Bittersüßnachtschatten

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Bit­ter­süß­nacht­schat­ten, Sola­n­um dul­ca­ma­ra L. [Zornpl. med. Tab. 43.] mit Blu­men­trau­ben in After­schir­men, und strau­chi­gem, gewun­de­nem Sten­gel, wor­an die obern Blät­ter spon­don­för­mig sind, ein peren­ni­ren­des Gewächs, wel­ches in Hecken, die an Bächen ste­hen, so wie über­haupt in feuch­ten Ufer­ge­bü­schen auf­klet­tert, und im Mai und Brach­mo­nat blüht.

Ehe­dem brauch­te man die Blät­ter nebst den Ran­ken (folia cum cau­le dul­ca­ma­rae), jetzt blos die dün­nern Ran­ken (sti­pi­tes dul­ca­ma­rae, ama­rae dul-cis), wel­che einen schwa­chen, wid­ri­gen Geruch und einen anfangs bit­ter­li­chen, nach­ge­hends süß­li­chen Geschmack haben. Zuwei­len fin­det man die­se Thei­le fast unwirk­sam, zuwei­len über­mä­ßig stark wir­kend. Dann erre­gen sie Angst, Schwin­del, Ekel u.s.w. Die­se Unwirk­sam­keit kann von der star­ken Hit­ze beim Kochen des Absuds, wie auch davon her­rüh­ren, daß man nur die jüngs­ten wäs­se­rigs­ten Ran­ken nimmt. Die vor­jäh­ri­gen Ran­ken sind kräf­ti­ger, und ein mit kochen­dem Was­ser berei­te­ter Auf­guß kräf­ti­ger als ein lang­wie­ri­ges Abko­chen, wel­ches man unter­las­sen muß, wo es nicht aus­drück­lich vor­ge­schrie­ben ist.

Man ver­ord­net gewöhn­lich zwei bis drei Quent­chen im Absud (Auf­guß), und erwar­tet Schweiß und Harn trei­ben­de Kräf­te davon in Haut­aus­schlä­gen, Rheu­ma­tis­men; sie schei­nen die Thä­tig­keit der Lymph­ge­fä­se zu erregen.

Auch als frisch aus­ge­preß­ten Saft braucht man sie, und die Alten haben die gequetsch­ten Blät­ter zur Zer-thei­lung auf ver­här­te­te Brüs­te gelegt.

Die zuwei­len (zu ähn­li­cher Absicht) gebrauch­te hol­zi­ge Wur­zel (rad. dul­cam.) von glei­chem aber stär­kerm Geschma­cke, oder viel­mehr ihre Rin­de, möch­te noch eher bestimm­te Wir­kun­gen leisten.