Das Prämenstruelle Syndrom (PMS)

Es wird geschätzt, dass etwa 70–75 Pro­zent aller Frau­en – wenigs­tens manch­mal – an leich­ten, mit­tel­schwe­ren oder schwe­ren PMS-For­men lei­den. Lan­ge wur­de PMS als ein rein see­li­sches Pro­blem abge­tan. Heu­te wis­sen wir, dass es über­wie­gend eine kör­per­li­che Gesund­heits­stö­rung ist. Hor­mon­un­gleich­ge­wich­te, z. B. das Über­wie­gen der Östro­gen­wir­kung im Ver­gleich zur Pro­ges­te­ron­wir­kung, ver­ur­sa­chen vie­le Reak­tio­nen, von der Was­ser­ein­la­ge­rung bis hin zu Kreis­lauf­pro­ble­men. Heil­pflan­zen und homöo­pa­thi­sche Arz­nei­mit­tel sind – genau­so wie Ände­run­gen von Lebens­stil und Ernäh­rungs­wei­se – aus der natur­heil­kund­li­chen Behand­lung der PMS nicht wegzudenken.

Das prä­men­struel­le Syn­drom (PMS) ist kein nor­ma­ler Bestand­teil im Leben von Frau­en. PMS tritt etwa 1–2 Wochen vor dem Beginn (lat. prä…) der monat­li­chen Blu­tung (lat. menstru­us) auf. Die PMS-Sym­pto­me und ‑Beschwer­den unter­schei­den sich sehr stark: Eini­ge Frau­en erle­ben aus­schließ­lich rein kör­per­li­che Beschwer­den, wäh­rend ande­re mit einer Unzahl see­li­scher Pro­ble­me kon­fron­tiert sind. Vie­le ande­re Frau­en erle­ben wie­der­um über­haupt kei­ne PMS-Beschwerden.

Was sind die häufigsten PMS-Beschwerden?

Die Sym­pto­me rei­chen von Stim­mungs­schwan­kun­gen über Ner­vo­si­tät bis hin zu Reiz­bar­keit. Völ­le­ge­fühl (Bläh­bauch) und ande­re Beschwer­den des Ver­dau­ungs­trak­tes sind eben­falls sehr häu­fig, beson­ders bei Frau­en in der Peri­me­no­pau­se (das ist die Zeit bevor die Wechseljahre/​Menopause voll­stän­dig begin­nen). Ver­grö­ßer­te Brüs­te und schmerz­haf­tes Brust­span­nen, Unter­leibs­krämp­fe und/​oder Was­ser­ein­la­ge­run­gen in Hän­den und Füßen, gestei­ger­ter Appe­tit beson­ders auf koh­len­hy­dratrei­che Nähr­stof­fe und Scho­ko­la­de sowie Haut­pro­ble­me sind sehr häu­fig. Wäh­rend vie­le Frau­en kei­ne oder nur gerin­ge Pro­ble­me in die­ser Zeit haben, erlei­den ande­re extrem belas­ten­de Schmer­zen und see­li­sche Ver­stim­mun­gen, die mit ernst­haf­ten Kon­se­quen­zen für ihren All­tag ein­her­ge­hen. Wei­te­re Pro­ble­me betref­fen Kopf­schmer­zen (Migrä­ne-Typ), Rücken­schmer­zen, Ver­gess­lich­keit oder extre­me Müdig­keit. In vie­len Fäl­len kön­nen betrof­fe­ne Frau­en ihr nor­ma­les Arbeits­le­ben nicht fortführen.

Was beeinflusst PMS-Beschwerden?

For­schun­gen zei­gen, dass vie­le die­ser Sym­pto­me im Zusam­men­hang mit extre­men und chro­nisch-wie­der­keh­ren­den Schwan­kun­gen des Hor­mon­zy­klus ste­hen. Die­ses gestör­te hor­mo­nel­le Gleich­ge­wicht ist von einer Viel­zahl von Ein­fluss­fak­to­ren abhän­gig. Oft­mals ist PMS z. B. mit einem hor­mo­nel­lem Ungleich­ge­wicht bei den Pro­sta­glan­di­nen ver­knüpft, einer Grup­pe aus Fett­säu­ren gebil­de­ter, hor­mon­ähn­li­cher Sub­stan­zen. Sehr nach­tei­lig ist auch eine Ernäh­rungs­wei­se mit viel Fleisch, aber nur wenig kalt ver­ar­bei­te­ten Ölen wie z. B. nati­ves, kalt­ge­press­tes Oli­ven­öl (extra vir­gin oli­ve oil) oder hoch­wer­ti­gen Fisch­öle (wie z. B. vom Lachs). Zudem muss die Leber, das wohl am meis­ten ver­nach­läs­sig­te Organ, immer in Betracht gezo­gen wer­den: Sie ist näm­lich u. a. für die Ent­gif­tung des Kör­pers und den Abbau der Hor­mo­ne zustän­dig. Was kann PMS außer­dem noch ver­schlim­mern? Schlaf­man­gel, Alko­hol, wei­ßer Zucker und ein ober­fläch­li­cher Lebens­stil ohne Ver­wirk­li­chung von wah­rem inne­ren Glück und Zufrie­den­heit. Ach­tung: Immer ist es rat­sam, dass sich PMS-Betrof­fe­ne auf mög­li­che, bis­lang noch nicht dia­gnos­ti­zier­te Erkran­kun­gen von Schild­drü­se oder Abwehr­sys­tem sowie auf Hefe-Infek­tio­nen hin unter­su­chen las­sen. Rau­chen schließ­lich ver­stärkt Stress und ver­schärft somit umge­kehrt auch Beschwer­den durch prä­men­struel­le Beschwerden.

Ist PMS ernährungsmedizinisch zu lindern?

Grund­sätz­lich gilt: Frau­en mit PMS soll­ten ihre Ernäh­rung mit Bedacht aus­wäh­len. Das glei­che gilt beson­ders auch für Frau­en mit prä­men­struel­ler Migrä­ne. Unraf­fi­nier­te, kalt-gepress­te Samen- und Nuss-Öle , z. B. Sonnenblumen‑, Lein- oder Sesam-Öl, sind äußert wich­tig. Die­se kön­nen z. B. in Sala­ten oder Joghurts ver­wen­det wer­den. Apro­pos Joghurt: Ver­wen­den Sie am bes­ten sol­che Pro­duk­te, die leben­de Bak­te­ri­en ent­hal­ten (Reform­haus). Nacht­ker­zen­öl (Oeno­the­ra bien­nis L.) ist sehr wirk­sam im Kampf gegen PMS. Sei­ne Vit­ami­ne aus der B‑Gruppe erwei­sen sich oft als effek­tiv bei Völ­le­ge­fühl, Gewichts­zu­nah­me und Akne. Magne­si­um wie­der­um ist in Fei­gen, Nüs­sen, Zitro­nen und Pam­pel­mu­sen, aber auch in Bana­nen ent­hal­ten. Wei­zen­kei­me sind eine wun­der­ba­re Quel­le für wich­ti­ge Nähr­stof­fe und wir­ken oft gut bei Brust­span­nen und ‑schmer­zen. Hin­weis: Sie soll­ten auch den Ver­brauch von Kaf­fee, koh­len­säu­re­hal­ti­gen Geträn­ken mit Kof­fe­in, Scho­ko­lo­de, kurz­um alle mög­li­chen Kof­fe­in-Quel­len, ver­mei­den. Denn: Zahl­rei­che Stu­di­en haben gezeigt, dass Kof­fe­in Angst und Schlaf­stö­run­gen ver­ur­sa­chen kann. Auf jeden Fall ver­schlech­tert Kof­fe­in PMS-Beschwer­den. Z. B. indem es unse­ren Blut­druck und die Stress­emp­find­lich­keit stei­gert, was ja nun wirk­lich nie­mand von uns braucht. Noch schlim­mer, es stei­gert auch die Frei­set­zung des Stress­hor­mons Adre­na­lin. Sehr wich­tig sind schließ­lich auch: Vit­amin E, Vit­amin B‑Komplex, Magne­si­um (zusam­men mit Cal­ci­um) sowie das bereits erwähn­te Nacht­ker­zen­öl (mög­li­cher­wei­se auch Johan­nis­beer- oder Borretsch-Öl).

Eine indi­vi­du­ell ange­mes­se­ne, abwechs­lungs­rei­che, qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Ernäh­rung ist bei PMS äußerst bedeut­sam: Mahl­zei­ten, die viel kom­ple­xe Koh­len­hy­dra­te ent­hal­ten, sind oft sehr hilf­reich. Solch eine Ernäh­rung kann die Pro­duk­ti­on von Sero­to­nin anre­gen (ein kör­per­ei­ge­nes Hor­mon mit anti­de­pres­si­ver Wir­kung). Umge­kehrt wird eine Diät mit viel rotem Fleisch und Milch­pro­duk­ten das Ungleich­ge­wicht von Östro­ge­nen und Pro­ges­te­ro­nen (also den weib­li­chen Geschlechts­hor­mo­nen) nur wei­ter för­dern. Es ist sehr bedeut­sam, auch den Blut­zu­cker­spie­gel sta­bil zu hal­ten. Klei­ne Mahl­zei­ten über den Tag ver­teilt ist essen­ti­ell. Auch zwi­schen Nah­rungs­mit­tel-All­er­gien und PMS gibt es Zusam­men­hän­ge, die – bei ent­spre­chen­dem Ver­dacht – unter­sucht wer­den sollten.

Pflanzliche Heilmittel bei PMS

Wenn es um pflanz­li­che Heil­mit­tel­wir­kun­gen bei PMS geht, liegt eine Viel­zahl exzel­len­ter, wis­sen­schaft­li­cher For­schungs­er­geb­nis­se vor. Jede Frau ist ganz unter­schied­lich, wes­we­gen es wich­tig ist, dass eine Experten/​ein Exper­te indi­vi­du­ell ein Pro­gramm aus Vit­ami­nen und Pflan­zen­heil­mit­tel für die betrof­fe­ne Frau zusam­men­stellt. Wahl­los irgend­wel­che Gesund­heits-Pro­duk­te in Apo­the­ken, Reform­häu­sern oder Dro­ge­rien zusam­men­zu­kau­fen, kos­tet zwar viel Geld, dürf­te aber zumeist nicht zur erwünsch­ten Beschwer­de­lin­de­rung füh­ren. Die fol­gen­den Emp­feh­lun­gen zei­gen nur eine klei­ne Aus­wahl der mög­li­chen Heilpflanzen-Kombinationen:
Keuschlamm (Mönchs­pfef­fer, Vitex agnus cas­tus L.) sti­mu­liert Hypo­phy­sen­drü­se und nor­ma­li­siert hor­mo­nel­le Funktionen.
Dami­a­na (Tur­ne­ra dif­fu­sa) har­mo­ni­siert das Hor­mon­kleid der Frau und stei­gert die Leistungskraft.
Frau­en­man­tel­kraut (Alche­mil­la xan­tochlo­ra) regu­liert den Mens­trua­ti­ons­zy­klus. Die Heil­pflan­ze kann gut mit Trau­ben­sil­ber­ker­ze (Cimici­fu­ga race­mo­sa) oder Dong quai (“Gin­seng für Frau­en”, Ange­li­ca sinen­sis) kom­bi­niert werden.
Schaf­gar­be (Achil­lea mil­le­fo­li­um) lin­dert Unter­leibs­krämp­fe und kann mit Frau­en­man­tel­kraut (Alche­mil­la xan­tochlo­ra) kom­bi­niert werden.
Johan­nis­kraut­öl (Hyperi­cum per­fo­ra­tum). Bevor die Mens­trua­ti­on ein­setzt, lin­dert ein war­mer Johan­nis­kraut­öl-Umschlag, auf den Unter­leib auf­ge­legt, die Beschwerden.

Homöopathie

Die Homöo­pa­thie bie­tet bei PMS ein brei­tes Heil­mit­tel-Spek­trum. Eine gro­ße Zahl von Ein­zel­mit­teln oder Kom­plex-Homöo­pa­thi­ka kön­nen durch erfah­re­ne The­ra­peu­ten ein­ge­setzt wer­den. Zu den wich­tigs­ten gehö­ren (in Klam­mern ste­hen typi­sche Eigenschaften):
Sepia (wich­tig, wenn Unklar­hei­ten gegen­über ande­ren zu Zorn und Reiz­bar­keit füh­ren. Gro­ße Müdig­keit tritt auf. Kör­per­li­che Akti­vi­tät stei­gert die Leistungskraft)
Nux vomica (nötig bei Unge­duld, ’schwa­chen Ner­ven’ und Geräusch-Über­emp­find­lich­keit. Hilf­reich auch bei bestimm­ten Zuckun­gen und Krämpfen)
Pul­sa­til­la (defi­ni­tiv hilf­reich für Frau­en mit schnel­len Stim­mungs­schwan­kun­gen, die ’nah am Was­ser gebaut sind’, und die viel Zuwen­dung und Bestä­ti­gung benötigen)

Hin­weis: Grund­sätz­lich ist es rat­sam, einen qua­li­fi­zier­ten, erfah­re­nen Homöo­pa­then (Arzt, Heil­prak­ti­ker) aufzusuchen.

Zusam­men­fas­send zeigt sich, dass PMS ein mul­ti-fak­to­ri­el­les Pro­blem ist, für das es oft­mals kei­ne rasche Lösung gibt. Trotz­dem ist es aber den Ver­such wert, PSM-Beschwer­den durch eine Ände­rung des Lebens­stils und durch Ände­run­gen der Ernäh­rungs­wei­se bes­ser in den Griff zu bekom­men. Reicht dies nicht, hält die ‘Apo­the­ke Got­tes’ in Form z. B. von pflanz­li­chen oder homöo­pa­thi­schen Arz­nei­mit­teln wei­te­re the­ra­peu­ti­sche Mög­lich­kei­ten vor, die bei qua­li­fi­zier­ter Ver­wen­dung befrie­di­gen­de bis gute The­ra­pie­er­fol­ge mög­lich machen.

(Hin­weis: Kei­ner der Hin­wei­se die­ses Bei­tra­ges ist ein direk­ter medi­zi­ni­scher Rat. Wenn Sie Medi­ka­men­te ein­neh­men, soll­ten Sie einen zuge­las­se­nen Arzt oder Heil­prak­ti­ker konsultieren).

Autoren
Dr. Gabri­el­le von Pagen­hardt, Water­loo (Onta­rio), Kana­da | Über­set­zung Rai­ner H. Buben­zer, Heil­pflan­­zen-Welt (2003).
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Eng­li­sche Ver­si­on des Textes
Natür­li­che Drei­fach­hil­fe beim Prä­men­struel­len Syndrom

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