Präpariren

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Prä­pa­ri­ren (der Pul­ver.) Hier­un­ter ver­steht man im engern Sin­ne die völ­li­ge Fein­rei­bung (laevi­ga­tio, por­phy­ri­sa­tio) eini­ger Pul­ver von erdi­gen und mine­ra­li­schen Sub­stan­zen unter Zusatz einer Flüs­sig­keit. Zu die­ser Absicht wer­den die schon ziem­lich fein gesto­ße­nen Pul­ver die­ser Art (von rohem Spieß­glanz, Spieß­glanz­glas, Schwe­fel, Gal­mei, Tutie, Bern­stein, Aus­ter­scha­len, Krei­de u.s.w.) auf einem bei den Mahlern gewöhn­li­chen Rei­be­stei­ne, das ist, einer ebe­nen Plat­te vom här­tes­ten Stei­ne, am bes­ten von Por­phyr (lapis laevi­ga­to­ri­us, Por­phy­ri­tes) mit einem Läu­fer (einer Art unten glatt abge­stutz­ten Kegels) von glei­chem Stei­ne, oder auf einer matt­ge­rie­be­nen Glas­plat­te mit glä­ser­nem Läu­fer unter öfte­rem Zusat­ze einer klei­nen Por­ti­on destil­lir­ten Was­sers, (damit die Mas­se eine Art dün­nen Brei­es bil­de) der­ge­stalt gerie­ben, daß man den mit bei­den Hän­den gefaß­ten Läu­fer den größ­ten Kreis­weg auf dem Rei­be­stei­ne mit­telst meh­re­rer klei­ner Kreis­läu­fe umschrei­ben läßt, und so die Mas­se meh­rent­heils in der Mit­ten bleibt. So lan­ge das Geräusch beim Rei­ben noch eini­ger­ma­ßen rau­schend ist, so lan­ge eine Pro­be des Gerie­be­nen auf dem Hand­rü­cken hin­ge­stri­chen noch angrei­fend ist, oder zwi­schen den Zäh­nen noch knirscht, so lan­ge ist das Pul­ver noch nicht fein genug präparirt.

Man ver­stat­tet zwar auch mar­mor­ne Rei­be­stei­ne, aber sie sind nicht zu erlau­ben, außer für wei­che, oder gleich­ar­ti­ge Sub­stan­zen, (z.B. für Bern­stein, Aus­ter­scha­len, Krei­de). Die här­tern Din­ge rei­ben so viel vom Mar­mor hin­weg, daß sie end­lich kaum zur Hälf­te das sind, was sie seyn sollen.

Jenes har­te Eisen­erz, der Blut­stein, wird am bes­ten zwi­schen zwei stäh­ler­nen Plat­ten lävigirt.

Um gro­ße Quan­ti­tä­ten zu prä­pa­ri­ren bedarf man einer Prä­pa­rir­ma­schi­ne, das ist einer Hand­müh­le, wo mit­telst Kur­bel, Zahn und Getrie­be ein obe­rer Mühl­stein (Läu­fer) über einem untern, fest­lie­gen­den (Boden­stein) wage­recht läuft, in einer sehr klei­nen Ent­fer­nung, die durch eine Stell­schrau­be bestim­met wird. Außen­her­um sind bei­de Stei­ne mit einer Ein­fas­sung von Böt­ti­ger­ar­beit umge­ben, mit einer ver­schließ­li-chen Oef­nung über dem Boden­stei­ne, wodurch man die fein­ge­rie­be­ne Mas­se aus­lau­fen läßt. Durch das Loch im Mit­tel­punk­te des Läu­fers bringt man von oben die rohe zu prä­pa­ri­ren­de Sub­stanz und die nöthi-ge Flüs­sig­keit ein. Bei­de Stei­ne sind von den här­tes­ten Werk­stü­cken gear­bei­tet, doch ganz glatt, ohne Hauschläge.

Obgleich die genann­ten, und ähn­li­che Sub­stan­zen die Befeuch­tung mit Was­ser ver­tra­gen, so gie­bt es doch and­re, wel­che wäh­rend der Bear­bei­tung, wenn sie nicht schnell been­digt wer­den kann, wegen ihrer inwoh­nen­den thie­r­i­schen Gal­ler­te bald zu fau­len anfan­gen. Von die­ser Art sind die Krebs­stei­ne, die Thier­kno­chen, die Hecht­kie­fer, die Moosko­ral­li­ne u.s.w. Die­se wer­den am bes­ten mit Wein­geist oder Brannt­wein statt des Was­sers befeuch­tet. Da roher Spieß­glanz, Schwe­fel, Zin­no­ber, und Bern­stein die Anfeuch­tung mit Was­ser gewis­ser­ma­ßen ver­schmä­hen, so dient auch bei ihnen die Anfeuch­tung mit Brannt­wein als der bes­te Zusatz.

Eisen­fei­le wird auf dem Por­phyr­stei­ne gewöhn­lich ohne Zusatz des Was­sers fein gerie­ben, ganz tro­cken, um sie vor Ros­te zu ver­wah­ren. Ver­muth­lich wür­de star­ker Wein­geist nicht ohne Vort­heil zum Anfeuch­ten genom­men wer­den. Sie muß aber, vor dem Lävi-giren, im eiser­nen Mör­ser bes­tens gesto­ßen, und durch­ge­beu­telt seyn, da die nur grob gepül­ver­te Eisen­fei­le unter dem Lau­fer nur zu klei­nen Kügel­chen, nie fein wird.

Da aber eini­ge Sub­stan­zen eine gro­ße Fein­heit brau­chen, um sich ohne Wider­wil­len ein­neh­men zu las­sen (z.B. Krei­de, und Aus­ter­scha­len), and­re um in dem Thei­le, zu dem sie bestimmt sind, nicht den min­des­ten Reitz zu ver­ur­sa­chen, son­dern blos mild und arz­nei­lich zu wir­ken (z.B. gebrann­ter Gal­mei und Tutie für Augen­was­ser und Augen­sal­ben), noch ande­re hin­ge­gen, weil sie in grö­be­rer Gestalt fast unkräf­tig im mensch­li­chen Kör­per sind, in größ­ter Zart­heit aber ansehn­lich arz­nei­kräf­tig wer­den (Schwe­fel, roher Spieß­glanz), so muß man sich bestre­ben, die­se und ähn­li­che genann­ten Sub­stan­zen zu der höchst­mög­li­chen Zart­heit zu brin­gen, und sie dann erst prä­pa­rirt, oder wenn man will, fein prä­pa­rirt (z.B. Alco­hol, Pol­len tutiae prae­pa­ra­tae) nen­nen.

Zu die­ser Absicht ist der leich­tes­te und gewis­ses­te Weg, die genann­ten schon bes­tens lävi­gir­ten Kör­per (nicht aber die, wel­che leich­ter als Was­ser sind) zu schlem­men (elut­ria­re, elut­ria­tio).

Man rührt die lävi­gir­te, brei­ähn­li­che Sub­stanz in einem gro­ßen Zucker- oder Ein­mach­gla­se unter eine gro­ße Men­ge rei­nes Quell­was­ser oder destil­lir­tes Was­ser wohl durch­ein­an­der, daß sich der fei­ne­re Theil des Pul­vers gleich­för­mig dar­in ver­brei­te und schwim­mend blei­be, wäh­rend der grö­be­re sich zu Boden senkt. Die trü­be Flüs­sig­keit wird vom Boden­sat­ze abge­gos­sen und bei Sei­te gestellt, bis das zar­te Pul­ver sich all­mäh­lich abge­setzt hat.

Der grö­be­re Theil wird, wo nöthig, noch­mals lävi-girt, und aber­mals so geschlemmt, daß nur der feins­te Theil davon zu gute gemacht wird.

Man gießt das Was­ser von dem zar­ten Boden­sat­ze behut­sam und sach­te ab, und trock­net ihn, ent­we­der gleich­för­mig auf ein Fließ­pa­pier ver­brei­tet, wel­ches auf einem ebe­nen, gro­ßen Stü­cke trock­ner Krei­de liegt, wel­che die Feuch­tig­keit schnell ein­saugt, oder man tro­chi­scirt den Brei.

Zu letz­te­rer Absicht muß man den Boden­satz etwas län­ger ste­hen las­sen, und das Was­ser mög­lichst genau davon her­un­ter gie­ßen, damit der Brei etwas dick­lich wer­de. Hie­mit füllt man einen weiß­ble­cher­nen Trich­ter etwa halb voll an, steckt die Pfei­fe des Trich­ters in das abge­run­de­te mit einem Loche (und einem klei­nen Fuße nicht weit davon) ver­seh­ne Ende eines sechs Zoll lan­gen Stü­ckes Holz, der­ge­stalt daß der Fuß einen Zoll vor der Mün­dung der Pfei­fe vorrage.

Hebt man so, am Stie­le ange­faßt, das Werk­zeug sammt dem gefüll­ten Trich­ter in die Höhe und klopft ganz lei­se damit auf den Fuß, so fällt jedes­mal eine klei­ne Por­ti­on Brei kegel­för­mig her­aus auf ein Fließ­pa­pier, auf wel­chem die­se klei­nen Brei­ke­gel dicht neben ein­an­der gesetzt wer­den. Das damit besetz­te Papier wird dann auf den Boden eines Sie­bes gelegt zum Trocknen.

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