Wasser ist Leben

Erfri­schen­des Wasser

Was­ser! Wer sich noch an sei­nen letz­ten, rich­ti­gen Durst erin­nert, weiss, wie bele­bend das küh­le Nass sein kann. Kla­res, fri­sches Was­ser tut gut – auf allen Ebe­nen des Seins: Augen­blick­lich ist die Lebens­en­er­gie wie­der da. Kein Wun­der, denn Was­ser ist gleich­be­deu­tend mit Leben. Das Mole­kül aus zwei Ato­men Was­ser­stoff und einem Sau­er­stoff­atom (H2O) bedeckt rund 70% der Erd­ober­flä­che und kommt als ein­zi­ge Ver­bin­dung in allen drei Aggre­gat­zu­stän­den auf der Erde vor (fest, flüs­sig, gas­för­mig). Die struk­tur­be­dingt aus­ge­präg­ten Anzie­hungs­kräf­te zwi­schen Was­ser­mo­le­kü­len füh­ren auch in flüs­si­gem Aggre­gat­zu­stand durch Was­ser­stoff­brü­cken zu grö­ße­ren Ein­hei­ten, soge­nann­ten Clus­tern, ver­ei­ni­gen kann.

Schnee­kris­tal­le

Die­se nicht-kris­tal­li­nen, aber den­noch rela­tiv fes­ten – ein­fach-fla­chen bis kom­plex-drei­di­men­sio­na­len – Struk­tu­ren sor­gen seit Jah­ren für die Auf­merk­sam­keit der Wis­sen­schaft: Was­ser zeigt im Ver­gleich zu vie­len ande­ren che­mi­schen Ver­bin­dun­gen zahl­rei­che phy­si­ko-che­mi­sche Anoma­lien. Eine der auf­re­gends­ten Eigen­schaf­ten hier­von, ist mit die wich­tigs­te Grund­be­din­gung für die Ent­ste­hung des Lebens auf der Erde: Die Dich­te von Was­ser nimmt beim Wech­sel vom flüs­si­gen Aggre­gat­zu­stand zu Eis ab. Mit ande­ren Wor­ten, Eis ist leich­ter als Was­ser. Es schwimmt also auf dem Was­ser und sinkt nicht in die Tie­fe. Die­se Anoma­lie schützt seit Jahr­mil­li­ar­den die im Was­ser ent­ste­hen­den Lebe­we­sen vor dem völ­li­gen Durch­frie­ren der Tei­che, Seen und Mee­re und damit ihrem Eis­tod. Tat­säch­lich bil­det sich wegen die­ser Anoma­lie sogar eine noch wei­ter vor Aus­küh­lung schüt­zen­de Luft­schicht zwi­schen Eis und Wasser.

Für alle Funktionen essentiell

Was­ser ist essentiell

Auch für die mensch­li­che Gesund­heit ist Was­ser von exis­ten­ti­el­ler Bedeu­tung: Schließ­lich besteht der Mensch bis zu 70 Pro­zent aus Was­ser, sei­ne sämt­li­chen Kör­per­funk­tio­nen basie­ren auf die­sem Mole­kül. Wäh­rend Men­schen ohne Nah­rung bis zu zwei Mona­ten aus­kom­men kön­nen, kann Was­ser­man­gel schon nach weni­gen Tagen zu gros­sen Pro­ble­men füh­ren: Stoff­wech­sel­pro­ble­me tre­ten auf, die sich in Schwin­del­ge­füh­len, Kopf­schmer­zen, Herz­pro­ble­men äußern kön­nen. Eine wei­te­re Aus­trock­nung führt schließ­lich zur töd­li­chen Ver­gif­tung aller zel­lu­lä­ren und orga­ni­schen Lebens­pro­zes­se. Die täg­li­che Zufuhr von fri­schem Was­ser ist beson­ders wich­tig, weil jeder Mensch nicht nur über die Aus­schei­dungs­or­ga­ne Darm und Nie­ren, son­dern auch über Stoff­wech­sel­ak­ti­vi­tä­ten wie bei­spiels­wei­se das Atmen oder die Regu­lie­rung des Wär­me­haus­halts etwa 1,5 bis 2 Liter Was­ser täg­lich ver­liert. Oder mehr, je nach dem wie aktiv der Mensch unter wel­chen Umwelt­be­din­gun­gen ist. Des­halb wird in jedem Gesund­heits­rat­ge­ber lita­nei­ar­tig der Hin­weis auf eine “aus­rei­chen­de täg­li­che Trink­was­ser­men­ge” gege­ben. Oft nicht ganz ein­deu­tig: Gemeint sind nicht irgend­wel­che zucker­hal­ti­gen Soft­drinks oder Milch. Die­se ent­hal­ten zwar Was­ser, müs­sen jedoch als Lebens­mit­tel erst auf­wen­dig vom Kör­per ver­stoff­wech­selt wer­den. Auch Tees – ob nun schwarz, grün oder heil­pflanz­lich – kom­men als ech­te Was­ser­lie­fe­ran­ten nicht in Fra­ge. Denn sie sind Genuss­mit­tel oder haben arz­nei­li­che Wir­kun­gen. Eben­so Kaf­fee: Das belieb­te “All­tags­ge­tränk” kann dem Kör­per sogar Was­ser entziehen.

Durst bedeutet Wassermangel

Rau­schen­der Bach

Gesund­heit­lich wert­voll ist also kla­res, rei­nes und mög­lichst fri­sches Was­ser. Über die täg­li­che not­wen­di­ge Trink­men­ge schei­den sich die Geis­ter. Manch­mal wer­den pseu­do­wis­sen­schaft­li­che Trink-For­meln her­aus­ge­ge­ben, die jedoch nicht durch Stu­di­en belegt sind. All­ge­mein wer­den Erwach­se­nen zwi­schen 1,5 bis 2 Litern pro Tag bei “nor­ma­len”, meist sit­zen­den Tätig­kei­ten emp­foh­len. Wer Sport treibt oder sich viel in war­men Räu­men auf­hält, wird mehr benö­ti­gen. Wer Schwie­rig­kei­ten hat, sich die “rich­ti­ge” Trink­men­ge ein­zu­ver­lei­ben, braucht sich eigent­lich nur die vie­len vor­teil­haf­ten Wir­kun­gen von Was­ser klar­zu­ma­chen, zum Bei­spiel: Men­schen den­ken ein­fach bes­ser, wenn ihr Kör­per mit genü­gend Was­ser ver­sorgt ist. Auch die Ver­dau­ung läuft mit genü­gend Was­ser “wie geschmiert”. Eine zu gerin­ge Was­ser-Auf­nah­me ist, beson­ders im Alter, die häu­figs­te Ursa­che für chro­ni­sche Darm­träg­heit. Bei Trin­ken nach Uhr oder Gewohn­heit geht das natür­li­che Durst-Emp­fin­den ver­lo­ren. Nur der natür­li­che Durst garan­tiert uns aber eine rich­ti­ge Was­ser­auf­nah­me (also nicht zu wenig, aber auch nicht zuviel!). Wer wie­der gelernt hat, dem eige­nen Durst zu fol­gen (zum Bei­spiel durch ein­tä­gi­gen “Trink­ver­zicht”), wird küh­les, fri­sches Was­ser ohne jeg­li­che Zusät­ze als ein Lab­sal für den gan­zen Men­schen erleben.

Leitungswasser = Industrieprodukt

Brun­nen­was­ser

In Deutsch­land haben, laut eines Falt­blatts Umwelt­am­tes [1] alle Deut­schen Zugang zu ein­wand­frei­em Trink­was­ser. Es unter­liegt der Trink­was­ser­ver­ord­nung. Die­se soll die Qua­li­tät des Trink­was­sers schüt­zen und ver­bes­sern. Die Trink­was­ser­ver­ord­nung basiert auf dem deut­schen Infek­ti­ons­schutz-Gesetz und der EG Trink­was­ser­richt­li­nie. Neben dem täg­li­chen Trink­was­ser­ver­brauch ver­wen­det jeder Deut­sche durch­schnitt­lich 121 Liter Was­ser pro Tag (ein­be­rech­net Wäsche‑, Geschirr­ma­schi­nen, Duschen, Toi­let­ten­spü­lung. In Deutsch­land das Trink­was­ser zum größ­ten Teil aus dem Grund­was­ser gewon­nen. Bevor es zur Ver­fü­gung gestellt wird, muss das Lei­tungs­was­ser vor dem Gebrauch auf­be­rei­tet wer­den [2]. Da es als Lebens­mit­tel gilt, wird es gut kon­trol­liert. Die Dar­stel­lun­gen der Was­ser­an­bie­ter lesen sich ver­nünf­tig und beru­hi­gend. Doch wer sich schon ein­mal mit der indus­tri­el­len Was­ser-Auf­be­rei­tung beschäf­tigt hat, bekommt eine Ahnung von dem High­tech-Pro­dukt Trink­was­ser. Das Lei­tungs­was­ser wird nicht nur von pri­va­ten Haus­hal­ten und der Land­wirt­schaft in rau­en Men­gen ver­braucht, son­dern auch von den che­mi­schen, phar­ma­zeu­ti­schen und vie­len ande­ren Indus­trien. Deren Abwäs­ser gelan­gen zusam­men mit denen der pri­va­ten Haus­hal­te meist in den­sel­ben Klär­an­la­gen zur Wie­der­auf­be­rei­tung. Allen werb­li­chen Aus­sa­gen zum Trotz ist Trink­was­ser ein auf­wän­dig her­ge­stell­tes Indus­trie­pro­dukt, wel­ches bis zu sei­ner Fer­tig­stel­lung einer kom­pli­zier­ten, auf­wän­di­gen Klä­rung, Rei­ni­gung und Wie­der­auf­be­rei­tung bedarf. Dazu sind unter ande­rem vie­le toxi­sche Che­mi­ka­li­en wie bei­spiels­wei­se Alu­mi­ni­um, Arsen, Asbest, Blei, Fluo­rid, Kup­fer, Nitrat und Tri­ha­lo­gen­me­tha­ne nötig [3]. Auch die Spei­che­rung und Trans­port des angeb­li­chen “Lebens­mit­tels” Was­ser lässt vom fri­schen Was­ser-Image nur noch wenig übrig.

Wasser, ein schützenswertes Gut

Da die Süß­was­ser-Res­sour­cen end­lich sind, for­dern Exper­ten und Kri­ti­ker schon län­ger einen höhe­ren Schutz: So bekla­gen Natur­schutz­ver­bän­de wie der Bund für Umwelt und Natur­schutz (BUND) den unver­hält­nis­mäs­sig hohen Pes­ti­zid-Ein­satz in der Agro­in­dus­trie. Dies gefähr­de die Bio­di­ver­si­tät, scha­de den Böden und eben dem Grund­was­ser [4]. Dies sind nicht nur hoh­le For­de­run­gen. Selbst im Falt­blatt des Umwelt­am­tes wird auf die Land­wirt­schaft ver­wie­sen, die mit Belas­tun­gen von Nitrat oder Pflan­zen­schutz­mit­teln einen erheb­li­chen Bei­trag zur Ver­un­rei­ni­gung des Grund­was­sers bei­tra­gen. Im Janu­ar 2018 trat eine ver­än­der­te Trink­was­ser­ver­ord­nung in Kraft. Danach kön­nen “die Trink­was­ser­ver­sor­ger ihre Pro­ble­me zukünf­tig an vor Ort rele­van­te Risi­ken anpas­sen”. Das heisst im Kon­kre­ten: “Zen­tra­le Was­ser­wer­ke und dezen­tra­le klei­ne Was­ser­wer­ke kön­nen auf Basis der Risi­ko­be­wer­tung von dem fest­ge­leg­ten Para­me­ter­um­fang abwei­chen”. Dem Gesetz­ge­ber kommt es dar­auf an, “dass das Was­ser für den mensch­li­chen Gebrauch so beschaf­fen sein muss, dass durch sei­nen Genuss oder Gebrauch eine Schä­di­gung der mensch­li­chen Gesund­heit, ins­be­son­de­re Krank­heits­er­re­ger, nicht zu besor­gen ist” [5].

Das Wasser des Lebens – Träger vieler Informationen

Lieb­stö­ckel in Wasser
© Prof. Dr. Bernd Krö­plin und Regi­ne C. Henschel

Dass Was­ser mehr ist als ein che­misch defi­nier­tes Indus­trie­pro­dukt, davon sind zahl­rei­che “quer­den­ken­ken­de” Was­ser­ex­per­ten und Wis­sen­schaft­ler über­zeugt. Sie beschäf­ti­gen sich mit der Was­ser­be­le­bung, ‑Vita­li­sie­rung oder ‑Akti­vie­rung und wer­den wegen ihrer wis­sen­schaft­li­chen Annah­men von Skep­ti­kern ger­ne lächer­lich gemacht. Stell­ver­tre­tend sol­len nur der Öster­rei­cher Johann Gran­der (1930–2012) oder der Japa­ner Masaru Emo­to (1943–2014) erwähnt sein. Aus­gangs­punkt fast aller alter­na­ti­ver Was­ser-For­schun­gen und Anwen­dungs­vor­schlä­ge zur Was­ser­op­ti­mie­rung sind zahl­rei­che bild­ge­ben­de Ver­fah­ren, die auf oft ein­dru­cken­de Wei­se, die “Lebens­qua­li­tät” von Was­ser ver­bild­li­chen sol­len. Zu den bekann­te­ren Ver­fah­ren, die sogar Ein­zug in die Alter­na­tiv­me­di­zin gefun­den haben, gehört die Was­ser-Tropf­bild­me­tho­de nach Theo­dor Schwenk (1910–1986). Weit­aus bun­ter, man könn­te fast “chao­ti­scher” sagen, sind die schier end­lo­sen Vor­schlä­ge, wie aus einem “qua­li­ta­tiv “schlech­ten” Was­ser ein “qua­li­ta­tiv gutes” Lebens­mit­tel im eigent­li­chen Sinn gemacht wer­den kann. Die Ver­fah­ren rei­chen vom Ein­le­gen aus­ge­wähl­ter Kris­tal­le ins Trink­was­ser über Bespre­chung bis hin zu Gerä­ten zur Ver­wir­be­lung, zur Ultra­fil­tra­ti­on (rever­se Osmo­se) oder sogar zur Magne­ti­sie­rung. Die­se Ver­fah­ren ent­spre­chen der Suche nach dem “Was­ser des Lebens” (Gebrü­der Grimm) als geheim­nis­vol­lem Trä­ger gött­li­cher, heil­sa­mer oder zumin­dest vita­li­sie­ren­der-gesun­den­der Kräfte.

Myr­rhe im Wasser
© Prof. Dr. Bernd Krö­plin und Regi­ne C. Henschel

Auch Bernd Krö­plin und Regi­na C. Hen­schel beschäf­ti­gen sich mit den Geheim­nis­sen des Was­sers. Das For­scher-Team aus Stutt­gart betropft Objekt­trä­ger in vie­len Ver­suchs­rei­hen unter repro­du­zier­ba­ren Labor­be­din­gun­gen mit allen erdenk­li­chen Wäs­sern. Nach der Ver­duns­tung wer­den die Rück­stän­de mit­tels Dun­kel­feld­mi­kro­sko­pie sicht­bar gemacht. Da Was­ser Infor­ma­tio­nen sei­ner Umge­bung mit sich trägt, so Krö­plin und Hen­schel, ergibt Wäs­ser des Gan­ges, aus Lour­des oder aus Schwei­zer Berg­bä­chen unter­schied­li­che Abbil­dun­gen. Erwei­ter­te Ver­suchs­rei­hen mit ver­schie­dens­ten Mine­ra­li­en und Heil­pflan­zen – die Stun­den oder Tage in Was­ser ein­ge­legt wur­den -, zei­gen fas­zi­nie­ren­de, schö­ne Bil­der zur Was­ser­qua­li­tät. Auch wenn die Fra­ge unbe­ant­wor­tet bleibt “was dort eigent­lich zu sehen ist”, so ist das Buch und sei­ne vie­len Abbil­dun­gen sehens­wert. Es lässt stau­nen und gewährt einen beson­de­ren Ein­blick zumin­dest in die for­men­rei­che Welt der Was­ser-Gestal­ten jen­seits der Schnee­kris­tal­le [6] und zeigt, dass Was­ser mehr als eine sau­be­re che­mi­sche Flüs­sig­keit ist.

Autorin
• Mari­on Kaden, Natür­lich (2016).
Quel­len
[1] https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/421/publikationen/wawi_flyer_2017_web.pdf
[2] https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/trinkwasser/trinkwasserqualitaet
[3] https://www.aerzteblatt.de/archiv/4579/
[4] https://www.bund-naturschutz.de/fileadmin/_migrated/content_uploads/Wasser_-_unser_wichtigester_Rohstoff_01.pdf
[5] [B] https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/trinkwasser/rechtliche-grundlagen-empfehlungen-regelwerk
[6] Krö­plin B, Hen­schel RC: Die Geheim­nis­se des Was­sers. Neu­es­te erstaun­li­che Erkennt­nis­se aus der Was­ser­for­schung. AT Ver­lag Aar­au, 2016.
wei­te­re Infos
Was­ser­tre­ten
Dampf­bad
Kal­tes Fußbad
Hydro­the­ra­pie (Was­ser­the­ra­pie)
Lebens­eli­xier Was­ser – Grund­la­ge allen Lebens

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