Bleipflaster

Hahnemanns Apothekerlexikon
vorheriges KapitelZurückInhaltsverzeichnisWeiternächstes Kapitel

Blei­pflas­ter (Emplastrum saturn­i­num), eine Auf­lö­sung irgend eines Blei­kalks in Baum­öl, bis zur Kon­sis­tenz eines Pflas­ters. Sei­ne Berei­tung erfor­dert Behut­sam­keit. Wo es dem Ver­fer­ti­ger frei steht, irgend ein Blei­prä­pa­rat dazu zu wäh­len, da ist die Glät­te vor­zu­zie­hen, da sie wohl­fei­ler und am gewis­ses­ten rein ist; aus­ser­dem bestimmt Hagen das Ver­hält­niß des Blei­wei­ßes zum Oele wie 2 zu 1, und das der Men­ni­ge zum Baum­öle wie 2 zu 3.

Man wählt einen kup­fer­nen Kes­sel mit rund aus­ge­trie­be­nem Boden (damit der Blei­kalk wohl auf­ge­rührt wer­den kön­ne), schüt­tet zwei Thei­le Baum­öl mit Einem Thei­le recht fein gerie­bner Blei­glät­te zugleich hin­ein, gie­bt ein Feu­er, wodurch das Oel bald ins Auf­wal­len geräth, und rührt mit einem höl­zer­nen Spa­tel den Blei­kalk unauf­hör­lich vom Boden auf von Anfan­ge bis zu Ende der Berei­tung, damit er immer schwe­bend zwi­schen dem Oele erhal­ten uns so leich­ter auf­ge­lö­set werde.

Von Zeit zu Zeit gießt man etwas weni­ges, etwa eine Unze, Was­ser hin­zu, wodurch das Braun­wer­den des Pflas­ters ver­hü­tet und die Hit­ze gemä­sigt wird. Ehe das zuge­goß­ne Was­ser ver­dampft ist, muß schon wie­der fri­sches Was­ser zuge­gos­sen seyn.

Da aber das kalt hin­zu­ge­gos­se­ne Was­ser ein gro­ßes Geräu­sche, ein Umher­sprit­zen und gar leich­tes Ueber­stei­gen des Oels ver­ur­sacht, wenn der Kes­sel über dem Feu­er steht, so muß der Kes­sel ehe man das Was­ser zugießt, jedes­mal abge­nom­men werden.

Die­ser Umständ­lich­keit und müh­sa­men Vor­keh­rung kann man über­ho­ben seyn, wenn man einen Topf mit hei­ßem Was­ser, an des­sen Boden eine klei­ne mit einem Hölz­chen leicht ver­stopf­te Oef­nung befind­lich ist, dicht an den Kes­sel setzt, so daß aus der klei­nen Oef­nung nicht all­zu häu­fi­ge Trop­fen Was­ser nur ein Paar Zoll hoch in den Kes­sel fal­len, und so das auf dem Oel nöthi­ge Was­ser unver­merkt erneuern.

Daß das Was­ser meis­tent­heils oder gänz­lich ver­dampft sey, kann man dar­aus schlie­ßen, wenn der Dampf von der Mischung nicht gebo­gen oder wol­kicht, son­dern gera­de in die Höhe steigt, die Mas­se nicht auf­wallt, und ein auf glü­hen­de Koh­len gefal­le­ner Trop­fen kein Knis­tern ver­ur­sacht. In die­sem Fal­le dreht man den klei­nen nicht völ­lig pas­sen­den Stöp­fel am Top­fe etwas locke­rer auf, daß die Trop­fen geschwin­der auf ein­an­der folgen.

Wäh­rend der Arbeit ent­ste­hen beim Auf­rüh­ren zum Zei­chen der Auf­lö­sung häu­fi­ge Luft­bla­sen, das Baum­öl ver­liert sei­nen Geruch, und die Blei­kal­ke ihre hohe Farbe.

Ist nun nichts mehr von dem Blei­kal­ke in dem Oele zu erken­nen, ist die zähe Flüs­sig­keit eine gleich­för­mi­ge Mas­se gewor­den, von der etwas in kal­tes Was­ser oder auf einen kal­ten Stein getröp­felt, sich wie ein wei­ches Wachs ziehn und rol­len läßt, ohne an den Fin­gern zu kle­ben, so ist das Pflas­ter fer­tig gekocht.

So lan­ge mit dem Kochen anzu­hal­ten, bis eine Pro­be davon unter dem Was­ser ganz hart wird, ist nicht rath­sam, weil die Blei­pflas­ter ohne­hin mit der Zeit von selbst här­ter wer­den. Die­ses Sprö­de­wer­den wird ver­hü­tet, wenn man, sobald die Auf­lö­sung voll­endet ist, auf jedes Pfund Pflas­ter etwa ein Loth Wachs zusetzt. Um die­se Zeit setzt man auch die andern Har­ze und Gum­mi­har­ze hin­zu, oder man löset sie in Ter­ben­thin auf, und mischt sie dann zu, wenn das Pflas­ter schon im Ver­küh­len ist.

Gewürz­haf­te Din­ge, die äthe­ri­schen Oele und den Kam­pher (in Wein­geist auf­ge­löst) setzt man nicht eher zu, als bis die vom Feu­er genom­me­ne Pflas­ter­mas­se schon eini­ger­ma­sen ver­kühlt ist.

Das übri­ge Pflas­ter.

Blei­pflas­ter die­nen den Ver­band auf Wun­den und Geschwü­ren fest zu hal­ten, den Zugang der frei­en Luft zu ver­weh­ren, und eine küh­len­de und adstrin­gi-ren­de Wir­kung auf der Haut aus­zu­üben. Auf and­re Wei­se gebraucht scha­den sie häufig.