Carum carvi L.

Carum car­vi L. (Kar­ve, Gar­be, Küm­mel), zwei­jäh­ri­ge Pflan­ze aus der Fami­lie der Umbel­li­fe­ren und der Gat­tung Carum, mit spin­del­för­mi­ger, etwas ästi­ger Wur­zel, 0,3–1 m hohem, vom Grund an ästi­gem, kan­tig-gerieftem, kah­lem Sten­gel, dop­pelt gefie­der­ten Blät­tern, fie­der­tei­li­gen Blätt­chen und schmal linea­li­schen Läpp­chen, ohne Hül­len und Hüll­chen, wei­ßen Blü­ten und 5 mm lan­gen Früch­ten. Der K. fin­det sich im mitt­lern und nörd­li­chen Euro­pa bis zur Bir­ken­gren­ze, in Süd­si­bi­ri­en und im Elburz­ge­bir­ge, wächst auf guten, trock­nen Wie­sen und wird in Hol­land, bei Hal­le, Erfurt, Ham­burg, Nürn­berg, in Ost­preu­ßen, Tirol, Nor­we­gen, Schwe­den, Finn­land, Ruß­land auf Fel­dern kul­ti­viert. Sein Anbau gehört zu den ein­träg­lichs­ten Kul­tu­ren. Er for­dert mür­ben, etwas bin­di­gen, kalk­hal­ti­gen, war­men, trock­nen Boden. Man sät ihn wäh­rend der Baum­blü­te in 30 cm von­ein­an­der ent­fern­ten Rei­hen und sorgt dafür, daß die Pflan­zen in den Rei­hen 15 cm von­ein­an­der ent­fernt ste­hen. Man sät den K. aber auch auf Gar­ten­bee­ten und ver­pflanzt ihn im Juli bei trü­bem Wet­ter auf den Acker. Im Herbst schnei­det man das Kraut bis zum Herz­blatt ab und ver­braucht es zur Füt­te­rung. Im fol­gen­den Jahr blüht der K. im Mai und muß geschnit­ten wer­den, sobald die obers­te Dol­de zu rei­sen beginnt und die übri­gen grü­ne, ent­wi­ckel­te Früch­te haben. Man bin­det ihn in klei­ne Bün­del und trock­net die­se auf dem Acker oder dem Hofe. Man baut den K. auch zur Benut­zung der Wur­zeln, sät ihn dann stets auf den Acker, stellt die Pflan­zen beim Jäten 20–25 cm von­ein­an­der und ern­tet die Wur­zeln im Okto­ber, die dann ein der Pas­ti­na­ke ähn­li­ches, aber nicht für jeder­mann ange­neh­mes Gemü­se geben. Der K. lei­det durch Mäu­se, Kanin­chen, Enger­lin­ge und die Lar­ve des Pfei­fers oder der Küm­mel­scha­be (Depres­sa­ria ner­vo­sa Hawort). Der Same ent­hält viel äthe­ri­sches Ö, schmeckt bei­ßend gewürz­haft und dient als Gewürz, in der Bäcke­rei, Käse­fa­bri­ka­ti­on und in der Küche, als Zuga­be zu Mast­fut­ter, zur Dar­stel­lung von äthe­ri­schem Ö und Likö­ren, sel­te­ner als Arz­nei. Das Küm­mel­stroh dient als Schaf­fut­ter, zum Ein­streu­en, als Brenn­ma­te­ri­al und zum Besen­bin­den. Der Rück­stand von der Destil­la­ti­on des Öes ist ein gutes Fut­ter­mit­tel. Er ent­hält 20–23,5° Roh­pro­te­in und 14–16 Proz. Fett. Den bes­ten K. des Han­dels lie­fert Hol­land; 1896 führ­te Deutsch­land 2,153,100 kg ein, davon aus Hol­land 1,978,500 kg. K. wur­de schon im Alter­tum ange­baut und als Gewürz benutzt, er wird in den mit­tel­al­ter­li­chen Arz­nei- und Destil­lier­bü­chern oft genannt und im 12. Jahrh. pries ihn die Äbtis­sin Hil­de­gard als Arz­nei­mit­tel. Auch in den deut­schen Arz­nei­bü­chern des 12. und 13. Jahrh. wird er erwähnt. In städ­ti­schen Spe­ze­rei­ta­xen wird K. zuerst 1304 in Brüg­ge, dann in der Mit­te des 15. Jahrh. in Dan­zig aus­ge­führt. Der römi­sche oder Mut­ter­küm­mel stammt von Cumi­num Cyminum.

Quel­le
Mey­ers Gro­ßes Kon­­­ver­­­sa­­ti­ons-Lexi­­kon (Sechs­te Auf­la­ge). Ein Nach­schla­ge­werk des all­ge­mei­nen Wis­sens. Sechs­te, gänz­lich neu­be­ar­bei­te­te und ver­mehr­te Auf­la­ge. Mit mehr als 16,800 Abbil­dun­gen im Text und auf über 1500 Bil­der­ta­feln, Kar­ten und Plä­nen sowie 160 Text­bei­la­gen. Leip­zig und Wien: Biblio­gra­phi­sches Insti­tut, 1905–1909 (Infos).

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