Weißaffodill

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Weiß­af­fo­dill, Aspho­de­lus ramos­us, L. [Zorn, pl. med. tab. 549] mit blatt­lo­sem Sten­gel und schwerd-för­mi­gen, glat­ten, kahn­för­mi­gen Blät­tern; ein vier Fuß hohes Kraut mit peren­ni­ren­der Wur­zel an hohen, stei­nich­ten Gegen­den des süd­li­chen Euro­pa, doch auch Kärn­thens und Oes­ter­reichs, wo es im Aprill und Mai Aeh­ren wei­ßer Stern­blüm­chen mit sechs pur­pur-rothen Strei­fen trägt, und nicht sel­ten in unsern Gär­ten ist.

Die bün­del­wei­se ste­hen­den andert­halb Span­nen lan­gen, dicken, unken­her sich ver­di­ckern­den Wur­zel­fa­sern oder viel­mehr Knol­len (Rad. Aspho­de­li albi, maris, ramo­si) sind äus­ser­lich mit einem brau­nen Ober­häut­chen umklei­det, inner­lich von schmut­zig gel­ber Sub­stanz, die nach aus­sen schwam­mig, nach innen aber der­ber ist, und von unan­ge­neh­mem Geschma­cke, wel­cher bei der fri­schen scharf, bei der trock­nen aber weit mil­der seyn soll. In ältern Zei­ten hat man geglaubt, die­se Wur­zel trei­be Harn und Monat­zeit, sei in Sei­ten­schmer­zen, Hus­ten, Krämp­fen, Brü­chen und der Gelb­sucht dien­lich und erre­ge den Geschlechts­trieb; alles so unbe­stimm­te als unglaub­li­che Aeus­se­run­gen. Man hat sie eigent­lich nie im Erns­te inner­lich gebraucht. Mit der saf­ti­gen, theils rohen theils am Feu­er erweich­ten Wur­zel rieb man sich kah­le Stel­len des Kopfs und ver­si­cher­te, Haa­re und vor­züg­lich krau­se Haa­re dadurch her­vor­ge­bracht zu haben, so wie man sich auch schä­bi­ge und unrei­ne Stel­len der Haut des Gesichts und der Hän­de damit rieb, um sie rein und glatt zu machen, und so braucht man sie viel­fäl­tig äus­ser­lich (vor­züg­lich in Ita­li­en) gegen man­cher­lei Haut­aus­schlä­ge, selbst der Thie­re, bei Ohren­ge­schwü­ren, stin­ken­dem Fuß­schwei­ße, Frost­beu­len und alten Geschwü­ren. Die Neu­ern haben kei­ne bestä­ti­gen­de Erfah­rung hierüber.

Sie hat, im Back­ofen gedör­ret, zuwei­len zur Nah­rung gedient.

Unrecht ist es, wo sie ja ver­langt wird, die ganz anders gestal­te­te und anders wir­ken­de Wur­zel der Tür­ken­bund­li­lie dafür aus­zu­ge­ben, wie nicht sel­ten gesche­hen ist.