Sieben

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Sie­ben (Cri­bra­tio) ist eine mecha­ni­sche Abson­de­rung grö­be­rer Thei­le von den fei­nern, mit­telst durch­lö­cher­ter Werk­zeu­ge, die man im All­ge­mei­nen Sie­be (cri­bra) nennt. Klei­ne­re Men­gen grö­be­rer Pul­ver son­dert man von den fei­nern mit­telst ble­cher­ner Durch­schlä­ge (Per­fo­ra­ta) ab, deren Löcher, nach der ver-schied­nen Absicht, grö­ßer oder klei­ner sind, grö­ße­re Men­gen aber durch mehr oder weni­ger grob­lö­che­ri­ge Sie­be von Holz oder Eisen­d­rat gefloch­ten. Weil sich aber eine beträcht­li­che Men­ge Sub­stan­zen auf ein-mahl nicht fein pül­vern läßt, ohne daß man, von Zeit zu Zeit, die gröb­li­chen Thei­le davon abson­de­re, so hat man auch fei­ne­re, vor­züg­lich von Pfer­de­haa­ren mehr oder weni­ger dicht geweb­te Sie­be (incer­ni­cu­la, seta­cea).

Was man aber im All­ge­mei­nen Pul­ver nennt, ist noch lan­ge nicht von der Fein­heit und Zart­heit, die zum innern Gebrau­che erfor­dert wird, wenn die Arz­nei­en recht wirk­sam seyn solle.

Hie­zu hat man Sie­be von Taf­fent, und wenn es äußerst zart seyn soll, von dop­pel­ter fei­nen Lein­wand (Tami­sia). Bei lez­te­rer Ver­rich­tung wür­den aber durch das Hin- und Her­be­we­gen die feins­ten und wirk­sams­ten Staubt­hei­le in Men­ge ver­flie­gen, wenn das fei­ne Sieb nicht unten, zum Auf­fan­gen des Durch­fal­len­den, mit einem abste­hen­den Boden und oben mit einem Deckel, bei­de mit Schaf­fell bezo­gen, ver­deckt und zuge­schlos­sen würde.

Wo Quan­ti­tä­ten sol­cher ganz fei­ner Pul­ver (Alco­hol pul­ve­ris) zu ver­fer­ti­gen sind, da wird es mit den Lein­wand­sie­ben aus frei­er Hand all­zu müh­sam. Da auch die Sie­be von dem Apo­the­ker nicht bezo­gen wer­den kön­nen, so die­nen die Beu­tel­ma­schi­nen (tym­pa­na tami­sa­ta), Arten von Trom­meln, wel­che im Krei­se her­um­ge­dreht die feins­ten Thei­le durch die Lein­wand, womit sie bezo­gen sind, fal­len lassen.

Bei­ste­hen­de Zeich­nung dient hiezu.

Die bei­den höl­zer­nen Schei­ben (A, A) der Beu­tel­trom­mel haben auf ihrer Stir­ne eine rings­her­um lau­fen­de Rin­ne oder Nuht (e, e, e, e), um den Bind­fa­den auf­zu­neh­men, womit die Lein­wand (d, d) auf die Schei­ben fest­ge­bun­den wer­den muß. Dann ist der Inhalt ein­ge­schlos­sen, und wird durch­stie­ben, wenn die Axe (b), womit die bei­den Trom­mel­schei­ben zusam­men ver­bun­den sind, mit­telst der Kur­bel (f) umged­re-het wird. Damit nun nichts ver­stie­be, so wird die Kur­bel (bei a) von der Axe los­ge­schraubt, um die Trom­mel zwi­schen die zwei offe­nen Schei­ben (B, B) des Gehäu­ses ein­schie­ben zu kön­nen, so daß die Zap­fen der Trom­melaxe in die Löcher (h, h) zu lie­gen kom­men. An den her­aus­ra­gen­den Theil des Zap­fens schraubt man nun wie­der die Kur­bel (f), umspannt das Gehäu­se mit einem Schaf­fell, und bin­det es eben­falls auf den Kan­ten der Gehäusschei­ben fest, so daß der Bind­fa­den das Fell in die Nuh­ten (c, c) fest­drückt. Das Gehäu­se steht auf sei­nem Gestel­le (G, G) fest, und sei­ne bei­den Schei­ben (B, B) sind des Halts wegen mit Stre­ben oder Rie­geln (k, k) ver­bun­den, mit zwei oder meh­rern, nur so, daß die eine Sei­te ganz frei blei­be, um die Beu­tel­trom­mel ein­set­zen zu kön­nen. Gebrauch und Nut­zen läßt sich leicht ein­sehn, so wie der Vor­zug vor dem gewöhn­li­chen Sie­ben aus frei­er Hand.

Alles muß glatt polirt, und das Holz fein und ohne Aes­te seyn, damit, wenn ein and­res Pul­ver durch­ge­beu­telt wer­den soll, nicht nur das vom Gehäu­se los­ge­bun­de­ne Schaf­fell, und die von der Trom­mel los­ge­bun­de­ne Lein­wand gesäu­bert und aus­ge­stie­bet, son­dern auch das inne­re Holz­werk mit Feder­fit­ti­gen rein­ge­kehrt und aus­ge­wischt wer­den könne.

Glei­che sorg­fäl­ti­ge Rei­ni­gung erfor­dern auch die gewöhn­li­chen Sie­be, damit nicht das künf­ti­ge Pul­ver durch die Res­te des vor­gän­gi­gen ver­un­rei­nigt wer­de, oft zum Nacht­heil der Kranken.

Für sehr stark­wir­ken­de und gif­ti­ge Sub­stan­zen müs­sen eig­ne Sie­be gehal­ten werden.

© Beu­tel­trom­mel © Gehäu­se dar­über Sie­ben­baum; Sade­wa­chol­der.