Schneerosegichtstrauch

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Schnee­ro­se­gicht­strauch, Rho­do­den­dron Chry­sant­hum, L. [Zorn, pl. med. tab. 533] mit läng­lich­ten, nicht punk­tir­ten, ober­halb scharfrau­hen, viel­rib­bi­gen Blät­tern, unre­gel­mä­si­ger, rad­för­mi­ger Blu­men­kro­ne und rost­braun wol­li­gen Blüt­hen­knos­pen, ein auf den höchs­ten dau­ri­schen und sibe­ri­schen Gebir­gen kaum fuß­ho­hes, an ihrem Fuße aber an Tei­chen andert­halb Fuß hohes Sträu­chel­chen, wel­ches gelb­lich blüht.

Man bringt die span­nen­lan­gen Zwei­ge mit Blät­tern und Blu­men­knos­pen (Hb. Rho­do­den­dri) aus Ruß­land. Der Geschmack der Blät­ter ist her­be und bit­ter, der Ast­spit­zen und der Rin­de aber mehr zusam­men­zie­hend und scharf, mit einem etwas rha­bar­ber­ar­ti­gem Geru­che. Der kon­zen­trir­te, und in einem wohl ver­deck­ten Gefä­ße berei­te­te Absud ist braun von ekel­haf­tem Geru­che und zusam­men­zie­hend bit­term und schar­fem Geschma­cke, und erregt (zuerst gewiß Käl­te nebst lang­sa­mem Pul­se, dann -) Fie­ber­hit­ze mit gro­ßem Durs­te, Trun­ken­heit, auch wohl Ver­stan­des­ver­wir­rung und eine anhal­tend krie­beln­de Emp­fin­dung in den lei­den­den Thei­len, zuwei­len Erbre­chen, Been­gung der Brust, Bren­nen und Zusam­men­zie­hen in der Keh­le, Schwei­ße, Jucken, Haut­aus­schlä­ge, u.s.w. Man pflegt einen vier und zwan­zig­stün­di­gen Auf­guß von zwei bis vier Quent­chen Kraut in neun Unzen fast kochen­dem Was­ser und in wohl bedeck­ten Geschir­ren berei­ten, und davon täg­lich ein Paar Mahl zwei Unzen neh­men zu las­sen gegen chro­ni­schen Rheu­ma­tism fixer und her­um­zie­hen­der Art, und gegen schlei­mi­ge Eng­brüs­tig­keit mit Hus­ten. Dieß scheint aber eine unbe­stimm­te Vor­schrift zu seyn, da bei ihrer sorg­fäl­ti­gen Befol­gung die Gabe all­zu hef­tig, bei nach­lä­ßi­ger aber unwirk­sam wird, da durch star­kes Kochen die meis­te Kraft ver­fliegt. Dieß scheint zum Theil der Grund der hie und da beob­ach­te­ten Kraft­lo­sig­keit die­ses Mit­tels zu seyn, wie­wohl auch die üble Samm­lungs­art der Pflan­ze nach der Blü­he­zeit von den Ko-sacken, ja selbst der ver­schied­ne Stand­ort des Gewäch­ses das sei­ni­ge zu die­ser Unkräf­tig­keit bei­tra­gen mag.

Des Pul­vers der Blät­ter bedient man sich in Sibi­ri­en bei Katar­rhen, und daher rüh­ren­den Kopf­schmer­zen als eines Schnupfmittels.

Der gedach­ten Unge­wiß­heit wegen in Absicht des Stand­or­tes und der rech­ten Samm­lungs­zeit, so wie des anfäng­lich hohen Prei­ses wegen hat man sich an sei­ner Stel­le auch des Rho­do­den­drum maxi­mum, L. [Zorn, pl. med. tab. 324] mit ein­blüt­hi­gen Stie­len und glän­zen­den, ova­len, stump­fen, rib­bi­gen Blät­tern, deren schar­fer Rand zurück­ge­bo­gen ist, eines zwan­zig Fuß hohen, nicht nur in Sibi­ri­en, son­dern auch in Nord­ame­ri­ka ein­hei­mi­schen, hoch­roth blü­hen­den Strauchs, so wie in der Schweitz auch des Rho­do­den­drum fer­ru­gi­ne­um, L. [Zorn, pl. med. tab. 200] mit glat­ten, unten­her schab­igen Blät­tern, und trich­ter­för­mi­gen Blu­men, eines drei bis vier Fuß lan­gen, nie­der­lie­gen­den Strauchs auf den öster­rei­chi­schen, tyro-ler und Schwei­zeral­pen, zu bedie­nen gesucht und, wie man meint, mit ähn­li­chem Erfolge.

Man wür­de bei einer so hef­ti­gen, durch Koch­hit­ze ver­lie­ren­den Pflan­ze weit siche­rer han­deln, sich der gepül­ver­ten Rin­de und Blät­ter in der geis­ti­gen Tink­tur zu sehr all­mäh­lich auf­stei­gen­den Gaben zu bedienen.