Oele, aufgegossene

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Oele, auf­ge­gos­se­ne (Olea infu­sa) nennt man die­je­ni­gen aus­ge­preß­ten Oele, wel­che man mit fri­schen, vor­züg­lich geruch­vol­len Pflan­zent­hei­len hat in Auf­guß ste­hen lassen.

Man nimmt gewöhn­lich einen Theil wohl­rie­chen­der Blu­men von Lili­en, Rosen, oder Weiß­jas­min, thut sie in einen stein­zeug­nen Topf, gießt vier Thei­le des feins­ten Baum­öls, Pro­ven­cer­öl dazu, ver­bin­det das Geschirr, und setzt es ent­we­der in die Son­ne, oder bei der Hit­ze des nicht völ­lig sie­den­den Was­sers, wenn es Rosen oder Veil­chen waren, sind es aber Lili­en, Tu-ber­ro­sen oder Jas­min bei 100 Grad Fahr. Wär­me ins Digesto­ri­um (Oefen) drei Tage lang; (die flei­schi­gern Früch­te, wie die Bal­samin­spring­gur­ke und die saf­ti­gern Pflan­zen stößt man etwas vor dem Dige­ri-ren); man preßt das Oel dann durch und diger­irt es noch­mals drei Tage lang mit dem vier­ten Thei­le fri­scher Blu­men, auf glei­che Wei­se, preßt das Oel wie­der durch, und ver­wahrt es an einem kal­ten Orte. In Ita­li­en wird zu die­sen Oelen von Blu­men, wel­che blos zur Toi­let­te gebräuch­lich sind, Been­öl genom­men, wel­ches weit vor­züg­li­cher ist, da es nicht so leicht ran­zicht wird. Daher das Ole­um illio­rum, rosar­um, jas­mi­ni, momor­di­cae.

Man kennt wenig Pflan­zent­hei­le, außer etwa die riech­ba­ren und die roth­fär­ben­den Thei­le eini­ger Wur­zeln, die von den fet­ten Oelen aus­ge­zo­gen wür­den. Des­halb ist auch der neue­re Vor­schlag, die sonst durch Kochen berei­te­ten Oele durch Auf­guß zu berei­ten, untaug­lich, da auf bei­de Arten kein kräf­ti­ges Prä­pa­rat zu erzie­len ist.