Arzneipflanzen-Merkblätter des Kaiserlichen Gesundheitsamts: Nr. 6, Huflattichblätter (1917)

Huf­lat­tich­blät­ter

Der Huf­lat­tich, Acker­lat­tich, Brust­lat­tich, Tus­si­la­go far­fa­ra L., hat einen aus­dau­ern­den, unter­ir­disch krie­chen­den Wur­zel­stock, aus dem gleich zu Beginn des Früh­jahrs, noch bevor die Blät­ter erschei­nen, vier bis zwan­zig Blü­ten­trie­be aus­lau­fen. Die­se Trie­be sind auf­recht, nicht ver­zweigt, von unten bis oben mit klei­nen, brau­nen, spä­ter grü­nen, spit­zen Schup­pen­blätt­chen besetzt; sie sind 6–10, sel­te­ner bis 20 cm lang, spinn­web­ig behaart und tra­gen an der Spit­ze ein nur im Son­nen­schein geöff­ne­tes, gold­gel­bes, 2 cm im Durch­mes­ser gro­ßes Blü­ten­köpf­chen, das vor und nach der Blü­te­zeit hän­gend ist. Die erst nach der Blü­te­zeit erschei­nen­den Blatt­trie­be tra­gen fünf bis sie­ben Blät­ter; die­se sind mit einem bis 10 cm lan­gen, häu­fig vio­lett gefärb­ten Blatt­stiel ver­se­hen; die Blatt­flä­che ist etwas dick­lich, 8–15 cm lang, rund­lich-herz­för­mig, am Ran­de flach gebuch­tet und in den Buch­ten wie­der­um gezähnt; an dem herz­för­mi­gen Grun­de hat sie einen tie­fen Ein­schnitt, am obe­ren Ende ist sie zuge­spitzt. Die unte­ren Blatt­rip­pen gehen strah­len­för­mig vom Blatt­grun­de aus. Die Blät­ter sind auf der Ober­sei­te dun­kel­grün, auf der Unter­sei­te sind sie mit einem dich­ten, leicht ablös­ba­ren, wei­ßen Haar­filz bedeckt.

Huf­lat­tich ist über­all in Deutsch­land an Wege­rän­dern, auf Hügeln, an Acker­rän­dern, auf Ton- und Lehm­bo­den, beson­ders häu­fig an feuch­ten Stel­len, an denen Was­ser durch­si­ckert, ver­brei­tet und tritt meist in dich­ten Bestän­den auf.

Im Juni und Juli wer­den die voll ent­wi­ckel­ten und gut aus­ge­bil­de­ten Blät­ter samt den Stie­len gesam­melt. Es emp­fiehlt sich, die Stel­len im Gedächt­nis zu behal­ten, an denen die im ers­ten Früh­jahr (März bis Mai) her­vor­bre­chen­den, sehr auf­fal­len­den Blü­ten­trie­be sich her­den­wei­se gezeigt haben. Dort kön­nen spä­ter die sehr viel weni­ger in die Augen fal­len­den Blät­ter in Men­ge gesam­melt wer­den. Sie wer­den an der Luft oder bei künst­li­cher Wär­me getrocknet.

Beach­tet beim Sam­meln die in einem beson­de­ren Merk­blatt zusam­men­ge­stell­ten all­ge­mei­nen Regeln. Schont beim Sam­meln die Fel­der und Äcker. Geht nicht beim Sam­meln in die Fel­der hin­ein, sam­melt nur, was am Ran­de steht, reißt nicht die gan­zen Pflan­zen aus, wenn ihr nur die Blü­ten oder Blät­ter zu sam­meln braucht. Beschä­digt die Bäu­me nicht und reißt von ihnen kei­ne Äste ab. Sam­melt nur, wo die Pflan­zen zahl­reich vor­kom­men, laßt ver­ein­zel­te ste­hen, rot­tet sie nicht aus.

Quel­len
Arz­n­ei­pflan­­zen-Mer­k­­blä­t­­ter des Kai­ser­li­chen Gesund­heits­amts /​​ Bearb. in Gemein­schaft mit d. Arz­n­ei­pflan­­zen-Aus­­­schuß d. Deut­schen Phar­ma­zeut. Gesell­schaft Ber­­lin-Dah­­lem. Sprin­ger, Ber­lin, 1917.
wei­te­re Infos
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Huf­lat­tich­blät­ter Monographie

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