Schwefelwasser

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Schwe­fel­was­ser (aquae mine­ra­les hepa­ti­cae, sulp­hu­reae) sind gewöhn­lich war­me, zuwei­len hei­ße, sel­ten kal­te Quel­len zum Baden, wovon die in Achen, Töplitz, Gro­ßen-Nenn­dorf, Baden in Dur­lach, Gas­tein, Lim­mer, Hirsch­berg, Wol­ken­stein, Baden bei Wien, u.s.w. bei uns die bekann­tes­ten sind, und, au-sser Sal­zen, auf­ge­lö­se­te hepa­ti­sche Luft in Auf­lö­sung ent­hal­ten in grö­ße­rer oder gerin­ge­rer Men­ge. In lang­wie­ri­gen Haut­aus­schlä­gen, in den Zufäl­len von ver­meint­lich zurück­ge­trie­be­nen Haut­aus­schlä­gen, in Fol­gen vom Queck­sil­ber- Blei- und Arse­nik­gif­te, auch, wie man ver­si­chert, in Drü­sen­ver­här­tun­gen, und der erb­li­chen Anla­ge zur Gicht sol­len sie gro­ße Diens­te leisten.

Da die Rei­se zu der­glei­chen natür­li­chen Bädern aus ver­schied­nen Grün­den zuwei­len unmög­lich ist, so muß der Apo­the­ker der­glei­chen zu berei­ten wis­sen. Hier kömmt es fast gar nicht auf die Nach­ah­mung der in die­sen Was­sern oft zufäl­lig vor­find­li­chen, höchst ver­schied­nen Sal­ze an, da der arz­nei­lichs­te Theil in ihnen, den man sucht, immer nur die Schwe­fel­le­ber­luft ist.

Zu die­ser Absicht löset man daher in 300 Civil­pfun­den hei­ßem Was­ser durch Umrüh­ren zwei Pfund fein gepül­ver­te Wein­stein­krystal­len, (wenn man auf Wohl­feil­heit sieht, satt des Wein­steins andert­halb Pfund gepül­ver­ten Alaun) auf, schüt­tet, wenn die Tem­pe­ra­tur des Was­sers bis zu 100° Fahr. abge­kühlt ist, zwei Pfund fein­ge­pül­ver­te kal­k­er­di­ge Schwe­fel­le­ber (aus acht Thei­len gepül­ver­tem, unge­brann­tem Gyps mit Einem Thei­le fei­nem Holz­koh­len­pul­ver gemischt und in einem Schmelz­tie­gel zehn Minu­ten lang im Weiß­glü­hen zur weiß­grau­en oder wei­ßen Far­be kal­zi­nirt, berei­tet) hin­ein, und rührt das Pul­ver unter das Was­ser so lan­ge tüch­tig her­um bis die Tem­pe­ra­tur des Was­sers auf 98° bis 96° Fahr. oder so weit der Arzt will, abge­kühlt ist, wor­auf der Kran­ke sich dar­in so lan­ge badet, als der Arzt verordnet.

Die­se Vor­schrift gie­bt eins der stärks­ten künst­li­chen Schwe­fel­bä­der. Man kann es durch Ver­min­de­rung der Ingre­di­en­zen schwächen.

Da ein sol­ches künst­li­che Bad mit gutem Bedach­te fast gar kei­ne auf­ge­lö­se­ten Sal­ze, und fast blos hepa-tische Luft ent­hält, eini­ge Aerz­te aber doch die unwe­sent­li­chen Sal­ze der natür­li­chen dar­in wün­schen könn­ten, so wird der Apo­the­ker die in dem nach­zu­ah­men­den Schwe­fel­was­ser (z.B. den Töpe­lit­zer) befind­li­chen Sal­ze leicht aus K.A. Hoffmann’s Taschen­buch für Brun­nen­freun­de erse­hen, und wenn das Schwe­fel­bad nach obi­ger Anlei­tung fer­tig ist, sie ohne viel Mühe dazu set­zen und dar­in auf­lö­sen können.