Borax

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Borax, ist ein unvoll­komm­nes Neu­tral­salz, wovon 100 Thei­le nach Berg­mann 17 Thei­le mine­ra­li­sches Lau­gen­salz, 34 Thei­le Seda­tiv­salz und 49 Thei­le Was­ser, nach Kir­wan 47 Thei­le Was­ser enthalten.

Wir erhal­ten ihn gewöhn­lich aus Hol­land in ziem­lich gro­ßen, har­ten, was­ser­hel­len Krystal­len von ungleich sech­sei­ti­gen Säu­len mit drei­sei­ti­gen End­spit­zen, von anfangs süß­li­chem, dann bit­ter­lich schärf­li­chem, lau­gen­haf­tem Geschma­cke, löset sich in kochen­dem Was­ser sehr häu­fig auf, bei 50° Keaum. lösen sich in 5 Thei­len Was­ser 2 Thei­le Borax, bei 50° Fah­renh. aber wird er erst von 24 Thei­len Was­ser aufgelöst.

Da er in alten Zei­ten von den Vene­tia­nern raf­fi­nirt ward, so nennt man selbst den hol­län­di­schen noch Borax vene­ta.

Er beschlägt weiß an der Luft, macht den Veil­chen­saft grün, schlägt alle erdi­ge und metal­li­sche Mit­tel­sal­ze nie­der, und braußt in einer hei­ßen Auf­lö­sung noch mit Säu­ren. (Ein Quent­chen Borax kann noch 68 Gran Seda­tiv­salz auf­neh­men, um völ­lig neu­tra­li­sirt zu wer­den.) Alle bekann­ten Säu­ren zer­set­zen den Borax, und schei­den das Seda­tiv­salz in flo­cki­gen Krystal­len heraus.

In der Hit­ze blä­het er sich stark auf, und ver­liert 2/​5 sei­nes Gewichts an Krystal­li­sa­ti­ons­was­ser, dann wird er gebrann­ter Borax (Borax cal­ci­na­ta) genannt. Gewöhn­lich ver­rich­tet man dieß in einer eiser­nen Pfan­ne über Koh­len, und rührt ihn um, bis er auf­hört sich zu blä­hen, und er zu einem lockern Pul­ver gewor­den ist; man läßt ihn dabei nicht zum Glü­hen kommen.

Läßt man ihn aber glü­hen, so schmilzt er zu einer Glas­per­le, die sich aber in Was­ser auf­löst und unzer-setz­ter Borax ist.

Er wird aus­ser Hol­land jetzt noch an meh­rern Orten raf­fi­nirt (s. Labo­rant im Gro­ßen 2. Th.) wie in Paris von Lecüy­er, in Kopen­ha­gen von Gün­ther u.s.w. Alle die­se Sor­ten sind weit rei­ner als der in Ost­in­di­en raf­fi-nir­te, wel­cher aus gro­ßen fla­chen Stü­cken oder Bro-den besteht; die auf der obern Sei­te etwas schmut­zig, grau­lich oder gelb­lich, und aus klei­nen läng­lich­ten Krystal­len zusam­men­ge­setzt sind.

Er wird in Euro­pa aus einer Mate­rie Tin­kal oder Tin­kar (Borax nati­va) genannt, raf­fi­nirt, wel­che man in Ele­phan­ten­häu­te oder in Bla­sen, die dick wie Rinds­le­der sind, gepackt von ost­in­di­schen Schif­fen aus dem König­rei­che Thi­bet in Per­si­en bringt, wo sie unter dem Namen Poun­xa Mypo­un und Hui­po­un aus dem Grun­de eini­ger Seen her­auf geholt und getrock­net wird. Die­ser Tin­kal oder roher Borax (ein unrei­nes, aber ziem­lich voll­stän­dig neu­tra­li­sir­tes borax­sau­res Mine­ral­lau­gen­salz) besteht aus klei­nern und grö­ßern Stü­cken, bis zur Grö­ße einer wel­schen Nuß; ist mehr oder weni­ger durch­sich­tig, gewöhn­lich grün­licht, mit einer fet­ten Erde umbe­gen, und von ran­zi­gem Geru­che, wie­wohl es auch rei­ne­re krystal­li­ni­sche Stü­cke dar­un­ter giebt.

Man lößt den Tin­kal, um ihn zu raf­fi­ni­ren, in kochen­dem Was­ser auf, rei­nigt die gel­be Lau­ge durch ver­schied­ne Hand­grif­fe, und setzt bis zum Auf­hö­ren des Auf­brau­sens mine­ra­li­sches Lau­gen­salz hin­zu; die gehö­rig abge­dampf­te Lau­ge wird einer sehr lang­sa­men und all­mäh­lig in gelin­der Wär­me ver­an­stal­te­ten Krystal­li­sa­ti­on aus­ge­setzt, um rei­ne gro­ße Anschüs­se zu erhalten.

Mehr in Küns­ten als in der Arz­nei­kunst bedient man sich des Bora­xes. Man läßt mit einer Auf­lö­sung davon die Mund­schwämm­chen der Kin­der bestrei­chen, und will gute Wir­kung davon gese­hen haben. Aus­ser­dem dient er noch zur Berei­tung des Seda­tiv­sal­zes, und des leicht auf­lös­li­chen Borax­wein­steins. Er könn­te die krank­haf­te Säu­re der ers­ten Wege zu ver­schlu­cken, mit Nut­zen gebraucht werden.