Zink

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Zink, (Spi­au­ter, Zin­cum) ein bläu­licht weiß glän­zen­des, sehr zähes, und unter dem Streck­wer­ke sehr dehn­ba­res Metall, je nach sei­ner Rei­nig­keit von 6, 862 bis 7, 291 spe­zi­fi­schem Gewich­te, vor dem Glü­hen, bei kaum 700° Fahr. schmelz­lich, und in ver­schlos­se­nen Gefä­ßen sub­li­mir­bar. Blos bis nahe an das Schmel­zen erhitzt, wird es so sprö­de, daß es sich pül­vern läßt; es ros­tet fast nie, zer­set­zet sich unter Was­ser all­mäh­lich unter Aus­sto­ßung brenn­ba­rer Luft, und läßt sich von allen Säu­ren, auch vom mil­den Ammo­ni­ak­lau­gen­sal­ze auf­lö­sen. Es schlägt Eisen aus sei­nen Auf­lö­sun­gen metal­lisch nie­der, ver­bin­det sich aber im Flus­se mit ihm nur äus­serst schwer. Mit Schwe­fel, Wis­muth und Nickel ver­bin­det es sich gar nicht; am leich­tes­ten mit Gold und Kup­fer (Mes­sing, Tomback).

Erhält man den Zink, bis zum Glü­hen erhitzt, in offe­nen Gefä­ßen schmel­zend, so über­zieht sich sei­ne Ober­flä­che immer­dar mit einem grau­en unvoll­kom­me­nen, leicht zu redu­zi­ren­den Zink­kal­ke, der Zinka­sche (cinis Zin­ci), wel­che, bis zu Ende gesam­melt, 17 Pro­zent gegen den metal­li­schen Zink zuge­nom­men hat.

Man ver­fer­tigt aber zu arz­nei­li­chen Absich­ten einen voll­kom­me­nern Zink­kalk, wenn man einen sehr gro­ßen Schmelz­tie­gel oben in die Mün­dung eines wohl­zie­hen­den Wind­ofens, aber schräg und der­ge­stalt mit der einen Sei­te sei­nes Fußes zwi­schen die glü­hen­den Koh­len stellt, daß der wei­te Theil des Tie­gels schief über dem Ofen her­vor rage. Ist hier­in der ein­ge­leg­te Zink geschmol­zen, so erhit­ze man ihn schnell bis zum Anfan­ge des Weiß­glü­hens, und berüh­re dann die Haut, die sich über das Metall gezo­gen hat, mit einem eiser­nen Spa­tel. Als­bald wird sich der Zink mit einer blen­den­den Flam­me ent­zün­den und mit einem Kopf ein­neh­men­den Duns­te einen dicken, wei­ßen Rauch ver­brei­ten, der sich inner­halb des Schmelz­tie­gels in Gestalt wei­ßer, spinn­we­ben­ar­tig leich­ter Flo­cken anlegt, die man mit einen Löf­fel her­aus­nimmt, des­sen Muschel von Draht gefloch­ten ist. Der unter dem Ueber­zu­ge von Metall­kal­ke wie­der ver­lösch­te Zink wird aber­mahls mit dem Spa­tel berührt, unter glei­chem Erfol­ge des Ent­zün­dens und Anle­gens der Blu­men in dem offe­nen Tie­gel, und mit die­ser Arbeit unter gemä­sig­tem Feu­er fort­ge­fah­ren, bis der Zink gänz­lich zu wei­ßem, lockerm, Kal­ke ver­brannt ist, dem man den Nah­men Zink­blu­men (Flo­res Zin­ci, Calx Zin­ci) bei­legt. Die dabei selbst in dem Arbeits­or­te her­um­flie­gen­den, leich­tes­ten Zink­blu­men hat das Alter­thum phi­lo­so­phi­sche Wol­le (lana phi­lo­so-phi­ca) genannt. Sie sind von glei­cher Natur mit erstern. Man ver­wahrt die Zink­blu­men in ver­stopf­ten Gläsern.

Die Zink­blu­men haben 25 Pro­zent Gewichts­zu­nah­me erhal­ten, und sind gänz­lich feu­er­fest. Bei jedem Glü­hen erschei­nen sie von gel­ber Far­be, und wer­den erst beim Erkal­ten ganz weiß; sie lösen sich leicht in allen Säu­ern auf, und las­sen sich unter Koh­len­staub, wie­wohl schwe­rer als die Zinka­sche zu metal­li­schem Zin­ke wie­der herstellen.

Wenn sich noch graue Thei­le unter den ver­fer­tig­ten Zink­blu­men befin­den, so müs­sen sie gepül­vert und durch Schläm­men von dem leich­ter nie­der­sin­ken­den, grau­en, unvoll­kom­me­nen Zink­kal­ke geschie­den wer­den; unter Prä­pa­ri­ren.

Zur Berei­tung der Zink­blu­me muß der reins­te Zink genom­men wor­den. Wir haben nur zwei Sor­ten die­ses Metalls im Han­del, den ost­in­di­schen oder viel­mehr chi­ne­si­schen, und den gos­la­ri­schen. Der ost­in­di­sche, – auch wohl (zwei­deu­tig) Tuta­n­ego genannt, ist von grö­ßerm spe­zi­fi­schem Gewich­te und grob­wür-flich­tem Bruch, kömmt in läng­licht vier­ecki­gen Blök­ken von 18 bis 20 Pfund, auch von 40 Pfund Schwe­re zu uns, ist wohl­fei­ler und wird für den reins­ten gehal­ten, da er kaum ein hal­bes Pro­zent Blei bei sich führt. Sei­ne Gewin­nungs­art ist uns unbe­kannt. Der gos­la­ri­sche wird als ein Neben­pro­dukt beim Schmel­zen des soge­nann­ten Ram­mels­ber­ger (Blei- und Sil­ber-) Erzes durch eine Art late­ra­ler Destil­la­ti­on an der dün­nern (küh­lern) Vor­wand des hohen Ofens gewon­nen, ist theu­rer, spe­zi­fisch leich­ter, von strah­lig blät­te­ri­gem Bru­che und kömmt in den Han­del in unförm­lich run­den Kuchen mit dem braun­schwei­ger Pfer­de gestem­pelt, jeder von 3 bis 8 Pfund am Gewich­te. Er soll mehr Blei als der ost­in­di­sche bei sich füh­ren. Man räth den ost­in­di­schen vor­zu­zie­hen zur Berei­tung der Zink­prä­pa­ra­te. Wenn indes­sen ganz gerei­nig­ter Zink (Zin­cum depur­a­tum) ver­langt wird, so kann er, vor­aus­ge­setzt, daß der metal­li­sche Zink von Schwe­fel­le­ber nicht auf­ge­lö­set wird, auf kei­ne Art voll­kom­me­ner gerei­nigt wer­den, als wenn man ihn gekörnt und mit einem Zehn­tel lau­gen­sal­zi­ger Schwe­fel­le­ber ver­mischt, aus einer irde­nen Retor­te übertreibt.

Da die Zink­blu­men der ein­zi­ge Kalk die­ses Metal­les ist, den man inner­lich ver­ord­net, so muß man von ihrer Rein­heit über­zeugt seyn. Man glü­het sie und läßt sie wie­der erkal­ten, da dann die in der Hit­ze ent­stan­de­ne gel­be Far­be wie­der ver­schwin­den muß, wenn sie kein Eisen ent­hiel­ten. Man löset sie in Sal­pe­ter­säu­re bis zur Sät­ti­gung auf, gießt in die fil­trir­te Flüs­sig­keit (um einen etwa­ni­gen Blei­ge­halt zu ent­de­cken) eine gesät­tig­te Koch­salz­auf­lö­sung, und fährt, wenn eine Weiß­trü­bung ent­steht, fort, sie hin­zu­zu­gie­ßen, bis kein wei­ßer Boden­satz (Horn­blei) mehr nie­der­fällt. Die dar­über ste­hen­de, klar fil­trir­te Flüs­sig­keit wird, mit Glau­ber­salz ver­setzt, durch einen ent­ste­hen­den wei­ßen Nie­der­schlag (Gyps) die Ver­fäl­schung mit Kalk­er­de, Krei­de, u.s.w. zu erken­nen geben. Wol­len sich die Zink­blu­men nicht völ­lig in kal­ter Sal­pe­ter­säu­re auf­lö­sen, so kann der Rest auf wei­ßen Thon pro­birt wer­den. Frisch berei­te­te Zink­blu­men brau­sen nicht mit Säu­ren, eben so wenig die in ver­stopf­ten Glä­sern auf­ge­hob­nen; und fin­det man brau­sen­de, so sehe man (nach obi­ger Pro­be) zu, ob sie nicht etwa Kalk­er­de enthalten.

Man hat die Zink­blu­men in destil­lir­ten Was­ser und Sal­ben oder auch im trock­nen Pul­ver als ein adstrin­gi-ren­des und trock­nen­des Mit­tel in feuch­ten­den Geschwü­ren, Haut­aus­schlä­gen, wun­den Haut­stel­len und feuch­ten Augen­ent­zün­dun­gen äus­ser­lich ange­wen­det. Ihr inne­rer Gebrauch (wo sie zuwei­len Schweiß, Erbre­chen und Abfüh­ren erre­gen) hat häu­fig Krämp­fe man­cher­lei Art, selbst Keuch­hus­ten, Fall­sucht (vor­züg­lich von Schreck), Veits­tanz, und meh­re­re Zufäl­le von all­zu gro­ßer Beweg­lich­keit der Faser mit Schwä­che geho­ben; wie­wohl die oft ver­geb­li­che Anwen­dung der­sel­ben in ähn­lich schei­nen­den Uebeln immer noch zu erken­nen gie­bt, daß man die genau­en Fäl­le, wo sie hal­fen, nicht sorg­fäl­tig unter­schied. Viel­leicht ist auch Säu­re im Wagen eine der Bedin­gun­gen ihrer Wirksamkeit.

An den bei­den Zink­kal­ken, der Zinka­sche und den Zink­blu­men, könn­te die Arz­nei­kun­de völ­lig genug haben, und sie bedürf­te nicht noch drei and­rer, die sich blos durch das Alter­thum ihres Gebrauchs und durch Unrei­nig­keit aus­zeich­nen, ich mei­ne den in den Essen der Mes­sin­g­ar­bei­ter sich anset­zen­den, in halb-zylin­der­för­mi­gen Stü­cken vor­kom­men­den grau­en Zink­kalk (zin­ki­scher Ofen­bruch, Tutie, Tutia, ale-xan­dri­na; Cad­mia, for­nacum, botry­res; Nihil gri-seum), fer­ner das wei­ße Nichts (Nihilum album, Nil. Pompho­lyx) einen locke­ren, voll­kom­me­nen, an den höchs­ten und ent­fern­tes­ten Orten in Zink­erz­rös­ten und Mes­sing­öfen ange­flo­ge­nen Zink­kalk, oft mit Gyps und Krei­de ver­fälscht, und end­lich den gegrab­nen, stein­har­ten, doch nicht mit Stahl Feu­er schla­gen­den, gilb­li­chen, gel­ben oder bräun­li­chen Gal­mei (lapis ca-lami­na­ris, Cad­mia nati­va) einen mit Eisen­kalk, Thon­er­de und Kie­sel­er­de ver­meng­ten Zink­kalk, in wel­chem aber des lez­tern Ver­hält­niß äus­serst schwan­kend ist von 84 Pro­zent bis zu vier und fünf Pro­zent her­ab. Alle die­se drei Kal­ke hat man fein gepül­vert in Pflas­tern, Sal­ben und Augen­was­sern als trock­nen­de, ent­zün­dungs­wid­ri­ge und adstrin­gi­ren­de Mit­tel ange­wen­det; den Gal­mei auch, ver­we­ge­ner­wei­se, inner­lich. Die Ram­mels­ber­ger zink­hal­ti­gen Blei- und Sil­ber­er­ze laugt man noch der ers­ten Rös­tung aus, sie­det das Hel­le der Lau­ge in blei­er­nen Pfan­nen gar, (bis das Salz dar­in in sei­nem eig­nen Krystal­li­sa­ti­ons­was­ser zer­gan­gen ist) rührt sie dann in höl­zer­nen Trö­gen bis sie fast kalt und das Salz dar­in locker und weiß gewor­den ist, wel­ches man in höl­zer­ne For­men, wie die des Hut­zu­ckers, schlägt, wor­aus die har­ten Bro­de des gos­la­ri­schen wei­ßen Vitri­ols (wei­ßer Galit­zen­stein, Vitrio­lum album) ent­ste­hen. Da aber jene Erze eine Men­ge Metal­le, unter andern auch Eisen, Kup­fer und Blei ent­hal­ten, so fin­det sich auch, daß der wei­ße Vitri­ol aus­ser dem Zink noch einen Ant­heil die­ser drei Metal­le, wenigs­tens der bei­den erstern, enthält.

Ob man nun gleich die­sen unrei­nen Zink­vi­tri­ol zu meh­rern Gra­nen, ja selbst bis zum Quent­chen inner­lich als ein schnell­wir­ken­des Brech­mit­tel bei ver­schluck­ten schäd­li­chen Sub­stan­zen (nicht fres­sen­der Art) oft hülf­reich befun­den hat, an wel­cher Wir­kung das dar­in gegen­wär­ti­ge Kup­fer kei­nen gerin­gen Ant­heil zu haben scheint, so soll­te er doch, wenn man die­sen Behuf und die äus­se­re Anwen­dung des­sel­ben aus­nimmt, zu dem übri­gen innern Gebrau­che nie in die­ser unrei­nen Gestalt ange­wen­det, son­dern vor­her stets gerei­nigt wer­de. Hie­zu dient eine aus Zink gegos­se­ne, halb­ku­gel­run­de, inwen­dig blank­ge­scheu­er­te Abdampf­scha­le, wor­in man den in Was­ser auf­ge­lö­se-ten wei­ßen Vitri­ol so lan­ge sie­den läßt, bis ein schwe-fel­le­ber­luft­hal­ti­ges (nicht ange­säu­er­tes) Was­ser (aus glei­chen Thei­len Wein­stein und Kalk­schwe­fel­le­ber durch Schüt­teln mit 30 Thei­len Was­ser berei­tet) kei­nen far­bi­gen Nie­der­schlag mehr, son­dern einen blos wei­ßen zeigt.

Weit lang­wei­li­ger gelangt man zu die­ser Rei­ni­gung, wenn man eine Auf­lö­sung von vier Unzen des käuf­li­chen wei­ßen Vitri­ols in neun Unzen destil­lir­tem Was­ser, fil­trirt, in eine ver­stopf­te glä­ser­ne Fla­sche füllt, ein hal­bes Quent­chen fein gefeil­ten Zink hin­zu­schüt­tet und die Mischung an einen mäsig war­men Ort eini­ge Tage hin­stellt, dann die mit einem dun­keln metal­li­schen Ueber­zu­ge inkru­stir­te Zink­fei­le her­aus­nimmt, und zum zwei­ten, auch wohl zum drit­ten und vier­ten Mah­le, kurz, so lan­ge ein hal­bes Quent­chen fri­sche Zink­fei­le zu der Auf­lö­sung bringt, bis die bei ähn­li­cher Diges­ti­on unver­än­dert und blank blei­ben­de Zink­fei­le den völ­li­gen Nie­der­schlag der frem­den Metal­le zu erken­nen giebt.

Nur einer von die­sen bei­den, oder ein aus der Auf­lö­sung des metal­li­schen Zinks in Vitri­ol­säu­re eigends berei­te­ter rei­ner Zink­vi­tri­ol (Vitrio­lum Zin­ci, Zin­cum vitrio­la­tum, von Eini­gen auch Gil­la Theo­phras­tigenannt), ein herb zusam­men­zie­hend metal­lisch schme­cken­des, wei­ßes Salz in vier­sei­tig säu­len­för­mi­gen, zusam­men­ge­drück­ten Krystal­len mit vier­sei­ti­gen End­spit­zen, wel­ches an der Luft all­mäh­lich ver­wit­tert ‑darf zu inner­li­chem Gebrau­che ver­wen­det wer­den. In die­ser rei­nen Gestalt in Was­ser auf­gelößt und trop­fen­wei­se ein­ge­ge­ben, hat er sich nach viel­fäl­ti­gen Erfah­run­gen als ein vor­treff­li­ches Mit­tel für alle die Fäl­le erwie­sen, wo die Zink­blu­men hülf­reich befun­den wor­den sind, selbst, wie man sagt, gegen wei­ßen Fluß, rheu­ma­ti­sche und gich­t­i­sche Beschwer­den, Geschwü­re, u.s.w. äus­ser­lich in 200 bis 400 Thei­len Was­ser auf­gelößt in feuch­ten Augen­ent­zün­dun­gen, in stär­ke­rer Auf­lö­sung aber als blut­stil­len­des Mit­tel in feuch­ten Geschwü­ren, Haut­aus­schlä­gen, Mut­ter­schei­den­vor­fäl­len, u.s.w. nur daß auch hier die Fäl­le der hülf­rei­chen und unschäd­li­chen Anwen­dun­gen nicht bestimmt genug unter­schie­den wor­den sind.

Löset man sol­chen rei­nen Zink­vi­tri­ol in zehn Thei­len Was­ser auf und tröp­felt eine Auf­lö­sung von Pota-schlau­gen­salz so lan­ge hin­zu, als noch ein wei­ßer Nie­der­schlag zu Boden fällt, den man sorg­fäl­tig aus­süßt und trock­net, so erhält man einen gefäll­ten rei­nen Zink­kalk (Calx Zin­ci prae­c­e­pi­ta­ta), wel­cher nicht nur die arz­nei­li­chen Eigen­schaf­ten der Zink­blu­men, son­dern auch vor die­sen noch den Vor­zug grö­ße­rer Rein­heit besitzt.