Schwefel

Hahnemanns Apothekerlexikon
vorheriges KapitelZurückInhaltsverzeichnisWeiternächstes Kapitel

Schwe­fel (Sulp­hur), ist eine blaß­gel­be, trock­ne, har­te, zer­reib­li­che, geschmack­lo­se Sub­stanz von eig­nem Geru­che, von 1, 90 eigent­hüm­li­chem Gewich­te, unver­än­der­lich an der Luft, und unauf­lös­lich in Was­ser und Weingeist.

In den bei­den orga­ni­schen Rei­chen erzeugt er sich spar­sam, im Mine­ral­rei­che kömmt er sel­ten rein und unver­mischt (Jung­fer­schwe­fel, Sulp­hur vivum, apy-ron, nati­vum), häu­fig in Ver­bin­dung mit Metal­len vor, die er zum Erze macht. Wir erhal­ten ihn am häu­figs­ten aus schwe­fel­rei­chen Eisen­er­zen (Schwe­fel­kie­sen) Kup­fer­kie­sen, und, wie auf dem Har­ze, aus ei-sen­kies­hal­ti­gen Sil­ber- und Blei­er­zen, theils auf den Rosts­tä­ten oben an geflo­gen, theils durch eine eig­ne Destil­la­ti­on in Treib­ö­fen, wo man ihn in dazu vor­ge­rich­te­ten Röh­ren auf­fängt. Die­sen rohen, noch unrei­nen grau­gel­ben Schwe­fel (Sulp­hur cru­dum), rei­nigt man ent­we­der durch eine Destil­la­ti­on im Gro­ßen, oder durch blo­ßes Schmel­zen in eiser­nen Kes­seln. Hier sam­meln sich die Unrei­nig­kei­ten theils oben­auf als ein Schaum, den man oben abnimmt, theils am Boden, wel­che grau­en unrei­nen Sub­stan­zen unter dem Nah­men Roß­schwe­fel (sulp­hur cabal­li­num, gri-seum) in den Han­del kom­men. Der rein geflos­se­ne Schwe­fel wird in vor­her naß­ge­mach­te, höl­zer­ne For­men gegos­sen (gemei­ner Schwe­fel, Stan­gen­schwe­fel, sulp­hur com­mu­ne, citrinum).

Der Stan­gen­schwe­fel wird, gerie­ben, nega­tiv elek­trisch (daher das hart­nä­cki­ge Anhän­gen des Schwe­fel­pul­vers in den Mör­seln), knis­tert in der Hand erwärmt und springt in klei­ne­re Stü­cken mit einem eig­nen Geru­che, ver­duns­tet all­mäh­lich bei einer Wär­me von 170° Fahr. schmelzt bei 185° Fahr. und steigt dann in ver­schlos­se­nen Gefä­ßen in lockern Blu­men (Flo­res sulp­hu­ris) auf, eine Ver­rich­tung die wegen ihrer Schwie­rig­keit im Klei­nen, gewöhn­lich in eig­nen dazu vor­ge­rich­te­ten Oefen, vor­züg­lich bis­her in Hol­land unter­nom­men ward, wo man dann Schwe­fel­blu­men erhält, die weit wohl­fei­ler sind, als sie der Apo­the­ker selbst berei­ten könn­te, wel­che aber, wegen eines Theils von der Luft in den Gefä­ßen ver­brann­ten Schwe­fels, freie Vitri­ol­säu­re an sich hän­gen haben, die ihnen durch Waschen mit Was­ser benom­men wer­den muß (Flo­res sulp­hu­ris loti).

Die­se hell­gel­ben, lockern Schwe­fel­blu­men hält man für rei­nen Schwe­fel, und gebraucht sie inner­lich zur Beför­de­rung der Aus­düns­tung, Beweg­lich­ma-chung des Brust­schleims, Wie­der­her­vor­brin­gung eini­ger Haut­aus­schlä­ge, Hei­lung der Krät­ze, Verer­zung und Til­gung metal­li­scher in den Kör­per gera­the­ner Gif­te, und zur Oef­nung des Lei­bes, letz­te­res ver­mö­ge der beson­dern Eigen­schaft des Schwe­fels, den Mast­darm zu erre­gen, wodurch er auch gewohn­te Hämor­rhoi­den wie­der zum Flie­ßen zu brin­gen pflegt.

Die Schwe­fel­blu­men wer­den zwar, wie gedacht, für rei­nen Schwe­fel gehal­ten, und sind aller­dings von eini­gen fixern Metall- und Erdt­hei­len befreit, aber bei wei­tem nicht rein. Sie hal­ten, so wie der Stan­gen­schwe­fel, des­sen hoch­gel­be Far­be aus dem säch­si­schen Erz­ge­bir­ge mir immer ver­däch­tig war, etwas Arse­nik, wel­cher als Operment mit aufsteigt.

Man erfährt die­sen bös­ar­ti­gen Gehalt, wenn man den ver­däch­ti­gen Stan­gen­schwe­fel oder die käuf­li­chen Schwe­fel­blu­men mit einem zwie­fa­chen Gewich­te rei­nem Pota­schlau­gen­sal­ze zur Schwe­fel­le­ber (Hepar sulp­hu­ris sali­num) bei gelin­dem Feu­er schmelzt, die­se noch, heiß gepül­vert, in einem zehn­fa­chen Gewich­te hei­ßem, destil­lir­tem Was­ser auf­lößt, und, noch heiß fil­trirt, in einer glä­ser­nen fla­chen Scha­le so lan­ge an die freie Luft stellt, bis aller Schwe­fel­le­ber­ge­ruch fast völ­lig ver­schwun­den ist, den ent­stand­nen Boden­satz aber (wel­cher durch sei­ne grün­lich­te Far­be auch einen Theil Eisen ver­räth), durch Abspüh­lung mit Was­ser von Salzt­hei­len befreit, auf einem glü­hen­den Eisen­ble­che durch den auf­stei­gen­den Knob­lauch­ge­ruch auf Arse­nik prüft. Die Men­ge des­sel­ben erfährt man aber noch genau­er, obgleich müh­sam, wenn man in einem glä­ser­nen Destil­l­ir­ap­pa­ra­te aus Kol­ben, Helm und Vor­la­ge zusam­men­ge­setzt über einer Unze fein gepül­ver­tem, zu prü­fen­dem Schwe­fel so lan­ge star­ke Sal­pe­ter­säu­re sie­dend über­zieht, und das Ueber­ge­gan­ge­ne immer wie­der zurück­gießt, bis der Schwe­fel sich in Vitri­ol­säu­re ver­wan­delt hat, (wor­in sich der Arse­nik als Säu­re befin­det) in die man eine blan­ke Stan­ge Zink so lan­ge stellt, bis sich aller Arse­nik dar­aus in schwar­zen Blätt­chen ange­legt hat, die man abspühlt und wiegt.

Man han­delt also alle­mahl sich­rer, statt der Schwe­fel­blu­men und des rohen Schwe­fels die soge­nann­te Schwe­fel­milch (Lac sulp­hu­ris, Magis­teri­um sulp­hu-ris, sulp­hur prae­ci­pi­ta­tum), ein fei­nes Schwe­fel­präci-pitat von gilb­lich wei­ßer Far­be, zum innern Arz­neige­brau­che zu berei­ten, wel­ches weni­ger von jenem bedenk­li­chen Metal­le ent­hält. Die Alten ver­fer­tig­ten es durch Auf­lö­sung der obge­dach­ten geschmol­ze­nen Schwe­fel­le­ber in hin­läng­li­chem Was­ser und Nie­der­schla­gung der fil­trir­ten Auf­lö­sung mit­telst einer Säu­re. In neu­ern Zei­ten hat man hie­zu, nach Mey­ers Art, die auf nas­sem Wege berei­te­te Schwe­fel­le­ber gewählt, indem man in einer Sei­fen­sie­der­lau­ge (unter Aetz­stein), die das ätzen­de Lau­gen­salz von drei Pfund Pota­sche in einer bis zu sechs Pfund kon­zen­trir­ten Lau­ge ent­hält, zwei Pfund all­mäh­lich ein­ge­tra­ge­nes Schwe­fel­pul­ver im Sie­den auf­löst, die rothe, fil­trir­te Flüs­sig­keit drei Tage ste­hen läßt, sie dann, vom schwärz­licht grü­nen Boden­sat­ze hell abge­gos­sen, mit glei­chen Thei­len Was­ser ver­dünnt, und mit ver­dünn­ter Vitri­ol­säu­re nie­der­schlägt. Bin­nen die­sen drei Tagen son­dert die rei­ne Luft der Atmo­sphä­re aller­dings einen gro­ßen Theil der geschwe­fel­ten Metal­le ab, der nun nicht in den nie­der­zu­schla­gen­den Schwe­fel kommt. Woll­te man die­sen Hand­griff auch bei der Berei­tung der Schwe­fel­milch aus geschmol­ze­ner Schwe­fel­le­ber anwen­den, so wür­de auch die­se ein rei­ne­res Pro­dukt lie­fern, und dann noch ihrer Wohl­feil­heit wegen vor­züg­li­cher seyn.

Man irrt sich aber sehr, wenn man eine metall­hal­ti­ge Schwe­fel­le­ber durch Aus­stel­len an die Luft oder durch irgend ein bekann­tes Mit­tel von ihrem Metal­le völ­lig zu rei­ni­gen gedenkt; so lan­ge sie Schwe­fel­le­ber bleibt, behält sie einen Rück­halt an Metal­le. Sei die­ser aber noch so klein, so wäre er doch aus einem inner­li­chen Arz­nei­mit­tel hinwegzuwünschen.

Eine ganz metall­freie, und ins­be­sond­re arse­nik­freie, rei­ne Schwe­fel­milch (Magis­teri­um sulp­hu­ris purum) berei­tet man daher, wenn man von rei­nem Glau­ber­sal­ze, wel­ches zu Pul­ver zer­fal­len und auf einem war­men Ofen völ­lig tro­cken gewor­den, vier Thei­le mit einem Thei­le fein gepül­ver­ter Koh­le von har­tem Hol­ze innig zusam­men­reibt, und das Gemisch in einen beschla­ge­nen Schmelz­tie­gel gestampft, in einem wohl­zie­hen­den Wind­ofen zusam­men­schmelzt, bis nach völ­li­gem Ueber­gan­ge des Auf­brau­sens die Mas­se ruhig wie Oel fließt, die­se rei­ne Schwe­fel­le­ber dann auf eine geöhl­te Mar­mor­plat­te aus­gießt, noch ganz heiß im stei­ner­nen Mör­sel pül­vert, und sogleich in zehn Thei­len kochen­dem destil­lir­tem Was­ser au-flößt, eine Auf­lö­sung, wel­che, durch ein dich­tes lei­ne­nes Tuch gesei­het, ohne Ver­zug mit stark ver­dünn­ter Vitri­ol­säu­re nie­der­ge­schla­gen wer­den kann. Den Nie­der­schlag muß man am Tage anstel­len, damit man der Flam­me eines Lich­tes nicht bedür­fe, wovon sich das ent­wei­chen­de hepa­ti­sche Gas so leicht ent­zün­det, und auf einem frei­en Plat­ze, so daß der Luft­zug das der Gesund­heit schäd­li­che Gas von dem Ver­fer­ti­ger abwe­he. Nach dem Umrüh­ren wird das nie­der­ge­sun­ke­ne Prä­zi­pi­tat mit rei­nem, nicht hei­ßem, son­dern kal­tem Was­ser aus­ge­süßt, und an der Luft auf dem Fil­t­rum getrock­net bis aller üble Geruch ver­schwun­den ist. Der Rück­stand gie­bt abge­dampft wie­der Glau­ber­salz, wel­ches immer­dar wie­der zur Berei­tung fri­scher Schwe­fel­milch ange­wen­det wer­den kann.

Statt aller anders berei­te­ten Schwe­fel­milch, statt aller Arten von Schwe­fel­blu­men soll­te man bil­lig kein and­res als die­ses Prä­pa­rat wählen.

Lez­tern Weg aus­ge­nom­men, fällt auf obi­gen gewöhn­li­chen Wegen aus gemei­ner Schwe­fel­le­ber das Prä­zi­pi­tat oft nichts weni­ger als weiß­gelb­lich aus, öfter grau­grün­lich. Da nun die Labo­ran­ten (denn noch immer kön­nen man­che Apo­the­ker ihr Gewis­sen soweit betäu­ben, daß sie phar­ma­zeu­ti­sche Prä­pa­ra­te selbst leich­ter Ver­fer­ti­gung von Dro­gu­is­ten und Labo­ran­ten kau­fen) die Güte ihrer Waa­re nicht sel­ten blos in einer ange­neh­men Far­be suchen, so wis­sen sie der Schwe­fel­milch eine wei­ße Far­be mit Küns­te­lei zu ver­schaf­fen, indem sie den Nie­der­schlag (statt mit rei­ner Vitri­ol­säu­re) mit auf­gelöß­tem Alau­ne machen, wobei der zer­setz­te Alaun sei­ne wei­ße Erde mit dem Schwe­fel nie­der­fal­len läßt. Daß ein sol­ches betrüg­li-ches Fabri­kat im mensch­li­chen Kör­per oft gera­de das Gegen­t­heil von rei­nem Schwe­fel her­vor­brin­gen müs­se, läßt sich leicht ein­se­hen, so wie man auch den Betrug leicht ent­de­cken kann, wenn man eine sol­che Schwe­fel­milch in einem Löf­fel über glü­hen­de Koh­len hält, wo der Schwe­fel weg­dampft und die Alaun­erde zurückbleibt.

Der Schwe­fel ver­bin­det sich, wie gedacht, im mäßi­gen Feu­er leicht, selbst mit luft­sauren Lau­gen­sal­zen unter Auf­brau­sen, zu lau­gen­sal­zi­ger Schwe­fel­le­ber (Hepar sulp­hu­ris sali­num), einem Mit­tel­pro­duk­te von leber­brau­ner Far­be, wel­ches schnell an der Luft feuch­tet, und dann einen wid­ri­gen Geruch nach fau­len Eiern aus­stößt, die die Metal­le aus ihren Auf­lö­sun­gen in Säu­ren geschwe­felt, d.i. ver­erzt nie­der­schlägt, durch jede zuge­sez­te Säu­re ihren Schwe­fel fal­len läßt, in Was­ser und Wein­geist leicht auf­lös­bar ist, und in einer die­ser Auf­lö­sun­gen, an die freie Luft gestellt, sich nach eini­gen Tagen wie­der in ein vitri­ol­sau­res Neu­tral­salz umbil­det, unter Ver­schwin­dung allen Schwe­fels und ohne daß ein Nie­der­schlag zum Vor­schein kommt, wenn der Schwe­fel ganz rein war.

Das genaue Ver­hält­niß des Schwe­fels gegen Lau­gen­salz ist noch nicht bekannt. Man pflegt zwei Thei-le des lez­tern gegen einen Theil des erstern zusam­men­zu­schmel­zen, die ölar­tig ruhig geflos­se­ne Mas­se auf eine mit Oel bestri­che­ne Mar­mor­plat­te aus­zu­gie­ßen, und noch heiß gepül­vert in einer ver­kork­ten Fla­sche vor dem zer­stö­ren­den Ein­flus­se der Luft zu verwahren.

Da aber die sal­zich­te Schwe­fel­le­ber zuwei­len inner­lich zu eini­gen Gra­nen in Was­ser oder in Wein­geist auf­ge­löst (Tinc­tu­ra sulp­hu­ris, solu­tio hepa­tis sulp­hu­ris spi­ri­tuo­sa), theils zur Til­gung ver­schluck­ter metal­li­scher Gif­te, und Hin­weg­neh­mung des über­flüs­sig gebrauch­ten Queck­sil­bers, theils aber gegen Haut­aus­schlä­ge, eini­ge Brust­krank­hei­ten und rheu­ma­ti­sche Beschwer­den gebraucht wird, so soll­te die zu innerm Gebrau­che bestimm­te, bil­li­ger­wei­se blos von ganz rei­nem Schwe­fel, wie die oben erwähn­te rei­ne Schwe­fel­milch ist, berei­tet wer­den, oder gera­de­zu, wie oben beschrie­ben, aus vier Thei­len zer­fal­le­nem, trock­nem Glau­ber­sal­ze und einem Thei­le har­ter Holz­koh­le zusam­men­ge­schmol­zen, heiß gepül­vert in Was­ser auf­gelößt, durch ein dich­tes, lei­ne­nes Tuch (die wol­le­nen wer­den zer­fres­sen) gesei­het, und in einer glä­ser­nen Scha­le bis zur Tro­cken­heit abge­dampft, noch heiß gepül­vert und in ver­stopf­ten Fla­schen aufgehoben.

Wenn man glei­che Thei­le Kalk­er­de (gepül­ver­te Krei­de oder Aus­ter­scha­len) und Schwe­fel­pul­ver innig zusam­men­ge­mischt, in einen Schmelz­tie­gel gestampft, in einem Wind­ofen eine Vier­tel­stun­de lang in Weiß­glüh­hit­ze ste­hen läßt, so ver­bin­det sich das Gemisch zur kal­k­er­di­gen Schwe­fel­le­ber (Hepar sulp­hu-ris cal­care­um), einem ganz wei­ßen Prä­pa­ra­te, wel­ches an der Luft nicht feuch­tet, sich nur lang­sam an der Luft zer­stört, in ver­stopf­ten Fla­schen Jah­re lang unge­än­dert bleibt, und sich in 840 Thei­len kochen­dem Was­ser auflößt.

Thut man ein Gemisch von zwei Quent­chen die­ser gepül­ver­ten Kalk­schwe­fel­le­ber und sie­ben Quent­chen Wein­stein­rahm in eine Fla­sche, gießt sechs­zehn Unzen destil­lir­tes Was­ser dazu, ver­stopft es wohl und schüt­telt es zehn Minu­ten lang stark um, läßt dann das Unauf­ge­lös­te sich zu Boden set­zen, und fil­trirt die milch­far­bi­ge Flüs­sig­keit schnell durch Papier in klei­ne Zwei­unzen­glä­ser, in deren jedem sechs Trop­fen rei­ne Koch­salz­säu­re befind­lich ist, so hat man die Hah­ne­man­ni­sche Wein­pro­be (ein­fa­ches gesäu­er­tes Leber­luft­was­ser, Aqua hepa­tis­a­ta Hah­ne­man­ni sim-plex, Liqu­or vin pro­ba­to­ri­us H.) wel­che zu glei­chen Thei­len mit einem auf schäd­li­che Metal­le zu prü­fen­den Wei­ne gemischt, den­sel­ben schwarz trü­ben wird, wenn Blei oder Kup­fer in dem Wei­ne vor­han­den war, den­sel­ben aber hell läßt, wenn nur Eisen dar­in ent­hal­ten war. Mit Kup­fer kann er durch die mes­sin­ge­nen Häh­ne, die eini­ge unbe­son­ne­ne Wein­ver­käu­fer zum Abzap­fen (statt der unschäd­li­chen höl­zer­nen) haben, ver­un­rei­nigt wor­den seyn, wel­ches der Augen­schein zeigt, mit Blei­glät­te aber und Blei­zu­cker suchen bös­li­che Betrü­ger dem schlech­ten sau­ern Wei­ne Süßig­keit zu geben.

Wird die Schwarz­trü­bung des Weins durch vor­ge­zeig­te, dabei gebrauch­te mes­sin­ge­ne oder kup­fer­ne Werk­zeu­ge ent­schul­digt (wobei die Unbe­son­nen­heit doch straf­bar bleibt), so ent­deckt man, ob gleich­wohl auch Blei dar­in sei, dadurch, daß man etwa vier Pfund des Weins bis zum Res­te eines Vier­tels ein­sie­det, und, wenn er kalt gewor­den, so viel luft­saures Ammo­ni­ak­lau­gen­salz (flüch­ti­ges Sal­mi­ak­salz) dar­in auf­lößt, daß der flüch­ti­ge Geruch noch vor­sticht. Ent­steht kei­ne Trü­bung und wird er nur blau­grün, so ist kein oder doch nur unbe­deu­tend wenig Blei und blo­ßes Kup­fer dar­in. Wird er aber trü­be, so fil­trirt man ihn durch Papier, trock­net das Papier mit dem Inhal­te, tränkt es mit Oel, wickelt es fest zusam­men, und läßt es in einem klei­nen Schmelz­tie­gel glü­hen, wor­auf die Blei­kü­chel­chen aus der Papier­a­sche gesam­melt und gewo­gen wer­den kön­nen. Die durch das Fil­t­rum gelau­fe­ne Flüs­sig­keit müß­te dann noch eine bläu­licht-grü­ne Far­be haben, wenn sie auch Kup­fer ent­hiel­te. Ist sie aber von glei­cher Far­be, als der ein­ge­koch­te Wein vor der Ver­mi­schung mit dem Ammo­ni­ak­lau­gen­sal­ze war, höchs­tens etwas dunk­ler gelb, so ist kein Kup­fer, oder doch nur unbe­deu­tend wenig dar­in gewesen.

Ueber­dieß wird von die­sem Leber­luft­was­ser Sil­ber, Queck­sil­ber, Wis­muth aus Sal­pe­ter- und Essig­säu­re mit dunk­ler Far­be, Queck­sil­ber aus dem Sub­li­mat mit schwar­zer, schnell in Weiß sich umän­dern­der Far­be, Zink weiß, Braun­stein gilb­lich weiß, Arse­nik pome­ran­zen­gelb, und, wenn etwas weni­ges Blei zugleich dabei ist, kar­min­roth, Spieß­glanz aber zie­gel­roth niedergeschlagen.

Da es jedoch auch zu unter­su­chen­de Flüs­sig­kei­ten geben kann, die stär­ker ver­kalk­tes Eisen ent­hal­ten, als im Wei­ne zu erwar­ten ist, so hat man das stark­ge­säu­er­te Leber­luft­was­ser (aqua hepa­tis­a­ta for­ti­or Hah.), wo zwei Quent­chen Kalk­schwe­fel­le­ber und zwei Quent­chen wesent­li­che Wein­stein­säu­re mit sechs­zehn Unzen Was­ser drei Minu­ten geschüt­telt, die Mischung dann zum Abset­zen ruhig hin­ge­stellt, und die hel­le Flüs­sig­keit in ein Glas gesei­het wird, wel­ches vier Quent­chen wesent­li­che Wein­stein­säu­re ent­hält. Von die­ser Flüs­sig­keit wer­den die schäd­li­chen Metal­le mit obi­gen Far­ben nie­der­ge­schla­gen, Sal­ze aber, die blos stark oxy­dir­tes Eisen ent­hal­ten, blei­ben ungetrübt.

Bei­de Flüs­sig­kei­ten müs­sen nicht nur in wohl­ver­kork­ten Fla­schen auf­ge­ho­ben, son­dern die oben abge­schnit­te­nen Kor­ke müs­sen auch mit bren­nen­dem, fei­nem Sie­gel­la­cke glatt und luft­dicht über­zo­gen wer­den, wenn man will, daß sie sich ein Paar Wochen in ihrer Kraft erhal­ten sol­len; blo­se Kork­stöp­sel, und noch mehr die nie fest­schlie­ßen­den glä­ser­nen Stöp­sel las­sen die Leber­luft bald ent­wei­chen, lez­te­re müß­ten denn vor­her mit flie­ßen­dem Ter­bent­hin­wach­se über­zo­gen wor­den seyn. Weit beque­mer zu glei­chen Behu-fen und mit glei­chem arz­nei­li­chem Nut­zen wird das Pul­ver der Kalk­schwe­fel­le­ber inner­lich zu eini­gen Gra­nen auf die Gabe gebraucht, als die wid­rig schme­cken­de sal­zi­ge Schwe­fel­le­ber. Zum inner­li­chen Gebrau­che darf sie aber eben so wenig als lez­te­re aus gemei­nem, unrei­nem Schwe­fel ver­fer­tigt wer­den. Ungleich sich­rer ist es, sie zu die­sem Behu­fe aus acht Thei­len krystal­li­sir­tem Gyp­se (Frau­en­eis) und einem Thei­le fein gepül­ver­ter Holz­koh­le (innig gemischt, und im Schmelz­tie­gel bis zur Wei­ße geglü­het) zu berei­ten, und die­se völ­lig rei­ne Kalk­schwe­fel­le­ber (Hepar Sulp­hu­ris cal­carea pura), in wohl­ver­kork­ten Glä­sern aufzubewahren.

Mit dem kaus­ti­schen Ammo­ni­ak ent­steht eine flüch­ti­ge Schwe­fel­le­ber, Beguin’s rau­chen­der Geist; unter Sal­mi­ak.

Der Schwe­fel löset sich auch in aller­ley Oelen, doch nur in der Wär­me auf, wodurch die Schwe­fel­bal­sa­me (Bal­sa­ma Sulp­hu­ris), Flüs­sig­kei­ten von rother und roth­brau­ner Far­be, stin­ken­dem, hepa­ti­schem Geru­che, und wid­ri­gem Geschma­cke ent­ste­hen. Die fet­ten Oele lösen den vier­ten Theil, die äthe­ri­schen den ach­ten Theil ihres Gewichts und eini­ge noch weni­ger vom Schwe­fel auf. Da aber die Berei­tung der Schwe­fel­bal­sa­me, vor­züg­lich mit äthe­ri­schen Oelen, wenn sie nach alter Metho­de gera­de­zu mit dem Schwe­fel ver­ei­nigt wer­den sol­len, der leich­ten Ent­zün­dung wegen gefähr­lich wer­den kann, so muß man nicht nur bei Berei­tung jeden Schwe­fel­bal­sams sehr behut­sam zu Wer­ke gehen, son­dern auch nach neue­rer Art eine Ver­bin­dung fet­ter Oele mit Schwe­fel­bal­sam­mut­ter (Cor­pus pro bal­sa­mo sulp­hu­ris, Bal­sa-mum sulp­hu­ris cras­sum) vor­räthig haben, mit der man durch Diges­ti­on die zuge­setz­ten andern, vor­züg­lich äthe­ri­schen Oele ver­ei­nigt. Die Schwe­fel­bal­sam­mut­ter wird am bes­ten ver­fer­tigt, wenn man vier Thei-le Lein­öl in einem gla­sur­ten Top­fe sie­den läßt, und Einen Theil gepül­ver­ten Schwe­fel nach und nach skru­pel­wei­se hin­ein trägt, um das star­ke Auf­schäu­men, Ueber­lau­fen, und Ent­zün­den zu ver­hü­ten, wobei alles mit einem höl­zer­nen Spa­tel umge­rührt wird. So löset sich der Schwe­fel augen­blick­lich auf. Soll­te sich die Mischung ja ent­zün­den, so wird der Topf mit einer genau schlie­ßen­den Stür­ze augen­blick­lich ver­deckt, sogleich vom Feu­er genom­men, und die Fuge mit Lehm ver­stri­chen. Nach der Sät­ti­gung mit dem Schwe­fel wird die­se Schwe­fel­bal­sam­mut­ter zu einer zähen, ziem­lich fes­ten, schwärz­lich­ten Mas­se. Wird nun ein Theil der­sel­ben mit fünf Thei­len irgend eines äthe­ri­schen Oels in einem locker ver­deck­ten, hohen Glas­kol­ben im Sand­ba­de bis zur völ­li­gen Auf­lö­sung diger­irt, so ent­steht, wenn Ter­ben­thin­öl dazu genom­men wor­den, Ter­ben­thin­schwe­fel­bal­sam (Bal­sa­mum sulp­hu­ris Rulandi, s. ter­eb­in­thi­na­tum), oder mit Anis­öl Bal­sa­mum sulp­hu­ris anisa­tum, oder mit Bern­stein­öl Bals. sulph. suc­ci­na­tum, oder mit Berg­öl Bals. Sulph. bar­ba­dense, s. cum olec petrae, u.s.w. und so kön­nen auch and­re aus­ge­preß­te Oele mit der Schwe­fel­bal­sam­mut­ter ver­bun­den wer­den, z.B. Man­del­öl (Bals. sulph. amyg­dala­tum) u.s.w.

Die Schwe­fel­bal­sa­me, am meis­ten die mit äthe­ri­schen Oelen, sind ekel­haf­te, äus­serst erhit­zen­de Sub­stan­zen, die die Alten bei innern und äus­sern Geschwü­ren mit schlaf­fer, kal­ter Kör­per­be­schaf­fen­heit, so wie in schlei­mi­ger Eng­brüs­tig­keit, in alten Katar­rhen und Was­ser­sucht zu eini­gen (sogar 15 bis 30) Trop­fen gaben, und die noch heu­ti­ges Tages von den wan­deln­den Pöbel­apo­the­kern den soge­nann­ten Ungarn, Schach­tel­trä­gern und Königs­see­ern dem bedau­erns­wür­di­gen Land­man­ne zur ver­meint­li­chen Hül­fe auf­ge­drun­gen wer­den, oft sehr am unrech­ten Orte.

Bei einer Hit­ze von 302° Fahr. brennt der Schwe­fel in der Luft uns­rer Atmo­sphä­re mit blau­er Flam­me und unter Ver­brei­tung eines ersti­ckend sau­ern Duns­tes, den die Alten in einer über­ge­stürz­ten glä­ser­nen, mit Was­ser aus­ge­schwenk­ten Glo­cke auf­fin­gen, wo er sich in Trop­fen ver­dich­te­te, wel­che sie in einer unter­ge­setz­ten Scha­le auf­fin­gen, und Schwe­fel­geist (Spi­ri­tus sulp­hu­ris per cam­pa­nam) nann­ten, eine schwef­lich­te Säu­re, wel­che vie­le vege­ta­bi­li­sche, und die meis­ten thie­r­i­schen Pig­men­te zer­stört, sich nur in klei­nem Ver­hält­nis­se im Was­ser auf­lößt, und aus die­ser Auf­lö­sung, schnell der Hit­ze aus­ge­setzt, fast gänz­lich ent­weicht, ehe noch das Was­ser kocht, eine Säu­re, wel­che besond­re Neu­tral- und Mit­tel­sal­ze bil­det, und aus die­ser Ver­bin­dung selbst durch zuge­setz­ten Essig ver­trie­ben wer­den kann, eine Säu­re, die auch durch Destil­la­ti­on der rei­nen Vitri­ol­säu­re in Ver­bin­dung mit brenn­ba­ren Sub­stan­zen, Oel, Wachs, Koh­len­pul­ver, u.s.w. erhal­ten wer­den kann. Die­sem Schwe­fel­geis­te schrie­ben die Alten Nut­zen in fau­len Fie­bern und in den Mund­schwämm­chen zu.

Läßt man aber den Schwe­fel in Ver­bin­dung mit ganz rei­ner Luft ver­bren­nen, oder in Ver­ei­ni­gung mit Sub­stan­zen, wel­che bei die­ser Hit­ze rei­ne Luft von sich geben, so ver­wan­delt sich der Schwe­fel in rei­ne Vitri­ol­säu­re, im Fall sei­nem Duns­te Was­ser­dämp­fe dar­ge­bo­ten wer­den. Fried­rich Hoff­mann war der ers­te, wel­cher zu die­ser Absicht einen Zusatz von Sal­pe­ter zu Schwe­fel erdach­te, und in neu­ern Zei­ten haben Deut­sche und Eng­län­der die­se Erfin­dung zur Fabri­ka­ti­on der Schwe­fel­säu­re genutzt, und ein dem Vitriol­öl ähn­li­ches, obwohl mit die­sem nicht ganz glei­ches Pro­dukt zu gerin­gen Prei­sen gelie­fert. Man beschlug die Wän­de gro­ßer Zim­mer mit Rol­len­blei luft­dicht, schob auf der einen Sei­te klei­ne Wagen mit einem Gemi­sche aus Schwe­fel­pul­ver, einem Ach­tel bis Zehn­tel Sal­pe­ter und etwas Flachs- oder Hanf­werg ein, wel­ches man anzün­de­te und lei­te­te von der andern Sei­te Was­ser­dämp­fe in die­sen Behäl­ter ein. Die an den Wän­den her­ab­rin­nen­de, durch Röh­ren am Boden aus­lau­fen­de, schwa­che Säu­re wird zuerst in blei­er­nen Kes­seln ver­dich­tet; man bringt sie dann in glä­ser­nen Retor­ten bis zur mög­lichs­ten Kon­zen­tra­ti­on, da sie dann eng­li­sche Vitri­ol­säu­re (Ole­um, Aci­dum vitrio­li angli­cum) genannt wird, aber sich von dem deut­schen Vitriol­öle, aus roth­kal­zi­nir­tem Eisen­vi­trio­le destil­lirt, durch eine weit gerin­ge­re Stär­ke, durch einen Gehalt an Blei, und dadurch unter­schei­det, daß es bei Berüh­rung der atmo­sphä­ri­schen Luft nicht raucht.

In neu­ern Zei­ten soll man es in Eng­land dahin gebracht haben, ohne Zusatz von Sal­pe­ter, blos durch star­ken Luft­zug (ver­muth­lich durch einen Luft­strom von unten, wie bei der Argan­di­schen Lam­pe) den Schwe­fel in Vitri­ol­säu­re zu zersetzen.

Die kon­zen­trir­te Schwe­fel­säu­re besitzt übri­gens, wenn sie durch noch­mah­li­ge Ueber­trei­bung gerei­nigt wor­den, eben die Arz­nei­kräf­te als die Säu­re des Vitri­ols, w.s.