Pferd

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Pferd, Equus Cabal­lus, L. mit unget­heil­tem Hufe und durch­aus behaar­tem Schwei­fe. Die­ses nütz­li­che, in Bes­sa­ra­bi­en, und der gro­ßen Tar­ta­rei her­den­wei­se ein­hei­mi­sche, gut­müt­hi­ge, geleh­ri­ge, klu­ge, stol­ze und schnel­le Haust­hi­er lebt von Kör­nern und Gra­se, wehrt sich mit den Hin­ter­fü­ßen, lockt das Weib­chen durch Wie­hern, wird im Früh­lin­ge brüns­tig, geht 290 Tage schwan­ger, erlebt höchs­tens drei­sig Jahr, erhält die Spitz­zäh­ne (Haken) im fünf­ten Jah­re, ist ohne Gall­b­la­se und unfä­hig, sich zu erbrechen.

Die Stut­ten­milch, wel­che man in Atro­phien gerühmt hat, ist doch schwe­rer als Esels­milch und nicht so zucker­reich; sie ent­hält in zwei Pfun­den drei Quent­chen Rahm, sie­ben­zehn Quent­chen Käse, und an fes­ten (salz­haf­ten) Bestandt­hei­len der Mol­ken neun Quent­chen. Die ganz fri­sche Milch wird von den Tar­ta­ren und Kalmu­cken durch Schüt­teln in leder­nen Schläu­chen zu einer säu­er­lich wein­ar­ti­gen Flüs­sig­keit (Kumys, Tschi­gan) berei­tet, und hier­aus ein star­ker Pfer­de­milch­brannt­wein (Ari­ki, Arjän) von ihnen destillirt.

Daß die Alten der Pferd­gei­len (equi tes­tes) zur Abtrei­bung der Nach­ge­burt und gegen Kolik, der Hufe zur Räu­che­rung gegen Hys­te­rie und Gold­ader­kno­ten, der in den Där­men und der Bla­se zuwei­len gefun­de­nen Stei­ne (Hip­po­li­thi) und des Pfer­de­mis­tes in einer Men­ge Krank­hei­ten ent­ge­gen­ge­setz­ter Art sich bedient, und den Kamm­fet­te (axun­gia e col­lo equi) eine son­der­li­che zert­hei­len­de und schmei­di­gen­de Eigen­schaft bei­gelegt haben, zeugt von ihrem gerin­gen Ekel und ihrer Leichtgläubigkeit.