Violenschwertel

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Vio­len­schwer­tel, Iris flo­ren­ti­na, L. [Zorn, pl. med. tab. 186] mit bär­ti­gen stiel­lo­sen Blüt­hen, wel­che gewöhn­lich zu zwei­en auf dem die Blät­ter an Län­ge über­tref­fen­den Sten­gel ste­hen; ein etwa zwei Schuh hohes Kraut mit peren­ni­ren­der Wur­zel, in Ita­li­en und in Crain ein­hei­misch, wel­ches im Tos­ka­ni­schen auf Erd­däm­men, Acker­rän­dern und Mau­ern kunst­los gebau­et wird, und in jenen Gegen­den im Mai, in unsern Gegen­den im Juny weiß blüht.

Die drei­jäh­ri­ge, viel­ge­stal­te­te, gewöhn­lich plat­te, fes­te, schwe­re, von ihrer rothen Rin­de und den Fasern durch Abschä­len befreiete, und auf Rohr­de­cken in der Son­ne getrock­ne­te Wur­zel (Rad. Ire­os s. Iri­dis flo-ren­tinae) erhal­ten wir von wei­ßer Far­be, gelind bit­ter­li­chem Geschma­cke (der bei län­germ Kau­en eini­ge Schär­fe ver­räth) und ange­neh­mem Veil­chen­ge­ru­che. In ihrem fri­schen, saf­ti­gen Zustan­de besitzt sie einen sehr schar­fen Geschmack, wel­cher lan­ge im Mun­de anhält, und stark pur­gi­ren­de Kräf­te, wel­che, wie bei den andern Iris­ar­ten, durchs Trock­nen ver­lo­ren gehen. Indes­sen behält sie auch tro­cken ein schar­fes Harz übrig, wel­ches, mit Wein­geist aus­ge­zo­gen, einen bren­nen­den Pfef­fer­ge­schmack zeigt, und etwa 1/​8 des Gewich­tes der Wur­zel beträgt. Man will von dem Gebrau­che des Pul­vers Brust­schleim lösen­de, und Hus­ten stil­len­de Kräf­te erfah­ren haben, in Skrupelgaben.

Zu eini­gen Gra­nen gie­bt man es klei­nen Kin­dern gegen Kolik­schmer­zen und Auf­schre­cken im Schla­fe von Blä­hun­gen, und setzt es in die­ser Absicht zu Abfüh­rungs­mit­teln. Es erregt etwas den Spei­chel im Mun­de und reit­zt die Nasen­haut zum Schleim­ab­flus-se. Ob es auf­ge­streut in Kno­chen­fäu­le Diens­te leis­ten, oder, in Säck­chen tro­cken über­ge­legt, ent­zünd­li­che, rosen­ar­ti­ge, oder wäs­se­ri­ge Geschwüls­te zert­hei­len kön­ne, ist sehr zwei­fel­haft. Häu­fi­ger bedient man sich der­sel­ben des guten Geruchs wegen in Zahn­pul­vern, im wohl­rie­chen­den Haar­pu­der, in Riech­kiß­chen, in Seifenkugeln.

Sie läßt sich leicht zu einem mehl­ar­ti­gen Stau­be pül­vern und theilt ihren Veil­chen­ge­ruch dem über­ge­hen­den Was­ser in der Destil­la­ti­on mit.