Scheidetrichter

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Schei­de­trich­ter, (Sepa­ra­to­ri­um, Vitrum hypo­clep­ti-cum) ist ein glä­ser­nes Werk­zeug, wel­ches eini­ge Aehn­lich­keit im Aeu­ßern mit einem Trich­ter, noch mehr aber mit einem soge­nann­ten Stech­he­ber hat. Der Bauch des Gefä­ßes, wel­cher oben eine zu ver­stop­fen­de Mün­dung hat, ver­en­get sich unten in eine all­mäh-lig dün­ne­re und dün­ne­re, unten offe­ne Röh­re. Man setzt, wenn das Gefäß vor­her inwen­dig mit Was­ser ange­feuch­tet wor­den, auf die unte­re Mün­dung der Röh­re die Spit­ze eines Fin­gers, gießt die gemisch­te leich­te­re und schwe­re­re Flüs­sig­keit (z.B. ein von Was­ser abzu­son­dern­des Oel) oben hin­ein, ver­stopft die obe­re Mün­dung ziem­lich fest, doch nicht luft­dicht, hält das Gefäß auf­recht, bis jede Flüs­sig­keit den ihr eig­nen Stand ein­ge­nom­men hat, und läßt dann all­mäh­lich durch ruck­wei­se Ent­fer­nung des Fin­gers von der untern Mün­dung der Röh­re, zuerst die schwe­re­re Flüs­sig­keit so weit her­aus bis es an die leich­te­re gekom­men ist, wor­auf man dann aber­mahls den Fin­ger ent­fernt, wenn vor­her ein and­res Gefäß zur Auf­nah­me der lez­te­ren leich­ten unter­ge­setzt wor­den ist.

Wo ein leich­tes äthe­ri­sches Oel von dem schwe­rern Was­ser abzu­son­dern ist, da ist ein so gestal­te­ter Schei­de­trich­ter ein nicht ganz ver­werf­li­ches Werk­zeug, weil die unnüt­ze Flüs­sig­keit, das Was­ser, die unters­te ist, die man ohne Beden­ken über den absatz­wei­se ange­setz­ten, und ent­fern­ten Fin­ger rin­nen, und in ein weit­mün­di­ges dar­un­ter ste­hen­des Gefäß lau­fen las­sen kann, wie­wohl es auch hier schwer fällt, gera­de da mit dem ver­stop­fen­den Fin­ger den Augen­blick zu tref­fen, wo eben kein Trop­fen Was­ser mehr unter dem Oele, aber auch noch kein Oel mit her­aus­ge­ron­nen ist. Ist aber die theu­re abzu­son­dern­de Flüs­sig­keit (z.B. Zimmt­öl, u.s.w.) die zu unterst ste­hen­de, da ist die­ser Schei­de­trich­ter noch unbe­que­mer, weil man hier die theu­re Flüs­sig­keit über den zur Ablas­sung bestimm­ten Fin­ger rin­nen und zwar, (weil der Fall der Trop­fen vom Fin­ger ungleich ist) in ein ziem­lich weit­mün­di­ges Gefäß lau­fen muß, wodurch nicht wenig ver­schmiert wird; nicht zu geden­ken, daß es hier weit schwe­rer fällt, das Her­aus­rin­nen gera­de in dem Augen­bli­cke zu unter­bre­chen, wo kein Oel mehr in der Röh­re, aber wo auch noch kein Was­ser mit aus­ge­lau­fen ist. Zwar pflegt man in die­sem Fal­le, so viel Koch­salz in dem Was­ser auf­zu­lö­sen, bis es schwer­wich­ti­ger als das Oel wird, und lez­te­res nun oben­auf stei­ge, da man dann die Bequem­lich­keit hat, das Was­ser zuerst her­aus­las­sen zu kön­nen; aber das Koch­salz soll hier auch, Beob­ach­tun­gen zufol­ge, die Men­ge des Oels min­dern, ver­muth­lich weil es das­sel­be auf­lös­li­cher im Was­ser macht.

Allen die­sen Unbe­quem­lich­kei­ten ent­ge­het man durch einen Schei­de­trich­ter von fol­gen­der Einrichtung.

Ein kugel­för­mi­ges Gefäß (D) auf zwei Enden in Röh­ren ver­en­gert, die an der Spit­ze haar­för­mig enge sind (a, b) und wor­ein man (wäh­rend die Haar­röhr­öf-nun­gen zuge­hal­ten wer­den, oder mit Wachs ver­stopft sind) das zu schei­den­de Gemisch ungleich schwe­rer Flüs­sig­kei­ten durch die Wei­te Mün­dung (c) gießt, die mit einem Stöp­sel luft­dicht ver­stopf­et wird. Steht das Gefäß nun so auf­recht, wie es gezeich­net ist, und hat jede Flüs­sig­keit ihre eig­ne Stel­le ein­ge­nom­men, so öfnet man die unte­re Haar­röhr­mün­dung (b) völ­lig, indeß man eine Fin­ger­spit­ze auf die obe­re Haar­röhr­mün­dung (a) setzt, und durch absatz­wei­se Ent­fer­nung die­ses obern Fin­gers die Feuch­tig­kei­ten im Strah­le oder nur trop­fen­wei­se, wie es, die Umstän­de erfor­dern, unten abläßt in eine so eng­mün­di­ge Fla­sche, als man nur will, und so genau abge­bro­chen, als es bei kei­nem anders ein­ge­rich­te­ten Werk­zeu­ge mög­lich ist, mit kei­nem Ver­lus­te auch der flüch­tigs­ten Flüs­sig­kei­ten, selbst des Aethers.

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