Rothtannenfichte, Pinus Abies, L. [Blackwell, herb. tab. 203] mit einzelnen, an ihrem Grunde von einander abstehenden, platten, an der Spitze ausgeschnittenen, kammartigen Blättern, und länglichten, aufrechten Fruchtzapfen, mit ganz stumpfen, angedrückten Schuppen, ein hoher Baum in den nördlichen Gegenden von Europa und Asien bis zum sechszigsten Grade der Breite.
Die Tannenspitzen (Turiones, Cymae Abietis) dienen eben so wie die Sprossen der Kienfichte zu Tränken gegen den Scharbock, ob sie gleich nicht völlig so kräftig sind. Auch streut man sie zur Erquickung für Kranke auf den Fußboden. Aus der Rinde entweder von selbst oder auch durch Oeffnungen mit Aexten gehauen dringt vorzüglich aus diesem Baume, besonders des Winters ein weiches, fettichtes, durchscheinendes weißes Harz (Resina alba, Pix alba), welches von starkem Geruche und bitterlich balsamischem Geschmacke ist. Mit der Zeit wird es härter und gelber von Farbe. Das unreinere wird zu gemeinem Harze genutzt, wie das aus der Kienfichte, w.s. oder mit Wasser gekocht und durchgepreßt zu bur-gundischem Peche (Pech).
Es ist sehr unwahrscheinlich, daß der eingeathmete Rauch vom weißen Harze in Lungensuchten Dienste geleistet haben soll, wie man verschiedentlich beobachtet haben will; vermuthlich waren es andre Arten von Husten, oder das gewöhnlich zugemischte gelbe Wachs hatte einigen Theil an der Linderung. Gemeiniglich nimmt man es nur zu Pflastern.
Von eben diesem Baume bringt man ein, wie man sagt, von selbst (nach Ausfließung des Terpenthins) an der Rinde sich ansetzendes Harz, dem gemeinen Weihrauch oder Waldrauch (Thus vulgare, Oliba-num sylvestre) welches in kleinen Klumpen, zerbrechlich, gelb, durchsichtig, weißfleckig, und, angezündet, nicht von unangenehmem Geruche ist.
Eine andre Sorte in kleinern Körnern soll aus Ameisenhaufen in der Nähe solcher Bäume gesammelt werden, wo es diese Insekten zusammengetragen.
Des Waldrauchs bedient man sich zu Pflastern, zur Räucherung bei Zahnschmerzen u.s.w.