Oele, ätherische

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Oele, äthe­ri­sche (Olea aethe­rea) wesent­li­che Oele (Olea essen­ti­alia) nennt man vor­zugs­wei­se jene star­krie­chen­den und oft stark schme­cken­den in geruch­vol­len Pflan­zen­sub­stan­zen ent­hal­te­nen Oele, die man in rei­ner und unver­än­der­ter Beschaf­fen­heit aus ihnen zieht, gemei­nig­lich durch Destil­la­ti­on mit Zusatz von Was­ser, selt­ner durch Aus­pres­sen, wie das äthe­ri­sche Oel aus den fri­schen Scha­len der Zitro­ne, Pome­ran­ze oder Ber­ga­mot­te. Sie sind im Wein­geist, auch in eini­gem gro­ßerm oder gerin­germ Gra­de in Was­ser auf lös­lich, ohne Erhit­zung an der Flam­me ent­zünd­bar, des Empy­reu­mas und der Ran­zig­keit unfä­hig, und hin­ter­las­sen bei nicht voll­kom­men vor der Luft geschütz­ter Auf­be­wah­rung ein fast geruch­lo­ses Harz.

Die äthe­ri­schen Oele sind es, in denen der grö­ße­re Theil der Arz­nei­kräf­te sehr vie­ler Pflan­zen liegt, und sie ver­die­nen daher aus­ge­zeich­ne­te Aufmerksamkeit.

Aus eini­gen thie­r­i­schen Sub­stan­zen, z.B. dem Bie-ber­geil, den Amei­sen u.s.w. las­sen sich eben­falls wah­re äthe­ri­sche Oele durch Destil­la­ti­on mit Was­ser abziehn.

Ob sich gleich blos aus geruch­vol­len Pflan­zen äthe­ri­sche Oele destil­li­ren las­sen, so ist doch die Stär­ke des Geruchs der Pflan­zen gar nicht der Mas­stab ihrer Ergie­big­keit an äthe­ri­schem Oele. Die so sehr duf­ten­den Rosen, die Kamil­len­blu­men, die Kal­mus­wur­zel und das Marum geben nur sehr wenig, die äußerst geruch­vol­len Tube­ro­sen, Lev­ko­jen, Nar­zis­sen, März­veil­chen und Jas­min­blu­men aber ver­lie­ren ihren Riech­stoff schon beim Sie­de­gra­de des Was­sers, und geben selbst in gro­ßer Men­ge destil­lirt kei­ne Spur eines äthe­ri­schen Oels, wäh­rend die Blät­ter des Sade-wachol­ders fast ein Sechs­tel ihres Gewich­tes liefern.

Bei vie­len Pflan­zen sind nur eini­ge Thei­le oder nur ein Theil fähig, wesent­li­ches Oel zu lie­fern, z.B. der Spikla­ven­del blos aus sei­ner Blu­me, der Ros­ma­rin und der Anies am meis­ten nur aus dem Blu­men­kel­che, die Bene­dikt­ga­raf­fel blos aus der Wur­zel, die Pome­ran­zen und Citro­nen blos aus der äußern Schale.

Das Trock­nen der Kräu­ter ver­min­dert die Men­ge äthe­ri­schen Oels. Aus fri­schen Gewäch­sen bekömmt man ver­hält­niß­mä­ßig nicht nur mehr Oel, son­dern es ist auch hel­ler an Far­be und lieb­li­cher von Geschma­cke. Ob mehr Schleim aus fri­schen Kräu­tern mit über­ge­he, wel­cher das Abson­dern des Oeles hin­de­re, ist noch nicht ent­schie­den. Aro­ma­ti­sche Kräu­ter geben dann am meis­ten, wenn sie auf ber­gich­ten, son­nich­ten Gegen­den und in trock­nen Jah­ren gewach­sen, und bei trock­nem, war­mem Wet­ter gesam­melt wor­den sind; wenn der Wer­muth nicht etwa eine Aus­nah­me macht, von dem man sich am meis­ten ver­spricht, wenn er auf fet­tem Boden gewach­sen und bei feuch­ter Wit­te­rung gesam­melt war.

Zwar müs­sen die Kräu­ter zu die­ser Absicht voll-komm­nen Wuchs erreicht haben, doch ist auch hier­in ein Unter­schied. Der Spikla­ven­del und die Rau­te so wie die meis­ten andern Gewäch­se geben mehr Oel, wenn die Blu­men abzu­fal­len begin­nen, der Thy­mi­an dann, wenn eben erst die Blüt­hen zu ent­ste­hen anfan­gen, und die Sal­bei dann, wenn sie noch gar nicht zur Blü­t­he gekom­men, und noch ganz jung ist. Ueb­ri­gens wer­den dazu genom­men die Wur­zeln im Früh­lin­ge, ehe sie aus­schla­gen, die Samen und Früch­te, wenn sie voll­kom­men reif sind, und die Höl­zer mit ihrer Rin­de bedeckt, im Winter.

Fri­sche Kräu­ter bedür­fen des Ein­wei­chens vor der Destil­la­ti­on so wenig, daß vie­le Blu­men und man­che zar­te Kräu­ter sogar Scha­den dadurch lei­den. Die trock­nen här­tern Sub­stan­zen müs­sen vor­her wohl zer­kleint, die Höl­zer quer­über geras­pelt, die Wur­zeln quer­durch in klei­ne Scheib­chen zer­schnit­ten oder wenn sie tro­cken sind, wie die Rin­den zu gröb­li­chem Pul­ver zer­sto­ßen – so lan­ge in wei­ches Was­ser geweicht wer­den, bis das Was­ser alle Thei­le durch­drun­gen hat und ein klei­ner Anfang von Gäh­rung ent­stan­den ist. Gewöhn­lich sind vier und zwan­zig Stun­den hin­rei­chend, bei kal­tem Wet­ter aber zwei bis drei Tage. Der Zusatz des Koch­sal­zes ist unnütz und schäd­lich; es ver­här­tet das Gewe­be der Pflan­zen, statt es auf­zu­lo­ckern. Zar­te fei­ne Kräu­ter bedür­fen kei­nes Ein­wei­chens, selbst nicht, wenn sie tro­cken sind.

Was die Men­ge des zuzu­fü­gen­den Was­sers betrifft, so wer­den, wenn man aus der ein­fa­chen Bla­se destil­lirt, mäßig getrock­ne­te gan­ze Pflan­zen oder Späh­ne von Höl­zern in der Maße dazu genom­men, daß bei leich­tem Drü­cken mit der Hand, die Bla­se halb­voll davon wer­de; dann gießt man so viel Was­ser zu, daß die Bla­se zu zwei Drit­teln und fast nie zu drei Vier­teln davon voll sei, also weni­ger Was­ser, als daß es über­ko­chen kön­ne, und genug, das Anbren­nen zu ver­hin­dern. Fri­sche Kräu­ter bedür­fen weni­ger Was­ser. Ueber­haupt ist das all­zu gro­ße Ver­hält­niß Was­ser gegen die Gewächs­sub­stanz dem Gewin­ne des Oeles nacht­hei­lig, da ers­te­res sich mit letz­term vor­her sät­ti­gen muß, ehe über­schüs­si­ges Oel abge­son­dert über­stei­gen kann.

Man muß die Bla­se anfäng­lich mit star­kem Feu­er bald mög­lichst ins Kochen brin­gen, dann aber die Hit­ze so mäßi­gen, daß das Ueber­ge­hen­de immer nur in einem dün­nen, faden­för­mi­gen Strah­le rinnt, sonst gehen bei der stär­kern Hit­ze die flüch­ti­gern Oele blos als Dunst durch die Fugen, oder bekom­men doch einen sehr unan­ge­neh­men Feuergeschmack.

Ob man gleich sagt, daß die äthe­ri­schen Oele im All­ge­mei­nen bei der Hit­ze des sie­den­den Was­sers über­ge­hen, so ist es doch nicht stren­ge Wahr­heit. Je leich­ter die äthe­ri­schen Oele an spe­zi­fi­schem Gewich­te sind (blos von äthe­ri­schem ist die Rede, da das durch Aus­pres­sen erhal­te­ne Baum­öl an 600 Fah­ren-heiti­sche Gra­de zum Auf­stei­gen nöthig hat, und den­noch leich­ter als die meis­ten äthe­ri­schen Oele ist); einen des­to gerin­gern Hitz­grad bedür­fen sie zum Ueber­ge­hen, die meis­ten zwar die Hit­ze des kochen­den, eini­ge des stark­ko­chen­den Was­sers, vie­le and­re aber eine weit gelin­de­re Hitze.

Das Oel in der Zitron­scha­le, in den Laven­del- und Ros­ma­rin­blüt­hen, so wie in vie­len andern sehr duf­ten­den Blu­men bedarf noch lan­ge nicht die Hit­ze des sie­den­den Was­sers zum Ueber­ge­hen, so wie auch die­se zär­tern Gewächst­hei­le gar nicht zer­quetscht wer­den dür­fen, wenn sie nicht ihren Wohl­ge­ruch zum Theil oder auch völ­lig ver­lie­ren sol­len. Die­se wer­den daher in Eng­land nur im Dampf­ba­de (w.s.) destil­lirt, das ist, blos locker und unver­sehrt in ein Körb­chen gelegt, von der Grö­ße, daß es so eben gedrängt in die Bla­se gescho­ben wer­den kön­ne und in der­sel­ben fest blei­be, nicht hoch über dem Was­ser, was man vor­her in die Bla­se geschüt­tet hat. Wenn der Hut auf­ge­setzt, und das Was­ser am Boden ins Kochen gebracht wor­den, so durch­streicht der Was­ser­dampf die Gewächst­hei­le im Körb­chen, und geht so mit ihrem wohl­rie­chends­ten äthe­ri­schen Oele geschwän­gert über, von weit fei­nerm Geru­che, als bei jeder andern Destil­la­ti­on mög­lich ist, wo die Kräu­ter in Was­ser getaucht wer­den, und wo, wenn sie nicht gar zuwei­len anbren­nen, doch ihre äthe­ri­schen Oele einen Feu­er­ge­ruch bekom­men, den sie erst nach gerau­mer Zeit auf unten beschrieb­ne Wei­se zum Theil verlieren.

Wenn man aber die leich­tern äthe­ri­schen Oele aus einer gewöhn­li­chen Bla­se destil­li­ren kann, so daß sie bequem im Schna­bel des Hutes sich ver­dich­ten, so ist doch für die schwe­rern Oele aus den wohl­rie­chen­den Höl­zern und aus­län­di­schen Rin­den und Gewür­zen eine nied­ri­ge­re Bla­se mit einem wei­ten koni­schen Hute, und einer Trauf­rin­ne dar­an, wie die Vor­rich­tung im Arti­kel Destil­la­ti­on gezeich­net ist, weit vor­zu­zie­hen, weil die­se Oele nicht wohl so hoch stei­gen kön­nen und eine nied­ri­ge­re, nähe­re Ver­dich­tungs­flä­che bedür­fen, wenn man ihre Destil­la­ti­on mit Vort­heil unter­neh­men will.

Doch erlau­be man sich nicht unschick­li­che­re Mit­tel, das Auf­stei­gen der Oele und ihre Men­ge aufs äußers­te zu erhö­hen. Ich mei­ne die Sät­ti­gung des zur Destil­la­ti­on genom­me­nen Was­sers mit Koch­sal­ze, wodurch zwar die Flüs­sig­keit einen höhern Hitz­grad anzu­neh­men fähig wird, und eine grö­ße­re Men­ge Oel erzwingt, aber von grö­be­rer, har­zi­ger Natur, wel­ches das fei­ne­re ver­un­rei­nigt. Man hat sich sehr zu hüten, etwas ande­res als rei­nes Was­ser anzu­wen­den, da selbst bei die­sem das zuletzt über­ge­hen­de Oel weni­ger wohl­rie­chend ist und mehr Harz ent­hält, wie man durch die Rek­ti­fi­ka­ti­on wahrnimmt.

Eher ver­dient die Benet­zung der har­ten, und theu-ern Gewürz­sub­stan­zen, der Würz­nel­ken und des Zimm­tes, mit Wein­geist, zwei Tage vor der Destil­la­ti­on Emp­feh­lung, um das Oel zur Ent­wi­cke­lung und reich­li­che­rer Abschei­dung vorzubereiten.

Nimmt man schon vor­räthi­ges, aus der­sel­ben Pflan­ze destil­lir­tes statt des gemei­nen Was­sers zur Destil­la­ti­on, so erhält man mehr Oel, näm­lich alles was die fri­sche Sub­stanz nur aus­zu­ge­ben im Stan­de ist, weil das ange­wen­de­te destil­lir­te Was­ser schon die mög­lichs­te Men­ge Oel in sich auf­ge­nom­men hat, und nun kein neu­es wei­ter ein­sau­gen kann. Oder hat man meh­re­re Bla­sen voll von einem Gewäch­se zu destil­li-ren, so nimmt man das über­ge­gan­ge­ne Was­ser der erstern Arbeit, son­dert das Oel ab, gießt es auf das fri­sche Kraut, und so fort.

Gewöhn­lich hält man mit der Destil­la­ti­on so lan­ge an, als noch milch­far­bi­ges Was­ser übergeht.

Sobald eine Destil­la­ti­on geen­digt ist, muß man ja nicht ver­säu­men, Bla­se, Hut und Kühl­röh­re als­bald sorg­fäl­tig zu rei­ni­gen, ehe man etwas anders dar­in destil­lirt, weil sich sonst die wesent­li­chen Oele (vor­züg­lich das Wer­mut­h­öl, das Kamil­len­öl, das Schaf­gar-ben­öl und das Anie­s­öl) so fest dar­in anhän­gen, daß jedes nach­her dar­in über­ge­trie­be­ne Oel einen frem­den Geruch und Geschmack annimmt. Kochen­des Was­ser ist für die Bla­se und den Hut das bes­te Rei­ni­gungs­mit­tel, die Röh­ren aber, beson­ders wenn es eine Schlan­gen­röh­re ist, müs­sen vor­her mit Wein­geist aus­ge­spühlt wer­den, und dann erst mit kochen­dem Wasser.

Hat man eini­ge, durch lan­ge Auf­be­wah­rung ver­dick­te wesent­li­che Oele, die man wie­der zu gute machen will, so dient die Wie­der­über­trei­bung der­sel­ben mit einem mäßi­gen Zusatz von Was­ser; der fei­ne, dün­ne und geruch­vol­le Theil geht über, und der har­zi­ge bleibt zurück. Die zähe gewor­de­nen äthe­ri­schen Oele aber bei einer neu­en Destil­la­ti­on einer Men­ge fri­scher Sub­stanz zuzu­set­zen, ist ein schäd­li­cher Rath.

Um das äthe­ri­sche Oel aus dem über­ge­gan­ge­nen Was­ser abzu­son­dern, setzt man gleich nach der Destil­la­ti­on das mil­chich­te Was­ser bedeckt an einen küh­len Ort. Wenn es sich auf­ge­hel­let hat, und das Oel (wenn es ein schwe­res ist) zu Boden gesun­ken ist, so gießt man das Was­ser zur fer­nern Ver­wah­rung ab, und schüt­telt das noch mit Was­ser behan­ge­ne Oel in ein mit Was­ser genetz­tes und wie­der aus­ge­drück­tes Fil­trir­pa­pier. Das Was­ser zieht sich voll­ends ein, oder tröp­felt hin­durch. Ist nun blo­ßes Oel dar­in, so setzt man das spit­zi­ge Fil­t­rum auf ein rei­nes Pul­ver­glas, durch­sticht den Boden mit einer Nadel und läßt das Oel aus­lau­fen. Leich­tes, auf dem Was­ser schwim­men­des Oel aber nimmt man mit einem Löf­fel ab und schüt­tet es mit dem anhän­gen­den Was­ser ent­we­der auf ein eben­falls mit Was­ser genetz­tes Fil­trir­pa­pier oder, bei grö­ßern Quan­ti­tä­ten, in den Schei­de­trich­ter (unter wel­chem Arti­kel man die fer­ne­re Abson­de­rung fin­den wird.) Ist aber die Men­ge des äthe­ri­schen Oeles sehr ansehn­lich, so kann man sich der Fla­sche bedie­nen, die in dem Arti­kel Abson­de­rungs­glä­ser gezeich­net ist. Doch wür­de ich statt aller Abson­de­rungs­ar­ten die in dem genetz­ten Fließ­pa­pier vor­zie­hen, da sie allein das Oel von allem Was­ser rein und ohne Ver­lust absondert.

Der dazu vor­ge­schla­ge­ne baum­wol­le­ne Docht behält doch viel Oel in sich, wenn er auch aus­ge­drückt wird, und wäh­rend der lang­wie­ri­gen Ope­ra­ti­on, das Oel dadurch über den Rand des Gefä­ßes her­über­sie-pern zu las­sen, geht viel flüch­ti­ges Oel ver­lo­ren, da die Anwen­dung des Doch­tes nur bei den auf dem Was­ser schwim­men­den, das ist, bei den flüch­tigs­ten Oelen angeht.

Bei der Sprit­ze ist man nie sicher, nicht auch Was­ser mit ein­zu­sau­gen; es ver­schmiert sich viel dar­in, und sie hat kei­nen Vor­zug vor jener zuerst erwähn­ten Absonderungsart.

Es ist nicht gut, zu destil­lir­ten Oelen gro­ße Stand­fla­schen zu neh­men, weil die Oele durch das öfte­re Eröff­nen der Fla­sche brau­ner und dicker wer­den und viel von ihrem fei­nen, kräf­ti­gen Geis­te ver­lie­ren. Für die, wel­che es den­noch nöthig fin­den, schlägt man als Pal­lia­tiv­mit­tel des Nacht­heils vor, den Abgang des jedes­mal ver­brauch­ten Oeles mit destil­lir­tem Was­ser zu erset­zen, um die Luft (und ihren schäd­li­chen Ein­fluß auf das Oel) aus der Fla­sche zu entfernen.

Für die­je­ni­gen, wel­che Quan­ti­tä­ten theu­rer Oele, die nicht alle Jah­re wie­der frisch erhal­ten wer­den kön­nen, zu ver­wah­ren haben, wür­de ich das in Ita­li­en gebräuch­li­che Ver­fah­ren rathen, die Oele in Fla­schen mit lan­gen dün­nen Häl­sen zu fül­len, und dann den Hals mit dem Löthro­the vor der Lam­pe zuzu­bla­sen. Sobald man etwas braucht, bricht man die Spit­ze ab, und schmelzt sie nach­ge­hends wie­der zu. Doch wird auch der glat­te Ueber­zug der gan­zen Mün­dung der Fla­sche und des Pfrop­fes mit dem feins­ten bren­nen­den Sie­gel­la­cke in den meis­ten Fäl­len schon zurei­chen. Die blo­ße Ver­stop­fung der Glä­ser mit einem glä­ser­nen Stöp­sel ist eine sehr zwei­fel­haf­te Ver­wah­rung; sel­ten paßt ein glä­ser­ner Pfropf genau, und oft ist die Ver­wah­rung mit ihnen weit unzu­läng­li­cher, als die mit fei­nem Kork.

Jeden Abgang und jede Ver­rin­ge­rung der Güte eines häu­fig gebräuch­li­chen Oeles mög­lichst zu ver­mei­den, thut man wohl, den destil­lir­ten Vor­rath auf lau­ter klei­ne Glä­ser bis oben­an zu fül­len, die Mün­dung, über wel­che der Kork­pfropf dicht abge­schnit­ten wor­den, mit fei­nem bren­nen­dem Sie­gel­la­cke glatt zu über­zie­hen, und den Vor­rath in einem höl­zer­nen Gefä­ße umge­stürzt, im Kal­ten aufzubewahren.

Ehe die­ses aber geschie­het, muß das eben vom Was­ser geschie­de­ne äthe­ri­sche Oel eini­ge Tage nur locker mit Papier ver­stopft ste­hen blei­ben, um ihm dem Feu­er­ge­schmack zu beneh­men, und ihm Zeit zu las­sen sich abzuklären.

Man hat ver­schied­ne Metho­den, sich von der Güte und Aecht­heit der äthe­ri­schen Oele zu über­zeu­gen. Die bes­te Metho­de ist für jeden ange­seh­nen Apo­the­ker, wenn er sich die nöthi­gen äthe­ri­schen Oele selbst berei­tet, deren Mut­ter­sub­stan­zen er bekom­men kann. Die Ent­de­ckungs­mit­tel der Unächt­heit sol­cher Oele, die er ein­kau­fen muß, sind oft kein Trost für ihn, da die meis­ten in Dro­gue­rei­en käuf­li­chen Oele ver­fälscht sind, und ihm daher kei­ne and­re Aus­wahl übrig bleibt als die­je­ni­gen wo mög­lich aus der ers­ten Hand zu zie­hen, die in unserm Lan­de nicht zu berei­ten mög­lich sind, und die es sind, selbst zu gewinnen.

Ist bei­des nicht mög­lich, so unter­rich­te man sich zuerst von der Far­be, dem Geru­che, und dem Ge-schma­cke des zu kau­fen­den äthe­ri­schen Oeles (die Eigen­schaf­ten jeden Oeles sind in die­sem Wer­ke unter der Sub­stanz nach­zu­schla­gen, aus der es gewon­nen wird), und wis­se, daß drei Ver­fäl­schun­gen der äthe­ri­schen Oele die gewöhn­lichs­ten sind.

Ent­we­der sind sie mit Wein­geist ver­fälscht. Dieß ent­deckt man durch Schüt­teln mit etwas weni­ger als gleich­viel Was­ser; die Mischung wird, wenn es die­se Ver­fäl­schung ist, mil­chicht und all­mäh­lich son­dert sich das Oel ab, wel­chem man, wie oben gelehrt, das Was­ser durch das genetz­te Papier­fil­t­rum ent­zieht, und sein Gewicht erforscht.

Oder dem wesent­li­chen Oele ist ein aus­ge­preß­tes Oel bei­gemischt; dieß ist nicht sel­ten der Fall beim Zimmt- Nel­ken- Mus­ka­ten­nuß- Macis- Sas­sa­fraß-und Rosen­holz­öl. Schüt­telt man ein sol­ches Oel mit einem sechs­fa­chen Gewich­te Wein­geis­t­al­ko­hol, wel­cher blos das äthe­ri­sche Oel auf­löst, so son­dert sich das aus­ge­preß­te ab. Schon das Schüt­teln mit Was­ser trennt die­se Oele, wenn das äthe­ri­sche dar­in ein schwe­res Oel ist; die­ses sinkt dann zu Boden und das aus­ge­preß­te schwimmt auf dem Was­ser. Auch ver­liert ein damit getränk­tes wei­ßes Papier sei­ne Fet­tig­keit nicht, wenn man es auf einen war­men Ofen legt, wie doch bei ächt äthe­ri­schen erfol­gen müß­te, und der Fleck nimmt die Din­te nicht an.

Oder die Ver­fäl­schung ist durch Zumi­schung eines wohl­fei­lern äthe­ri­schen Oels gesche­hen, des Ter­ben­thin­öls, des Oels aus Kopa­hub­al­sam, u.s.w. Die­se ist am schwie­rigs­ten zu erken­nen. Man lege ein damit benetz­tes Papier auf ein hei­ßes Blech, und suche durch den Geruch des Ver­damp­fen­den das etwa zuge­misch­te Oel wahr­zu­neh­men; wenigs­tens bleibt der Ter­ben­thin­ge­ruch zurück, wenn die­ses Oel zuge­mischt war. Da die­se Ver­fäl­schung bei den theu­ern schwe­ren Oelen am meis­ten zu bedeu­ten hat, so darf man sie nur mit Was­ser schüt­teln, wor­auf nach kur­zer Zeit das äch­te schwe­re Oel zu Boden gehen, das leich­te Ver­fäl­schungs­öl aber oben­auf stei­gen wird.

Doch muß man wis­sen, daß selbst die Gewür­ze, von denen es bekannt ist, daß sie schwe­re Oele in der Destil­la­ti­on lie­fern, zugleich auch ein leich­tes, auf Was­ser schwim­men­des, obwohl in gerin­ge­rer Men­ge von sich geben. Dieß ist mir vom Zimmt bekannt, und andern Beob­ach­tern vom Stin­ka­sant, dem Ker­bel­krau­te, dem Peter­silg­sa­men, dem Fen­chel­sa­men, der Alant­wur­zel, der Mus­ka­ten­nuß, der Win­ter­rin­de, der Zit­wer­wur­zel, nach Malouin, auch von dem Sas­sa­fras­hol­ze, und nach Quin­cy von den Würz­nel­ken. Aber die­ser leich­te­re Theil besitzt den eigent­hüm­li-chen Geruch und Geschmack der Sub­stanz im höchs­ten Gra­de, noch fei­ner und stär­ker als der schwe­re­re Theil, wel­ches sie von dem, obgleich eben­falls leich­ten Ver­fäl­schungs­öle hin­rei­chend unterscheidet.

Außer den genann­ten Sub­stan­zen geben ein im Was­ser nie­der­sin­ken­des Oel, der Nel­ken­pfef­fer, die bit­tern Man­deln, die Lor­ber­kirsch­blät­ter, der Senf­sa­men, das gel­be San­del­holz, der Mär­ret­tig, der Safran, die Zimmt­blüt­hen, der Weiß­ka­nehl, die Kat­zen­nep­te. Das Oel aus dem Rosen­hol­ze wird all­ge­mein für nie­der­sin­kend aus­ge­ge­ben, wäh­rend Bau­me’ ein leich­tes erhal­ten hat.

Bei Prü­fung der Oele auf ihre Schwe­re muß man sich hüten, lau­es Was­ser statt des ganz kal­ten zu wäh­len; in lau­em schwim­men auch die äch­ten, schwe­ren Oele oben auf, indem sich ihr Umfang weit mehr durch die­se Wär­me aus­dehnt, als der des Was­sers bei glei­chem Wärmegrade.

Obgleich die äch­ten äthe­ri­schen Oele aus den Schirm­pflan­zen sich in der Käl­te (das Anis­öl unge­fähr bei einer Käl­te von 10° Reaum. das Fen­chel­öl aber bei 5 Grad unter dem Eis­punk­te) zu spie­ßicht eis­ar­ti­gen Mas­sen ver­di­cken, so lan­ge sie frisch sind (in wel­chem Zustan­de man sie wäh­len soll), so ver­lie­ren sie doch die­se Eigen­schaft, wenn sie etwas alt sind. Das Zimmt­öl gerinnt bei einer Käl­te von 8 Grad Reaum. unter dem Eispunkte.

Die Form, wie man sie als Arz­nei reicht, ist fast nie so, wie sie sind. Eini­ge sind so scharf und bren­nend, daß sie augen­blick­lich eine Brand­krus­te auf der Zun­ge erre­gen, wie das Zimmt­öl; and­re sind zu kräf­tig, als daß ein Trop­fen nicht eine schon all­zu­gro­ße Gabe wäre. Die gewöhn­lichs­te Form ist das von dem Pflan­zent­hei­le destil­lir­te Was­ser, wel­ches, obwohl eine noch nicht bestimm­te Men­ge äthe­ri­sches Oel bei der Ueber­trei­bung auf­löst. Sonst gie­bt man auch die wesent­li­chen Oele als Oel­zu­cker (Elaeosac­cha­ra, Ole­osac­cha­ra) indem man etwa acht Trop­fen Oel auf ein Loth Zucker tröp­felt, ihn im Mör­sel zer­reibt und dann in wäs­se­ri­gen Flüs­sig­kei­ten auf­löst. Sonst ist auch, nächst dem Rei­ben, schon ein acht und zehn­fa­ches Gewicht Zucker hin­rei­chend, ein äthe­ri­sches Oel in soviel man will Was­ser auf­lös­bar zu machen. Beim Zitron­zu­cker (Elaeosac­charum Citri) ist es zwar gewöhn­lich, auch der Lieb­lich­keit wegen, die gel­be Scha­le der fri­schen Zitro­ne mit einem Stück har­tem, fei­nem Zucker abzu­rei­ben, wobei die zer­ris­se­nen Oel-bläs­chen ihr Oel in den Zucker ein­zie­hen las­sen, aber dieß geschieht blos, einer Flüs­sig­keit Annehm­lich­keit zu geben; als Arz­nei wäre dieß viel zu unbe­stimmt, da man nicht wis­sen kann, wie viel der Zucker Oel auf­ge­nom­men hat.

Auch die Schlei­me geben ein Ver­bin­dungs­mit­tel der wesent­li­chen Oele mit dem Was­ser ab.

Sonst wer­den die äthe­ri­schen Oele auch in Wein­geist auf­ge­löst gege­ben, oder in den über aro­ma­ti­sche Sub­stan­zen über­ge­trie­be­nen soge­nann­ten Spiritussen.

Ihre Arz­nei­kräf­te sind so ver­schie­den, als die Sub­stan­zen, aus denen sie gezo­gen sind.