Stacheligelstein

Hahnemanns Apothekerlexikon
vorheriges KapitelZurückInhaltsverzeichnisWeiternächstes Kapitel

Sta­chel­igel­stein (Bezoar por­ci, Pie­dra del por­co, Lapis mal­ac­cen­sis, Lapis hystri­cis) ist ein thie­r­i­sches Kon­kre­ment aus der Gall­b­la­se eines mit Sta­cheln besetz­ten Thie­res, vor­züg­lich des Eri­nace­us mal­ac­cen­sis, L. [Seba. Mus. I. tab. 51. J. L], doch auch der Hystrix cristata, L. (Seba, Mus. I. tab. 50. f. I.) wel­ches im mit­tä­gi­gen Asi­en, auf den Sun­dai­schen Inseln, Mala­cka, Zei­lon, u. s. wohnt.

Der Mala­cki­sche, als der theu­ers­te und geschätz­tes­te, ist gewöhn­lich von der Grö­ße einer Mus­ka­ten­nuß, oder Wall­nuß, platt­rund, roth­bräun­lich, leicht, fest, horn­ar­tig glän­zend, von bit­term Geschma­cke und als von einem fet­ten Wesen zusam­men gesetzt. Wenn er ein Loth wiegt, wird er mit 500 Tha­lern bezahlt. Man faßt ihn gewöhn­lich in Gold mit einem gold­nen Kett­chen, um ihn in Was­ser hän­gen zu kön­nen, dem er nach weni­gen Stun­den einen bit­tern Geschmack mitt­heilt, und dabei sehr unmerk­lich am Gewich­te abneh­men soll.

Der lapis por­ci zey­lani­cus, den man von ersterm unter­schei­det, ist schwärz­licht, zuwei­len von der Grö­ße eines Hüne­reis, und sieht wie ein ein­ge­dick­ter Saft aus. Er ist fünf­mahl wohl­fei­ler, und wird eben so angewendet.

Die gedach­te vom Was­ser aus­ge­zo­ge­ne bitt­re, obgleich farb­lo­se Tink­tur soll die Lebens­wär­me erhö­hen, in bös­ar­ti­gen Fie­bern alle Bezoare, und Ale­xi-phar­ma­ka an Kraft über­tref­fen, vor Schlag und Fall­sucht sichern, den Bla­sen­stein auf­lö­sen, die Gicht hei­len, die Ein­ge­wei­de stär­ken, Herz­klop­fen ver­trei­ben, in bös­ar­ti­gen Pocken und Masern Diens­te leis­ten, und was der­glei­chen Ueber­trie­ben­hei­ten mehr sind. Etwas weni­ger unglaub­lich ist sein Ruhm in der Cho­le­ra und der Gelb­sucht. Wie­wohl man zu allen die­sen Absich­ten ver­nünf­ti­ge­re Mit­tel hat, als dieß ekel­haf­te Kon-kre­ment, wel­ches doch nichts anders leis­ten kann, als eine ver­dick­te Gal­le. Der unge­heu­re Preis müß­te denn allein den Maas­stab sei­nes Wert­hes bei der rei­chen Indo­lenz abge­ben sollen.