Thymsaite

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Thym­sai­te, Cus­cu­ta Epi­thy­mum, L. [Flor. dan. tab. 427] mit stiel­lo­sen, fünft­hei­li­gen Blu­men, und pal­li-saden­ar­ti­gen Deck­blätt­chen, eine nied­ri­ge, ein­jäh­ri­ge Schma­ro­zer­pflan­ze, wel­che, kaum aus der Erde ent­spros­sen, sich um die nie­dern Gewäch­se, Thy­mi­an, Glied­kraut, Sophien­rau­ke, Dos­ten, Laven­del, Andorn und vor­züg­lich um die Hei­de­ar­ten schlingt, und, wäh­rend ihre Erd­wur­zel abstirbt, ihre wur­zeln­den Sten-gel­knöt­chen in die Rin­de die­ser Gewäch­se senkt, um aus der­sel­ben ihre Nah­rung zu zie­hen. Vor­züg­lich auf den Fel­sen des wär­mern Deutsch­lands blüht sie im Brachmonate.

Das dün­ne, rothe Kraut mit sei­nen Bee­ren (Hb. Epi­thy­mi) ist geruch­vol­ler als die Flachs­sai­te, und sein Geschmack ist schär­fer, pri­ckeln­der, im Gau­men anhal­ten­der, mit etwas Küh­len­dem ver­mischt. Auch zogen es die Alten der Flachs­sai­te vor und rühm­ten es in melan­cho­li­schen und hypo­chon­dri­schen Beschwer­den, im Schar­bock, im Schwin­del und der Fall­sucht, so wie gegen die (oft ein­ge­bil­de­ten) Ver­stop­fun­gen der Gefä­ße des Unter­lei­bes. Man glaub­te, es füh­re die schwar­ze Gal­le aus, und sei harn­trei­bend. Soll­ten auch die­se Lob­sprü­che sich blos auf empi­ri­sche Muth­ma­sun­gen grün­den, so läßt doch die ganz eig­ne, mit besond­rer Küh­lung ver­misch­te, im Mun­de sehr anhal­ten­de Schär­fe der fri­schen Flachs­sai­te und Thym­sai­te, die ich bei kei­nem andern Gewäch­se ange­trof­fen zu haben mich erin­ne­re, aller­dings auf eigen­ar­ti­ge, viel­leicht noch feh­len­de Arz­nei­kräf­te schlie­ßen, die ein beob­ach­ten­de­res Jahr­hun­dert erwarten.

In der trock­nen Destil­la­ti­on erhält man viel Säu­re daraus.

Die Alten gaben die­sem Krau­te unnö­thi­ger­wei­se ver­schied­ne Nah­men, je nach­dem es auf die­ser oder jener Pflan­ze ange­trof­fen ward, Epi­thym­brum, Epi-myr­tus, Epi­dic­tam­nus, Epi­la­van­du­la, Epimar­ru-bium, u.s.w. wie­wohl die­se Pflan­zen die Natur der Thym­sai­te offen­bar nicht verändern.

Man brach­te es ehe­dem tro­cken, (mit Thy­mi­an­krau­te ver­mischt) von gelb­grün­li­cher Far­be aus Klein­asi­en und Kan­di­en (Epi­thy­mum cre­ti­cum);der Dick­saft aus dem fri­schen, eben Bee­ren tra­gen­den Krau­te, und, wenn es nicht zu haben ist, aus der Flachs­sai­te, scheint die vor­züg­lichs­te Form zu seyn, und von dem trock­nen die Tinktur.