Arzneipflanzen-Merkblätter des Kaiserlichen Gesundheitsamts: Nr. 19, Eisenhut (Akonit)-Knollen (1917)

Eisen­hut (Akonit)-Knollen

Eisen­hut, Sturm­hut, Venus­wa­gen, Aco­ni­tus napel­lus L., ist eine aus­dau­ern­de Stau­de, deren Wur­zel­stock aus zwei­rü­ben­för­mi­gen Knol­len besteht, die in einen Schwanz ver­län­gert und mit dün­nen Neben­wur­zeln besetzt sind; die Knol­len sind 4–8 em lang und 2–3 ein dick; aus der älte­ren, dunk­le­ren die­ser Knol­len ent­springt der blü­hen­de Sten­gel, wäh­rend die ande­re hel­le­re, die Toch­ter­knol­le, bestimmt ist, im fol­gen­den Jah­re den Blü­ten­sten­gel zu bil­den. Der Sten­gel ist 1–2 m hoch, auf­recht, gewöhn­lich erst oben ver­zweigt und schwach kan­tig. Die Blät­ter ste­hen abwech­selnd, also am Sten­gel nicht ein­an­der gegen­über, und haben einen bis 10om lan­gen Stiel. Die Blatt­flä­che ist auf der obe­ren Sei­te dun­kel­grün, auf der unte­ren Sei­te blas­ser, tief in drei bis sie­ben Tei­le gespal­ten. Die ein­zel­nen Tei­le sind wie­der­um in zahl­rei­che grö­ße­re und klei­ne­re Lap­pen zer­teilt. Die Blü­ten ste­hen in meist dich­ten Trau­ben am Ende des Sten­gels und der Zwei­ge; sie sind groß, schön und auf­fal­lend geformt. Die Kelch­blät­ter sind blau­vio­lett, in der Form sehr ver­schie­den, eines, von ihnen ist helm­för­mig gestal­tet mit schie­fer Mün­dung. Zwei der im übri­gen unschein­ba­ren Blu­men­blät­ter sind zu eigen­ar­tig sporn­ar­ti­gen, honig­ab­son­dern­den Kör­pern umge­bil­det und ste­hen wage­recht nickend in der Blüte.

Der Eisen­hut ist über­all in Deutsch­land ver­brei­tet, kommt aber im Flach­lan­de nur im Osten vor, wäh­rend er in den Wäl­dern der Gebir­ge, beson­ders im Schwarz­wald, in den Voge­sen, in den baye­ri­schen Alpen, im Rie­sen­ge­bir­ge oft mas­sen­haft auf­tritt und stel­len­wei­se auch in dich­ten Hörs­ten auf Gebirgs­wei­den beob­ach­tet wird.

Vom Eisen­hut wer­den die Knol­len, die als Tube­ra Aco­ni­ti im Han­del sind, sowie das gesam­te blü­hen­de Kraut (Her­ba Aco­ni­ti) gesam­melt; letz­te­res wird aller­dings nur noch wenig ange­wen­det. Man gräbt die am Grun­de des blü­hen­den Sten­gels nicht tief im Boden ste­cken­den bei­den Knol­len aus, sam­melt jedoch nur die noch nicht in einen Sten­gel ver­län­ger­ten, dicken, pral­len, hel­le­ren Toch­ter­knol­len. Von die­sen wer­den die dün­nen Sei­ten­wur­zeln sowie der schwanz­ar­ti­ge Fort­satz mit einem schar­fen Mes­ser abge­schnit­ten, wor­auf die Knol­len sorg­fäl­tig an einem luf­ti­gen Ort, mög­lichst bei einer Wär­me von 20–25 Grad, schnell getrock­net wer­den. Nach voll­kom­me­nem Trock­nen bewahrt man die Knol­len in gut schlie­ßen­den Weiß­blech­ge­fä­ßen auf.

Die Knol­len sind, wie die gan­ze Pflan­ze, sehr stark gif­tig, und das Sam­meln darf des­halb nur von Erwach­se­nen mit allen Vor­sichts­maß­re­geln aus­ge­führt werden.

Beach­tet beim Sam­meln die in einem beson­de­ren Merk­blatt zusam­men­ge­stell­ten all­ge­mei­nen Regeln. Schont beim Sam­meln die Fel­der und Äcker. Geht nicht beim Sam­meln in die Fel­der hin­ein, sam­melt nur, was am Ran­de steht, reißt nicht die gan­zen Pflan­zen aus, wenn ihr nur die Blü­ten oder Blät­ter zu sam­meln braucht. Beschä­digt die Bäu­me nicht und reißt von ihnen kei­ne Äste ab. Sam­melt nur, wo die Pflan­zen zahl­reich vor­kom­men, laßt ver­ein­zel­te ste­hen, rot­tet sie nicht aus.

Quel­len
Arz­n­ei­pflan­­zen-Mer­k­­blä­t­­ter des Kai­ser­li­chen Gesund­heits­amts /​​ Bearb. in Gemein­schaft mit d. Arz­n­ei­pflan­­zen-Aus­­­schuß d. Deut­schen Phar­ma­zeut. Gesell­schaft Ber­­lin-Dah­­lem. Sprin­ger, Ber­lin, 1917.

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