Lau­ge nach obbe­schrie­be­ner Art im Digesto-rium all­mäh­lich zum wei­ßen Sal­ze eintrocknen.

Eine neu­er­lich emp­fohl­ne Art, das wei­ßes­te Potasch­essig­s­alz durch Zer­set­zung des essig­sauern Blei­es (Blei­zu­ckers) mit Pota­schlau­gen­salz zu ver­fer­ti­gen, ist wegen der dabei all­zu leicht mög­li­chen Ver­un­rei­ni­gung des Pro­duk­tes mit Bleit­hei­len nicht anzu­ra­then; ein so ver­un­rei­nig­tes Salz wird in Auf­lö­sung mit mei­ner Blei­pro­be gemischt, sich durch die ent­ste­hen­de brau­ne oder schwar­ze Trü­bung verrathen.

Die unge­mei­ne arz­nei­li­che Kraft die­ses Sal­zes, ver­dick­te thie­r­i­sche Säf­te, vor­züg­lich Gal­len­kon­kre­men­te auf­zu­lö­sen, macht es in Leber­ver­här­tun­gen, Gelb­sucht und der aku­ten Was­ser­sucht sehr hülf­reich. Es min­dert aber die Lebens­kraft gar sehr, und muß daher nur in der Mase gebraucht wer­den, daß nicht all­zu gro­ße Schwä­che des Kör­pers, und Erschlaf­fung des Spei­se­ka­nals davon entstehen.