Waldhähnchenwindblume

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Wald­hähn­chen­wind­blu­me, Ane­mo­ne nemo­ro­sa, L. [Zorn, pl. med. tab. 317] mit ein­blüt­hi­gem Sten­gel, des­sen Blu­me ohne Decke ist, ein­ge­schnit­te­nen Blät­tern, und gespitz­ten unge­schwänz­ten Samen; ein sechs bis acht Zoll hohes ein­jäh­ri­ges (mehr­jäh­ri­ges?) Kraut auf har­tem, stei­ni­gem Boden auf Ber­gen in Hai­nen und Gebü­schen, wo es im ers­ten Früh­ling gro­ße wei­ße, sel­ten röth­li­che Blu­men trägt.

Die dreit­hei­li­gen, gestiel­ten, glat­ten, wenig haa­ri­gen Blät­ter (Hb. Ranun­cu­li albi, Ranun­cu­li nemo­ro-si) haben so wie die Blu­men und die Wur­zel einen unmerk­li­chen Geruch, aber einen schar­fen, bei­zen­den Geschmack. Tro­cken auf­ge­legt machen sie die Haut roth, frisch zer­quetscht aber zie­hen sie Bla­sen. Ihre Auf­le­gung auf die Hand­wur­zel so daß die gequetsch­te Pflan­ze eben beim begin­nen­den Fros­te zu wir­ken anfängt, hat zwar drei­tä­gi­ge Früh­lings­wech­sel­fie­ber nicht sel­ten ver­trie­ben, die ent­zün­de­te Stel­le artet aber leicht in ein fres­sen­des Geschwür oder in Brand aus. Eben so haben die Alten einen sol­chen Brei auf Grind­köp­fe gelegt, man sagt, mit Erfolg, aber gewiß nicht ohne die größ­te Gefahr, da zuwei­len Asphy­xien, Zuckun­gen der Augen und rei­ßen­de Kopf­schmer­zen davon ent­stan­den sind.

Das in Schwe­den gebräuch­li­che davon destil­lir­te Was­ser (aqua ranun­cu­li albi) besitzt die­sel­be Schär­fe, als das von der Küchen­schell­wind­blu­me, die in einem brenn­ba­ren, leicht krystal­li­sir­ba­ren, höchst schar­fem Sal­ze liegt. Man hat sich des­sel­ben äus­ser­lich als eines Wasch­was­sers gegen Aus­schlä­ge des Gesichts bedient, bei Ueber­mas­se aber mit schäd­li­chem Erfol­ge, da die Haut von einem etwas gesät­tig­ten Was­ser leicht ange­fres­sen wird.

Vom Dick­saf­te will man Monat­zeit trei­ben­de Kräf­te wahr­ge­nom­men haben; sein Gebrauch erfor­dert aber die äußers­te Vor­sicht. Thie­ren erregt der Genuß der fri­schen Pflan­ze leicht Blut­har­nen und Dysenterie.