Weißsandel

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Weiß­san­del, San­talum album, L. [Breynii, Icon. tab. 5. f. 1.] ein in Ost­in­di­en, vor­züg­lich auf Solor, Siam und Timor woh­nen­der gro­ßer Baum mit dun­kel­blau­er Blü­t­he, des­sen Stamm­holz gewöhn­lich in gro­ßen Schei­ten zu uns kommt, des­sen Holz (gel­bes San­del­holz, San­talum citrinum) hart, schwer, in Län­gen­fa­sern theil­bar, etwas glän­zend und von rost­ar­tig gel­ber auch bleich­gel­ber Far­be ist, von duf­ten­dem, hän­gen blei­ben­dem, zwi­schen dem uri­n­ar­ti­gen und ambra­ähn­li­chen inne ste­hen­dem Geru­che, und gelind aro­ma­ti­schem, den Mund mit einer eig­nen Schär­fe erfül­len­dem Geschma­cke. Es gie­bt in der wäs­se­ri­gen Destil­la­ti­on 1/​64 sei­nes Gewich­tes eines gilb­li­chen, in Was­ser nid­der­sin­ken­den, nach Ambra wohl­rie­chen­den, in der Käl­te but­ter­ar­tig gerin­nen­den äthe­ri­schen Oels.

Das wei­ße San­del­holz (San­talum album) wel­ches einen weit gerin­gern Geruch und Geschmack, aber grö­ße­re Fes­tig­keit hat, scheint, der sichers­ten Mei­nung nach, der äus­se­re Theil des Stamm­hol­zes des­sel­ben Baums, oder der Splint des­sel­ben zu seyn; And­re behaup­ten, es kom­me von einem ähn­li­chen, im Aeus-sern kaum unter­scheid­ba­ren Baume.

Da die Alten nicht nur die­se bei­den Sor­ten, son­dern auch das rothe Holz der San­del­flü­gel­frucht (w.s.) (das rothe soge­nann­te San­del­holz) fast immer nur zusam­men, unter dem Nah­men der San­del­höl­zer brauch­ten, so läßt sich von ihnen kein äch­tes Urt­heil über die beson­de­re Arz­nei­kraft des gel­ben San­del­hol­zes erwar­ten. Das ein­zi­ge, was sie mit Wahr­schein­lich­keit glaub­ten, war, daß es Schweiß trei­be; die etwa­ni­ge stär­ken­de, und blut­stil­len­de Kraft aber schei­nen ihre San­del­holz­trän­ke von dem rothen ent­lehnt zu haben. Aus­ser­dem will man beob­ach­tet haben, daß das gel­be San­del­holz in epi­de­mi­schen Schweiß­fie­bern und in der Was­ser­sucht hülf­reich sei.

Daß es nicht ohne besond­re und wirk­sa­me Arz­nei­kraft sei (wie­wohl wir sie gar nicht genau ken­nen), zeigt der Umstand, daß die Arbei­ter, wel­che das San­del­holz fäl­len, gewöhn­lich mit einer Art hit­zi­gem Fie­ber mit Ver­stan­des­ver­wir­rung befal­len wer­den, wahr­schein­lich von dem gif­ti­gen Duns­te des zer­klein­ten Hol­zes, und der eig­ne, sei­ner ent­fern­ten Lieb­lich­keit unge­ach­tet ziem­lich ver­däch­ti­ge Geruch. Es soll­te also fort­an nie­mand so unbe­son­nen seyn, das gel­be San­del­holz in Holz­trän­ken so unbe­dingt und sorg­los zu verordnen.

Da das Holz von Weiß­plü­mier, näm­lich das Zitron­holz oder bois de jas­min(w.s.) zuwei­len mit dem gel­ben San­del­hol­ze ver­wech­selt wer­den kann, so muß man wis­sen, daß aus­ser dem ver­schied­nen Geru­che ers­te­res nicht so wie lez­te­res in gera­de Stä­be oder Bre­ter­chen spal­tet, son­dern aus ver­wor­re­nen Fasern bestehet und die Eigen­heit besitzt, ange­zün­det wie ein Licht fortzubrennen.