Schwein

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Schwein, Sus Scro­fa, L. vor­ne auf dem Rücken mit Bors­ten besetzt, und mit haa­ri­gem Schwan­ze, und zwar das zah­me Schwein, mit kur­zen rund­li­chen Ohren, und das wil­de Schwein, mit läng­lich­ten, spit­zi­gen Ohren, ein bekann­tes Thi­er, wel­ches vege­ta­bi­li­sche und thie­r­i­sche Nah­rungs­mit­tel genießt, mit sei­nem Rüs­sel die flei­schi­gen und knol­li­gen Wur­zeln aus­gräbt, die Wär­me liebt, an fünf­zehn Jah­re lebt, vier Mona­te träch­tig geht, bis zwan­zig Jun­ge auf ein-mahl wirft, bin­nen sech­zig Tagen fett wird, und vor­züg­lich die ärme­re Men­schen­klas­se mit sei­nem Flei­sche befrie­digt, des­sen auf­fal­len­der Hoch­ge­schmack mehr zur spar­sa­men Wür­ze der andern Fleisch­ar­ten, als zur Sät­ti­gung geschaf­fen zu seyn scheint.

Man bedient sich vom zah­men Schwei­ne in der Arz­nei vor­züg­lich des Fet­tes (Axun­gia Por­ci), wel­ches aus den klein­ge­schnit­te­nen Wam­men (dem Net­ze) der­ge­stalt in einer Pfan­ne über glü­hen­den Koh­len schnell aus­ge­schmol­zen wird, daß man das aus­drin­gen­de Fett, sobald es sei­ne anfäng­li­che Trüb­heit ver­lo­ren, und hell (nach vor­über­ge­gan­ge­nem Sprüt­zeln) ins Kochen geräth, abschöpft, so lan­ge bis es sei­ne was­ser­hel­le Far­be in eine gilb­li­che zu ver­än­dern anfängt. Das dann noch übri­ge wird zu andern, aus­ser­arz­nei­li­schen Behu­fen ver­wandt. Man hebt es am bes­ten in stein­zeug­nen Gefä­ßen an den käl­tes­ten Orten des Hau­ses auf, wel­che frei von Moder­ge­ru­che sind.

Eini­ge emp­feh­len das Aus­wa­schen des Fet­tes mit Was­ser vor sei­nem jedes­mah­li­gen Gebrau­che, um ihm den Geruch zu beneh­men. Die Haupt­sa­che aber bleibt das sorg­fäl­ti­ge Aus­schmel­zen, und die Anwen­dung eines nie alten, son­dern immer fri­schen Fettes.

Es muß von gerin­gem, ange­neh­mem Geru­che, ganz wei­ßer Far­be, und etwas zähe seyn. Das Fett von Schwei­nen, wel­che von Buchen­sa­men gemäs­tet wor­den, taugt nicht; es ist zu dünn und gleicht blos einem Oele.

Man wen­det die­ses Fett zum arz­nei­li­chen äus­sern Gebrau­che jezt in allen den Fäl­len an, wozu man sonst Bären- Dachs- und and­re Fet­te von ähn­li­cher Kon­sis­tenz nahm, wel­che lez­tern man ehe­dem fast nie anders als ran­zig und ver­dor­ben in Apo­the­ken antraf.

Es dient zu man­cher­lei auch unnüt­zen Salben.

Die Alten bedien­ten sich auch der Spitz­zäh­ne des wil­den Ebers, die man Waf­fen, Fang- oder Hau­zäh­ne (den­tes Apri) nennt, wel­che halb­zir­kel­för­mig gebo­gen, aus dem Unter­kie­fer her­vor­ra­gen, weiß, und hohl sind und drei fla­che Sei­ten haben. Die unwis­sen­de Leicht­gläu­big­keit gab das Pul­ver die­ser har­ten Kno­chen, und schrieb ihm absor­bi­ren­de, schmei­di­gen­de, eröf­nen­de, und schweiß­trei­ben­de Kräf­te zu.