Zukker

Hahnemanns Apothekerlexikon
vorheriges KapitelZurückInhaltsverzeichnisWeiternächstes Kapitel

Zuk­ker (Sac­charum). Der bis­her am all­ge­meins­ten ein­ge­führ­te Zucker kömmt von Sac­charum offi­ci­na­rum, L. [Ple­nk, pl. med. tab. 40] mit ris­pen­för­mi­gen Blu­men und ebe­nen Blät­tern, einer in Afri­ka, in Ost-und West­in­di­en auf feuch­tem, über­schwemm­tem nied­ri­gem Boden theils ein­hei­mi­schen, theils gebau­ten, in Euro­pa nur in Spa­ni­en und Por­tu­gall gedei­hen­den, rohr­ar­ti­gen Pflan­ze mit viel­jäh­ri­ger Wur­zel, deren Hal­me über acht Fuß Hohe und eine Dicke von zwei Zoll errei­chen. Das wei­ße, schwam­mi­ge, süße Mark der hoh­len Hal­me wird zwi­schen Wal­zen aus­ge­preßt, und der Saft vor der schnell erfol­gen­den Gäh­rung sogleich (unter Zusatz von leben­di­gem Kal­ke oder etwas Sei­fen­sie­der­lau­ge) bis dahin ein­ge­sot­ten, daß der gro­be Zucker bei Erkal­tung in sand­korn­gro­ßen, brau­nen Kry­ställ­chen klum­pen­wei­se zusam­men rinnt (Kas­so­na­de, Mosco­wa­de, Mehl­zu­cker, Tho­mas­zu­cker, Sac­charum cru­dum, s. Tho­mae­um) wovon man den Sirup (Melas­se) abtröp­feln läßt.

Aus dem rohen, von selbst in Gäh­rung über­ge­gan­ge­nen Zucker­rohr­saf­te destil­lirt man den berühm­ten Brannt­wein, den Rum, wäh­rend die mit 8 Thei­len Was­ser ver­dünn­te und mit Hefen in Gäh­rung gebrach­te Melas­se die gerin­ge­re Taf­fia in der Destil­la­ti­on, dort zur Stel­le liefert.

Aus die­sem grau­en, oder gel­ben Rohr­zu­cker wer­den durch Läu­te­rung 2/​5 wei­ßen Zuckers her­ge­stellt, durch Auf­lö­sen in dün­ner Sei­fen­sie­der­lau­ge, Abschäu­men mit Eiweiß, oder Rinds­blut, Ein­sie­den bis zur gehö­ri­gen Dicke und Auf­fül­len in umge­kehr­te, irde­ne, inwen­dig ange­feuch­te­te Hut­for­men mit einer ver­stopf­ten Oef­nung am spit­zi­gen Boden, die man, wenn der Zucker nach meh­rern Tagen sich ver­ei­nigt und sich ver­här­tet hat, eröf­net, wodurch nun der hel­le­re Sirup abträu­felt und den noch etwas grau­en, lö-che­rich­ten Lum­pen­zu­cker (Sac­charum mis­cel­la­ne­um) zurück läßt, der mehr in Stü­cken als in Hüten erscheint.

Durch die­se mehr­mahls wie­der­hol­te Ope­ra­ti­on wird der Hut­zu­cker immer fei­ner, nur daß nun bei fort­ge­setz­ter Ver­fei­ne­rung der Zucker in den For­men nach Ablas­sung des Sirups mit einem dün­nen Tei­ge, aus Pfeif­fen­thon mit Was­ser ange­rührt, zwei bis drei Fin­ger hoch bedeckt wird (sucre terre) des­sen all­mäh­lich durch den Zucker hin­durch­si­ckern­de Feuch­tig­keit alle im Innern noch übri­gen Spu­ren Sirups oder honig­ar­ti­gen Wesens unbe­merkt mit sich nimmt und durch die unte­re Oef­nung in der Spit­ze aus­tröp­feln läßt; ein Erfolg, der durch die Wär­me der Stu­be begüns­tigt wird.

So ent­ste­hen im Han­del die ver­schied­nen Sor­ten Zucker.

Vom rohen oder Mehl­zu­cker stei­gen die Sor­ten in der Güte fol­gen­der­ma­sen. Bru­ne Mar­ti­nik. Bru­ne Gada­lup. Brun franch­se Dom­in­go. Ante­go Mosco­va­de. Bar­ba­dos Mosco­va­de. Eng­lisch Jamai­ka Mosco­va­de. Bra­si­li­sche Mosco­va­de. Weiß bra­si­li­scher Puder. Wei­ßer fran­scher Puder.

Die raf­fi­nir­ten oder Hut­zuk­ker stei­gen in der Güte fol­gen­der­ma­sen. Ordi­nair Lum­pen. Fein Lum­pen Or-din­air groß Melis. Fein groß Melis. Ordi­nair klein Melis. Fein klein Melis. Ordi­nair Refi­na­de. Ordi­nair fein Puder­brod. Fein­fein Puder­brod. Candisbrod.

Durch Auf­lö­sen einer die­ser Sor­ten in Was­ser, Ein­ko­chen bis zur Sirups­di­cke, Ein­fül­len in Käs­ten, (in wel­chen quer­über Zwirn­fä­den gezo­gen sind durch vie­le Sei­ten­öf­nun­gen, die man wie­der mit Papier ver­kleis­tert hat) und funfzehn- bis zwan­zig­tä­gi­ges Hin­stel­len in sehr stark geheit­zte Stu­ben, ent­ste­hen die ver­schied­nen Arten Zucker­kand, oder Can­dis­zu­cker (Sac­charum can­dum) an gedach­ten Fäden krystal­li-sirt, in sechs­sei­ti­gen lie­gen­den Pris­men, wovon nur vier Sei­ten sicht­bar sind (zwei davon dach­för­mig in die Höhe gekehrt), an den Enden abge­stutzt, des­sen Sor­ten, nach­dem Mosco­va­de, Puder, Lum­pen oder fei­ner Zucker dazu genom­men wor­den, im Han­del fol­gen­der­ma­sen in der Güte stei­gen: Ordi­nair Braun Can­dis. Fein Braun Can­dis. Gel­ber Can­dis. Weiß Candis.

Der ganz fei­ne Zucker ist ein rei­nes süßes, wesent­li­ches Pflan­zen­salz (völ­lig dys­oxy­ge­ni­sir­te Pflan­zen­säu­re?) wel­ches bei etwa 50° Fahr. in glei­chen Thei-len Was­ser und in etwas mehr als vier Thei­len sie­den­den Wein­geis­tes auf­lös­bar, kei­ne Spur von her­vor­ste­chen­der Säu­re zeigt, in ganz rei­nem Was­ser kei­ner Gäh­rung vor sich fähig ist, in der Wär­me zer­geht oder in sei­nem eig­nen Krystal­li­sa­ti­ons­was­ser zer­fließt, und in stär­ke­rer Hit­ze sich zer­setzt, das ist, braun und zäh­flüs­sig wird (gebrann­ter Zucker, sac­charum tostum), einen bränz­licht sau­ern Dampf aus­stößt, end­lich sich ent­zün­det, auf­bläht, und mit hel­ler Flam­me zur schwer ein­zu­äschern­den Koh­le verbrennt.

Mit etwas Gewächs­glu­ten und frei­er Säu­re ver­setzt und in einem wenigs­tens glei­chen Gewich­te Was­ser auf­gelößt, gie­bt der Zucker eine Flüs­sig­keit, die in einer gemä­sig­ten Wär­me alle Bedin­gun­gen zur Wein-gäh­rung ver­ei­nigt und die Grund­mi­schung zu allen bekann­ten wei­nich­ten Flüs­sig­kei­ten ausmacht.

Da aber kei­ne Gäh­rung mög­lich ist, wenn eine ein­zi­ge die­ser Bedin­gun­gen fehlt, und da am wenigs­ten, wo das Ver­hält­niß des Was­sers (der Feuch­tig­keit) all­zu gering ist, so wen­de­te die Phar­ma­zie die­sen Grund­satz auf die Erhal­tung der vor sich so leicht in Gäh­rung und Ver­derb­niß über­ge­hen­den, arz­nei­li­chen, aus­ge­preß­ten Frucht­säf­te, Auf­güs­se und Dekok­te der Gewäch­se an, und fand im Zucker ein so unschäd­li­ches als wirk­sa­mes indi­rek­tes Ver­min­de­rungs­mit­tel der Feuch­tig­keit die­ser flüs­si­gen Arz­nei­en, indem sie ihnen den trock­nen Zucker in der Wär­me in so star­ker Pro­por­ti­on zusetz­te, daß dar­aus Zucker­säf­te (Siru­pe, Siru­pi), das ist, wenig flüs­si­ge, nun aller Gäh­rung unfä­hi­ge Arz­nei­mit­tel entstanden.

Bei den meis­ten Dekok­ten und allen blos fixe­re Thei­le der Pflan­zen ent­hal­ten­den Aus­zü­gen hat die­se Berei­tung zu Siru­pen kei­ne so gro­ße Schwie­rig­keit, da man hier durch Ein­ko­chen der durch­ge­sei­he­ten und mit einer belie­bi­gen oder in dem Dis­pen­sa­to­ri­um fest­ge­setz­ten Men­ge Zucker ver­setz­ten Brü­he, die Flüs­sig­keit so weit ver­min­dern kann, daß die dick­flüs­si­ge Arz­nei, unter dem Nah­men Sirup, nicht wei­ter in Gäh­rung und Ver­derb­niß über­ge­hen kann; wobei die empi­ri­schen Zei­chen der gehö­ri­gen Kon­sis­tenz sich dar­auf beschrän­ken, daß ein her­aus­ge­nom­me­ner Trop­fen, den man auf einen Tel­ler fal­len läßt, rund blei­ben und beim Auf- und Nie­der­bie­gen des Tel­lers nicht ver­lau­fen, auch eine runz­lich­te Haut zei­gen muß, wenn man schief dar­auf bläßt. (Die­se Merk­ma­le sind von noch unent­behr­li­che­rer Not­hwen­dig­keit bei Berei­tung der Honig­säf­te, w.s.).

Da aber eine gro­ße, ich möch­te sagen, die größ­te Men­ge arz­nei­li­cher in Sirup zu ver­wan­deln­der Flüs­sig­kei­ten, z.B. Auf­güs­se geruch­vol­ler Pflan­zen, aus­ge­preß­te Frucht­säf­te oder Emul­sio­nen, ohne Zer­set­zung ihrer Bestandt­hei­le oder Ent­wei­chung ihrer Arz­nei­kräf­te fast nicht das min­des­te, geschwei­ge anhal­ten­des Kochen ertra­gen, so bleibt bei die­sen blos ein gehö­ri­ger Zusatz Zucker als das ein­zig mög­li­che (indi­rek­te) Ver­min­de­rungs­mit­tel der Feuch­tig­keit die­ser Arz­nei­mit­tel übrig, wenn sie zur Gäh­rung unfä­hi­gen Flüs­sig­kei­ten, das ist, zu balt­ba­ren, kräf­ti­gen Siru­pen wer­den sollen.

Im All­ge­mei­nen nimmt man zu neun bis zehn Unzen sol­cher durch­ge­sei­he­ten Flüs­sig­kei­ten sechs­zehn Unzen trock­nen, fein gepül­ver­ten und zwar, um das Cand­iren und Wie­der­an­schie­ßen des Zuckers aus dem fer­ti­gen Siru­pe zu ver­mei­den, ent­we­der die wei-ßes­te Sor­te Mehl­zu­cker oder die gerings­te Sor­te Lum­pen­hut­zu­cker – obgleich eini­ge aus­län­di­sche Dis­pen­sa­to­ri­en (zweck­wid­rig) kei­nen andern als den raf­fi­nir-tes­ten Zucker zuge­ben wol­len – läßt die Mischung ein Paar Augen­bli­cke sie­den, und sie sogleich unter Umrüh­ren wie­der erkal­ten, wenn vor­her nicht noch das Durch­sei­hen nöthig ist.

Bei schlei­mi­gen Infu­sio­nen und Dekok­ten ist das bes­te Ver­hält­niß zu neun bis zehn­te­halb Unzen Flüs­sig­keit, sechs­zehn Unzen Zucker, bei säu­er­li­chen aus­ge­preß­ten Frucht­säf­ten aber auf zwölf Unzen acht­zehn Unzen Zucker.

Flüs­si­ge Arz­nei­en hin­ge­gen, wel­che ohne Zer­set­zung ihrer Bestandt­hei­le, ohne Gerin­nung ihres Eiweiß­stof­fes und ohne Ver­let­zung ihrer nöthi­gen Far­be, wie z.B. der Auf­guß der März­veil­chen, die aus­ge­preß­ten Säf­te wohl­rie­chen­der Pflan­zen, die Emul­sio­nen (Samen­milche) und wäs­se­ri­gen Auf­lö­sun­gen eini­ger Gum­mi­har­ze, des Gum­mi­am­mo­ni­aks, u.s.w. kei­ne Sie­de­hit­ze ertra­gen kön­nen, müs­sen mit ihrem gehö­ri­gen Ver­hält­nis­se – z.B. zwei Unzen Vio­len­auf­guß mit drei Unzen fein gepül­ver­ten trock­nen Zuckers ver­mischt, in einer ver­stopf­ten Fla­sche, unter Umschüt­teln, so lan­ge im Was­ser­ba­de oder einer noch nied­ri­gern Wär­me (etwa 120° Fahr.) erhal­ten wer­den, bis die Auf­lö­sung des Zuckers zu Stan­de ist.

Der kräf­tigs­te Sirup der Gar­ten­nel­ke und eini­ger andern Blu­men von so flüch­ti­gem Geru­che wird ver­fer­tigt, wenn man die schon zur Sirups­kon­sis­tenz gekoch­te Zucker­auf­lö­sung mit den frisch­ten Blu­men ver­mischt in einer ver­stopf­ten Fla­sche, etwa einen Tag über, in gelin­der Wär­me diger­irt, und den geschwän­ger­ten Zucker­saft dann durchseihet.

Zur Tafel­kon­sis­tenz gesot­te­nen, das ist, den eines ansehn­li­chen Theils sei­nes Krystal­li­sa­ti­ons­was­sers beraub­ten Zucker (m.s. Tafel­kon­sis­tenz unter Mor­sel­len) rathen eini­ge zur Berei­tung der Siru­pe aus Emul­sio­nen zu neh­men, und ihn wäh­rend dem Erkal­ten all­mäh­lich unter ste­tem Umrüh­ren damit zu mischen.

Man bedie­ne sich zum Kochen der Siru­pe (wenigs­tens der aus säu­er­li­chen Frucht­säf­ten) stein­zeug­ner Näp­fe ent­we­der äus­ser­lich mit Lehm­teig (mit Rinds­blut und Kam­mer­schlag durch­kne­tet) beschla­gen oder mit einer eisen­blech­nen Scha­le umge­ben, wie unter Abdampf­scha­len gelehrt wor­den ist.

Die fer­ti­gen und durch ein ganz rei­nes wol­le­nes, dich­tes Tuch gesei­he­ten Zucker­säf­te wer­den, völ­lig erkal­tet, in stein­zeug­nen, fest zuge­bun­de­nen Krü­gen an einem kal­ten Orte verwahret.

Daß eine Men­ge Siru­pe bei aller Kunst doch ziem­lich unkräf­tig aus­fal­len, ist nicht die Schuld des red­li­chen, geschick­ten Apo­the­kers, son­dern der Ver­fer­ti­ger der Dis­pen­sa­to­ri­en, und der Aerz­te, die der­glei­chen so haben wol­len. Es steht des­halb dem Apo­the­ker nicht zu, z.B. die destil­lir­ten Was­ser der Pflan­zen, deren Siru­pe aus den gepreß­ten Säf­ten, auf die her­ge­brach­te Wei­se berei­tet, bei aller Vor­sicht den­noch geruch­los aus­fal­len, auf eig­ne Hand dar­un­ter zu mischen, und Din­ge kräf­ti­ger zu machen, die viel­leicht nicht kräf­ti­ger seyn sollen.

Eben wegen Ver­min­de­rung der Feuch­tig­keit und der daher rüh­ren­den Hin­de­rung aller Gäh­run­gen und Ver­derb­nis­se dient der Zucker zur Auf­be­wah­rung fri­scher Vege­ta­bi­li­en, zum soge­nann­ten Ein­ma­chen der Früch­te in kon­sis­ten­tem, heiß dar­über gegos­se­nem Sirup und eini­ger grü­nen Wur­zeln und Sten­gel (Con­di­ta), eine Ver­rich­tung, die der Apo­the­ker den Zucker­bä­ckern über­läßt, so wie das Ueber­zie­hen mit einem trock­nen, undurch­sich­ti­gen Zucker­gus­se (Con­fec­tion­es). Phar­ma­zeu­ti­scher ist der Behuf des Zuckers, um theils gewis­se schwer zu pül­vern­de Sub­stan­zen (z.B. Kam­pher) damit zu ver­rei­ben, theils das Volu­men stark­wir­ken­der Din­ge durch Rei­ben mit Zucker unschäd­lich zu ver­grö­ßern, daß man nun mit Sicher­heit einen zehn­ten und zwan­zigs­ten Theil eines Grans (z.B. Mohn­saft, Brech­wein­stein, u.s.w.) abt­hei­len kann. Eben so zuträg­lich ist die Eigen­schaft des Zuckers durch sei­nen Bei­tritt wesent­li­che (und fet­te) Oele mit­telst Rei­bens in wäs­se­ri­gen Flüs­sig­kei­ten theils auf­lös­bar (Oel­zu­cker unter Oele, wesent­li­che), theils damit misch­bar zu machen, wie in den ölich­ten Trän­ken und Lecksäften.

Der Zucker hin­dert die Milch an der Gerinnung.

Wenn man einen Theil Zucker in einer klei­nen Retor­te mit sechs Thei­len ver­dünn­ter, oder andert­halb Thei­len rau­chen­der Sal­pe­ter­säu­re bei ange­kit­te­ter Vor­la­ge mit der Hülfs­röh­re (gezeich­net unter Sal­mi­ak­geist) aus einem gelind erwärm­ten Sand­ba­de destil­lirt, so geht unter Auf­schäu­men des Zuckers und unter Ent­wi­cke­lung rother Dämp­fe, eine blau­grü­ne Sal­pe­ter­säu­re über, bis zulezt auch rothe Dämp­fe in der Vor­la­ge bemerkt wer­den, wor­auf man die Destil­la­ti­on abbricht, den flüs­si­gen Rück­stand in der Retor­te in ein Glas gießt, und die läng­licht vier­sei­ti­gen Krys­tal-len in der Käl­te anschie­ßen läßt, sie auch wohl um die Sal­pe­ter­säu­re rein davon zu brin­gen, noch­mahls in destil­lir­tem Was­ser auf­löst, die Auf­lö­sung abdampft und wie­der­um anschie­ßen läßt. Die­ses krystal­li­sir­te Salz, die Zucker­säu­re (Aci­dum Sac­cha­ri) hat einen sehr sau­ern Geschmack, beschlägt mit der Zeit äus­ser­lich stau­big, löset sich in glei­chen Thei­len sie­den­dem Was­ser in einer dop­pel­ten Men­ge sie­den­dem Wein­geis­te auf, und bil­det mit einer zur völ­li­gen Sät­ti­gung unzu­rei­chen­den Men­ge Pota­schlau­gen­salz ver­bun­de­nen, das Sau­er­klee­salz, w.s. Völ­lig aber mit die­sem Lau­gen­sal­ze gesät­tigt, gie­bt die­se Säu­re ein sehr emp­find­li­ches Ent­de­ckungs­mit­tel der Kalk­er­de. Zur Arz­nei ist die­se Säu­re, aus­ser im Sau­er­klee­sal­ze, noch nicht gebraucht wor­den. Drei Thei­le Zucker lie­fern mit 30 Thei­len Sal­pe­ter­säu­re bear­bei­tet, nur Einen Theil die­ser Säure.

Da die meis­ten Nah­rungs­mit­tel der Men­schen, bei denen sie sich wohl befin­den, mehr oder weni­ger Zucker­stoff ent­hal­ten, so läßt sich urt­hei­len, daß der Zuk­ker aller­dings, wenigs­tens in Ver­bin­dung mit den wesent­li­chern Nah­rungs­stof­fen etwas zur Erhal­tung und Mun­ter­keit der­sel­ben bei­tra­ge, und, in klei­ner Men­ge genos­sen, nicht nur unschäd­lich son­dern auch wohl erfor­der­lich zum Leben sei. Wel­chen genau­en Ant­heil beim Ersat­ze uns­rer fes­ten und flüs­si­gen Thei­le aber der Zucker­stoff habe, ist uns noch unbe­kannt. In all­zu gro­ßer Men­ge hin­ge­gen genos­sen, erregt er (am deut­lichs­ten und ehes­ten beim unver­wöhn­ten, natur­ge­mä­ßern Men­schen) Ekel, und die­ser deu­tet uns die Grän-zen sei­nes wohlt­hä­ti­gen Genus­ses eini­ger­ma­sen an, und zeigt uns, daß über ein gewis­ses Ver­hält­niß hin­aus sein Genuß schäd­lich, wenigs­tens arz­nei­lich, wer­den müs­se. Und in der That haben auch Erfah­run­gen gelehrt, daß er in eini­ger Ueber­ma­se nicht nur bei schlaf­fen Kör­pern Nei­gung zur Säu­re in den ers­ten Wegen, Erschlaf­fung der­sel­ben, und Schleim­erzeu­gung (als Ver­an­stal­tung der Natur sich vor die­ser Säu­re zu schüt­zen) son­dern auch, zuwei­len sehr bald, Schwä­che des Zahn­fleisches und Schmer­zen und Wackeln der Zäh­ne erre­ge, auch wohl zur Zer­stö­rung der­sel­ben bei­tra­ge. Ist der Genuß des Zuckers sehr häu­fig, und macht er fast die ein­zi­ge Diät aus, so erfolgt Anschwel­len und schwam­mi­ge, leicht blu­ten­de Lecker­heit des Zahn­fleisches, nebst Schwä­che des gan­zen Kör­pers und fast jedes Sym­ptom des her­an­na­hen­den Schar­bocks. Man soll­te hier­aus schlie­ßen, daß er in die­ser Ueber­men­ge ein wirk­sa­mes Gegen­mit­tel des Seesch­ar­bocks selbst abge­ben müs­se, und die Erfah­rung hat die­se Ver­mut­hung größ­tent­heils bestä­tigt. Was die Schrift­stel­ler dem Zucker noch für and­re wohlt­hä­ti­ge Kräf­te für die Gesund­heit des Men­schen frei­ge­big bei­le­gen, beruht noch größ­tent­heils auf lee­rer Muth­ma­sung. Eher kann man behaup­ten, daß der Zucker den Leib eröf­ne, die Mager­keit beför­de­re, den Ueber­fluß der Gal­le ver­min­de­re, und wenn man aus den Ver­su­chen an Wür­mern, Amphi­bi­en und an Tau­ben Schlüs­se zie­hen darf, die Reit­zbar­keit der Faser min­de­re, und erschlaffe.

Er ist schwa­chen rachi­ti­schen Kin­dern, bleich­süch­ti­gen und hys­te­ri­schen Frau­ens­per­so­nen gewöhn­lich nicht dien­lich, bekömmt aber alten Leu­ten von straf­fer Faser nicht sel­ten sehr wohl. In Brust­krank­hei­ten wird er oft gemis­braucht und trägt oft viel dazu bei, sie chro­nisch zu machen.