Traubengänsefuß

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Trau­ben­gän­se­fuß, Cheno­po­di­um Botrys, L. [Zorn, pl. med. tab. 225] mit läng­lich­ten aus­ge­schweif­ten Blät­tern, und blät­ter­lo­sen, vielt­hei­li­gen Blu­men­trau­ben, ein fuß­ho­hes, sowohl im wär­mern Euro­pa als auch im tem­per­ir­ten Deutsch­land, in Schle­si­en, Kärn-then, Bay­ern und Tyrol auf san­di­gem Boden ein­hei­mi­sches Som­mer­ge­wächs, wel­ches in san­di­gen Gär­ten wuchert und im August blüht.

Das kleb­rig anzu­füh­len­de Kraut (Hb. Botry­os, vul­ga­ris) hat einen beson­dern bal­sa­mi­schen, Kopf ein­neh­men­den, auch wohl Trun­ken­heit erre­gen­den Geruch, und einen dem ähn­li­chen, aro­ma­tisch­bit­ter­li­chen Geschmack; es läßt die­sen Geruch und Geschmack in der Destil­la­ti­on mit dem Was­ser über­ge­hen, wel­ches dann 1/​320 äthe­ri­sches Oel ent­hält von zum Theil flüs­si­ger, zum Theil talg­ar­tig erhär­ten­der Beschaf­fen­heit. Beim Trock­nen behält das Kraut sei­ne Kraft größ­tent­heils. Der Dick­saft ent­hält kry-stal­li­ni­schen Salpeter.

Man hat wenig Gebrauch von die­sem Krau­te gemacht, ob es gleich viel Arz­nei­kraft zu haben scheint. Hie und da im katarr­ha­li­schen Hus­ten, in der schlei­mi­gen Eng­brüs­tig­keit, und der geschwü­ri­gen Lun­gen­sucht hat man es gerühmt, so wie nicht weni­ger in Hys­te­rie, (krampf­ar­ti­ger?) Ver­hal­tung der Monat­zeit und in der blä­hungs­ar­ti­gen Auf­trei­bung der Hypo­chon­dri­en bei Kin­dern (dem soge­nann­ten Anwach­sen). Das zwi­schen Klei­der geleg­te Kraut soll die­sel­ben vor Mot­ten bewahren.

Der stark rie­chen­de Samen (Sem. Botry­os, vul­ga-ris) ist wurm­trei­bend befun­den worden.

Hie und da haben, wo der Trau­ben­gän­se­fuß nicht leicht zu bekom­men war, die Apo­the­ker den Amber-gän­se­fuß unter­ge­scho­ben; sehr unrecht, da kein Kraut genau die Kräf­te des andern besitzt, und es immer straf­bar für den Apo­the­ker bleibt, durch ein quid pro quoirgend einer Art den Absich­ten des Arz­tes vor­grei­fen zu wollen.