Stöpsel

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Stöp­sel, (Epis­to­mia). Ihr Gebrauch ist sehr wich­tig für die Phar­ma­zie. Von der Güte der Kor­ke (Sube­res) ist unter Kork­ei­che (w.s.) gere­det wor­den, so wie von ihrer Ver­dich­tung mit Talg oder Wachs. Sind sie sehr fein und ohne Löcher, so ver­stop­fen sie die Mün­dun­gen der Gefä­ße ziem­lich luft­dicht, vor­züg­lich wenn man in eine gegeb­ne Oef­nung den mög­lichst dicks­ten und weichs­ten Kork ein­zu­dre­hen sucht. Indes­sen reicht die­se Ver­wah­rung weder für ätzen­de (z.B. Mine­ral­säu­ren), noch für sehr flüch­ti­ge Sub­stan­zen (die feins­ten äthe­ri­schen Oele, das schwe­fel­le­ber­luft­hal­ti­ge Was­ser) hin.

Die mit nas­sem Smir­gel ein­ge­rie­be­nen, glä­ser­nen Stöp­sel sind zur Ver­wah­rung der ätzen­den Sub­stan­zen, z.B. der schar­fen Spieß­glanz­tink­tur, der Spieß­glanz­but­ter und der mine­ra­li­schen Säu­ren zwar in der Rück­sicht vor­zu­zie­hen, daß sie nicht zer­fres­sen wer­den, aber sie pas­sen doch fast nie so völ­lig, daß alle Ein­wir­kung der Atmo­sphä­re abge­hal­ten wür­de. Man fin­det mit der Zeit die Mine­ral­säu­ren, und die Spieß­glanz­but­ter wäs­se­ri­ger, die Spieß­glanz­tink­tur zum Theil zer­setzt. Die­se gewöhn­lich man­geln­de Luft­dicht­heit der glä­ser­nen Stöp­sel hat auf die Ver­wah­rung flüch­ti­ger Sub­stan­zen noch grö­ßern Ein­fluß; die äthe­ri­schen Oele wer­den dicker, dun­kel­far­bi­ger, unkräf­ti­ger, der ätzen­de Sal­mi­ak­geist, die flüch­ti­ge Schwe­fel­le­ber zer­setzt sich und ver­fliegt zum Theil, die Wein­pro­be ver­liert in wenig Tagen ihre Kraft. Sind die Stöp­sel sehr fein ein­ge­rie­ben, und wer­den sie beim Ver­stop­fen mög­lichst ein­ge­dreht, so schlie­ßen sie zuwei­len so fest, daß aller­dings fast nichts durch die Fuge drin­gen kann; aber dann ist es auch oft unmög­lich; das Glas wie­der zu öfnen, der Hals bricht eher ab, als daß der Stöp­sel her­aus­gin­ge. Die Glas­stöp­sel kön­nen also nicht mög­lichst ein­ge­dre­het wer­den. Es bleibt nichts übrig, als blos dafür zu sor­gen, daß die Zwi­schen­räu­me zwi­schen Hals und Stöp­sel ver­dich­tet wer­den. Die Che­mie lehrt uns sol­che ver­dich­ten­de Zwi­schen­mit­tel, wel­che von dem Inhal­te nicht zer­fres­sen oder auf­ge­lö­set werden.

Ein in geschmol­ze­nes wei­ßes Wachs getauch­ter, oder damit dünn bestri­che­ner, war­mer Glas­stöp­sel dient zur luft­dich­ten Ver­stop­fung der­je­ni­gen Stand­fla­schen am bes­ten, wel­che fres­sen­de Säu­ren, oder ätzend lau­gen­haf­te, und sehr flüch­ti­ge Sub­stan­zen ent­hal­ten. Blos die Naph­ten und die äthe­ri­schen Oele könn­te man aus­neh­men; von lez­tern wird das wei­ße Wachs auf­ge­lö­set, von erstern aber wenigs­tens zert­heilt, und durch bei­de wird es von der Mün­dung der Fla­schen hin­weg­ge­nom­men, wenn man einen Theil von ihnen aus­füllt. Dieß weni­ge, womit die Naph­then und äthe­ri­schen Oele ver­un­rei­nigt wer­den könn­ten, ist aber so unbe­deu­tend, daß es füg­lich gar nicht in Anschlag zu brin­gen ist. Woll­te man bei den äthe­ri­schen Oelen eine Aus­nah­me machen, so dürf­te man nur die heiß­ge­mach­ten glä­ser­nen Stöp­sel wohl mit dem­sel­ben Oele über­zie­hen, wel­ches die Fla­sche ent­hal­ten soll. Hält man dann den hei­ßen Stöp­sel eini­ge Minu­ten in der Luft, so bekömmt das, nun sei­nes flüch­ti­gen Theils beraub­te, äthe­ri­sche Oel am Stöp­sel mehr Kon­sis­tenz, wird har­zi­ger und dient nun, wenn man dem Stöp­sel in die Fla­schen­mün­dung ein­dreht, zur völ­lig luft­dich­ten Ver­wah­rung. Bedient man sich aber blos des wei­ßen Wach­ses zur luft­dich­ten Ver­wah­rung der Stöp­sel in allen die­sen Fäl­len, wie wirk­lich hin­rei­chend ist, so darf man den so dünn bestri­che­nen, glä­ser­nen, erwärm­ten Pfropf nicht aufs äus­sers­te, son­dern nur mäsig ein­dre­hen, bis die Undurch­sich­tig­keit zwi­schen Hals und Stöp­sel ver­schwin­det; dann läßt er sich auch ohne Gefahr des Zer­bre­chens bald wie­der her­aus­brin­gen, wenn man die Fla­sche eröf­nen will. Da das Aus­fül­len aus Sand­fla­schen nur sel­ten geschieht, so kann man sich bei ihrer Eröf­nung die Mühe neh­men, und oben an den her­vor­ra­gen­den Theil des Stöp­sels eine sehr dün­ne, ange­zün­de­te Wachs­ker­ze (Wachs­stock) so lan­ge hal­ten, bis der Glas­pfropf durch­aus erwärmt ist, und nun leicht her­aus geht. Will man die Fla­sche wie­der ver­stop­fen, so muß die inne­re Wand des Fla­schen­hal­ses wohl aus­ge­wischt wer­den, ehe man den erwärm­ten, und wie­der mit wei­ßem Wachs dünn bestri­che­nen Glas­stöp­sel eindreht.

Daß das wei­ße Wachs zu die­sem Behu­fe ganz rein und nicht mit Ham­mel­talg ver­fälscht seyn darf, ver­steht sich von selbst; Wachs, wei­ßes, unter Bie­ne.

Die Hand­fla­schen zur täg­li­chen Dis­pen­sa­ti­on ver­lan­gen eine sol­che Ver­wah­rung nicht. Ver­lust oder Ver­derb­niß des Inhalts ist hier unbe­deu­tend. Hie­zu kann man blos trock­ne rei­ne Glas­stöp­sel neh­men, wenn das Fläsch­chen fres­sen­de Säu­ren, oder schar­fe Spieß­glanz­tink­tur, oder ätzen­des Amo­ni­ak­lau­gen­salz oder schar­fe Spieß­glanz­tink­tur ent­hält; zu allen übri­gen sehr flüch­ti­gen, nicht fres­sen­den Feuch­tig­kei­ten aber nimmt man fei­ne Korkstöpsel.