Kajeputweißast

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Kaje­put­weiß­ast, Melaleu­ca leu­ca­den­dron, L. [Zorn pl. med. Tab. 307.] mit wech­sel­wei­sen, sichel­ar­tig lan­zet­för­mi­gen, scharfs­pit­zi­gen, viel­ade­ri­gen Blät­tern und lan­ger Blu­men­äh­re, ein Baum mit schwar­zem Stam­me und wei­ßen Aes­ten auf den Molu­cki­schen Inseln in Ost­in­di­en, vor­züg­lich in Amboi­na, Ban­da u.s.w. auf ber­gich­ten Gegenden.

Das äthe­ri­sche Oel (ol. cai­e­put), wel­ches zwar in allen Thei­len die­ses Gewäch­ses vor­han­den, gewöhn­lich aber aus den dür­ren, eine Nacht über in Was­ser geweich­ten Blät­tern (wovon zwei Säcke nur etwa drei Quent­chen geben sol­len), vor­züg­lich auf Ban­da destil­lirt, und über Bata­via und Hol­land meis­tens in kup­fer­nen Fla­schen zu uns gebracht wird, ist von brenn­end­feu­ri­gem, Kar­de­mo­men (und Ros­ma­rin­öl?) ähn­li­chem Geschma­cke, und glei­chem sehr hef­ti­gem, anhal­ten­dem (Kam­pher, Ter­ben­thin, oder gequetsch­tem Sade­baum ähn­li­chem?) in der Ent­fer­nung sehr lieb­li­chem Geru­che. Es ist sehr leicht, ver­fliegt, wenn es ächt ist, ohne Rück­stand, und hat eine gel­be oder gewöhn­lich grü­ne Far­be, und zwar schon in Ost­in­di­en, wel­che, wenn sie blau­grün, von Kup­fer, wenn sie aber satt­grün ist, von einem Gewächs­har­ze (aus Schaf­gar­be?) her­rührt. Durch die Rek­ti­fi­ka­ti­on geht es farbelos über und der Rück­stand löset sich, wenn er Kup­fer ent­hält, in mil­dem Sal­mi­ak­geis­te mit him­mel­blau­er Far­be, ent­hält er aber ein vege­ta­bi­li­sches Harz, in Wein­geis­te grün auf. Die trüg­li­che Zusam­men­set­zung aus Ros­ma­rin­öl und Kam­pher ent­deckt man, wenn etwas davon auf Zucker getröp­felt und dann in Was­ser auf­ge­löst wird, wobei sich der Kam­pher oben­auf flo­cken­ar­tig abscheidet.

Die­ses theu­re, fast blos in Deutsch­land berühm­te äthe­ri­sche Oel bringt, wenn es ächt, zu einem bis fünf, höchs­tens zwölf Trop­fen das Blut schnell in hef­ti­ge Wal­lung, erregt die Ner­ven, bringt Schweiß zuwege.

Sei­ne schätz­bars­te Wir­kung aber, die Stil­lung der Krämp­fe (Hys­te­rie, Fall­sucht, Veits­tanz) von krank­haf­ter Reit­zbar­keit und Schmer­zen von erhö­he­ter Sen­si­bi­li­tät (Magen­schmer­zen vom zurück­ge­tre­te­nen Poda­gra, Zahn­schmer­zen von fau­len­den Zäh­nen und aus rheu­ma­ti­scher Ursa­che, Koli­ken) und die Wie­der­be­le­bung para­ly­ti­scher Glie­der (so wie die Hebung der Taub­heit und Amau­ro­sis aus ähn­li­cher Ursa­che) machen es zu einem vor­treff­li­chen Heil­mit­tel inner­lich und äußer­lich gebraucht, auf wel­chen bei­den Wegen es auch im Rheu­ma­tism und der Gicht schleu­ni­ge Hül­fe geleis­tet hat. In Her­vor­brin­gung der Bär­mut­ter­ab­son­de­rung hat man es für fast spe­zi­fisch ange­sehn. Bei Nei­gung zu Ent­zün­dun­gen erfor­dert es Behutsamkeit.

Etwas von die­sem Oele auf die Schlä­fe gestri­chen, soll zum son­der­li­chen Kenn­zei­chen sei­ner Aecht­heit in dem innern Augen­win­kel ein Bei­ßen und Thrä­nen, nach Andern aber eine Pres­sung des Aug­ap­fels gleich als von einer kal­ten Luft erregen.